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Love makes us act like we are fools
Das war wieder einer der Momente, in denen Ryleigh sich fragte, ob der Cruciatus-Fluch wirklich so verwerflich war. Vielleicht konnte man damit einem Vollidioten wie Isak endlich Vernunft eintrichtern. Für Ansprache war er schon lange nicht mehr empfänglich, da musste man drastischere Methoden aufziehen. Und dabei hatte sie nicht in Erinnerung, dass er schon immer so gewesen war. Wenn sie sich richtig erinnerte, dass er ihr sogar eine Weile lang immer mal wieder geholfen hatte. Und an sich hatte Ryleigh ein ziemlich gutes Gedächtnis für die Leute, die ihr halfen. Aber jegliche Bevorzugung deswegen hatte er schon lange verspielt. Dennoch .. es brachte nichts ihm hier mitten in der Öffentlichkeit an den Hals zu gehen. Er war ein Professoren-Liebling und Vertrauensschüler, man würde ihm glauben, dass er Mairwen zufällig angerempelt hatte und Mairwen hatte sich in den letzten Monaten durchaus einen .. gewissen Ruf erarbeitet, der sicher auch schon an manch einen Lehrer durchgedrungen war. Nicht das es um Ryleigh besser stand. Spätestens seit ihrem Duell mit Elliot zu Beginn des Schuljahrs war ihr Ruf klar. Nichtsdestotrotz hätte sie ihm am liebsten sein dreckiges Lachen aus dem Gesicht geschlagen. Stattdessen war sie mit ein paar schnellen Schritten bei Mairwen und zog sie hoch. Isak bekam noch ein kurzes wütendes Funkeln, bevor sie ihre .. beste Freundin zügig weg von der Szenerie zog, ohne Gegenwehr zuzulassen. Sie mussten sich diesem Wichser nicht länger stellen, als zwanghaft nötig war. Und zumindest schien Mairwen sich schnell einzukriegen, nachdem Ryleigh einen Augenblick befürchtet hatte, sie würde nach ihr schlagen, als sie herumgewirbelt war. Weniger aus Wut auf sie, sondern aus dem Impuls heraus.
Kurz warf sie einen Blick über die Schulter, als sie in einer der Fensternischen angekommen waren, um abzusichern, dass Isak ihnen nicht gefolgt war, schließlich konnte sie sich kaum darauf verlassen, seine Schritte zu Hören, dann wandte sie sich wieder Mairwen zu und musterte sie kurz. Irgendwie war es immer noch etwas awkward zwischen ihnen. An sich hatte sich alles zum Guten gewandt, nach ihrem heftigen Streit Anfang des Schuljahres. Dennoch, auch nachdem sie sich in den Ferien entschuldigt und sie sich ausgesprochen hatten, hatte Ryleigh sich zurückgehalten, Mairwen versucht soviele Freiräume wie möglich einzuräumen, damit sie Zeit mit Sofian verbringen konnte. Nicht das sie je geglaubt hätte, dass die Beziehung wirklich lange halten würde, ihre Meinung von Sofian war doch recht festgefahren, aber es war Mairwens Entscheidung ob sie ihm glauben wollte oder nicht. Es war nicht Ryleighs Sache das zu beurteilen.
Und sie hatte schließlich auch Recht behalten. Die Trennung war jetzt gut einen Monat her, aber es hatte sie doch auf gewisse Weise mit Genugtuung erfüllt, dass sie von Anfang an richtig gelegen hatte .. und genau deswegen hatte sie sich weiterhin von Mairwen fern gehalten, nicht unbedingt Kontakt gesucht. Sie wäre kein Trost gewesen, keine Ablenkung. Und sie hatte die Sorge gehabt im Eifer des Gefechts genau das auch zu sagen. Und .. es war einfach schon eine Weile gewesen. Es war einfach awkward gewesen einfach wieder auf Mairwen zuzugehen. Vielleicht war es ihr deswegen auch nicht gelungen.
Ryleigh holte ihren Zauberstab aus der Tasche und ließ ihn einmal über Mairwens Kleidung wandern. Zwar gelang es ihr nicht sie auch wieder sauber zu hexen, aber zumindest trocknete sie und Mairwen würde sich nicht den Tod holen, wenn sie hier draußen ständen, der November hatte England vollkommen im Griff und es wurde auch langsam wirklich kalt. Erst dann beobachtete sie Mairwens Gesten, um dabei leicht den Kopf zu schütteln. "Vergiss es einfach." tat sie Mairwens Entschuldigung mit einem etwas schiefen Grinsen ab, bevor sie leicht die Stirn runzelte. Philian hatte also offensichtlich mit ihr geredet .. endlich. Der Hufflepuff hatte sich wirklich lange genug Zeit gelassen, nachdem sie ihm vor einigen Wochen den Kopf gewaschen hatte. Ihre Freunde waren bisher noch nie so anstrengend gewesen wie in diesem Monat. Aber zumindest schien sich ja alles langsam zum Guten zu wenden. "Zwischen euch ist alles gut?" erkundigte sie sich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Dass sie hier über die Freundschaft zwischen Mairwen und Philian sprach, während Mairwen eher von einer Beziehung sprach .. nun, woher sollte Ryleigh das ahnen? Dafür hatte sie zu wenig Zeit mit ihrer besten Freundin im letzten Monat verbracht. Außerdem .. wer erwartete schon, dass sich Gefühle so schnell änderten? "Und vergiss Isak. Ich kümmer mich um ihn." stellte sie dann mit grimmiger Mimik fest. Der Ravenclaw hatte ihre beste Freundin einmal zu oft schikaniert. Irgendwo hatte alles eine Grenze. Nur würde sie ihn sich nicht in aller Öffentlichkeit vorknöpfen.
