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It's not stalking. It's research.
Kühle Luft durchdrang seine Lungen. Er atmete flach und doch verlangten seine Lungen nach mehr. Nur am Rande bemerkte er, dass er offenbar nicht mehr in der Wohnung des Notts war. Die kalten Steine des Bodens der Gasse bohrten sich in seinen Rücken. Seine Augen waren geschlossen, während er am ganzen Körper zitterte. Viel mehr bekam er kaum mit. Sein Kopf, seine Gedanken hatten sich längst ausgeschalten. Er nahm nicht mal mehr wirklich wahr, wo er eigentlich war, fast so als hätte er vergessen, wo überhaupt der Loft der Notts gewesen war. Überall an seinem Körper klebte Blut, sein eigenes Blut und er konnte kaum sagen, welche seiner Knochen nicht gebrochen oder zertrümmert waren. Er hätte es ahnen sollen. Es war verdächtig genug gewesen, dass Ana ihn nach so kurzer Zeit nochmal hatte sehen wollen. Er war darauf eingegangen, da er sie schon in gewisser Weise vermisst hatte. Trotzdem war er vorsichtig geworden, nachdem ihr Mann sie schon einmal erwischt hatte und das Ganze nur gerade noch so glimpflich abgelaufen war. Er hatte ihm irgendwelche Erinnerungen eingepflanzt und war gleichzeitig auch noch so überzeugt von sich selbst gewesen, als Victor sich an ihn gewandt hatte mit seiner Gedächtnislücke. Ciaran war sich ziemlich sicher gewesen, dass er die ganze Situation im Griff gehabt hatte. Eben bis zu diesem Abend. Bis zu dem Punkt, an dem Victor erneut nach Hause gekommen war und sie beide beim Ehebruch erwischt hatte. Es war alles viel zu schnell geganen. So schnell, dass er nicht den Hauch einer Chance gehabt hatte, sich zu wehren. Diese Lektion jedenfalls hatte er gelernt und war inzwischen froh, dass er das Ganze überhaupt überlebt hatte. Eins wusste er nun: er würde nie wieder etwas mit einer verheirateten Frau anfangen. Ganz sicher nicht. Das Risiko war viel zu groß, dass da ein jähzorniger Mann dahinter stand. Aber es gab ja auch noch genug andere hübsche Frauen, die noch Single waren.
Dass Avery ihm gefolgt war hatte er an diesem Abend zumindest nicht mitbekommen. Ansonsten war ihm durchaus nicht entgangen, dass sie ihm hinterher war. Alleine der Fall, bei dem sie ihn zur Rede gestellt hatte, hatte ihm gezeigt, dass sie ihn verfolgte. Er war vorsichtiger geworden und doch war er der Meinung, dass er nicht sonderlich viel zu verbergen hatte. Es ging hier um sein Privatleben und nicht um irgendwelche wichtigen Dinge des Ministeriums. Aber das hatte er ihr auch schon versucht zu vermitteln, hatte sie irgendwie nicht interessiert. Es schien ihr egal zu sein, dass sie sich aus seinem Privatleben rauszuhalten hatte.
Mühsam öffnete Ciaran die Augen und blickte Avery direkt an. Was tat sie denn hier? Woher wusste sie, dass er hier war? Und doch, war er im Moment mehr als froh, dass sie hier war. Erleichterung durchströhmte seinen Körper, während er versuchte mehr Sauerstoff in seine Lungen zu bringen und dabei nur kläglich zu husten begann. "Lockwood. Stalkst du mich jetzt schon nach der Arbeitszeit?", krächzte er tonlos. Kraftlos versuchte er seinen Arm zu heben, kam aber nicht sonderlich weit. Einen weiteren Moment lang musterte er sie, bis er schwermütig zu blinzeln begann und sein Kopf wieder nach unten sank. Sie war ja jetzt da, alles war gut...konnte sein Körper ja dann auch mal aufgeben.
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Avery war heilfroh Ciarans Stimme zu hören, auch wenn sie bei seinen Worten kurz die Augenbrauen hochziehen musste. "Ernsthaft jetzt, O'Leary?", erwiderte sie trocken, doch als sein Kopf zurück zum Boden sank und es schien, als würde er das Bewusstsein verlieren, war es mit dem Spaß auch schon wieder vorbei - nicht, dass er da so unrecht hatte; nein nein.
