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Could you just .. safe me .. please?
Atticus jubelte, schwang seine Stimme in die Masse der kreischenden, in Ekstase gefangenen Fans, die den Sieg von Großbritannien bejubelten. Es war so laut, dass er sich selbst nicht hören konnte, nicht einmal seine eigenen Gedanken drangen richtig zu ihm durch - oder vielleicht dachte er in diesem Augenblick auch einfach nicht, denn die Freude war größer, nahm einfach jeden Zentimeter seines Körpers ein. Sie hatten gewonnen! Kanada versank in Schmach, während ihr Nationalteam donnernd durch die Lüfte sauste, mit zum Sieg gereckten Fäusten. Und die Fans tickten aus - so auch Atticus, dessen Gebrüll mit dem Rest der Menge verschwamm. "Yeeees, was für ein Sieg!", brüllte er zu niemandem bestimmten, da er mit vollkommen Fremden auf die Tribüne gequetscht stand. Seine Eltern waren irgendwo ein paar Reihen unter ihm, bestimmt jubelten sie auch, wenn auch verhaltener, denn sie waren schon alt und ein wenig tattrig. Kurz machte er sich Sorgen um ihr Wohlergehen, konnte das jedoch ziemlich schnell beiseite schieben. Es wurde gerangelt, Fremde umarmten sich, manche strichen sich sogar Tränen aus den Augen. Doch urplötzlich schwankte die Stimmung, wurde von Entsetzen durchtrieben. Atticus war einer der Letzten, der diesen Umschwung mitbekam. Im einen Moment hatte er noch die Flagge von Großbritannien in der Hand, und in der Nächsten bildete sich eine kalte Gänsehaut auf seinem Körper. Er wurde von Eis überzogen, sein Nacken prickelte, sein Jubelschrei verstummte. Stattdessen entstand ein ganz anderes Gedränge, verursacht von Dementoren, die das Stadion mit ihrer schwebenden Leere, ihren wabernden Umhängen und dem eisigen Versprechen eines Todeskusses füllten. Atticus kannte Dementoren nur aus dem Unterricht, und dort waren sie mehr theoretisch als praktisch behandelt worden. Als sie den Patronus erlernt hatten, war alles unter Kontrolle gewesen, kein Dementor in Sicht, und da hatte er auch niemals Angst verspürt. Jetzt bekam er zum ersten Mal in seinem ganzen Leben Angst. Und er war niemand, der übermäßig viel davon besaß, war immer jemand, der die Klappe aufriss und die Schultern zuckte, wenn andere schon längst kreischten. Auch heute blieb er größtenteils cool, während in seinem Inneren ein Chaos ausbrach, das ihn starr, ja sogar wie gelähmt, zurückließ.
Die Menschenmassen stolperten übereinander und er wurde überrannt, an die Seite gedrängt, bekam einen Ellenbogen ins Gesicht und wäre fast zu Boden gegangen. Im letzten Augenblick konnte er sich wieder fangen, schmeckte mit der Zungenspitze Blut auf seiner Lippe. "DEMENTOREN", kreischte irgendeine grelle Frauenstimme, und kalte Finger des Grauens packten Atticus' Herz, quetschten es in seiner Brust zusammen, bis es nichts weiter als ein Aschehäufchen war. Er wurde von der Masse weiter geschoben, aber der Weg war zu weit, das Gedränge zu unübersichtlich. Und überall wurde geschrien. Vereinzelte Patroni sprangen aus den Zauberstäben, aber es waren viel zu viele Dementoren. Unter ihren Kapuzen lag Finsternis, in die sie die Menschen ziehen wollten. Atticus wurde schwindelig und er hielt sich an einer Balustrade fest, um nicht weiter gespült zu werden. Doch kaum war er wieder bei Atem und fingerte nach seinem Zauberstab, lief jemand direkt in ihn hinein. Eine langhaarige Gestalt mit einem Gesicht wie ein Laken riss ihn zu Boden. Ein paar Worte verließen die weichen Lippen, während Atticus nach seinem eigenen Zauberstab tastete und bemerkte, dass es sich um Alexis handelte. Den Jungen mit den hübschen Haaren, den er aus der Schule kannte. Nicht gut, aber immerhin. Bei Merlin, er sah aus, als würde er jeden Augenblick zusammenklappen. Atticus rang nach Atem und versuchte, sich auf die Füße zu kämpfen, während Alexis seinen Zauberstab rief. Doch ein Stiefel landete auf seiner Hand, brachte sein Gelenk zum Knacksen. "Argh, verfluchte Scheiße!", schimpfte er vor sich hin und Tränen schossen ihm in die Augen, was ihn noch wütender machte. Nur war er gerade selbst nicht in einer guten Verfassung, um sich großartig zu wehren oder irgendetwas gegen den Schmerz zu machen. In seinem Inneren zitterte er, während er verbissen den Kiefer zusammenpresste. Mit purer Gewalt kam er auf die Füße und stieß unachtsam einen Fremden beiseite, bevor er Alexis am Kragen packte und ebenfalls auf die Füße zog. "Hast du deinen Zauberstab?", keuchte er und sah sich hektisch um. Wohin rannten die Massen überhaupt? Alles war von Dementoren umzingelt, es gab keinen Ort, an den sie fliehen konnten. Kalter Griff ums Herz. Atticus schluckte, sein Atem war nichts weiter als ein flaches Zittern. Er packte seinen Zauberstab, aber seine Hände zitterten. Fehlte ihm gerade etwa der Mut für den Patronus? Nein. Ihm fiel bloß einfach keine positive Erinnerung ein. Alles in ihm schrie und wand sich und war kalt als würde er aus Eis bestehen. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt.
