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Ablenkungen können den Tod bedeuten
Mercury war in der Zeit zwischen dem vollkommen verkorksten Treffen mit Amina, bei dem er nicht nur seinen ersten Kuss erlebt, sondern gleichzeitig die Erfahrung gemacht hatte, wie schnell man eine solche eigentlich zutiefst angenehme Situation in den Sand setzen konnte, und dem nun bald stattfindenden D.A.-Training ziellos durch die Londoner Innenstadt getigert. Natürlich hatte er auch noch ein kleines Wiedergutmachungsgesteck für seine Mutter besorgen können, das nun, gut und sicher verpackt, in seinem Rucksack verstaut war, und hatte auch immer eine Gelegenheit gefunden, in einem unbeobachteten Moment den Timer des Meldevergissmichs seines Vaters zurückzustellen, nachdem er es unmittelbar nach dem Kuss natürlich vergessen hatte und sofort die besorgte Stimme seines Vaters aus dem Zweiwegespiegels vernehmen und sich mehrfach entschuldigen müssen, ohne natürlich darüber sprechen zu können, warum er den Timer nun eigentlich vergessen hatte. Daher sollte dies eine einmalige Geschichte am heutigen Tag bleiben, zumal sein Vater ihm klargemacht hatte, dass er eine weitere Verzögerung nicht tolerieren würde, schon deswegen, weil sie mit Blick auf Mercurys Mutter ja auch eine klare Absprache hatten. Dennoch hatte er nicht wirklich gewusst, wo er denn nun eigentlich hinsollte. Er war minderjährig, allein und natürlich ging ihm Amina nicht mehr aus dem Kopf, weswegen er nun einfach hoffte, dass das D.A.-Training ihn ein wenig ablenken könnte. Inwieweit das aber erfolgreich sein konnte, stand in den Sternen, zumal ihn nicht mal ein recht spontaner Besuch im British Museum davon hatte ablenken können. Aber hier im Trinity Garden ging es ja auch nicht darum, irgendwelche Ausstellungsstücke anzuschauen, die ihn in einer gemeinen Verquickung seiner blöden Gehirnwindungen letztlich doch immer an Amina erinnern, wie absurd die entsprechenden Assoziationen auch gewesen waren. Nein, hier ging es um handfestes Training, Schutzzauber, Verteidigungszauber und damit die ihm gelangen musste er sich konzentrieren und dann würde er – so seine insgeheime Hoffnung zum Abend hin – auch mal an etwas Anderes denken können, als an die Gryffindor und ihre blöden, weichen, wunderbaren Lippen…
Letztlich war er aber wiederum deutlich vor den meisten anderen D.A.-Leuten am Treffpunkt und kraulte seinen Waldkauz Rupert, der immer noch dabei war und es wohl auch irgendwie geschafft hatte, im Londoner Großstadtdickicht an dem jungen McGonagall dranzubleiben ohne allerdings irgendwem aufzufallen. Aber dass der Waldkauz clever war, das wusste der Ravenclaw ja nur zu gut und dass er der Kauz auch cleverer war als er, war ihm nun spätestens seit dem vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Lunch mit Amina bewusst. Dummerweise hatte er jetzt auch nicht mehr die bequeme und zudem wärmende Decke der Gryffindor hier und so hatte er sich auf eine kühle Parkbank gesetzt und ein kleines schwarzes Penguin-Classics-Bändchen aus seinem Rucksack gezogen, in dem er nun las, ohne sich allerdings besonders gut auf den Inhalt konzentrieren zu können, bis er schließlich den nächsten Hogwartsschüler den Weg entlang auf sich zukommen sah. Es war Peter aus seinem Jahrgang, der, wie er beim Treffen am vergangenen Sonntag erfahren hatte, wohl tatsächlich nicht nur neue Leute rekrutierte, sondern zudem neben Aminas Bruder – ja, und da war sie wieder… – sowas wie die Leiter der D.A. waren und gleichzeitig auch den Kontakt mit den jungen Phönixen hielten, die ja meistens das Training leiteten. Was der Ravenclaw aber nun über Peter selbst denken sollte, da war er sich noch nicht wirklich einig. Eigentlich war der Slytherin ein ziemlicher Rüpel und allein, dass er als Muggelgeborener in das Haus der Schlangen eingeordnet war, war für den jungen McGonagall eigentlich schon genug, was er wissen musste. Dennoch war er eben Muggelgeborener und trug den Widerspruch damit offenbar schon mit sich herum und war wahrscheinlich auch alles andere als ein Mainstreamschüler in seinem eigenen Haus. Dennoch wollte er wohl in Hogwarts für den Orden stark machen und wenn er dabei die Unterstützung von Sebastian und Frank Longbottom bekam, mussten die ihm ja wenigstens ausreichend vertrauen, um das Risiko einzugehen, jugendliche Zauberer und Hexen beim regelwidrigen Zaubern außerhalb der Schule anzuleiten. Schnell packte Mercury das Büchlein wieder zurück in den Rucksack, wobei er eigentlich auch keine Ahnung hatte, was er da grade gelesen hatte, zog stattdessen das Vergissmich hervor, das grade wieder in die rote Farbe umgesprungen war, stellte den Timer mit der Berührung seines Zauberstabs zurück und stand schließlich auf. „Hey, Peter“, grüßte Mercury den anderen Fünftklässler und hörte noch, wie Rupert mit den Flügeln schlug, um sich wieder einen ruhigen Platz in einem der die große Wiese umgebenden Bäume zu suchen.