"Ciaran, bleib wach! Bleib bei mir!" In ihrer Stimme klang Besorgnis mit, während sie an seiner Schulter tüttelte, um ihn wach zu halten. "Shit...", murmelte sie vor sich hin und warf einen kurzen Blick umher, ob sie jemand beobachtete. Tat keiner. Merlin sei Dank. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr - sie hatte ja mit vielem gerechnet, aber sicher nicht mit so etwas. Plötzlich war alle Abneigung vergessen, trat in den Hinetrgrund, denn - verdammt! - er war ein Teil ihres Teams! Egal was für Differenzen sie hatten, das hier traf sie härter als sie gedacht hatte. Darum zögerte sie auch nicht lange, sondern umfasste Ciarans Arm und Schulter fest mit ihrem und disapparierte mit einem leisen Plopp. Ciaran machte nun wirklich nicht den Eindruck, als würde er gern dagegen protestieren. Ihr erster Gedanke war gewesen, ihn erstmal aus der Kälte und vom Boden zu schaffen, obwohl sie bis dato nicht einmal mitbekommen hatte wie wenig der Ire eigentlich noch anhatte. Sie hatte lediglich das viele Blut, dass an seinem Körper klebte wahrgenommen, aber in jenem Moment nicht so richtig verarbeitet, dass er eigentlich gar nichts mehr trug. Es war eine Information, die in diesem Moment einfach nicht wichtig gewesen war, also hatte ihr trainiertes Agenten-Gehirn das ausgeblendet und sich um die wesentlichen Dinge gekümmert - ihn erstmal aus der Kälte zu schaffen.
Plopp. Avery tauchte mit Ciaran im Hausflur der Fleet Street 13 auf. Die WG mit Kit war gegen direktes Apparieren geschützt, weshalb sie mit Ciaran vor der Wohnungstür auftauchte. Sie landeten so, wie sie los appariert waren - Ciaran am Boden und Avery daneben hockend. Sie stand zügig auf, denn jetzt galt es, ihn in die Wohnung zu verfrachten, ehe jemand in dem magischen Wohngebäude auf ihrem Flur auftauchte und blöde Fragen stellte. Ein Glück, dass gerade keiner da war, denn um noch im verborgenen irgendwie hier anzukommen mit Ciaran im Schlepptau war ihr defintiv zu aufwändig erschienen. Aber sie hatten soweit Glück und nachdem mit einem schnellen Schwenk ihres Zauberstabs auf der Wohnungstür, schwang diese auch schon auf. Sie wandte sich wieder Ciaran zu, der offensichtlich nicht gänzlich in dieser Welt anwesend war und richtete ihren Zauberstab auf ihn. Ein schlichter Schwebezauber später und schon schwebte sein blutverschmierter Körper vor ihm über die Türschwelle, deren Tür sich hinter ihnen schloss.
Die Wohnung empfing sie mit einer schwummrigen Dunkelheit und Stille, nur wenig Licht fiel durch die Fenster von den Laternen hinein. Es genügte Avery,um Ciaran halbwegs sanft auf dem Sofa abzulegen, denn sie kannte das Wohnzimmer in- und auswendig. Kit schien nicht da zu sein, jedenfalls kam kein Laut aus seinem Zimmer und die Tür stand offen - ein Zeichen dafür, dass er auch nicht gerade schlief. Erst jetzt sorgte Avery für Licht und trat hastig neben dem Iren ans Sofa, ließ sich wieder in die Hocke nieder um erneut seinen Puls zu checken. Noch einmal packte sie seine Schulter und schüttelte ihn, um ihn wach zu machen. Sicher, sie hätte ihn ins St. Mungos bringen können, aber das hätte zu viele unangenehme Fragen nach sich gezogen. Fragen, die sich die MEU oder auch das "magische Militär", wie man sie nun teilweise der Öffentlichkeit vorgestellt hatte, nicht leisten konnten. Sie schüttelte den Kopf - genau SO etwas hatte sie mit O'Learys Anwesenheit prophezeit, deshalb war sie ihm ja auf Schritt und Tritt gefolgt! Das hier waren sicher nicht die Souvenir einer harmlosen Bar-Prügelei oder etwas ähnlich vertretbares - das hier sah ernst aus. Während sie so den Kopf schüttelte, hielt sie mitten in der Bewegung inne.
