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things you can`t unknow now
Jedes Mal wenn sie den immer dicker werdenden Bauch im Spiegel betrachtete war sie der Meinung, dass es einfach falsch aussah. So langsam war auch tatsächlich etwas zu sehen, vor allem bei ihrer sonst sehr schlaksigen und hochgewachsenen Statur. Ziemlich schnell hatte sich ein erster Bauchansatz abgezeichnet, dann immer mehr. Es war seltsam, aber im Endeffekt war Rowena froh, dass es endlich geklappt hatte. Es war eine Tortur gewesen die ganzen Behandlungen über sich ergehen zu lassen. Dabei waren die Muggelärzte nicht immer sonderlich feinfühlig vorgegangen. Sie war wohl kaum zimperlich, aber da war eben auch eine Stelle erreicht, wo sie eben auch empfindlich war und sie es vor allem nicht gewohnt war, dass ein anderer Mann sich dort zu schaffen machte. Nicht, dass sie völlig verklemmt war, aber so etwas wie einen Frauenarztbesuch kannte sie einfach nicht. Bisher war es eben auch nicht notwendig gewesen, aber Muggelärzte waren ohnehin seltsam. Völlig anders als Heiler. Aber auf der anderen Seite hatte es sich auch so heimisch angefühlt, lauter Menschen um sich herum zu haben, die keine Magie nutzen konnten. Fast schon wie im Paradies. Trotzdem war ihr die Zauberwelt deutlich bekannter und eben auch ihre Heimat im Vergleich zur Muggelwelt. Auch wenn ihre Abneigung gegen Muggel nicht so groß, wie es vermutlich von ihr verlangt wurde. Aber im Endeffekt verlangte es dann doch wieder keiner von ihr. Was interessierte es schon was eine Squib dachte? Sie war bis auf das Blut ja kaum besser als ein Muggel? Natürlich hatte jeder vermutet, Theodore wäre eben der Vater des Kindes. Wer auch sonst?
Irgendwann war der Test eben positiv gewesen und alles änderte sich plötzlich, die Hormone, ihre Gefühlslagen, ihr Hunger, einfach alles. Irgendwie hatte sie sich das ganz anders vorgestellt.Sie hatte damit gerechnet, dass sie das Kind einfach austragen würde und gut war. Aber dass da so viel damit zusammen hing, damit hatte sie nicht gerechnet. Aber gut, hatte sie eben etwas mehr hunger und war praktisch Dauergast in der Küche. Scherte auch keinen. Theodore war viel unterwegs und sie hatte einige Zeit mit Bethany gemeinsam zu verbringen. Es hatte eine Weile gedauert, bis die Nott ihr verziehen hatte. Ganz war es sicher noch nicht geschehen, aber zumindest teilweise. Man kam wieder miteinander klar und konnte zusammen wohnen. Das war immerhin ein Anfang. Bei Theodore einzuziehen war dann auch noch der kleinere Schritt gewesen, denn eigentlich hatte sie dort schon oft genug übernachtet. Nun hatte sie eben noch die paar Habseligkeiten aus ihrer kleinen Wohnung mit her genommen, um dort dann zu wohnen. Sie war in das Zimmer seiner einzigen Schwester gezogen, die sich nur noch selten hier blicken ließ und hatte es ganz nach ihrem Geschmack eingerichtet, was eigentlich ziemlich schlicht bedeutete.
Rowena war immer schon neugierig gewesen, wenn Theodore „Termine“ hatte, die sie nicht verwaltete und nicht in seinem Terminkalender standen, zumindest nicht in dem, den sie verwaltete. Das war verdächtig und inzwischen war sie sich sicher, dass es irgendwelche Todesseraktivitäten waren, die er vor ihr geheim halten wollte. Aber vielleicht war noch mehr dahinter? Eher durch Zufall war ihr eine Zeitung in die Hand gefallen, die davon erzählte, dass sich Morde an Muggel-Ärzten häuften. Alles Frauenärzte und die meisten Namen darauf kannte sie auch. Man ging inzwischen von einem Serienmörder aus, aber die Spur verlief im Sande. Keine Anhaltspunkte. Das war verdächtig. Und weil Rowena eben mehr erfahren wollte, hatte sie sich einen Plan gemacht, wie sie Theodore dazu bringen würde zu reden. Einen der Hauselfen hatte sie dazu gebracht ihr Veritaserum zu besorgen. Gesehen hatte sie den Trank selbst noch nicht, aber davon gelesen. Aufmerksam hatte sie beobachtet, was er zumeist tat, wenn er vom „Arbeiten“ zurückkam. So war eine Menge Trank in seinem Wein gelandet (als hätte sie Ahnung von der Dosierung).
Als sie die Haustüre hörte, machte sie sich in ihrem Zimmer bereit. Sie ließ ihm ein wenig Zeit und stapfte dann nach unten in Richtung der Küche. Mit einem Grinsen betrat sie die Küche. „Anstrengenden Tag gehabt?“ Vielsagend sah sie in Richtung der Zigarette, die er dabei war sich anzuzünden. „Du willst doch nicht in Anwesenheit des Ungeborenen rauchen.“ Richtig, als wäre es sein Kind, das er da gefärdete. „Wie war dein Tag so?“, fragte sie schließlich und lehnte sich lässig an einen Schrank.
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Hätte es eine bessere Alternative gegeben, hätte er die wohl gewählt. Vor allem als Rowena angefangen hatte typische Schwangerschaftssymptome auszubilden. Antonette war schon unerträglich genug gewesen, unberechenbar und kaum einzuschätzen. Wobei: vermutlich war sie das immer eigentlich gewesen, hatte sich nur ansonsten besser unter Kontrolle gehabt. Wenn sie schwanger gewesen war - die reinste Hölle. Theodore war den Launen seiner Exfrau ausgeliefert gewesen und hatte nicht einmal wirklich etwas entgegen halten können; immerhin waren die Kinder in ihrem Bauch unfassbar wertvoll gewesen. Zumal, wie fast alle reinblütigen Frauen, Antonette nicht die beste Quote gehabt hatte, was erfolgreiche Geburten anging. Es hatte nicht umsonst so lange gedauert, ehe Caleb zur Welt gekommen war - wo sie doch schon mehrere Jahre verheiratet gewesen waren und nicht umsonst langen soviele Jahre zwischen Caleb und Bethany; auch wenn da zuweilen andere Ursachen mit reingespielt hatten, wie die Tatsache, dass zwischendurch Eiszeit in der Ehe geherrscht hatte. Aber noch bevor Caleb zur Welt gekommen war hatte Theodore lange aufgehört zu zählen, wie oft Antonette "fast" schwanger gewesen war, wie oft sie tatsächlich die ersten Monate überstanden hatte, nur um dann die Ungeborenen wieder zu verlieren; und je später Mutter Natur die Schwangerschaften abgebrochen hatte, desto unerträglicher war es gewesen. Für Antonette sowieso; für Theoodre auf etwas andere Art und Weise, aber nicht weniger schmerzhaft. Und sei es, weil er Antonettes sich dann mit einem Schlag entladenden Gefühle - Wut und Enttäuschung und Trauer; alles zusammen gemischt zu einer höchst unschönen Mischung - wie Explosionen ungebremst abbekommen hatte.