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Bei all den Personen, die Peter so als mehr oder weniger angenehme Gesellschafter vermisste, blieb doch einer stets in seiner Nähe, wenngleich er selbst kaum Beachtung fand. Zugegeben, Rascal war kein Mensch. Er war ein ganz gewöhnlicher Kater, weiß mit schwarzen Flecken, der lediglich arg neugierig war. In jedem Fall war er zu abenteuerlustig um stundenlang in der kleinen Mietswohnung, in die sie beide für die Ferien eingezogen waren, wartend auszuharren, während sein Herrchen Abenteuer erlebte. Auch in Hogwarts folgte Rascal Peter praktisch überall hin und hatte seinen Anteil als stiller Beobachter bei jedem Streich. Der Kater sah nicht ein, dass er diese Gewohnheit ändern sollte, nur weil sie sich in London befanden. Mit ausreichend Abstand folgte er Peter, wobei dieser immer wieder aus dem Blickfeld der gelben Katzenaugen verschwand, wenn Rascal etwas anderes Interessantes entdeckt hatte. Dort roch es so verführerisch. Unter dem Busch hatte es geraschelt. Und witterte er dort nicht gar eine Katze? Doch irgendwann fand Rascal seinen Weg zurück zu seinem Herrchen; zumal dieser nun schon regelmäßig dieselben Wege ging. Peter konnte ruhig vorgehen. Rascal wollte sich erst einmal der Katze widmen, ehe er wieder zuschaute, wie die Zweibeiner ihre Holzstäbe schwangen.
Die grünen Augen glitten über die Wiese, als Peter am Trainingsplatz ankam. Seine Mundwinkel zuckten leicht, als er niemanden sah - abgesehen von Mercury. Immerhin. Der Slytherin hatte nicht damit gerechnet, dass sein Klassenkamerad in diesen Ferien zu einem zweiten Training erscheinen würde.
„Mercury“, nickte er diesem zu. „Sonst noch keiner da, hm?“ War ja irgendwie offensichtlich. Es sei denn, Sofian hatte sich in den Büschen versteckt, um ihn zu erschrecken, wie ein kleines Kind. Zutrauen würde Peter es dem Gryffindor. Allerdings wäre er an diesem Abend beinahe dankbar, seinen Rivalen zu sehen. Dann könnte er ihn immerhin zur Schnecke machen. „Wartest du schon lange?“ Immerhin war es schon ungewöhnlich, dass der Ravenclaw vor ihm am Trainingsplatz war. Gewöhnlich war Peter der Erste. Was hatte er auch sonst groß zu tun, außer seinem kleinen Bruder aus dem Weg zu gehen, damit dieser ihn nicht wahlweise mit Anschuldigen oder neugierigen Fragen löcherte?