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Alexis hatte noch nie so viel Angst gehabt. Es war nie die Art von Angst, die man vor einer wichtigen Arbeit hatte oder wenn man jemanden, für den man schwärmte, um ein Date fragte - und auch wenn Alexis in der Regel nicht so wirkte, er kannte dieses Gefühl, er wurde damit wohl einfach nur besser fertig als die meisten anderen - es war nicht die Art von Angst, die der Schreck hinterließ, wenn man mit einem Messer bedroht worden war, auch schon geschehen. Sie ging viel tiefer, drang in jede Faser des Körpers und raubte selbst den letzten Hauch von Hoffnung. Jegliches schöne Gefühl schien aus seinem Körper zu weichen, jede Freude, jedes Glück schien einfach aufgesaugt zu werden von den schwarzen Gestalten, deren Umhänge wirkten, als wären sie dunkler als die finsterste Nacht, die das Licht förmlich aufzusaugen schienen. Hätte ein Blitz plötzlich den Tag erhellt, Alexis wäre nicht überrascht gewesen, denn alles wirkte farblos, kalt und düster. Nichts war mehr geblieben von der Ekstase eines guten Finalspiels, von der Euphorie des gewonnen World Cup-Titels. Es gab nichts mehr außer diese alles erdrückende Angst, die sich mit kaltem Griff um sein Herz legte und das Leben regelrecht aus ihm herausquetschen zu wollen schien. Und für einen Menschen, für den Freiheit grundlegend war und der seine Emotionen in solcher Intensität auslebte, wie Alexis, war es umso schrecklicher, wenn diese Emotionen plötzlich nur noch aus Angst und Traurigkeit, Schmerz und Hilflosigkeit bestande. Zumal seine ausgeprägte Empathie ihn auch empfänglicher machte für die Einflüsse der geisterhaften Wesen, die sonst das Zauberergefängnis Askaban bewachten. Ein Grund mehr niemals dorthin zu kommen.
Der Schmerz war gut. Auf erschreckende Weise bohrten sich die spitzen Schmerzen überall dort, wo er auf Holz geprallt war, durch die Panik und schärften sein Sichtfeld wieder. Die ersten Wellen des Schmerzes waren einfach in dem Adrenalinstrom der Panik untergegangen, aber langsam kam Alexis zu sich, auch weil sie sich durch den Sturz ein wenig mehr von den Dementoren entfernt hatten. Ein Moment des Atemholens, der sicherlich nicht lange anhalten würde, dass war ihnen wohl beiden klar. Denn sowohl der andere Junge - er kam Alexis wage bekannt vor, aber in einem Jahr war es ihm nicht gelungen alle seine Mitschüler kennen zu lernen .. Attila oder so ähnlich, irgendetwas in der Art, kein gewöhnlicher Name auf jeden Fall - als auch er standen nur auf einer Insel mitten im reißenden Ozean der Panik. Alexis zuckte zusammen, als sein Eschenholzstab in seine Hand sprang, den er fast schon vergessen hatte, da er sich wieder panisch umblickte. Im nächsten Augenblick packte ihn etwas am Kragen und riss ihn hoch, bis Alexis eher taumelnd zum Stehen kam und den Gryffindor mit schreckgeweiteten Augen anblickte. Zumindest war er nicht mehr alleine und es war sogar ein bekanntes Gesicht.
Es dauerte einen Moment, bis die Nachfrage wirklich zu ihm durchdrang und noch einen, bis sein Blick sich auf seine Hand senkte und er wirklich registrierte, dass er seinen Zauberstab wieder zwischen den Fingern hielt, Momente, die sich wie Stunden zu strecken schienen und gleichzeitig hatte Alexis das Gefühl, alles im Zeitraffer zu betrachten. Ein Dementor wurde nur einige Meter weiter im letzten Moment von einem Keiler-Patronus von einem bewusstlosen Menschen fortgerissen, während ein kleiner Magier die Sitzreihen herabsprang, überraschend gelenk für sein Alter, den langen weißen Bart hatte er sich um die Hand gewickelt. Normalerweise hätte dieses Bild Alexis sicherlich zum Lachen gebracht, aber in diesem Moment war ihm wirklich nicht nach Lachen zu mute. Immerhin schenkte es ihm wieder einen Hoch von Hoffnung. Hektisch blickte er sich um, während er ein "Ja, hab ich." ausstieß, dann blieb sein Blick an der Feldbegrenzung hängen. Wenn die Dementoren ins Stadion kommen konnten, vielleicht hatten sich auch die Sicherheitszauber an der Balustrade gelöst oder zumindest gelockert. Vielleicht konnte sie dort hindurch und dann durch die Spielerka... Alexis dachte nicht mehr länger nach. Immer noch stand ihm die Panik ins Gesicht geschrieben, als er einfach Atticus` Hand griff, ohne zu fragen, und begann die Sitzreihen herunterzuspringen und den Gryffindor mitzuziehen. Aus den Ausgängen gab es kein Entkommen und auch die Dementoren sammelten sich dort, weil dort einfach die meisten Menschen waren, deren Gefühle man sich einverleiben konnte. Es war Wahnsinn dort hindurchzuwollen. Im besten Fall setzte man sich Minuten den Dementoren aus, im schlimmsten Fall wurde man niedergetrampelt. Und an einen Patronus war für Alexis nicht einmal zu denken. Weder beherrschte er ihn, noch wüsste gerade, wie er gewirkt würde. Da war weglaufen doch die bessere Alternative. Und auch wenn Atticus` Finger irgendwie klamm wirkten .. es waren menschliche Finger. Das gab Alexis zumindest einen brüchigen Hauch von Sicherheit.
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