Wäre auch zu schön gewesen, wenn Rowenas Schwangerschaft angenehmer gewesen wäre. Und so ging er ihr einfach aus dem Weg. Gewohnt wie er das eben war, wenn schwangere Hexen im Haus lebten. Dass Rowena nicht Antonette war und dass der Umstand ihres Umstands ein gänzlich anderer war, reflektierte er dabei garnicht. Er agierte; routiniert und automatisch.
Und zudem hatte er andere Dinge im Kopf. Philomea...unter anderem. Die vor wenigen Tagen wegen eines Arbeitsunfalls im St. Mungo gelandet war. Hups. Wie konnte das nur passieren. Ja, vielleicht sollte er froh sein, dass damit sein Projekt ein jähes Ende gefunden hatte; immerhin hatte Rowena sich mehr und mehr dafür zu interessieren begonnen, was denn in diesem Zimmer sei und ... warum Theoodre sich ständig dort einsperrte und sie hörte ja dann und wann und ... überhaupt: warum rannten die Hauselfen ständig dort hinein. Super unauffällig.
Aber gut, er hatte keine andere Alternative gehabt und ... nun war es ja auch vorbei... nachdem er sich vergewissert hatte, dass nichts absolut schief gegangen war und er nicht noch mit nicht absehbaren Konsequenzen konfrontiert werden würde, war Theodore heute schon sichtlich entspannter, als er nach Hause zurück kehrte. Sein Fluch lag noch stabil auf Philomea, seine Gedächtnismanipulation hatte ihre Früchte getragen und Philomea hatte keine Ahnung, dass er irgendwas damit zu tun hatte... Perfekt! Soweit: so gut!
Konnte er sich also wieder... anderen Dingen widmen. Theodore sah sich milde aufgeschreckt um, als Rowena plötzlich in der Küche erschien. Als hätte er vergessen, dass sie hier wohnte, sah er sie einen Augenblick erstaunt an, ehe er nur vage den Kopf schüttelte. Ja, doch, eigentlich war der Tag anstrengend gewesen; auch wenn viel Anspannung heute von ihm abgefallen war, aber allein die letzten Tage nachdem Philomea den Arbeitsunfall gehabt hatte... mega anstrengend. Aber das war ja nun vorbei, oder? Einmal durchatmen und ... Theodore hob eine Augenbraue und sah von Rowena zu der Zigarette und wieder zurück und wieder zu Rowena. "Ohja, weil die Zigarette wird am Ende das sein, was ihm wirklich schaden wird. Nicht etwa die Tatsache, dass seine Eltern völlig verrückt sind und wer weiß, was für Krankheiten Matt dem Ding gibt." Er redete nicht von dem Kind, nicht von dem Baby, nicht von einem er oder einer sie - es war "das Ding". Wenn er nett war. Manchmal auch die Made, der Dreck oder sonstige andere nette Umschreibungen für das Kind.
Auf ihre Frage hin zuckte er nur mit den Schultern und rauchte weiter. Pft. Solang das Ding lebendig zur Welt kam, war ihm egal ob es womöglich leicht kaputt war - realistisch gesehen; wenn Montague da drin war, dann konnte es nur völlig missraten.
"Was interessiert es dich?" Oh, so freundlich. Und ja, sicherlich, sie war nicht seine Frau oder Freundin oder was auch immer: DAS hatte sie ja schon einmal deutlich genug gemacht (oh, Armer Theoodre, sein Stolz war immernoch hart getroffen). Aber sie war seine Assistentin; eigentlich - sie DURFTE sich also interessieren, vielmehr: sie musste!
Aber Theoodre sah das natürlich nicht ein. "Wie war dein Tag denn?" fragte er höhnisch zurück und schenkte ihr ein hoch gekünsteltes Grinsen, ehe er die abgerauchte Zigarette ausdrückte und sich von der Küchenanrichte los stieß. Er ließ den Zauberstab vage durch die Luft schwenken und ein Weinglas schwebte aus einem der Schränke herbei, während er sich... Moment, wo zur Hölle? Leicht irritiert sah Theodore sich um, als er den gestern erst geöffneten Wein nicht mehr dort vorfand, wo er ihn hingetan hatte. Aber immerhin da kam Rowena ihrer Pflicht als persönlicher Assistentin nach und reichte ihm die Weinflasche; Theodore wirkte einen Moment leicht irritiert. Hatte er jetzt vergessen, wo er sie gelassen hatte oder wie? Dass die Flasche etwas voller war, als er sie gestern zurück gelassen hatte, fiel ihm dafür garnicht auf. Er stellte sie neben das Glas und ein Zauberstabschwenken später sank der Weinspiegel in der Flasche und das Glas füllte sich dafür. Magic.
Er beachtete Rowena nicht weiter; er hatte schon gelernt, dass er einfach besser nicht noch auf ihre spöttischen Kommentare und den höhnisch, stichelnden Tonfall einging; den sie fast ausnahmslos an den Tag legte. Vor allem mit jedem Tag mehr, den sie nun erfolgreich schwanger war. Als wüsste sie ganz genau, dass diese Schwangerschaft sie "sicher" machte; als wäre der sich wölbende Bauch eine Art Schutzschild. Tatsächlich hatte Theodore seither seine Laune nicht mehr an ihr ausgelassen; gut - er ging ihr ja aus dem Weg. Wenn sie nicht so lästig einfach da war. Aber er riss sich zumindest zusammen; nicht, dass sie sich aufregte, weil er sie wegschickte, und... Antonette hatte schon Kinder verlieren können nur weil ihr ein Fingernagel abgebrochen war - Theodore war einfach vorgeschädigt. Er glaubte auch, dass ein einzelner Nieser zum plötzlichen Schwangerschaftsabbruch kommen konnte. Eigentlich sollten Schwangere die ganze Zeit liegen und selbst Toilettengänge konnten risikoreich sein. Mindestens. "Solltest du dich nicht ausruhen?" Wie oft fragte er das? Praktisch IMMER wenn sie irgendwo herumstand, schlimmer noch: rum lief. MERLIN - was wenn das Kind einfach durch die Schwerkraft aus ihr raus fiele?