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Es gehörte, trotz aller Umstände, die den heutigen Tag überschatteten, zu den unumstrittenen Zielen des jungen McGonagalls so viele D.A.-Trainings wie möglich zu besuchen, ebenso wie er nach den Ferien sich wieder verstärkt in den Duellierclub einbringen wollte, denn alle diese AGs und ja, auch diese halblegale Schülergruppe, die sich freiwillig traf, um sich neben dem Unterricht in der Verteidigung gegen die dunklen Künste zu üben, gehörten zu seinem Masterplan, sich für den gar Fall eines schwarzmagischen Angriffs vorzubereiten und wehrhaft zu machen, denn spätestens seit den Sommerferien sollte wohl jedem klar geworden sein, dass die Hände von böswillig gesinnten Zauberern und Hexen, weit genug reichte, um sogar während einer sportlichen Großveranstaltungen Kinder und junge Erwachsene entführen zu können, um dann Dinge mit ihnen anzustellen, die sich der Ravenclaw nicht mal in seinen schlimmsten Alpträumen ausmalen wollte. In gewisser Weise war er ganz froh darüber, dass seine älteste Schwester zumindest mit ihm bisher nicht darüber gesprochen hatte, was ihr im August zugestoßen ist, denn es reichte ihm schon das Wissen darüber, dass Flo Bescheid wusste und deren Belastung dadurch auch schon sehr groß war. Dennoch hatte er sich durch die Halloweennacht und allerspätestens nach der von Rosie so sehr hervorgehobenen Bedrohung ihrer Mutter dafür entschieden, nicht die Augen davor zu schließen, dass es hier draußen verdammt gefährlich werden und sein Vater ebenso wie seine Geschwister nicht immer dabei sein konnten, wenn er unterwegs war, auch wenn das seine Mutter sicherlich noch am liebsten gesehen hätte. Zumal das ja auch bedeutete, dass er ständig bei irgendwem am Rock- bzw. Hosenzipfel würde hängen müssen und dafür fühlte er sich einfach zu alt und hatte auch, ehrlich gesagt, keine Lust darauf. Außerdem war er ja auch nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern musste auch an seine Familie denken, besonders an seine Mutter, aber auch seine Freunde, Chloé, Amina – da war sie ja schon wieder… – und daher ließ er es sich trotz allem nicht nehmen herzukommen.
„Ähm… nein, ich hab zumindest noch niemanden… ähm… gesehen“, sagte er und begann ebenso wie der Dursley sich nach den Seiten umzuschauen, ob er schlicht jemanden übersehen hatte, was zumindest für ihn nicht sonderlich überraschend gewesen wäre, da er ja nicht mal in der Lage gewesen war, die Wörter in seinem kleinen Büchlein zu verstehen, obwohl er sie definitiv gelesen hatte. „Erwartest du denn noch jemanden oder hat jemand abgesagt?“ Der Ravenclaw war schließlich auch nur ein kleines Licht und zudem ein Grünschnabel in der Gruppe und gehörte darüber hinaus ja auch, mal wieder, zu den Küken, weshalb ihm sowieso niemand sagte, wer kam, wer definitiv wegblieb oder wer vielleicht noch vermisst wurde. Überhaupt hatte er ja keinen Überblick darüber, wer überhaupt zur Gruppe dazugehörte, oder ob sich die Mitglieder bereits auf diejenigen beschränkten, die bei seinem letzten Treffen am Sonntag hier gewesen waren.
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Wie kam es eigentlich dazu, dass Mercury und Peter außerhalb des Unterrichts nicht viel miteinander zutun hatten? Mal abgesehen davon, dass sie in verschiedenen Häusern waren. Das war ein Grund, aber kein Hindernis. Sie hatten immerhin einige Gemeinsamkeiten. Den Duellierclub zum Beispiel. Wirklich gute Noten in denselben drei Fächern, was sie gewisser maßen zu Bewertungs-Rivalen machte. Wer bekam im nächsten Test das bessere O? Sie hätten darüber Freunde werden können.
Wenn Peter nicht solch ein Arsch gewesen wäre. Hätte er nicht von Anfang an seine Streiche auf Kosten anderer, vermeintlich Schwächerer getrieben. Er hatte sogar, ganz subtil!, versucht, Mercury in sein Team zu bekommen - damals, in der 3. Klasse. Allerdings hatte er schnell gemerkt, dass der McGonagall einfach nicht der Typ war, der Jüngeren hinterrücks Flüche auf den Hals jagte. Vermutlich war er deshalb auch nicht auf die Idee gekommen, den Ravenclaw bei seinen Angels zu sehen. Doch nachdem er einmal dabei war.... Immerhin war McGonagall ein bekannter Name im Widerstand und im Orden. Nicht, dass solches ein Garant war. Potter war auch ein berühmter Name und was die aktuelleste Generation betraf, war es einfach nur noch ein Name. Es blieb eher zu hoffen, dass er nicht erneut berühmt wurde - dieses Mal auf der anderen Seite.