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Noch immer ruhte eine leichte Übelkeit in seinem Magen.
Mehr als sonst wirkte Philian einfach nur vollkommen ab vom Schuss, sodass er irgendwann aus dem Unterricht ausgeschickt worden war, in Richtung Krankenflügel, weil er ja doch nichts mitbekommen hatte. Wo war er denn mit seinen Gedanken gewesen? Er konnte die Frage nicht mal beantworten und hatte einfach nur das Gewächshaus verlassen, nachdem er einen der kleinen Setzlinge in seiner Hand zerdrückt hatte, weil er einfach nicht aufgepasst hatte. Umso besser war es da, dass er vor dem ganzen Ansturm an Schülern gehen durfte .. auch wenn seine Gedanken sich immer wieder verflüchtigten und nichts wirklich zu greifen bekamen, weil sie sich zwischen seinen Fingern auflösten. Holy Shit, er hatte mit seinem besten Kumpel gekifft. Im Schlafsaal. Einer höheren Klassenstufe. Und auch sonst lief Ian grade ziemlich auf einem anderen Kurs, was er sich niemals hätte erträumen können. Gehörte man so irgendwann zu den coolen Kids und hatte seine Ruhe? Sicher war er sich nicht, aber gut, er war bereit, ohne jeden Zweifel an Basil zu glauben. Und der hatte ihm schließlich den Joint zwischen die Lippen geschoben. Wortwörtlich. Von alleine wäre der Spinnet niemals auf die Idee gekommen, sowas einzuatmen und ein bisschen ekelhaft war es ja auch. Anscheinend nicht nur für’s eigene Gefühl, denn seine Schwester hatte irgendwann am Morgen auch schon ihren Kommentar zu den Schatten unter seinen Augen fallen lassen, ob er denn mittlerweile dazu übergegangen wäre, die Nächte nicht mehr mit Schlaf zubringen zu wollen oder ob er nicht doch etwas ausbrütete. Philian war ziemlich erleichtert gewesen, als der Unterricht angefangen hatte und er ihr hatte aus dem Weg gehen können. So wie fast allen anderen. War gar nicht so schwer, wenn man keinen Wert auf Konversationen legte – ein Außenseiter war er sowieso immer, nur manchmal log er sich selbst in die Tasche um ein anderes Bild zu bekommen. Da war dann die Wahrheit fast schon bitter erleichternd. Manchmal, eben. Doch wahrscheinlich hätte Ian gar nicht die Konzentration gefunden, in einer größeren Gruppe zuzuhören und immer in den richtigen Momenten zu reagieren .. da war es wirklich gut, dass er früher hatte gehen dürfen. So wandte er sich von den Gewächshäusern ab, um in Richtung Schloss zu kommen.
Durch den Innenhof. Der Lauf durch die Hölle für Teenager, nachdem es zum Unterrichtsende geklingelt hatte. Trotz der Kälte sammelten sich viele Schüler grade im Innenhof und taten, was junge Menschen eben so taten .. nach Sensationen geiern und alles lautstark kommentieren, was eigentlich keines Kommentares bedurfte.
Er würde einfach nie wieder etwas rauchen.
Das stand definitiv fest. Wenngleich die Sache irgendwie die Freundschaft zu seinem besten Kumpel gerettet hatte, war sich der Spinnet nicht so sicher, ob es den Preis wert war. Für seine zwei besten Freundinnen hatte er sowas nie tun müssen. Seine .. feste und beste Freundinnen, wenn er es denn genau nehmen wollte. Oder nicht? War er nicht irgendwie jetzt mit Mairwen zusammen – weil er die Sache geklärt hatte? So vollkommen anders und unerwartet, wie alles gekommen war, so sehr füllte es den jungen Hufflepuff auch mit Zweifel darüber, was nun war. Was sein würde. Denn irgendwie war es leichter, sich etwas zu wünschen und immer wieder enttäuscht zu werden – wie etwas zu haben und mit dem Gefühl des eigenen Versagens leben zu müssen. Nicht, dass er das getan hatte. Aber er hatte Angst, es würde so kommen und am Ende würde er nichts mehr haben. Würde er nicht besser wie Sofian sein, weil er Mairwen verletzt hatte.
Er merkte erst von dem Tumult um sich herum, als er fast drinnen stand. Ian war stehen geblieben, wo plötzlich um ihn herum lauter Gelächter laut wurde und er gar nicht wusste, wieso. Wenigstens hörte es sich nicht danach an, als wäre das in seine Richtung gemeint gewesen – da konnte man dann auch mal abwartend rumstehen, bis sich alle von dem Weg verflüchtigt hatten und er weiterziehen konnte. Zumindest bis zu dem Moment, wo er glaubte da etwas Vertrautes gehört zu haben. So leicht war das zwischen den ganzen Menschen auch nicht. „Mairwen?“, murmelte er leise.
Er hörte, wie die anderen Schüler über die Situation spotteten – wie sie verhöhnten, dass sich die Ravenclaw hatte retten lassen müssen, um nicht auszuticken. Unruhig umrundete Philian den Pulk und wandte den Kopf immer wieder in die eine oder andere Richtung, um einen vertrauten Stimmlaut mitzubekommen. Um etwas Orientierung zu finden.
Er wusste aus Erfahrung, dass es schwer werden würde, wenn sie mit Ryleigh unterwegs war. „Ryleigh?“, folgte einfach aus Gewohnheit, während er ein wenig in eine Richtung ging – weg von den vielen Stimmen in seinem Rücken.