Sie also erfolgreich - nicht - ignorierend wanderte er zum magischen Kühlschrank und... war heillos überfordert. Theodore konnte sich nicht einmal einen Toast machen. Der Schrank war voll gefüllt mit frischen Nahrungsmitteln und selbst noch Überresten des Mittagessens, das die Hauselfen für Bethany und Rowena gemacht hatten und Theodore hatte keine Ahnung was er damit anfangen wollte. Nur Hunger hatte er. Also schlürfte er an dem Wein, während er höchst überfordert auf das Essen starrte, als wartete er darauf, dass irgendwas aus dem Kühlschrank heraus kroch, und ihm damit deutlich machte, dass es verzehrbar war.
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Leicht genervt rollte Rowena mit den Augen, als Theodore erneut darauf hinwies, dass sie ein schon ziemlich krankes Kind in ihrem Bauch ausbrütete. Sicher, das wusste sie selbst, außerdem waren es ja offensichtlich seine besten Freunde und nicht ihre. Zwar gehörte sie ebenfalls zu dem reinblütigen Kreis, aber sie war nie auf diese gesammelten Veranstaltungen gegangen, da ihre Eltern es vorgezogen hatten, sie zu verstecken und das ziemlich erfolgreich. Sie war mehr die ewig „kranke“ Tochter des Macnair gewesen, die ohnehin keiner kannte und für die sich keiner interessierte. Sogar als schwerkrank wurde sie deklariert, damit nicht doch noch jemand auf die Idee kommen konnte, sie heiraten zu wollen. Richtig, denn Squibs konnten ja nur schlechtes Blut weitergeben, auch wenn sie reinblütig waren. Interessante Theorie, aber als hätte Rowena sich je Gedanken darum gemacht. Sie war ohnehin viel zu viel mit der eigenen Schwangerschaft beschäftigt. Immer wieder änderte sich etwas, der Bauch wurde größer, sie selbst noch deutlich emotionaler und vor kurzem hatte sie sogar angefangen das Kind zu spüren, was eine ganz eigene Erfahrung war. Aber Theodore interessierte sich kaum dafür, zumindest gab er ihr den Eindruck. Nun, es war nicht sein Kind, das war irgendwie verständlich und er hatte sie ja nur als Leihmutter ausgeliehen. Sie vermutete, dass dies auch der Grund war, warum er ihr ständig aus dem Weg ging. Ob es das wirklich war, konnte sie nur ahnen. Aber eigentlich war es ihr die meiste Zeit auch ganz recht, er hatte ohnehin nichts sinnvolles beizutragen. Die Hauselfen kümmerten sich genug um sie, als würde sie Theodore wirklich brauchen (ganz bestimmt). Trotzdem suchte sie regelmäßig seine Nähe, wenn er denn mal da war und für sie Zeit hatte, was in letzter Zeit tendenziell Mangelware gewesen war. Warum auch immer. Sie hatte nichts aus ihm raus bekommen, aber das würde sich bald ändern, sofern sie den richtigen Trank erwischt hatte. Aber selbiges würde sie wohl auch ziemlich schnell mitbekommen. Davon ging sie zumindest aus. Bisher hatte sie nur über Veritaserum gelesen, aber es nicht in Aktion gesehen. Sie wusste auch gar nicht, ob man es demjenigen ansehen würde, wie schnell es wirkte. Ach, das würde sie schon feststellen können.
„Denkst du ich hab bock an dem Kind zu krepieren?“, fragte sie ihn gereizt zurück. Natürlich interessierte es sie nicht, wie gesund das Kind auf die Welt kam, aber der ein oder andere Arzt bei dem sie gewesen waren hatte auch etwas angedeutet von wegen, dass sie aufpassen musste was sie nun aß und nicht rauchen oder trinken sollte. Nicht, dass sie wirklich Ahnung davon hatte, aber zumindest hatte sie mitbekommen, dass es die ein oder andere Krankheit geben konnte, bei der auch die Mutter starb. Darauf hatte sie mal gar keine Lust. Auch war so eine ganze Geburt nicht gerade ungefährlich, aber die Hormone sorgten zumindest dafür, dass sie sich darum momentan keine Gedanken machte.
„Oh mein Tag war wirklich spannend, wir haben mit den Hauselfen Kricket gespielt“, entgegnete sie ihm spöttisch. Irgendetwas völlig abwegiges fiel ihr immer wieder ein, wenn er sie fragte, wie ihr Tag war, was schon selten genug vor kam, doch sie sprach meistens das erste aus, was ihr einfiel. So auch in diesem Moment. Natürlich war ihr Tagesablauf momentan mehr als langweilig. Die meiste Zeit las sie irgendetwas, aber selbst das war auf Dauer nicht spannend. Also suchte sie sich ihre Abenteuer, zum Beispiel den Raum, den sie so lange hatte nicht betreten dürfen, in dem aber irgendetwas Geheimes sein musste.
Mit süffisantem Grinsen beobachtete sie, wie er sich den Wein einschenkte und diesen auch sofort zu trinken begann. Perfekt. Es veränderte sich zwar nichts, aber vielleicht würde sie ja trotzdem etwas aus ihm heraus bekommen. „Oh, ich ruhe mich den ganzen Tag aus, mein Lieber. Da kann ich es tatsächlich wagen ein paar Minuten in der Küche herum zu laufen“, erwiderte sie spöttisch. Amüsiert sah sie wie er hilflos vor dem Kühlschrank stand. Oh man, nicht mal das konnte er? Ohne seine Hauselfen würde er vermutlich vor dem vollen Kühlschrank verhungern. Hmm vielleicht sollte sie da mal ein Experiment draus machen. Eine Weile sah sie sich das Ganze an, bis sie sich an ihm vorbei schob zum Kühlschrank. „Ich mach dir was zu essen, solange musst du dich eben mit dem Wein begnügen…“, klang sie mehr nach seiner Mutter, als der Assistentin. So holte sie Toast, Butter und Käse aus dem Kühlschrank und begann langsam damit die Brote zu schmieren. „Weißt du was ich zufällig gelesen habe? Dr. Johnson ist tot…weißt du? Der erste Arzt bei dem wir waren. Dabei fand ich ihn eigentlich ganz nett…“, warf sie ihm einen Brotkrumen hin, in der Hoffnung, er würde darauf eingehen.