"HOLY!", stieß sie aus und sprang wieder auf die Füße - erst jetzt realisierte sie, dass Ciaran nackt war. Splitternackt. In der Dunkelheit und dank all dem Blut war es ihr zunächst gar nicht aufgefallen, doch im Licht der Wohnzimmerlampe offenbarte sich ihr dieser Umstand. Sie atmete einmal tief durch - solche DInge sollten sie tendenziell nicht so leicht aus dem Konzept bringen und sie erinnerte sich an ihr Agententraining. Wundversorgung 1x1. Trotzdem kam sie nicht umhin Ciaran erst einmal irritiert anzustarren, ehe sie den Zauberstab wieder hob und begann, einfache Heilzauber zu sprechen. Zumindest Schnitt- und andere oberflächliche Wunden konnte sie erst einmal verschließen, damit die Blutungen aufhörten, während sie sich bemühte, den Umstand seiner Nacktheit als Chance zu betrachten, so wenigstens alle Wunden zu inden, ohne ihn auch noch entkleiden zu müssen. Ja genau, war voll praktisch so und auf keinen Fall total awkward oder so.
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Nur noch von weitem vernahm er ihre Stimme. Es war fast wie in einem Traum, einem schönen Traum, sah man mal gänzlich von den Seiteneffekten ab. Doch die Schmerzen drangen kaum noch bis zu ihm durch. Alles erschien so weit weg, fast nicht mehr real. So weit bis sein Körper tatsächlich aufgab und gänzlich in sich zusammensackte. Erst als Avery ihn schüttelte, begann er langsam in ihre Welt zurückzukehren. War das alles nur ein Traum gewesen und er war immernoch in der Wohnung des Notts? Blinzelnd schlug er die Augen auf. Nein, hier sah es anders aus, auch wenn er die Wohnung trotzdem nicht kannte. Das Wohnzimmer war spärlich beleuchtet, doch genug um die blonde Hexe neben sich zu erkennen. Es war auf jeden Fall wärmer und angenehmer zu liegen, als auf dem kalten Boden der Winkelgasse. Mit mattem Blick sah er zu Avery. Sie war doch da war real. Je länger er die Geschehnisse aufarbeitete, desto mehr wurden ihm auch wieder die Schmerzen überall am Körper bewusst. Irritiert blickte er sie an als sie von ihm fort sprang gerade so, als würde er sich in einen Werwolf verwandeln. Das wäre ja noch schöner. Langsam blickte er an sich herab. Richtig, er war ja nackt. Sowas. Ein mattes Grinsen fand auf seine blutverschmierten Züge, während er wie im Halbschlaf beobachtete, wie sie langsam wieder auf ihn zukam. "Ich kann dir versichern, es ist noch keiner an dem Anblick meines nackten Körpers gestorben, höchstens in Ohnmacht gefallen", bemerkte er mit kratziger, schwacher Stimme. Aber zumindest lag ihm noch ein blöder Spruch auf den Lippen.
Nach und nach wurden zumindest einige der Wunden besser, auch wenn er sich noch immer kaum dazu in der Lage fühlte, sich zu bewegen. Aber es wurde zumindest besser und er war ihr tatsächlich dankbar, dass sie ihn aufgesammelt hatte. Es war ihm dabei inzwischen fast egal, wie sie ihn gefunden hatte. Schließlich wusste er auch, dass sie Agentin war und wusste, wie man im Geheimen ermitteln konnte. Doch je länger er darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihm, dass ihm wohl offensichtlich nicht vertraute, warum sonst schlich sie ihm nach? Wie viel sie wohl von der ganzen Sache mit den Notts wusste? Nicht unbedingt eine seiner Sternstunden, aber davon abgesehen hatte das wohl wenig mit seinem Beruf zu tun. Es war sein Privatleben und sie schnüffelte darin rum. Andererseits hatte sie ihn auch gerettet und deshalb sollte er ihr wohl fast dankbar sein, dass sie so schnell wusste, wo er gewesen war.
Nachdem er seinen Rundblick durch die Wohnung beendet hatte, was er zumindest vom Sofa aus sehen konnte, sah er wieder zu Avery zurück. "Wärst du trotzdem so freundlich mir ein paar Klamotten zu leihen...wenn es nicht gerade ein pinkes Top ist...", krächzte er leise mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, das jedoch schnell wieder verschwand, als er versuchte sich langsam aufzurichten. "Scheiße", fluchte er vor sich hin. Er hätte einfach nicht mehr auf Ana eingehen sollen. "Und zufrieden?", fragte er sie schließlich provokant.