„Nein und nein“, erwiderte Peter seufzend, während er auf den Klassenkameraden zuging. Er erwartete niemanden mehr, wenngleich niemand abgesagt hatte. „Wir sind nicht im Unterricht und das hier ist keine Pflichtveranstaltung. Jedenfalls... ist ja auch egal.“ Mercury war nun wirklich nicht die passende Person, bei welcher Peter sich ausheulen oder auch nur seinen Frust abladen sollte. Er war eben noch nicht lange dabei und der Slytherin wusste ohnehin nicht mehr, wem er weiterhin trauen konnte. Wer nahm die D.A. überhaupt ernst genug, wenn sie nicht mehr zu den Treffen erschienen? Vermutlich sollte er die Rekrutierung doch nicht mehr Sofian überlassen? Oder wenigstens nicht die Auswahl der potentiellen Mitglieder?
Der dickliche Teenager betrachtete den Klassenkamerad, als sähe er ihn zum ersten Mal. Dabei hatten sie schon so oft in Duellen gegenüber gestanden, gemeinsam über einem Zaubertrank versagt oder gewetteifert, wem die aktuelle Verwandlung aus dem Unterricht zuerst gelang. „Warum bist du dabei?“, erfragte er schließlich. „Und warum willst du dabei bleiben?“
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In der Tat war es für Mercury immer abschreckend, wie Peter mit seinen Mitmenschen umging. Man konnte sich ja mal fetzen oder streiten, das gehörte zu einer Freundschaft dazu. Aber Peter war immer jemand gewesen, der, sobald er die ersten Streichflüche gelernt hatte, sie auch gleich nutzte und das zumeist gegen schwächere und jüngeren Schüler oder eben gegen Schüler, die ihm schon den Rücken zugewandt hatte. Dies hatte der junge McGonagall immer schon abgelehnt und es hatte ihn schon ein wenig gewundert, als Peter ebenfalls dem Duellierclub beigetreten war, wo es ja eher um das ehrenvolle Duell, als darum ging, seinen Gegner mit möglichst vielen Tricks auf die Matte zu schicken. Gut, solche Duellanten gab es auch und manchmal entschied sich der Ravenclaw auch bewusst für solch einen Gegner, um seine eigenen Fähigkeiten zu verstärken, aber da es letztlich immer darauf hinauslief, dass ihm die Unterhose über den Kopf gezogen wurde oder er mit dem Umhang an einer Säule um Hänge kam, machte er das nur, wenn es keine Alternative dazugab seine Tagesstimmung gut genug war, um einen solchen Stimmungsdämpfer verdauen zu können. Daher gehörte Peter im Duellierclub auch nicht unbedingt zu seinen Lieblingskontrahenten, auch wenn sie, schon aufgrund der gleichen Altersklasse, regelmäßig Duelle ausfechten mussten. Im Unterricht war es derweil eher Rivalität als Kooperation, die ihr Miteinander dort auszeichnete. Umso erstaunter war Mercury gewesen, als Peter ihm gegenüber die Idee der D.A., die bezeichnenderweise dem Namen nach ja sogar ihm gehörte, vorgestellt hatte. Dieser Wille zur Hilfsbereitschaft, die Aufmunterung zum Schutz Schwächerer passte so gar nicht zu dem sonst so rüpelhaften Slytherin, der gerne jüngeren Schüler Tanzflüche, Kitzelzauber oder Furunkelflüche in den Rücken jagte. Nach allem was aber in den letzten Wochen und Monaten geschehen war, war diese Gruppe eine Möglichkeit für den jungen McGonagall sich zu verbessern.