Einen kurzen Moment lang sah Theodore Rowena tatsächlich erstaunt an und man konnte ihm deutlich ansehen, wie er sich versuchte vorzustellen, wie Rowena, Bethany und die Hauselfen Kricket spielten, bis... "Haha." gab er trocken zurück und wandte sich wieder dem magischen Kühlding zu. "Also nichts..." entschied er selbst. Weil das war das, was Haushexen taten: nichts. Weil es war auch keine Arbeit einen Haushalt zu schmeißen oder für Ordnung in einem ganzen Haus zu sorgen, oder sich mit Dingen zu beschäftigen, die eben Aufmerksamkeit benötigten. Es konnte auch nicht vorkommen, dass man dann einfach las, oder andere interessante Dinge tat. Nein. Hexen, die zuhause lebten, drehten bekanntlich den ganzen Tag nur Däumchen: ODER hatten sonderbare, gefährliche und vor allem illegale Hobbies - so wie Antonette das gehabt hatte. Was Theodore auch völlig entgangen war in den ersten, nun... mehr als nur den ersten Jahren. Er hatte reichlich spät von ihrem Hobby erfahren. Und davor sich tatsächlich gewundert, was sie denn bitte den ganzen Tag tat: ein paar mal den Zauberstab schwingen? Geputzt und derartige Dinge, wurde schließlich von den Hauselfen. Geld ausgeben; Theodore hatte wirklich geglaubt, dass Antonette nichts besseres mit ihrer Zeit anzufangen wusste, als durch die Winkelgasse zu schlendern und unnötig teure Dinge zu kaufen. Einfach nur, damit sie sein (!) Geld ausgeben konnte. Aber in den Luxus war Rowena noch nicht gekommen. Immerhin lebte sie hier nur. Großzügigerweise. Aber Theodore stattete sie noch nicht mit Taschengeld aus... vielleicht sollte er das mal tun?
Weil: soviel Respekt hatte er ja vor ihr, dass er ihr ein paar Galleonen hinwarf, als wollte er sie dafür bezahlen, dass sie Brutkasten spielte, als hätte er Mitleid mit ihrer kläglichen Existenz. Als... nun... weil er glaubte, sie könnte nichts mit sich anfangen.
Hätte er vielleicht mal getan. Dann hätte Rowena weniger Zeit gehabt in den alten Trank-Schränken Antonettes nach Veritaserum zu suchen.
Der Wein schmeckte irgendwie komisch. Theodore schnupperte daran und trank noch ein paar Schluck, während er heillos vom Kühlschrank überfordert war. Rowena ließ ihn ein paar Augenblicke lang, ehe er ihr resigniertes Seufzen hörte und sich dann bereitwillig von ihr zur Seite schieben ließ. Thaha.
Wie ein Kind, das einfach demonstrativ so tat, als könnte es die ihm aufgetragene Aufgabe einfach nicht erledigen, weil es... nun, nicht fähig dazu war, weil es das noch nicht gelernt hatte und das mit dieser Taktik auch noch Erfolg hatte. Theoodre schlurfte an dem Wein und lehnte sich eine Armeslänge von Rowena entfernt gegen die Küchenanrichte, während sie auf Muggelart begann Toast zu machen. Theodore schenkte sich nach. Ein Glück war Veritserum geschmacks- und geruchlos. Weswegen er lediglich ein leicht taubes Gefühl in seinem Kopf registrierte; welches sicherlich vom Wein kommen konnte.
Theodore sah auf und zur Seite hin, als Rowena plötzlich das Thema wechselte. Nicht, dass sie so hart intensiv hier miteinander kommuniziert hätten - taten sie sonst auch eher weniger. Theodore hob die Augenbrauen ein Stück weit an. "Hm? Hast du?" Hatte sie? "Woher hast du eine Muggelzeitung?" Kluge Gegenfragte. Aber wirklich effektiv war seine sonst übliche Ablenkungstaktik nicht; einfach den Fokus auf ein anderes Thema richten, zurückfragen und ... "Ich weiß." purzelten die Worte schneller aus ihm heraus, als dass ihm bewusst wurde, dass sie ihm auf der Zunge brannten. Moment, hä? "Schon länger." Wurde immer besser. "Typisch Muggel, dass die das erst jetzt bemerken." er grinste selbstzufrieden in seinen Wein und realisierte absolut nicht, wie er fröhlich vor sich hin erzählte.
Es amüsierte sie, dass Theodore ihr zumindest einen Moment lang glaubte. Die Vorstellung war tatsächlich ziemlich witzig, je länger sie darüber nachdachte. Vielleicht sollte sie den Hauselfen mal einen Tipp geben, dass sie Kricket spielen sollten. Zeit dazu hatte sie ja genug, auch um mit den Hauselfen nach und nach klar zu kommen. Zwar hatte ihre Familie auch zumindest eine Hauselfe gehabt, aber jedes Hauselfe war eben doch anders und die des Nott waren ziemlich eigen. Im Vergleich zu ihrer Tätigkeit als Assistentin war das viele herum sitzen im Haus ziemlich langweilig. Aber so sehr sie ihn darum gebeten und angebettelt hatte, er ließ sie kaum noch raus oder etwas für ihn organisieren. Sie solle sich ja schließlich schonen. Super. Noch war sie nicht hochschwanger und konnte auch das ein oder andere erledigen, sich gebraucht fühlen, weil das tat sie im Moment gar nicht. Aber sobald sie das Kind los war, würde sie auch wieder endlich was machen können. Andererseits hatte sie durch die viele Zeit im Haus, vor allem viel Zeit ohne Theodore, auch genug Gelegenheit jeglichen Winkel (der nicht penibel von den Hauselfen bewacht wurde) zu entdecken. Die ehemaligen Kinderzimmer der Nottkinder waren schon spannend genug, viel interessanter war aber der gut versteckte ehemalige Besitz seiner Ex-Frau. Nur von Gerüchten hatte sie davon gehört, was wohl passiert sein musste, aber als sie den verstaubten Schrank geöffnet hatte, war sie sich fast schon wie ein Fluchbrecher vorgekommen, der einen Schatz gefunden hatte.
Spannend, spannend. So war ihr die glorreiche Idee gekommen, das Theodore einfach mal unterzumischen, ohne wirklich zu wissen, was dabei passierte, wie es passierte und ob er es merken würde. Vielleicht würde er es ja sofort merken, aber als könne er so viel tun. Andererseits, ein bisschen Risiko war momentan das Spannenste was ihr im Moment so passierte. Also warum nicht.