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Ein Streit war immer blöd und nervig, für alle Beteiligten, vor allem wenn sie sich eigentlich mochten und einfach nur eine schwierige Situation aufgetreten war. Mairwen hatte es gehasst von Ryleigh fern zu sein und doch war es ihr kaum möglich gewesen ihrer besten Freundin nach der Trennung von Sofian noch ins Gesicht zu blicken. Davor hatten sie sich eben fern gehalten, damit es irgendwie mit dem Gryffindor klappen konnte und das für was? Um dann sich dann eben doch zu trennen? Hinterher kam sie sich einfach nur dämlich vor und auch wenn sie nicht glaubte, dass Ryleigh das mit Absicht machen würde, ihr würde doch die ganze Zeit ein "ich habs dir ja gesagt" im Blick stehen und das hätte die Ravenclaw kaum ertragen. So war es also, dass sie sich nur ab und zu über den Weg gelaufen waren aber all die regelmäßigen Treffen hatten sie trotz einer Aussprache, einer Versöhnung noch vor der Trennung, beiseite gelassen. Zu Beginn war es irgendwie erleichternd gewesen, aber nach und nach war das Gefühl immer schwerer und unangenehmer geworden. So erleichternd war es im Endeffekt gar nicht gewesen. Ganz im Gegenteil. Mairwen hatte sich immer schlechter gefühlt und doch genügend Ablenkung in Philian erhalten. Wenigstens das. Aber trotzdem hatte Ryleigh ihr gefehlt, das war ihr immer mehr aufgefallen.
Dass Mairwen ihren Ruf als Furie schon weg hatte - maßgeblich auch unterstützt durch Sofian und Isak - war nichts Neues. Umso mehr bedauerten es die gaffenden Schüler vermutlich, dass Ryleigh zur Stelle gewesen war, um die ganze Situation zu entschärfen. Zu gerne hätte sie dem Schweden eine Abreibung verpasst, die sich gewaschen hätte. Dann würde er es nicht mehr wagen, ihr solche Sprüche an den Kopf zu werfen. Dieser dumme Vertrauensschüler. Der war nur wichtig, mehr aber nicht. Im ersten Moment hatte sie sich gegen den Griff der Gryffindor gewehrt, aber nach und nach war ihr selbst klar gewesen, dass es vermutlich nichts brachte in dieser Situation etwas zu unüberlegtes zu tun.
Sie war froh, dass Ryleigh ihre Entschuldigung annahm. Nicht, dass sie eigentlich etwas anderes erwartet hätte, aber man wusste ja nie. So sehr hatten sich die beiden Mädchen noch nie gestritten, wie sie es wegen Sofian getan hatten. Jeder hatte seine fest definierte Meinung gehabt, von der er nicht hatte abweichen wollen. Umso besser war es vielleicht, dass sie nun getrennt waren und Ryleigh mit Philian bereits befreundet war. "Danke", gestikulierte sie kurz auf den Zauber hin. Zwar war ihre Kleidung nun dreckig verkrustet, aber immerhin trocken. Um den Rest konnten sich die Hauselfen kümmern.
Als die Zabini fragte, ob sie sich mit Philian ausgesprochen hatte, nickte sie und ein breites Lächeln huschte über ihre Lippen. Aber nicht nur das, sie kicherte kurz. "Mehr als gut", entgegnete sie mit eindeutigem Blick. Ihr Gesicht wurde jedoch wieder ernster als die Gryffindor meinte, sie würde sich um Isak kümmern. "Brauchst du nicht. Ich klär das schon...der wird sich noch wundern. Dieses Arschloch von Vertrauensschüler!" Sie würde schon irgendwie mit ihm fertig werden.
Plötzlich vernahm sie die Stimme von Philian, der nach Ryleigh rufte. Dass er sie gerufen hatte, war völlig untergegangen bei ihr. Sie blickte sich um und entdeckte den Hufflepuff. "Hier", rief sie ihn zu sich, ging dann aber ein paar Schritte auf ihn zu, um ihn schließlich zu begrüßen und dann vorsichtig zu küssen. Kurz darauf kamen sie beide zu Ryleigh zurück. Natürlich ging sie davon aus, dass die Gryffindor es wusste. Warum auch nicht? Erstens war es kein Geheimnis und zweitens hatte Philian es ihr sicher erzählt.
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Streit war beschissen. Aber vermutlich war es nicht völlig zu umgehen, auch oder gerade bei einer so engen Freundschaft, wie sie die beiden Mädchen quasi schon seit Mairwens erstem Tag an der Schule führten. Es hatte ihnen beiden nicht wirklich gut getan, aber schlussendlich war das wichtigste, dass sie jetzt wieder aufeinander zugehen konnten. Und es tat gut Mairwen wieder in die Augen blicken zu können, mit ihr zu reden, selbst wenn es wegen so einer scheiß Situation war. Aber im Endeffekt .. sie hätte Mairwen die Lacher, die Ryleigh nur bedingt wahrgenommen hatte, und die verdreckte Kleidung gerne ersparrt, aber irgendwie machte es das in diesem Moment auch leichter. Sie hatten einen gemeinsamen Feind und Ryleigh hatte einen Grund Mairwen anzusprechen, musste nicht einfach so aus dem nichts auf sie zugehen, nachdem sie eine ganze Weile wenig miteinander gemacht hatten. Denn das war irgendwie doch schwieriger, als es sein sollte, wenn man so gut befreundet war.