Hier bei seinem nunmehr zweiten Training der D.A. schien sich aber bereits ein kleiner Mitgliederschwund anzudeuten oder zumindest die überhöhten Erwartungen des Slytherins enttäuscht zu werden. Denn im Moment waren sie noch zu zweit, oder besser: nur zu zweit und irgendwie wäre es Mercury grade jetzt, wo seine Gedanken vor allem um Amina und ihre weichen Lippen kreisten, lieber gewesen gewesen, wenn auch noch weitere Mitglieder oder zumindest ein Trainer der Jungphönixe in den Trinity Garden finden würden, damit er dieses Trainig nicht allein mit Peter über die Bühne mitbringen müsste – und dabei vermutlich ziemlich einstecken würde, denn sein Fokus war alles andere als geeignet für ein Miniduell oder das Wiederholen der Schutzzauber, die sie beim letzten großen Training am vergangenen Sonntag gelernt hatten. Aber gut, er war jetzt hier und so nahm er die beiden Neins von Peter nur mit einem kurzen „Mhm…“ auf, zuckte mit den Schultern und kramte seinen Zauberstab aus der Jackeninnentasche, wo er ihn vor den neugierigen Blicken der Menschen in Muggellondon gut und sicher versteckt hatte. Peter fing aber nicht gleich mit dem Üben der Sprüche an. Gut, hätte Mercury auch klar sein können, weil ja nicht mal die Sicherung der Wiese stattgefunden hatte und jeder Besucher hätte sehen können, wie hier zwei Hogwartsschüler in grober Missachtung der Schulregeln mit ihren Zauberstäben wedelten. Sondern der Slytherin fragte nun wie aus heiterem Himmel, warum der Ravenclaw zur D.A. dazugestoßen war und – noch viel überraschender – warum er dabeibleiben wollte. Nachdenklich führte er seinen Zauberstab zu seinem Kinn und ließ dessen Spitze wenige Male tippen. „Na ja… also… in erster Linie weil du mich in der letzten Woche angesprochen hast. Aber das meinst du bestimmt nicht…“, schlussfolgerte der junge McGonagall im Stile der alten Detektivfiguren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Entschuldigend schüttelte Mercury den Kopf, ließ seinen Zauberstab erneut zweimal auf sein Kinn tippen und setzte dann erneut an: „Also… ähm… wie du wahrscheinlich weißt gehörte meine Schwester zu den Entführungsopfern vom Sommer.“ Und selbst wenn nicht, wusste er es jetzt, wo er es sagte und ihm mal wieder ein kalter Schauer den Rücken hinablief, als er daran dachte, was seine Schwester wohl hatte durchmachen müssen. „Ich glaube einfach, dass es wichtig ist, sich zu wappnen, denn wer auch immer dahintersteckt macht ja nicht mal vor Kindern halt.“ So viele Schüler waren entführt worden und Mercury konnte nur von Glück reden, dass es ihn nicht getroffen hatte. „Zumal es ja nicht unwahrscheinlich ist, dass es erneut Entführungen geben wird und erneut Schüler ins Visier genommen werden. Ich will es diesen… Verbrechern einfach nicht zu leichtmachen. Ich will mich verteidigen können, wenn es hart auf hart kommt wenigstens solange, bis Hilfe kommt. Daher ist es mir wichtig, jede Möglichkeit zu nutzen, meine Verteidigunszauber zu verbessern.“ Mercury Blick war ernst, die Spitze seines Zauberstabs immer noch auf seinem Kinn ruhend. Er hatte schon so oft darüber nachgedacht, dass es wie von selbst herauskam und er auch eigentlich nicht lange darüber nachdenken musste.
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Peter kannte nicht alle Opfer der August-Entführungen. Er wusste, dass in den Familien Weasley, Longbottom und Potter einige betroffen waren und auch der kleine Creevey dazu gehörte. Viel weiter hatte es ihn nicht interessiert - zumal Mercurys Schwester wohl nicht mehr in die Schule ging. Der Slytherin runzelte leicht die Stirn, nickte dann langsam.
War es zu glauben? Hatte er ausgerechnet in seinem Rivalen denjenigen gefunden, der ganz von allein ebenso dachte, wie er? „Und was ist dir wichtiger? Deine Bücher, irgendwelche Mädchen oder die D.A.?“ Das war vielleicht die wichtigste Frage. Denn alle anderen, die er oder Sofian bisher zu den Angels geholt hatten, waren sich der Ernst der Lage nicht bewusst. Gut, mit Ausnahme von Hugo. Allerdings war der so paranoid, dass er glaubte, in der D.A. würde sie nichts vollbringen. Aber er und sein geheimer Freund würden etwas bewirken. Natürlich!
Peter nickte noch einmal und ein leichtes Schmunzeln zuckte um seine Lippen. Mercury brauchte es nicht klar aussprechen. Seine Reaktion zeigte eindeutig, dass es ein Mädchen gab. „Verrätst du mir, wer sie ist?“ Nicht, dass es ihn etwas anginge oder er über den Ravenclaw herziehen wollte. Niemals nicht! „Ich mein... denk daran, dass es jeden treffen könnte. Solange du dir nicht grad... Malfoy, Montague oder etwas ähnlich eklig reinblütiges angelacht hast.“ Bestimmt nicht. Peter kannte zwar die beiden jüngeren Montague-Mädchen nicht so gut, aber Catalyna würde Mercury höchstens mit der Kneifzange anfassen. So etwas behauptete sie immerhin auch stets, wenn es um den Dursley ging. Und wieder hatten sie eine Gemeinsamkeit. „Vielleicht sollte sie auch dabei sein? Schon, damit sie dich weniger ablenkt.“ Konnte Mercury mal drüber nachdenken.