Und wieder einmal hatte er es geschafft, dass sie ihm etwas übernahm, das er locker hätte machen können. Aber nun, sie war ja eigentlich seine Assistentin und selbst zum Kaffeeholen abbestellt, also konnte sie ihm auch noch einen Toast schmieren. Rowena erwiderte seinen Blick nicht, sondern konzentrierte sich auf die Toasts. Als er sie fragte, woher sie die Zeitung hatte, sagte sie nichts. Schließlich wohnten sie hier nicht völlig isoliert und es war selbst für eine Squib nicht sonderlich schwer an solch eine Zeitung zu gelangen. Eigentlich war sie nur durch Zufall darauf aufmerksam geworden, aber die Schlagzeile hatte sie dann eben doch interessiert.
Für einen Moment stoppte sie allerdings tatsächlich ihre Arbeit, als er zugab es zu wissen. Er wusste es und es hörte sich ziemlich deutlich danach an, dass er es nicht nur wusste. “Du weißt es schon? Hast du etwas damit zu tun?”, fragte sie weiter. Vielleicht wirkte der Trank tatsächlich schon, das würde er sicherlich nicht einfach so erzählen. “Was ist mit den anderen Ärzten?” Nicht, dass sie großes Mitleid mit den Ärzten hatte, aber es bestätigte nur ihr Bild von ihm. Wenn sie schon dabei waren… “Das im Sommer…als die so viele Tage weg warst…wo warst du da genau?”
Ja, dafür war sie einfach auch da. Ganz klare Rollenverteilung und nachdem Theodore sich keine Frau mehr leistete - tja, - musste eben das nächst beste her und immerhin ließ er sie hier wohnen und immerhin tat er zumindest für ihre Familie so, als wäre das hier sein Bastardkind in ihrem Bäuchlein, damit sie nicht ganz in Ungnade fiel und die Familie die Wände hochging; diese Schmach, ohja, diese endlose Schmach. Da war es dagegen fast ein sozialer Aufstieg, wenn die Tochter von einem Nott ein uneheliches Kind erwartete. Aber dann wiederum: Theodores Samen war einfach goldwert.
Mindestens!
Unbezahlbar!
Was er für Geld machen könnte... aber er brauchte das ja nicht. Was für ein Glück. Zudem gab es in der magischen Welt ja nun doch noch keine Samenspenden. Auch so eine Sache, die Theodore im Laufe des Prozesses mit Rowenas künstlicher Schwangerschaft erfahren hatte; diese Muggel waren wirklich pervers manchmal.
"Hmhm..." nickte er zustimmend auf ihre Rückfrage und nahm noch ein paar Schluck von dem Wein, ehe er ihr das erste Toast einfach vom Teller wegnahm, noch bevor sie wirklich fertig mit ihrem Kunstwerk war. Aber er hatte eben Hunger. "Denkst du die Muggel bekämen sowas selbst hin, oder wie?" Sterben? Ja, bisher hatten Muggel das selbst auch ganz gut geschafft. Meistens durch natürlichen Tod im hohen Alter und wenn das nicht reichte, dann eben durch ein paar Kriege. Die waren da schon recht effizient was das Töten angeht; musste man ihnen durchaus lassen.
"Wundert es dich nicht, dass wir nie zum gleichen nochmal gegangen sind, wenn die es einmal nicht geschafft hatten?" fragte er zurück. Nach wie vor in seiner üblichen Rückfragen-Manier, aber dann doch mehr als bereit sie einzuweihen. "Wäre auch nicht gut, wenn dir irgendwas von erzählten, oder? Und was machen schon ein paar Muggel mehr oder weniger." er zuckte mit den Schultern und schob sich das Toast in den Mund. "Aber Dr. Westgate lebt noch. Keine Sorge, der muss sich ja noch darum kümmern." er streckte die Hand aus und legte sie kurz für einen Moment auf Rowenas Bauch und tätschelte ihr kleines rundes Bäuchlein leicht, ehe er bei ihrer nächsten Frage jäh inne hielt. Sogar im Kauen. Als hätte man ihm einen Erstarrungszauber aufgehalst. Hatte man nicht. Aber Theoodre hörte sich schließlich selbst reden. Fuck!
Theodore schluckte nicht einmal mehr. Er wandte sich ab und spuckte den letzten Bissen in die Spüle, ehe er sich mit entsetztem Ausdruck auf dem Gesicht zu Rowena umsah und von ihr zu den Toasts und schließlich zu dem Wein starrte. Wut stieg in seine Züge und verzerrte sein Gesicht zu einer grotestken Maske, als er das Weinglas anhob und daran schnupperte. Aber Veritaserum roch man nunmal nicht und schmeckte es erst nicht.
Klirrend flog das Glas gegen die Wand hinter Rowena, als Theodore realisierte, was sie getan haben musste. "Bist du wahnsinnig?" knurrte er zornig und spürte die Worte gleichzeitig auf seiner Zunge brennen. Die Worte auf ihre Frage. Die Antwort. Die Wahrheit. "Weißt du was du getan hast?" fluchte er zornig und griff nach der Flasche. Zumindest warf er sie nicht nach Rowena. Nicht wie das Glas zuvor. Er wirbelte herum und mit voller Wucht traf die Flasche die Wand gegenüber. Zorn funkelte in seinen Augen, als er sich heftig schnaubend zu ihr herum drehte. Seine Kieferpartie spannte sich verkrampft an und er presste die Lippen so hart aufeinander, dass sämtliches Blut aus ihnen herausgepresst wurde. Angespannt schluckte er gegen den Druck, der in seiner Kehle empor stieg. Unkontrolliert zuckten sein Mundwinkel als er all seine Willenskraft aufbringen musste, um die Worte nicht sofort auszusprechen. Es breitete ihm schier Schmerzen diese Frage so lange unbeantwortet im Raum stehen zu lasse und Theodore ballte bebend die Hände zu Fäusten, während er gegen die Antwort ankämpfte, die immer und immer stärker in seiner Kehle brannte und ihm schier die Luft abschnürte. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.