Mairwens Dank überging Ryleigh einfach. Das gehörte eigentlich zu den Selbstverständlichkeiten in einer Freundschaft .. ein Dank wäre angemessen gewesen, hätte sie dabei ihre Klamotten auch noch retten können. Aber Haushaltszauber gehörten nicht unbedingt zu ihren Stärken. Auch etwas worüber ihre Großmutter alles andere als begeistert war, schließlich sollte sie ja irgendwann noch meistbietend verschachert werden. Zumindest fühlte es sich für Ryleigh immer so an. Bei Mairwens Kommentar zu Philian runzelte leicht ihre Stirn, tat es dann aber ab. Vielleicht wollte Mairwen nur sagen, dass die ganze Sache ihre Freundschaft noch gefestigt hatte oder sowas. Auch wenn Ryleigh das eigentlich wunderte, dass da so gar kein awkwardes Gefühl im Raum stand, wenn man miteinander sprach. Aber sie würde sich sicher nicht beklagen, wenn sie dann wenigstens wieder regelmäßig was zu dritt unternehmen konnten, ohne das ständig so eine seltsame Stimmung in der Luft hing. Ihre Erwiderung war lediglich ein Nicken, Ryleigh wollte auch nicht wirklich wissen, wie die beiden sich ausgesprochen hatten. Sie hatte genug von dem Gefühlstheater. Hauptsache es funktionierte wieder. Bei Mairwens nächsten Worten runzelte sie schon stärker die Stirn. "Pass auf. Einige Lehrer haben dich im Auge." stellte sie mit etwas Sorge in ihren Zügen fest. Nicht dass das bei ihr etwas anderes wäre .. aber Ryleigh kümmerte sich einen Scheiß um ihren Ruf oder ihre Noten, wenn es um ihre Freunde ging. Es war sicher auch nicht taktisch klug gewesen, sich mit Elliot zu duellieren, aber sie hatte das Gefühl gehabt Cooper das schuldig zu sein. Für ihn einzutreten. "Wenn du Hilfe willst bin ich jederzeit bereit." fügte sie dann aber noch mit einem schiefen Grinsen hinzu. Und Isak hatte es wirklich verdient zu leiden. Aber vermutlich war es wirklich Mairwens Sache das aus der Welt zu schaffen, wenn sie sich selbst kümmern wollte. Da würde Ryleigh sich nicht einmischen .. oder zumindest versuchen es nicht zu tun. Ihr Temperament stand ihr da gerne einmal im Wege.
Von Philians Rufen bekam sie natürlich nichts mit. Aber das war ein Problem, womit sie sich beide wohl schon abgefunden hatten. Ryleigh konnte nicht hören, wenn er nach ihr rief, er nicht sehen, wenn sie versuchte ihn mit Winken auf sich aufmerksam zu machen. Das Ergebnis war meist, dass sie einander hinterher rannten, wenn sie miteinander reden wollten. Und Philian war dabei noch einmal akut benachteiligt. Daher blickte sie auch etwas irritiert, als Mairwen sich plötzlich abwandte, als sie dann aber dem Blick der Ravenclaw folgte, hellte sich ihr Gesicht auf. Wenn man vom Teufel sprach. Oder eher vom Dachs. Dennoch wartete sie ab, ließ Mairwen den Vortritt. Für Philian war es meist leichter, wenn er sich auf eine Person, ein Geräusch konzentrieren konnte, das hatte sie soweit verstanden. War ähnlich wie bei ihr, auf sie konnte auch immer nur einer einreden. Und schließlich hatte Mair...
Ryleighs Gesichtszüge entgleisten, als sie sah, wie Mairwen Philian begrüßte. Das war definitiv fucking nicht freundschaftlich. Es gab ja Mädchen, die Küsschen zur Begrüßung verteilten, aber erstens gehörte Mairwen dazu nicht und zweitens war dieser Kuss definitiv ein richtiger Kuss. What the fuck? Konnte mal bitte jemand die Zeit anhalten, Ryleigh brauchte ein Time-Out um das ganze mal zu verdauen. Vermutlich sah es auch nicht sonderlich intelligent aus, wie sie da wie vom Donner gerührt stand und ihre beiden besten Freunde einfach anstarrten .. die offensichtlich selbst keine Freunde mehr waren. Was sollte der scheiß? Vor zwei Wochen war Sofian noch alles gewesen und jetzt machte Mairwen mit Philian rum, um Trost zu finden? Und Ryleigh konnte nciht recht glauben, dass Gefühle sich so schnell wandelten. Als Mairwen dann endlich von dem Hufflepuff ablassen konnte, schenkte Ryleigh ihr einen ziemlich deutlichen Blick. Was war hier los? Aufklärung! Eine Begrüßung für Isak vergaß sie schlichtweg. Ihr Kopf war vollauf mit anderen Dingen beschäftigt.
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Vermutlich wäre er wohl einfach weitergetrottet, wenn er gewusst hätte, in welches Krisengespräch er dort hineinstolperte – da wäre er stillschweigend weitergegangen, als wäre er nie da gewesen. Immerhin lag es auch in seinem Interesse, dass sich Mairwen und Ryleigh aussprachen und irgendwie wieder auf einen Nenner kamen. War es die letzten Tage .. die letzten Wochen ziemlich unangenehm gewesen, mit beiden befreundet zu sein. Zwar hatten sie nie wirklich darüber gesprochen, doch war ihm nicht entgangen, dass es meist er war, der Neuigkeiten von der einen bei der anderen abließ, ohne zu wissen, dass es Neuigkeiten waren. Irgendwann hatte er sich daran gewohnt, nicht der bestinformierte Mensch zu sein, der immer alles wusste – wozu auch? Mairwen und Ryleigh sagten ihm, wenn er etwas wissen musste und meist wussten beide das untereinander sowieso schon und irgendwie hatte es eben immer gepasst. War in Ordnung so gewesen, dass Ian da als Letzter eingeweiht wurde und etwas erfuhr, was für die anderen keine Neuigkeit mehr war.