Und während der McGonagall damit beschäftigt war, konnte sich der Syltherin wichtigen Dingen widmen, damit sie auch mal anfangen konnten. Er hob seinen Zauberstab nach am ausgestreckten Arm nach oben und murmelte vor sich hin: „Protego Maxima. Cave Inimicum. Protego totalum. Salvio Hexia.“ Ob das funktionierte? Immerhin: Den Protego Maxima hatte Peter schon ein paar Mal gewirkt, ohne allerdings testen zu können, ob er auch auch tatsächlich wirksam war. Die übrigen Schutzzauber hatte er lediglich in dem Buch gelesen, dass er Ende des letzten Schuljahres einem Siebtklässler angekauft hatte. Er hatte einmal gesehen, wie Frank sie wirkte, doch noch nie selbst ausgesprochen. Etwas passierte wenigstens. Eine schwach schimmernde, silberne Kuppel zog sich wie eine Käseglocke über die beiden Jungen. Sie war klein. Wesentlich kleiner, als der Schutzkreis, den die jungen Phönixe gewoben hatten. Aber er war besser als nichts. Wenn er denn hielt.
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Mit Blick auf ihr bisheriges Verhältnis war Mercury grade gar nicht glücklich damit, dass er hier mit Peter alleine trainieren sollte. Aber gut, offenbar erschien ja niemand sonst mehr, was schon ein wenig enttäuschend war, zumal es hier ja um Sicherheit und Verteidigung ging und jedes verpasste Treffen warfen einen dann doch ein gehöriges Maß zurück. Dabei war die Gefahr doch keineswegs verschwunden. Soweit der junge McGonagall wusste, waren die Entführer immer noch nicht dingfest gemacht worden und mussten noch irgendwo in der Gegen herumstromern, wo sie jederzeit erneut zuschlagen konnten und sich beim nächsten Mal wohl kaum bloß auf erwachsene Hexen und Zauberer beschränken würden, nachdem sie gemerkt hatten, dass die Entführung von Kindern doch offensichtlich viel leichter war, konnten sie sich doch nicht wirklich langfristig gegen einen Angriff wehren. Und genau darum ging es doch bei den Treffen der D.A. Sie sollten lernen, sich zu wehren und zu behaupten und er hatte doch sogar von seiner ältesten Schwester das Ok bekommen, hier mitzumachen, allerdings unter der Voraussetzung, dass er sich nicht von sich aus in Gefahr bringen und nicht den Helden spielen sollte. Ohnehin konnte ihm nichts ferner liegen, als sich plötzlich in irgendwelche lebensgefährlichen Abenteuer zu stürzen, denn normalerweise konnte man solche ja auch immer irgendwie umgehen und wenn nicht, war es ja schon wieder eine Frage der Selbstverteidigung und war damit sicher durch die Abmachung mit seiner Schwester gedeckt.
Doch wurde er gleich wieder von Peter überrascht, was aber wohl wahrscheinlich damit zu tun hatte, dass er seit heute Mittag sowieso auf nichts Anderes mehr fokussiert war, als auf Amina und den Kuss und so wurde er auf dem falschen Fuß erwischt, als Peter ihn nach seiner Priorisierung fragte und seine Gesichtszüge für einige Augenblicke Bände sprechen musste, als der Dursley von irgendwelchen Mädchen sprach. War es so auffällig oder war der Ravenclaw vielmehr so leicht durchschaubar, dass sogar sein Rivale aus Slytherin ihn so leicht durchschauen konnte? Der junge McGonagall musste schlucken und fixierte sofort einen der Grashalme auf dem Boden, während Peter fortfuhr und weiterbohrte. „Nein, sie ist keine Reinblüterin…“, antwortete er gleich, als müsste er sich und Amina vor seinem Mitschüler verteidigen aber besonders auch Amina vor dem Vorwurf eklig zu sein, denn das war sie nun mal ganz bestimmt nicht. Sie war sogar genau das Gegenteil von eklig, aber der Ravenclaw konnte sich noch rechtzeitig zurückzuhalten, sich hier zu verplappern. Denn eigentlich war er sich ja überhaupt nicht mehr sicher, was da jetzt eigentlich mit Amina war, ob da überhaupt noch was war oder ob der Kuss eigentlich, so schön er auch gewesen war, doch irgendwie das Ende einer Freundschaft eingeläutet hatte, da sie, so dachte er, ja jetzt nicht mehr dahin zurückkehren konnten, wo sie vor dem Kuss gewesen waren, nämlich bei einer Freundschaft, die nach dem monatelangen Tief plötzlich eine ganz neue und für ihn angenehme Dynamik entwickelt hatte. Auch die nächste Frage ließ ihn ratlos zurück und nun, während Peter sich in Bewegung setzte und einige Schutzzauber um ihren Standort aufzog, grübelte der Ravenclaw darüber, ob es nicht gut wäre, wenn Amina hier mitmachen würde. Schließlich würde auch sie sich dann besser verteidigen können. Allerdings konnte er sie ja schlecht fragen und ob es eine gute Idee war, nach dem Kuss nun auch noch hier miteinander zu tun zu bekommen. Nebenbei setzte er sich in Bewegung und vollführte einen kleinen Kreis um seinen Standpunkt, denn auch wenn er grade froh war, dass der Fokus von Peter grade woanders lag, wollte er den Gesprächskontakt doch jetzt grade irgendwie nicht abreißen lassen. „Ich… weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre…“ und vor allem wusste er nicht, wie es ihrem Bruder gefallen würde, wenn sie nun auch noch hier mitmachte und sich damit auch in eine potenzielle Gefahr begab. Ganz abgesehen davon, dass ihre Beziehung ja nun alles andere als klar war. „Außerdem ist da auch eigentlich gar nichts“, sagte er schließlich wenig überzeugend, versuchte damit aber auch eine Schlussstrich hinter ein Thema zu ziehen, mit dem er sich grade so gar nicht beschäftigen wollte.