"In London." brachen die ersten paar Worte aus ihm hervor und er kniff die Augen zusammen im verzweifelten Versuch seine Antwort zu kontrollieren. Bitterer eiserner Geschmack breitete sich auf seiner Zunge aus, als er sich mit voller Absicht darauf biss. Er schlug angespannt mit der Faust auf die Anrichte. Als würde das irgendwas helfen. Tat es nicht. Angespannt atmete Theodore ein und seine Nasenflügel bebten gefährlich. Wo er genau war. Verdammt. Verdammt. "Das. Geht. Dich. Nichts. An!" schnaubte er gepresst, als schnürte ihm ein dicker Strick den Hals zu. "Du... hast kein... Recht... im . ... in der stillgelegten Undergrundstation im East-End..." MERLIN DAMN IT! Theodores Hand schoss empor und er ohrfeigte sich selbst so fest er konnte. Wohl wissend, dass wenn Veritaserum einmal eingenommen worden war, nichts half, außer... Moment, woher hatte sie Veritaserum? Rowena selbst konnte das kaum hergestellt haben und... "Fuck..." fluchte Theodore und wandte sich abrupt um. Zum einen um von den Fragen fort zu kommen und zum anderen in der vagen absolut sinnlosen Hoffnung Antonette könnte tatsächlich einmal etwas richtig gemacht haben und ein Gegenmittel zu dem Trank produziert hatten und ... Theodore prallte geradewegs gegen Rowena, als sie sich ihm einfach in den Weg stellte. "Geh weg!" knurrte er und schob sie grob zur Seite.
Offenbar war sie tatsächlich zu weit gegangen, zu übermütig geworden. Vermutlich hätte sie doch vorsichtiger vorgehen sollen, aber es war doch so schön gelaufen und er hatte auf alles eine Antwort gehabt. Stand ihm gut, er sollte öfter so gesprächig sein. Wie gut, dass sie gleich eine weitere Flasche bei sich in Gewahrsam genommen und versteckt hatte. Nur falls er es tatsächlich bemerken würde, da sie eben so unwissend war und es eigentlich nur ausprobiert hatte aus Neugier, aus Langeweile. Spätestens als er im Kauen inne hielt war ihr klar, dass er es bemerkte. Vorsichtig war sie schon mal ein paar Schritte zurück gegangen, um nicht gänzlich seiner Wut ausgesetzt zu sein. Trotzdem warf er das Glas nach ihr. Erschrocken zuckte sie zusammen und wartete nur darauf, dass er seinen Zauberstab zücken und auf sie losgehen würde. Ehrlich gesagt war ihr auch mit einem Mal die Lust daran vergangen ihn auszufragen. All das was sie nur vermutet, aber irgendwie wieder weg geschoben hatte, kam nun doch zum Vorschein, wurde Realität. Er war dort unten gewesen, hatte wehrlose Menschen, Kinder, Jugendliche gefoltert, vielleicht sogar getötet. Sein Zustand danach hatte auch Bände gesprochen und trotzdem hatte er doch eigene Kinder, oder nicht? Konnte er da unterscheiden? Die Ärzte hatte er auch einfach so umgebracht, weil sie ihm das nicht gegeben hatten, was er gebraucht hatte. Hatte er das für sie getan? Sicher nicht weil ihm ihre Schwangerschaft egal war. Rowena war ja nun auch nicht in einer heilen Welt aufgewachsen, Muggelhass, Tod und Verderben gehörten dazu zu ihren Kreisen. Sie war nicht sonderlich überrascht und geschockt von diesen Details. Trotzdem war es einiges zu verdauen.
Zwar stellte sie sich im ersten Moment in den weg, doch dann ließ sie ihn gehen. Vorerst zumindest. Er rannte raus, vielleicht um seinen Zauberstab zu holen oder noch etwas deutlich schlimmeres. Vielleicht aber auch nicht. Egal wie lange sie nun schon mit ihm arbeitete, sie vermochte ihn nicht komplett einzuschätzen. Jedenfalls war es seltsam, doch sie fühlte sich tatsächlich geschmeichelt, dass er die Ärzte umgebracht hatte. Sicher war das in gewisser Weise seltsam, doch ihm schien ja wirklich etwas an ihr zu liegen, sonst würde er es wohl nicht tun, oder? Sonst hätte er sie vermutlich auch nicht wieder als Assistentin eingestellt.
Nachdem sie einige Zeit wie versteinert in der Küche gestehen war, folgte sie ihm. Seine Spur war nicht schwer zu folgen, das Rumpeln war laut genug und schließlich entdeckte sie ihn dort, wo sie das Veritaserum ursprünglich gefunden hatte. “Keine Angst, ich habe nicht vor zu den Auroren zu rennen und ihnen etwas zu erzählen”, sprach sie amüsiert ob seiner Panik hin und legte eine kurze Pause ein. “Sie sind von deiner Ex-Frau, nicht?” Ob er noch an sie dachte? Völlig absurde Gedanken gingen ihr mit einem Mal durch den Kopf. Ein wenig entfernt lehnte sie sich an die Wand und beobachtete Theodore dabei, wie er wild in der Kiste kramte, offenbar auf der Suche nach etwas. Wenigstens eine Frage wollte sie ihm noch stellen, bevor er vielleicht doch noch etwas dagegen unternehmen konnte. “Was denkst du eigentlich wirklich über mich?” Vielleicht hätte sie das als erstes stellen sollen. Aber warum interessierte sie das eigentlich? Eigentlich konnte es ihr doch egal sein, denn sie pflegten ja nur ein rein geschäftliches Verhältnis miteinander. Oder? Rowena konnte wohl kaum sagen, dass Theodore ihr gänzlich egal war. Nicht nur, weil er ihr Geld und Logie gab. Die Wochen ohne ihn waren wirklich nervig gewesen, nicht nur weil sie die im Archiv verbracht hatte.
Es war nicht etwa so, dass er sich deswegen so sonderlich anders fühlte. Er fühlte sich nicht fremd bestimmt, nicht wie wenn der Imperio auf einem lastete. Er fühlte keinen Schmerz und kein Unwohlsein. Nicht körperlich zumindest.
Theodore zog wahllos Fläschlein und Gefäße aus den Regalen und Kisten in Antonettes ehemaligem Arbeitszimmer; dem kleinen Labor, das eigentlich längst eingestaubt sein müsste, das die Hauselfen aber pickobello hielten. Als erwarteten sie, dass Antonette jeden Moment ihre Arbeit wieder aufnehmen wollte.