Umso verwirrender waren dann immer die Reaktionen ausgefallen, als es plötzlich nicht mehr so gewesen war und er einem der beiden unter anderem einen Schritt voraus gewesen war – irgendwie hatte Ian damit nicht wirklich umgehen können, hatte viel zu oft die Angst gehabt, dann etwas falsch wieder zu geben. Was er sich falsch gemerkt hatte, was er falsch aufgefasst hatte – man wusste nie so wirklich, was der eigene Kopf aus dem machte, dass man hörte. Er war total dafür, dass Mairwen und Ryleigh wieder miteinander redeten und miteinander befreundet sein wollten – warum beide eigentlich Streit hatten, war etwas, was Ian so halb mitbekommen hatte. Schließlich wusste er, wie gut die Gryffindor auf Mairwen’s letzten Freund zu sprechen gewesen war, wenngleich er nichts von dem wirklich fiesen Streich, der ihr gespielt worden war, mitbekommen hatte. Er konnte Ryleigh verstehen, dass diese dort nicht so begeistert war, wenn Mairwen mit so einem Kerl Zeit verbrachte. War es ihm selbst ja nicht auch ein Dorn im Auge gewesen? Wenn auch auf andere Art und Weise, nahm Ian einfach hin, dass andere Schüler seine Behinderung ausnutzten, um ihn zu verarschen und auf den Arm zu nehmen, hätte er Sofian dort nicht als Nummer eins der Schuldigen hingestellt.
Jedenfalls stand Philian total dahinter, dass Ravenclaw und Gryffindor wieder miteinander befreundet sein wollten und er wäre auch ohne eine einzige Bemerkung davon geschlichen – aber: er besaß keine Ohren wie ein Luchs und hatte sich nur an ein paar Impulsen festgehalten, welche er aufgegriffen hatte, die ihn wiederum wissen ließen, dass irgendwas passiert war und seine beiden besten Freundinnen darin involviert waren. Grund genug, herausfinden zu wollen, was da eigentlich grade ablief.
Erleichtert konnte er den Ruf von der Longbottom hören und wandte sich in ihre Richtung. Er konnte spüren, wie sie leicht seine Hand berührte, als sie einander auf dem Weg trafen und blieb stehen. Einen Moment vermutlich genauso überrascht wie Ryleigh – ja, es überraschte Philian immer wieder, wenn seine Freundin ihn zur Begrüßung küsste und dieser Moment fiel immer wieder neu unerwartet vom Himmel herab – schlich sich auch gleich das übliche Grinsen auf sein Gesicht, welches in ihrer Nähe einfach mittlerweile dazugehörte. Mairwen war Grinsen. Fertig. Ian griff nach ihrer Hand und – konnte spüren, wie es mit einem Mal ziemlich unangenehm warm in seinem Gesicht wurde, als er einen hochroten Kopf bekam. Das hier war kein Moment zwischen Mairwen und ihm, nichts irgendwo auf dem Korridor, wo nur fremde oder halbbekannte Schüler um sie herumschwirrten. Wo es keinen interessierte .. aber hatte er Ryleigh nicht erst Anfang des Monats gesagt, dass er in Mairwen verliebt war? Eigentlich musste sie es doch wissen. Nur hatten sie alle drei die letzten Tage viel zu wenig zusammen unternommen, als dass es hätte rauskommen können, wie sehr sich die Beziehung zwischen Mairwen und ihm verändert hatte. Unsicher und mit hochrotem Kopf wippte Philian auf seine Fußballen.
„Ich dachte – .. hatte gehört, Ryleigh wäre auch hier .. ?“, murmelte er unsicher in keine genaue Richtung. Konnte leicht passieren, dass er sich irrte, wo er sich im Grunde nur auf zwei ihm vertraute Namen konzentriert hatte. Sonst begrüßte ihn Ryleigh halt immer. Dass diese soeben damit beschäftigt war, ihn mit entgleisten Gesichtszügen anzuschauen, gehörte definitiv nicht zu dem, was Ian unter einer Begrüßung verstand.
„Ist irgendwas passiert? Irgendwie – waren die eben so .. aufgebracht? Ich habe nur eure Namen gehört“, fügte er dann vorsichtig hinzu.
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Die Ravenclaw winkte ab, als Ryleigh sie vor den Lehrern warnte. Das war ihr auch schon aufgefallen und doch war es ihr fast egal. Sie hatte andere Sorgen und gute Noten oder hohes ansehen bei den Lehrern war im Moment nicht ihre größte Sorge. Trotzdem war sie froh, dass die Zabini sich um sie sorgte. Für einige Tage war ihre Sorge wirklich groß gewesen, dass sie die gehörlose Hexe sich gar nicht mehr um sie kümmern würde, sie einfach vergessen würde. Wegen Sofian. Aber das war jetzt auch Vergangenheit, wie eben auch ihr Streit. Mairwen schwor sich, es nie wieder so weit kommen zu lassen und Ian würde sie ja wohl akzeptieren können, oder? Ihn mochte sie doch, also war doch auch alles perfekt zwischen ihnen. “Danke, ich weiß, aber ich werde schon mit ihm fertig. Er soll nicht glauben, dass ich zu feige bin, ihm selbst gegenüber zu treten. Das bin ich nicht. Er spielt sich einfach nur auf, als wäre er der Nabel der Welt, nur weil er Vertrauensschüler ist. Als würde das irgendwen interessieren. Er ist einfach nur ein arroganter Arsch, der sich plötzlich etwas auf sein Blut einbildet. Das hat ihm aber auch nicht dabei geholfen klüger zu werden.“ Sie wusste es zu schätzen, wie sehr Ryleigh sich für sie einsetzte, aber sie hatte keine Lust sich von Isak schließlich anhören zu müssen, wie feige sie doch war. Dass dies die gleiche Situation wie bei Ian war, sah sie nicht so, denn sie konnte sich ja rein theoretisch wehren, bei Ian nutzten die anderen ja gezielt die Chance, ihm durch sein Handicap zu schaden.