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Mercury hatte überhaupt keine Ahnung, wie enttäuscht Peter war. Was genau musste er eigentlich noch tun, um den anderen klar zu machen, wie wichtig diese Sache war? Oder - wenn er schon nichts tun konnte - was musste erst geschehen, ehe sie es begriffen? Musste erst wieder jemand entführt werden oder gar sterben? Ob sie dann endlich einsahen, wie relevant eine gute Verteidigung für ihr Überleben war?
Es gab Zauberer und Hexen, die behaupteten, der Slytherin übertrieb mit seinem Eifer. Peter sah das überhaupt nicht so. Immerhin waren sie noch Kids - so erwachsen sie auch gerne wären. Sie befanden sich noch mitten in der Schule, hatten noch so viel zu lernen und dennoch gab es da ausgebildete, erwachsene, schwarzmagische Zauberer, die ihnen an den Kragen wollten. Sie machten keinen Unterschied, ob sie Kinder oder Auroren vor sich hatten. Den Beweis hatten doch alle im August bekommen. Und gerade weil sie logischerweise weniger wussten, als die Erwachsenen, mussten sie härter und öfter Trainieren. Wie sonst sollten sie denn überleben? Warten, dass Mummy und Daddy kamen, um sie zu retten? Diese Option gab es für den Dursley nicht.
Peter konzentrierte sich auf die Beschwörungen, die er in einem Buch gelesen hatte, von welchem die Professoren behaupteten, der Inhalt sei noch zu kompliziert für ihn. Er hatte bisher erst einmal gesehen, wie jemand solche Schutzzauber anwandte und sie selbst noch nie geübt. Dennoch war er einfach überzeugt davon, dass sie hielten, halten mussten. Wenn Frank und seine Freunde nicht kamen, um die Schüler zu schützen, dann hatten sie es eben selbst zu tun. Da war doch wieder der Beweis. Und dennoch zögerte Mercury, als es um dessen Freundin ging. Oder was immer dieses Mädchen auch war.
Er drehte sich wieder zu seinem Rivalen um, zu dem er, zumindest im Moment, keine der üblichen Gefühle hegte. „Würde sie uns verraten?“, fragte er geradeheraus. Immerhin hatte er keine Ahnung, für wen der Ravenclaw schwärmte. Was Peter anging, wäre er einfach nur erleichtert, würde wenigstens Isabelle endlich auftauchen. Dann könnte auch er sich besser konzentrieren und würde nicht dauernd darüber nachdenken, was geschehen sein könnte, dass ihr fernbleiben erklärte. Und das konnte eine Menge sein. Immerhin war Izzy reinen Blutes und in ihrer Familie gab es Todesser. Was, wenn diese mitbekommen hatten, mit wem das Mädchen sich abgab? Was, wenn sie dieses Verhalten nicht länger tolerierten und ihr etwas antaten oder sie auch nur dazu zwangen, die Wahrheit zu sagen? Bei der Vorstellung wurde dem Fünfzehnjährigen regelrecht schlecht und er schob den Gedanken rasch bei Seite.