"Würd ich dir auch nicht empfehlen." knurrte Theodore finster, als Rowena in der Tür erschien und ihm vergewisserte, dass sie ihn nicht verpfeifen würde. Tatsächlich war das... nun, sicherlich war das eine Sorge. Aber nicht nur ... das. Er hatte durchaus vermutet, dass Rowena sich im August einiges zusammen gereimt hatte; auch wenn er ihr nichts weiter gesagt hatte. Aber die Tage danach, allein die Nacht nachdem er zurück gekommen war, waren so verworren gewesen, so bizarr; er hatte selbst zum Teil keine Ahnung ob er nicht doch irgendwo im Delirium der Betäubungs- und Schlafmittel doch dies oder das gesagt hatte oder nun: er war nicht im besten Zustand zurück gekehrt. Soviel war wohl offensichtlich. Es wäre schon ein großer Zufall gewesen, wenn Theoodre in solch einem Zustand nach Hause kam und kurz drauf kursierten die Geschichten von enführten und wieder aufgetauchten Kindern, die ... sonderbarerweise so lange entführt gewesen waren, wie Theodore auf "Geschäftsreise" gewesen war.
Es ging ihm nicht darum... nicht... nur. Aber wer wusste schon, auf welche Ideen Rowena noch so kommen könnte, was sie noch so fragen könnte, welche Geheimnisse - und dummerweise besaß die Nottfamilie davon mehr als genug - sie noch aus ihm herauspressen könnte.
Theoodre schnaubte gepresst und wieder biss er die Zähne aufeinander, als sie bemüht beiläufig ihre nächste Frage stellte. Er gab auf. Kein Gegenmittel. Keines, das sich so schnell finden ließe. Wütend warf er die Kiste, die er gerade in den Händen hielt zur Seite auf den Boden. Kirrend zersprangen ein paar kleine Gefäße und entleerten ihren Inhalt auf den Boden. Die Hauselfen würden das schon säubern. War ihm doch egal. Er fühlte sich elendig genug, dass Antonette es auch noch Wochen - Monate - nach ihrem Tod schaffte ihm sein Leben zu verbauen. Vielen Dank auch! Damn it!
"Ja." brummte er schließlich, als die Antwort sich regelrecht in seiner Kehle anstaute. "Antonette war wirklich gut in dieser... dieser Sache... " er rollte resigniert mit den Augen und fuhr sich müde über das Gesicht. Antonette war in so einigen Dingen echt gut gewesen. Vor allem darin ihm sein Leben schwer zu machen. Theodore ließ den Blick fahrig durch den Raum wandern. Er war ewig nicht mehr hier drin gewesen. Tatsächlich seit Monaten nicht mehr.
Was blieb ihm nun schon noch anderes übrig? Einen Gegenzauber gab es nicht. Er konnte nicht einfach irgendeinen Trank trinken in der Hoffnung, dass es kein Gift war und von den beschrifteten Tränken war keiner das gewünschte Gegenmittel. Er wusste nicht einmal ob es eines gab, also wonach er suchen musste und... selbst wenn; wer sagte, dass Antonette es gehabt hatte? Verdammt. Verdammt. Verdammt.
Also was blieb ihm noch anderes übrig? Flucht? Sich einsperren? Bis die Wirkung verflogen war? Hörte sich verlockend an. Ziemlich feige. Wenn man es genau nahm. Aber... von allen anderen Alternativen womöglich die beste und ... Theodore hob den Blick und sah Rowena offen erstaunt an. "Bitte?" fragte er irritiert, als hätte er wirklich nicht gehört. Und er dachte nicht lange nach. Längst entfaltete sich hier die volle Wirkung und selbst wenn er es gewollt hätte; wirklich lange hätte er die Antwort kaum zurück halten können. Antonette war eben wirklich, wirklich gut in Zaubertränke gewesen. "Du bist eine verdammt freche vorlaute Göre." knurrte er und schüttelte den Kopf. "Offenbar hat dir nie jemand beigebracht, wie man sich mit bisschen Respekt gegenüber eindeutig höher gestellten verhält und offenbar interessiert es dich ohnehin einen Scheiß, was andere von dir denken. Was vermutlich okay ist, nachdem die Welt sich nicht wirklich für dich interessiert." erklärte er und runzelte die Stirn, während er die Augen leicht verdrehte. "Was wohl auch in Ordnung ist, immerhin soll vermutlich niemand rausfinden, dass du nur fünf Fake-Zauberstäbe in deiner Tasche mit dir rumträgst. Aber eigentlich ist es schon wieder bemerkenswert, dass es bisher offensichtlich niemand rausgefunden hast, was sicherlich auch wieder eine Leistung ist. Ändert aber nichts daran, dass du furchtbar unhöflich, frech und noch dazu vorlaut bist und dir sicherlich viel geholfen wäre, wenn du einfach mal deine Kommentare für dich behälst. Damit könntest du dir sicher einiges an Ärger ersparen." Einfach mal die Klappe halten. Dann stünde sie jetzt vielleicht auch nicht hier: schwanger. Mit einem völlig fremden Kind. "Du bist definitiv anders als andere Hexen - auch wenn du nichtmal wirklich eine bist, aber immerhin kannst du damit etwas, was alle anderen von uns nicht können; immerhin weißt du wie es ist, keine magischen Kräfte zu haben und Bethany hat jemanden zum reden..." Genau, darauf lief es nämlich raus. Bethany brauchte eine Freundin, jemand, der genauso war wie sie und... das war der einzige Grund und: "Und eigentlich sprechen tausende Gründe dagegen und ich würde nichtmal sagen, dass du besonders nette Gesellschaft bist, stur und störrisch und uneinsichtig und du dich im Grunde wirklich jedesmal aufs neue mit irgendwelchen unbedachten Dummheiten übertriffst," Wie sie hier gerade wieder demonstrierte. "Aber ich mag dich offenbar dennoch." Er klang fast erstaunt; als wäre er überrascht darüber, dass er Rowena DENNOCH mochte. Obwohl sie so lästig war. So nervig. So störend. So stur. Und vielleicht mochte er sie auch ein wenige mehr; aber sie wollte ja nur wissen, was er über sie dachte.