Es klang vermutlich hart, aber in diesem Moment war Mairwen tatsächlich froh, dass Ian nicht sah, wie völlig bestürzt Ryleigh sie ansah. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, es ihr nicht vorher zu sagen und sie nun hiermit damit zu konfrontieren. Die letzten Wochen waren eben schwierig gewesen und Sofian hatte deutlich dazu beigetragen. Aber das hier war wohl kaum noch als schwierig zu bezeichnen, es war eine völlig verklemmte Situation. Erst nachdem die Gryffindor sie so völlig entsetzt ansah wurde ihr klar, wie komisch ihr das wohl vorkommen musste und fast schon bereute sie es den Hufflepuff geküsst zu haben. Nicht, weil sie es nicht gerne tat, sondern… Vielleicht hätte sie sich damit diese Situation ersparen können. Sie würde auch Ian gerne so viel ersparen aber immer wenn sie das versuchte, stieß er sie von sich weg und war sauer auf sie. Jedes Mal aufs Neue wenn sie ihn verteidigte, weil es ihr eben so viel leichter fiel als ihm, dann wurde er wütend auf sie, wollte die Situation selbst klären. War ja auch irgendwie verständlich aber andererseits wollte sie ihm doch auch nur helfen.
Das Grinsen auf seinen Lippen brachte sie ebenfalls zu einem Lächeln. Es war einfach ansteckend, außerdem war es schön zu sehen, wie gut es ihm ging, wie gut sie ihm offenbar tat. Zumindest solange sie zusammen waren, aber alles andere schob sie einfach weg. Zumindest war die Situation schöner als zu vor. Als er ihr noch Vorwürfe gemacht und sie von sich gestoßen hatte, ihr aus dem Weg gegangen war. So wie jetzt war es viel besser. Doch das Lächeln auf ihren Lippen erstarb, als sie Ryleighs Gesichtsausdruck sah. „Sie ist auch hier, es ist alles gut. Der dumme Helqvist war nur der Meinung mal wieder äußerst witzig zu sein, das ist alles. Ryleigh ist gerade nur beschäftigt gewesen, sie hat dich nicht gesehen“, erklärte sie dem Hufflepuff, wandte aber noch nicht mal den Blick zu ihm. Ihr Blick lag auf der Zabini, während sie versuchte die richtigen Worte für sie zu finden. “Wir sind jetzt zusammen. Ein Paar. Okay? Er frägt nach dir…“, gebärdete sie ihr. Das waren genug Worte, genug Erklärung. Der Blick der Longbottom war eindeutig. Jetzt keine Szene und außerdem, war doch alles normal, oder? Kein Problem. Und wie sollte sie jetzt über Ian reden wenn er hier war? Das war unhöflich. Absolut. Nicht nur, weil sie sich vor dem Gespräch drücken wollte, denn anhand des Blickes ihrer Freundin konnte sie sich fast denken was folgte.
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Ja, Philian war sicherlich nicht um seine Situation zu beneiden gewesen, während Ryleigh und Mairwen zerstritten gewesen waren. Wobei es ihr Zusammentreffen auch erschwert hatte, dadurch, das Mairwen sie nicht darauf hinweisen konnte, wenn der jeweils andere in der Nähe war und einfach von den übrigen Sinnen nicht wahrgenommen wurde. Ein wenig war sie wie eine Schlüsselstelle zwischen Ryleigh und Philian. Deswegen hatte sie auch gar nicht so viel Kontakt mit dem Hufflepuff gehabt. Es war ihr irgendwie auch falsch vorgekommen, sie wollte nicht, dass er am Ende das Gefühl hatte zwischen die Fronten zu geraten, wo er ja nun wirklich nichts dafür konnte. Auch wenn er auch gegen Sofian hätte sein sollen und nicht nur, weil er selbst auf Mairwen stand. Philian war vermutlich nicht wesentlich seltener Opfer der ziemlich unschönen Scherze des Gryffindors. Oder vielleicht doch seltener, schließlich pflegte er nicht mit Sofians bestem Freund eine inzwischen doch eingesessene Feindschaft. Irgendwie waren alle Gryffindor-Kerle scheiße. Wobei Léandre .. ne, darüber wollte sie gerade lieber nicht nachdenken. "Ich tausche gerne mit ihm die Familien." bestätigte Ryleigh Mairwens Worte mit einem angeekelten Gesichtsausdruck. Wobei Mairwen sicherlich wusste, dass Ryleigh durchaus auch an ihrer Familie hing .. aber dafür vermutlich nicht wusste, wie tief die Zabinis noch in der Reinblutideologie verwurzelt waren. Und wie sehr Blaise II und Jamie immer wieder gegen Mairwen hetzten, auch wenn sie sich bedeckt hielten, wenn sie wirklich ausnahmsweise mal bei Ryleigh war oder sie abholte. Man musste den Schein nach außen ja wahren. War aber eigentlich auch besser so. Ryleigh wollte nicht, dass ihre beste Freundin wusste, wie sie sie zwischen die Fronten zog. Eines der wirklich wenigen Geheimnisse zwischen ihnen. Das andere waren die Gefühle für Léandre .. aber das war ja noch nichts greifbares. Vermutlich hatte sie einfach was falsches gegessen gehabt. Und offensichtlich auch Mairwens Gefühle, wie sich gerade zeigte.