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Eins musste man O'Leary lassen: Selbst jetzt, schaffte er es, einen blöden Spruch auf den Lippen zu behalten. Avery wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte - da lag der Typ splitternackt und völlig ramponiert auf ihrem Sofa, aber hauptsache man konnte noch Blödsinn reden. Es folgte ein Augenblick der Sprachlosigkeit, was Avery grundsätzlich eher selten passierte, im Zusammenhang mit dem Iren aber schon unverschämt oft passiert war. Dann fand sie ihre Stimme wieder. "Den Teil mit der Ohnmacht hast du schon übernommen, ich glaub das spar ich mir jetzt mal.", erwiderte sie dann und tatsächlich war so etwas wie gut gemeinter Spott in ihrer Stimme. Sie war ja erleichtert, dass Ciaran noch in der Lage war, zu sprechen und über sowas nachzudenken, zeigte es doch, dass er bei recht klarem Verstand war. Ein gutes Zeichen.
Sie fuhr ihr Werk fort, bis sie nichts mehr tun konnte. Sie hoffte, dass er nichts schlimmes im Inneren davon getragen hatte, denn dafür war sie definitiv keine Expertin. Sie würde ihn wohl im Auge behalten müssen und ihn notfalls doch ins Mungos bringen.
Für seinen Spruch mit dem pinken Top erntete er erstmal nur eine hochgezogene Augenbraue, sie sagte aber nichts dazu. Sie war noch immer angespannt, wenngleich auch nicht mehr so schlimm wie draußen, jetzt wo sie Ciaran in den eigenen vier Wänden hatte und nicht mehr der Außenwelt auf dem Präsentierteller lagen. Trotzdem, die Unruhe wich nicht, was komisch war, schließlich war sie geübt in Ausnahmesituationen und hatte auch kein Problem damit, nach einem Einsatz wieder herunterzufahren. Vielleicht lag es an Ciarans Nacktheit, vielleicht auch nicht. Das war definitiv kein Gedankengang, den sie gerne zu Ende bringen wollte. Es war ja nicht so, als hätte sie noch nie einen nackten Mann gesehen, im Gegenteil, aber trotzdem war es irgendwie befremdlich, Ciaran so aufgegabelt zu haben. Das schlimmste waren aber vermutlich seine blöden Sprüche darüber und der Anschein, dass es ihm rein gar nichts auszumachen schien.
"Klar, totaaaal zufrieden. War schon immer mein großer Traum, dich nackt auf meinem Sofa liegen zu haben.", murrte sie dann als Antwort und warf ihm einen genervten Blick zu, ohne darüber nachzudenken, dass er dass jetzt auch irgendwie falsch verstehen konnte. Trotzdem wandte sie sich nicht von ihm ab, sondern reichte ihm die Hand, um ihm beim Aufsetzen zu helfen. Er sah ganz schön geschunden aus und langsam machte sich Neugier in Averys breit. Aber da ihr Blick erneut unfreiwillig auf seine Männlichkeit fiel, wandte sie sich rasch ab und richtete sich wieder auf. "Warte, ich hol dir was zum Anziehen.", fügte sie dann erklärend hinzu und war mit einigen wenigen Schritten in Kits Zimmer verschwunden. Die Garderobe ihres Mitbewohners musste da jetzt mal in kollegialem Mitgefühl herhalten und kurz darauf kam sie mit einer roten Boxershorts, einem schwarzen Shirt und einer grauen Jogginghose zurück ins Wohnzimmer. Sie warf Ciaran die Sachen zu. "Hier, sollte dir einigermaßen passen. Besser als meine pinken Tops auf jeden Fall." Der Anflug eines Grinsens zeichnete sich in ihren Mundwinkeln ab, doch der besorgte Ausdruck wollte trotzdem nicht so recht von ihrem Gesicht weichen. Sie überließ Ciaran seinem neuen Outfit und ging erstmal durch die Tür zur Küche.