„Na, wenn da nichts ist, können wir ja anfangen.“ Er stellte sich mit einigen Schritten Abstand vor Mercury, hob den Zauberstab und fixierte seinen Klassenkameraden. So oft hatten sie schon die Stäbe miteinander gekreuzt, doch stets war ein Erwachsener dabei gewesen; im Unterricht oder im Club. Der Ravenclaw gehörte nicht zu den Kids, die Peter auf den Korridoren hinterrücks verfluchte. Sie mochten Rivalen sein, im Unttericht, doch der Slytherin hatte auch eine gewisse Achtung vor dem McGonagall. Ganz einfach, weil dieser kein Opfer war.
Ebenso wie Peter hatte Mercury keine Ahnung, wie er die Frage des Slytherin beantworten sollte. Also, eigentlich wusste er ziemlich genau, was er antworten wollte, denn für den jungen McGonagall stand außer Frage, dass Amina irgendwas verraten würde, aber da sie ja gar nichts wusste und er auch im Moment nicht darauf hinwirken würde, dass die Baker etwas hiervon erfuhr – zumal er ja auch keine Ahnung hatte wie ihre Beziehung nun eigentlich aussah, ob sie noch Freunde waren, ob sie jetzt einfach einen großen Bogen umeinander machten, was es überhaupt mit dem Kuss auf sich gehabt hatte, wie sie nun damit umgehen sollten und wie Mercury sich bloß in den kommenden Tage auf die Dinge konzentrieren sollte, die geplant waren, denn eigentlich gab es noch so viel zu tun , doch im Moment konnte sich der McGonagall ja nicht mal mehr auf ein Buch konzentrieren, wie sollte er sich da auf seine Schulaufgaben konzentrieren können, für die er ja auch in seinen Schulbüchern würde stöbern müssen. Schließlich ging es da ja um nicht weniger, als um seinen so wertvollen Lernplan, der ihn Schritt für Schritt auf die ZAG-Prüfungen am Ende des Schuljahres vorbereiten sollte. Im Moment wusste Mercury so viel nicht und befürchtete auch, dass sich dieser Zustand nicht ändern würde, solange der Kuss mit Amina in seinem Kopf herumgeisterte und vor allem ihr enttäuschtes Gesicht, als sie ihn auf der Wiese sitzengelassen hatte. „Nein, nein, ganz bestimmt nicht“, antwortete er trotzdem, weil er Amina vertraute, ganz egal, was heute passiert war und zumal sie sich ja auch irgendwie kritisch zu Vorgängen in der Schule geäußert hatte. Aber da sie ja ohnehin nichts wusste, konnte sie ja auch niemandem etwas erzählen, und da sich Mercury als Neuling sicherlich nicht als Recruiter für die D.A. engagieren würde, sah er sich auch nicht in der Position, Amina von dieser Gruppe zu erzählen und sie vielleicht sogar hierfür zu gewinnen.
Mercury verfolgte derweil weiter, wie Peter die Schutzzauber um sie herum wirkte. Der Ravenclaw hatte natürlich keine Ahnung, wie oft Peter diese Zauber schon hatte wirken können und machte sich daher auch keine Gedanken darüber, ob die Schutzzauber nun stabil waren oder nicht. Er selbst konnte sie eh nicht wirken, auch wenn sich sein Zauberstab sicher pudelwohl dabei gefühlt hatte, hatte der Ravenclaw sie noch nicht gewirkt und wusste auch nicht, wie er das hier nun anstellen sollte. Er beherrschte ja zu seinem eigenen Leidweisen noch nicht mal den Schockfluch, der noch nicht im Unterricht besprochen worden war, auch wenn er schon oft gegen ihn angewandt worden war. Aber aussuchen konnte er das nicht und sobald er seine Defensivfähigkeiten verbessert hatte, konnte er sich ja auch mal auf die Offensive konzentrieren und auch mal den einen oder anderen stärkeren Offensivzauber erlernen, um sich nicht bloß einigeln zu müssen. Irgendwann schien der Slytherin die notwendigen Schutzzauber hochgezogen zu haben, denn schon hatte er sich umgedreht und nahm die Trainings- und Duellhaltung ein, die sie beide ja aus dem Duellierclub nur allzu gut kannten. Auch Mercury übernahm diese Haltung und hielt sich seinen Zauberstab vor den Körper. Er erwartete einen ersten Angriff oder zumindest irgendeine andere Lektion, die Peter hier erteilen wollte. Dennoch würde man wohl merken, dass dem Ravenclaw heute noch einiges misslingen würde, da seine Aufmerksamkeit längst nicht hier beim Training war, sondern bei Amina, wo auch immer sie nun sein mochte.
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