Ryleigh wurde sich erst wieder bewusst, dass Philian sie vielleicht ansprach, als sie Mairwens Worte von ihren Lippen ablas. Ihr war bewusst gewesen, dass er die Unterhaltung der beiden Frauen nicht verfolgen konnte, aber gleichzeitig war ihr irgendwie nicht völlig klar gewesen, dass das auch bedeutete, dass er nicht einmal wirklich wusste, ob Ryleigh in der Nähe war, da sie anscheinend gerade keine spezifischen Geräusche verursachte. Sie wusste nie so genau, ob sie sich auditiv eigentlich zu erkennen gab, schließlich merkte sie nicht, wenn sie Laute von sich gab. Es hatte lange gebraucht, bis sie sich abgewöhnt hatte bei Tisch zu Rülpsen, weil es für sie einfach keinerlei Bedeutung gehabt hatte. Es war so etwas ähnliches wie Atmen gewesen. "Ich bin hier." gab sie sich mit ihrer üblich dumpf-gefühlslosen Stimme zu erkennen, bevor sie Philian kurz ihre Hand auf die Schulter legte, damit er einen besseren Eindruck über ihre Position gewinnen konnte. Sie hatte wohl mit am meisten Verständnis für seine Einschränkung und inzwischen hatte es sich einfach gegeben, dass sie ihn immer kurz berührte, wenn sie sich trafen. Das seltsamste war gewesen, als er irgendwann einmal ihren Mohawk hatte abtasten wollen, um einen besseren Eindruck zu erhalten und sie dann mit gebeugten Knien vor ihm gestanden hatte, damit er auch gut dran kam, schließlich überragte sie ihn doch noch ein gutes Stück, spätestens mit ihren allgegenwärtigen High Heels. Dann wandte sie sich wieder Mairwen zu, auch wenn das bedeutete, dass sie Philian quasi ignorierte. Das war wohl das größte Problem, wenn sie zu dritt unterwegs waren, Ryleigh konnte nur einem von ihnen beiden zuhören und wenn sie irgendwo saßen, versuchte sie sich meist so zu positionieren, dass sie beide im Blick hatte. Wobei sie sich inzwischen schon fast intuitiv immer in einem spitzen Dreieck hinsetzten, Mairwen und Philian ihr zugewandt. Genau wie sie Philian zwischen sich nahmen, wenn sie irgendwo einen etwas schwierigeren Weg entlangliefen. "Ihr seid ein PAAR?!" Ryleighs Blick zeigte vermutlich deutlich, dass das für sie keineswegs so selbstverständlich war, wie es das für Mairwen zu sein schien. Philian hatte wirklich genug mitzumachen und auch Mairwen würde sich nicht besser fühlen, wenn sie ihn jetzt als Rebound gebrauchte und irgendwann erkennen musste, was sie damit kaputt machte. Außerdem war das einfach nicht ihre Art. Einen Augenblick starrte sie Mairwen noch ungläubig an, dann winkte sie ab. "Später." gebärdete sie dann, bevor sie wieder zu Philian blickte und deutlich machte, dass dieses Gespräch beendet war. Das mussten sie nicht vor ihm diskutieren. Auch wenn er nichts davon mitbekam, außer das Luftschnappen, das Ryleighs Gebärden meist begleitete, unbewusst. "Isak ist ein scheiß Wichser." fügte sie zu Mairwens Ausführungen etwas verspätet hinzu. "Und hat das mal wieder richtig raushängen lassen." Sie hielt nichts davon das ganze vor Philian kleinzureden. Wenn er jetzt Mairwens Freund war, dann sollte er auch mal für sie eintreten. Wobei .. das eintreten sollte er lieber lassen. Wer die Tür nicht sah, würde sich vermutlich nur auf die Nase legen. Und kurz musste Ryleigh grinsen, auch wenn sie wusste, wie gemein dieser Gedanke war. Aber wer selbst ein Krüppel war durfte doch wohl auch über andere lachen!
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Wie gut sie ihm tat.