Kurz darauf kam sie mit zwei Gläsern Feuerwhiskey zurück und reichte Ciaran wortlos eines. Sie brauchte jetzt erstmal einen Drink um alles sacken zu lassen - zum Glück waren sie ja nicht auf der Arbeit. Sie spürte einen Moment der braunen Flüssigkeit nach, die wärmend ihre Speiseröhre hinunter floss, ehe sie den Blick wieder von ihrem Glas nahm und ihn auf O'Leary richtete. "Du schuldest mir eine Erklärung." Ihre Stimme war nicht unfreundlich, aber dennoch bestimmt und ohne Zweifel, dass sie es ernst meinte. Nach dieser Nacht würde sie sich nicht noch einmal von seinen blöden Sprüchen und seinen Ausreden einlullen lassen, nein, sie wollte wissen wie er da nackt und so zugerichtet im Schnee gelandet war!
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“Das dachte ich mir”, erwiderte der dunkelhaarige Zauberer verschmitzt grinsend auf ihre Aussage hin, dass es schon immer ihr Traum gewesen war, ihn . Der Vorfall war schlimm, aber andererseits hatte er sich selbst hinein geritten und was ihn nicht tötete machte ihn schließlich stärker. Er würde auf jeden Fall seine Lehren daraus ziehen und in Zukunft Abstand von verheirateten Frauen halten. Auch sonst war es ihm vorerst vergangen, eine tiefere Beziehung einzugehen. Nicht, dass die Treffen mit Anastasia sonderlich tiefgreifend gewesen waren. Er hatte sie nicht geliebt oder etwas in der Richtung für sie empfunden, aber sie eben doch regelmäßig gesehen und ihre Anwesenheit genossen. Sie hatte es immerhin geschafft ihn dazu zu bringen, wieder zu ihr zu kommen. Er hatte Schwäche gezeigt und dafür die Konsequenzen gezogen. Umso glücklicher war er, dass Avery ihn aufgelesen und mitgenommen hatte. Da durfte er sich den ein oder anderen schlechten Scherz schon erlauben, immerhin hatte sie ihn bisher noch nicht rausgeschmissen, da konnte er ja ungetrübt weitermachen. Außerdem kannte sie ihn ja auch nicht erst seit gestern und wusste worauf sie sich einließ.
Dankbar ließ er sich von ihr helfen, um sich aufzusetzen. Ächzend lehnte er sich gegen die Lehne der Couch. Amüsiert beobachtete er wie ihr Blick immer wieder in seinen Schritt glitt und sie schließlich eben doch aufstand, um ihm Klamotten zu besorgen. Geduldig wartete er auf ihre Rückkehr und scheiterte eher daran die Klamotten, die sie ihm zuwarf, aufzufangen. Sie flogen neben ihm aufs Sofa. Er lachte auf, als sie schließlich sogar auf seinen Scherz einging. “Schade, ich hätte gerne mal ausprobiert, wie mir pink steht.” Kurz blickte er sich hinterher, bis er mühsam aufstand und sich die Klamotten überstreifte. Als Avery wieder zurück kam, saß er auf dem Sofa und sah dem Glas Feuerwhiskey, das sie mit brachte dankbar entgegen. Sofort nahm er das Glas in die Hand und stürzte die Flüssigkeit hinab. Seufzend stellte er das Glas auf den Tisch vor sich. Das war bitter nötig gewesen.
Sie wollte eine Erklärung? Da gab es nicht viel zu erklären. Vermutlich dachte sie, dass sonst was passiert war und er sich in die größte Gefahr gebracht hatte. Nun, das hatte er auch. Es war nicht ungefährlich gewesen, sich erneut in die Wohnung des Nott zu wagen, obwohl es schonmal zu einem Zwischenfall gekommen war. Ciaran machte sicherlich keinen Hehl daraus, dass er gerne jegliches Abenteuer annahm und sich wenig Gedanken um Moral und Liebe machte. Trotzdem war das Ende dieses Abenteuers sicher alles andere als ehrenhaft. Avery dachte sicherlich, dass sie ihn von einer schlimmen Gefahrensituation gerettet hatte, sicher aber nicht von einem Seitensprung.
Ciaran seufzte. “Viel gibt es dazu nicht zu sagen…”, murrte er nachdenklich. Nur selten machte er sich Gedanken um seine Taten, aber dieses Mal war es wohl wirklich lebensbedrohlich gewesen und vielleicht sollte er mal damit beginnen nachzudenken. “Einem Mann hat es wohl nicht gepasst, dass seine Frau ihn betrügt und ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Dass du mich nicht falsch verstehst…sie hat mich dazu überredet, sich nochmal mit ihr zu treffen”, erklärte er ihr sachlich.
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Kurz überlegte Avery, ob sie nicht tatsächlich ein pinkes Oberteil besaß, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, ein solches Kleidungsstück jemals besessen zu haben. Pink war nicht gerade ihre Farbe und sie hielt lieber Abstand davon, schon alleine weil pink immer irgendwie mit mädchen- und tussenhaften Schnitten und oftmals auch Glitzersteinchen und so einem Kram daherkam, dass es sie beim Anblick schon vor Grauen schüttelte. Nein, sowas trug Avery einfach nicht, entweder praktisch oder klassisch elegant, aber sicher trug sie nichts, mit dem man wie eine lebendige Discokugel aussah.
Trotzdem, Ciaran im pinken Top hätte sie sich jetzt durchaus gerne gegeben, aber in Ermangelung dessen mussten Kits Klamotten herhalten. Die passten immerhin auch nicht so schlecht, wenn man bei Jogginghosen von einer 'Passform' überhaupt sprechen durfte.
Immerhin erfüllten die Klamotten ihren zweck und Avery fühlte sich direkt weniger von Ciarans Körper abgelenkt. Nicht, dass sie sich jemals eingestehen würde, dass unter dem lädierten Teil tatsächlich ein höchst ansehnlicher Anblick verbarg. Nein nein.
Sie hatte sich in den seitlich vom Sofa stehenden Sessel fallen lassen und es sich bequem gemacht. Der Feuerwhiskey tat sein übriges und Averys Puls pendelte sich wieder auf Normalfrequenz ein, während sie auf O'Learys Erklärung wartete - die eher dürftig ausfiel. Und trotzdem so viel über ihn aussagte. Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch; eigentlich hätte sie es sich ja fast denken können, dass es um eine Frau ging und nicht um irgendwelchen hoch geheimen Spionagekram oder so, aber vermutlich war sie da durch die eigene, jahrelang geheime Arbeit einfach so vorbelastet, dass sie nicht hatte sehen wollen dass Ciaran einfach nur seine geheimen Spielchen mit verheirateten Ehefrauen vor ihr versteckt halten wollte. Vermutlich gar nicht so sehr vor ihr, sondern vor den eifersüchtigen Ehemännern - aus gutem Grund, wie er gerade selbst eindrucksvoll bewiesen hatte.
Es störte sie weniger, dass Ciaran es mit verheirateten Frauen trieb, als die Tatsache, dass das wirklich alles gewesen sein sollte. Avery war nicht gerade der Typ Frau, die besonders viel von der Ehe hielt. So für sich, jedenfalls. Aber es konnte ja auch nicht jeder so sein wie sie und da war es vermutlich besser, dass solche Frauen sich ihre Sicherheit und Bestätigung in der Ehe holten. Nein, sie hatte keinen Mann, sie brauchte auch keinen. Auf sich selbst aufpassen konnte sie sehr gut und sie hatte eigentlich nie den Drang verspürt, sich so abhängig von anderen Leuten zu machen. Alles andere konnte man auch ohne Ring am Finger erledigen.
"Soso.", kommentierte sie erstmal nur und ließ Ciaran noch ein wenig zappeln, ehe sie antwortete. "Hätte dich nicht gerade für jemanden gehalten, bei dem man erst betteln muss damit du mit ins Bett hüpfst." Überredet. Ahja. Irgendwie war sie enttäuscht und belustigt zugleich - die Situation war aber auch zu komisch. Gut, vorhin in der Eiseskälte war es alles andere als lustig gewesen, trotz dieser eher dummen Sache in ihren Augen, hätte es auch ganz anders für den Iren ausgehen können - und das wusste er vermutlich genauso gut wie sie. Er konnte echt froh sein, dass sie mehr in seine Gehemniskrämerei hinein interpretiert hatte, als da vermutlich war und sie ihn aufgelesen hatte auf der Straße.
"Ich hoffe der Sex war wenigstens gut genug, dass es sich gelohnt hat.", fügte sie dann noch hinzu. Es machte Spaß Ciaran zu ärgern, es war aber auch völlig verdient. Avery konnte sich kaum vorstellen dass besagte Ehefrau wirklich so eine Rakete war, dass es sich gelohnt hatte, dafür grün und blau im Schnee zu landen und dann noch ausgerechnet von ihr aufgesammelt zu werden. Oh das würde sie ihm noch lange unter die Nase reiben!
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