Zweifelsohne war Philian seitdem er Mairwen seine Gefühle gestanden hatte, das glücklichste kleine Einhorn auf der gesamten Welt, dessen Laune durch kaum etwas längerfristig getrübt werden konnte. Selbst die Mobbingattacken der anderen Schüler waren zwar noch immer schlimm, doch gelang es Ian umso mehr an das Gute zu glauben und sich an jenen tollen Erinnerungen mit Mairwen festzuhalten, ohne größere Schäden davon zu tragen. Natürlich hatte er auch immer an seine zwei besten Freundinnen gedacht, wenn er mies drauf gewesen war – daran, wie sehr er die Gesellschaft beider mochte. Auf vollkommen unterschiedliche Art und Weise. Doch hatte sich ebendas die letzten Wochen als schwieriger erwiesen wie es sonst der Fall gewesen war. Seitdem Mairwen und Ryleigh im Streit lagen, wusste Philian mit einem Mal nicht mehr, wohin er sich hatte wenden sollen. Selbst hatte er Ryleigh nachdem er ihr aus dem Weg gegangen war sein Geheimnis anvertraut und er hatte befürchtet, dass sie ihn darauf ansprechen würde – mit irgendeinem Masterplan, wie er das zu regeln hatte und Ian dem nichts entgegenzusetzen gehabt hätte, außer seinem eigenen Widerstand, weil es sich falsch anfühlte. Er war ihr deswegen nicht aus dem Weg gegangen, dennoch hatten sie sich kaum getroffen. Dass es daran lag, weil Ryleigh verhindern wollte, dass Philian zwischen die Fronten geriet – darauf war er nicht gekommen, wusste er zwar, warum die beiden immer wieder aneinander gerieten, doch konnte er nichts daran verändern. Philian konnte die Menschen nicht ändern, sie nicht zur Einsicht bewegen. Er selbst mochte Sofian nicht – aus vielerlei Gründe konnte er den Gryffindor nicht leiden, am Meisten doch, weil ebenjener Mairwen schadete und nicht einmal, weil er selbst immer wieder unter den Attacken des anderen zu leiden hatte. Ebenjene Attacken, die ihn genau da trafen, wo er wehrlos war – wo er nichts tun konnte, um sich dagegen zu wehren, weil er halt nicht die Augen aufmachen konnte. Er konnte schon. Es würde nur nie wieder den gewünschten Effekt bringen.
Umso mehr war es wie ein undurchdringlicher Panzer, sein Glaube an Mairwen, der ihn schützte. Ihr ging es jetzt besser. Auch wenn Ian niemals überzeugt davon war, dass es wegen ihm wäre, so spürte er einfach, dass es Mairwen besser ging. Und das war doch alles, was zählte. Alles, wofür er immer wieder sich selbst aufgeben würde, wenn sie ihn darum je bitten sollte.
Nur genau das taten Freunde nie. Feste und beste Freunde nicht – denn deswegen waren sie genau das: ebenjene Vertraute, auf die Verlass war und die einen hielten oder auffingen. Philian ging es gut. Er war glücklich, wenngleich nicht alles passte. Wenngleich er sich wünschte, wieder etwas mit beiden zu unternehmen; er war geduldig genug, darauf zu warten. Vorsichtig genug, ebenjenes nicht anzusprechen.
Er hatte gelernt in der Nähe der Gryffindor auf vieles zu hören.
Auf das, was bei anderen nicht war: sie atmete viel lauter aus, wenn sie die Luft ausstieß; wenn sie wütend war sogar noch mehr, als in allen anderen Momenten. Wenngleich Philian die Gebärden nicht hören konnte, so wusste er meist doch, wenn dem der Fall war: ab und an entwisch Ryleigh ein Geräusch – ein kurzes Aufstoßen der eigenen Stimme, welches für sie selbst ungehört blieb, was sie jedoch für ihn in den kurzen Momenten verriet. Auch wenn sich diese Fetzen kaum deuten ließen und keinerlei Rückschluss auf das zuließen, was für ihn unsichtbar gesprochen wurde, hatte Philian zumindest gelernt mit dem zu leben, was da war. Damit einen Menschen wahrzunehmen, wenngleich er ihn nicht sehen konnte, doch war es nicht immer die zuverlässigste Methode. Nicht immer für bare Münze zu nehmen, wenn er wieder einmal unsicher war und in die Stille hineinfragte, ob sich da nur jemand vor ihm verbarg oder tatsächlich niemand da war – irgendwann begann man seine Intuition anzuzweifeln und es gab keinen Weg zurück mehr, um jene winzigen Risse jemals wieder stopfen zu können.
Er hob die Hand kurz, nachdem sie ihn begrüßt hatte und nickte. Hi. Ein wenig etwas war es, was er sich ganz eigen angewöhnt hatte. Kaum zu vergleichen mit der Gebärdensprache, welche umso vieles komplexer war, wie alles was Philian jemals mit seinen Händen in der Luft würde erreichen können – aber wenige Dinge, die zu ihr gehörten und von ihm kamen. Einander Rücksicht spenden war doch ebenjenes Band, welches sie zusammenhalten konnte und dem es gelang, sie nicht auseinander brechen zu lassen, wie seltsam ihre Dreierkonstellation auch sein mochte. Leise stieß Philian ein mürrisches Brummen aus, während er mit einem Finger auf sein Bein tippte. Es war ein mehr als doofes Gefühl, wenn er genau wusste, dass die beiden Frauen miteinander sprachen – und er nur nicht wusste, worüber. Wie immer beschlich ihn das Gefühl, dass es wegen ihm war, womit er dieses Mal sogar Recht behalten hätte, wenngleich Philian stets so tat, als merkte er es nicht. Nicht ganz so. „Was hat er getan?“, erkundigte er sich dann, darum bemüht, sein Gesicht in die Richtung der Gryffindor zu wenden. Mairwen konnte ihn ja auch so hören.
„Ist – alles okay? Zwischen euch?“, fragte er dann leise und zögernd, nicht sicher, ob er die Antwort wirklich wissen wollte. Doch wusste Ian, dass er noch weniger zwischen zweien stehen mochte ohne zu wissen, wie ebenjene zueinander standen. Im Blickduell zu stehen war selbst für ihn äußerst unangenehm. „Ist nämlich echt doof, wenn ihr das nicht tut. Sau anstrengend.“ Er hob die Schultern. Schließlich war es doch Mairwen, welche das Dreieck mit verband, auch wenn Ryleigh an der Spitze saß; sie hingen alle zusammen und alle spürten, wenn etwas nicht stimmte.
„Wenn – ihr wieder miteinander redet: können wir uns auch setzen? Ich habe Kekse. Ist bequemer.“
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