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Überrascht hob Rowena die Brauen als Theodore anmerkte, dass seine Ex-Frau gut im Träne brauen war. Offenbar schien das ein ziemlich beliebtes Hobby von ihr gewesen zu sein. Aber wenn sie sich vorstellte, dass Antonette immer so eingesperrt war wie sie im Moment, dann konnte sie sich gut vorstellen, dass sie gerne solch ein Hobby ausgeübt hatte. Wohl zum Missfallen des Nott. Manchmal versuchte sie sich vorzustellen, wie seine ehemaligen Frau wohl gewesen sein musste. Ob sie nett war oder genauso garstig wie Theodore? Ob sie sich wirklich geliebt hatten? Anerkennend nickte sie leicht. Etwas, das sie wohl auch nicht machen konnte. Nicht mal das. Aber interessant waren Tränke trotzdem, zumindest in der Anwendung, wie man sehen konnte. Vielleicht sollte sie sich einen Braumeister zulegen, der ihr Tränke machen konnte, die sie anschließend an anderen ausprobierte. Auch ein spannendes Hobby, das aber Theodore wohl kaum gefallen würde und das sie wohl nur solange ausführen konnte, wie sie auch noch schwanger war. Anschließend hoffte sie ja wieder ihren vorherigen Beruf ausüben zu können und seine Assistentin bleiben zu können. Warum sie das nur hoffte? Es kam oft genug vor, dass der Nott zwischendurch seine Meinung änderte und dann eben doch etwas ganz anderes tat, als eigentlich geplant war. Umso mehr musste sie eben darauf achten in seiner Gunst zu bleiben. Doch so sehr sie sich selbiges vorgenommen hatte, so wenig klappte es dann doch in der Ausführung. Wenn dann eine unangenehme Situation kam, fiel es ihr alles andere als leicht ruhig zu bleiben und ihr Vorhaben einzuhalten. In solchen Situationen verhielt sie sich so, wie sie es immer tat und sagte einfach das erste was ihr in den Sinn kam, anstatt vielleicht mal eine Sekunde über dessen Wirkung nachzudenken. Aber offensichtlich hatte ihn das bisher nicht so sehr gestört, dass er sie gänzlich abgeschossen hatte. Und wenn sie eins über ihn gelernt hatte, dann war es die Sache, dass wenn er hätte wollen, sie längst nicht mehr bei ihm arbeiten oder gar wohnen würde.
Offenbar fand er nichts was ihm half. Rowena fragte sich, wie lange der Zustand so bleiben würde. Für immer sicher nicht, denn sonst müsste man kaum mehr davon herstellen. So war es vermutlich nur eine Frage der Zeit, was wohl auch Theodore wusste. Ihre Neugier traf seinen erstaunten Blick. Dann begann sein Redefluss in dem er vermutlich mehr von sich preisgab, als er es je in seinem ganzen Leben getan hatte. Las man zwischen den Zeilen, kam dabei so viel mehr raus, als Rowena je erwartet hätte. Tatsächlich schien er sich um seine Tochter zu kümmern, zu sorgen, dass sie eben einsam war, anders war. Auch wenn er so viel über sie geschimpft und sich über sie beschwert hatte, war das Grinsen nicht von ihren Lippen gewichen, denn zwischen rein war ihm ja doch immer wieder sogar ein echtes Kompliment gehuscht. Bis er doch auf den Schluss kam, dass er sie wohl trotzdem mochte. Irgendwann zwischendrin war ihr Grinsen doch erstorben, da sie nicht mit solch einer ausführlichen Antwort gerechnet hatte.
Doch etwas irritiert schloss sie ihren Mund, der offen gestanden war. Ob er sie mochte, wirklich mochte oder einfach nur tolerierte? Nun, schließlich hatte er schon eindeutige Andeutungen gemacht, die allerdings doch ziemlich spontan und unglaubwürdig gekommen waren, direkt nach der Sache mit den Todessern, direkt nachdem sie ihn darüber ausgefragt hatte. Völlig verwirrt hatte sie ihn damals abgewiesen. Und auch wenn sie teilweise von ihm abhängig war, von seinem Job, so müsste sie nicht stetig hier bleiben und tat es trotzdem. Es war einer der seltenen Momente in denen Rowena tatsächlich kein blöder oder völlig unpassender Kommentar einfiel. Selbst die ganzen Fragen, die sie noch in petto gehabt hatte, waren wie weg gepustet. Einen Moment lange noch starrte sie ihn an, bis sie sich umwandte und den Raum verließ, hinauf in ihr Zimmer ging. Besser sie hätte eben doch nichts gefragt.
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Here we go again. Innerlich stöhnte Theodore auf. Kaum, dass er seinen dummen Mund endlich wieder geschlossen halten konnte. Er holte tief Luft, hielt den Atem an und biss die Zähne hart aufeinander. Kein. Weiteres. Wort. Er konnte nur beten, dass Rowena keine weiteren Fragen mehr auf der Zunge brannten; aber wie er sich einschätzte, würde sie nicht locker lassen, bis die Wirkung des Tranks völlig verflogen war. Wenn sie schonmal die Möglichkeit hatte ihre Nase in allerlei Dinge zu stecken, die sie eigentlich nichts angingen und...
... Theodores ausdruckslos, halb abwartender Blick traf Rowenas erstauntes Blinzeln. Sie sah aus, als wäre sie völlig überfahren von dem, was er da gerade gesagt hatte. Theodore hob fragend die Augenbrauen. Nicht, weil er sie animieren wollte, weitere Fragen zu stellen, sondern vielmehr: weil er mit so einigem gerechnet hatte, aber nicht damit, dass es ihr wahrhaftig die Sprache verschlug.
What?
Den Tag sollte er im Kalender rot anmalen.
Rowena klappte ihren Mund zu, der ihr offensichtlich erstaunt aufgeklappt war und ... drehte sich einfach um. Theodore blinzelte irritiert und sein Kopf machte eine abrupte Bewegung zur Seite, als wollte er zu einem Kopfschütteln ansetzen, es dann aber doch nicht ausführen. Was?
Rowena machte auf dem Absatz kehrt und ging. Einfach so. Ohne jedes Kommentar.
Im ersten Reflex machte Theodore ein paar Schritte vorwärts, bevor ihm klar wurde, was er drauf und dran war zu tun. HALLO? Als wollte er hier irgendjemandem nachrennen und ... "Verdammt..." knurrte er tonlos und schüttelte verärgert den Kopf. Fürchterlich genervt verdrehte er die Augen und rieb sich mit der Hand über das angespannte Gesicht. Rowena war selbst schuld. Sie hatte danach gefragt. Theodore seufzte langgezogen. Irgendwo weiter weg hörte er Rowenas Zimmertür gehen. Was machte sie? Sich im Zimmer verkriechen, wie ein... Kind? Ein unreifer Teenager? Und irgendwie vergaß Theodore gerne mal, dass Rowena wirklich wenige soziale Kontakte in den letzten Jahren gepflegt hatte und vermutlich so mancher Teenager weit souveräner in sozialen Interaktionen war, als die Squib.
Zumal... sie näher am Teenager-Alter dran war, als an seinem. Aber auch das war so ein Detail, das er gerne mal ... hups... vergaß. Dass er schon fünfzehn gewesen war, als Rowena das Licht der Welt erblickt hatte.
Im Nachhinein überraschte ihn ihre Reaktion doch weit weniger. Wenn er es sich recht überlegte; das letzte Mal war sie auch einfach davon gelaufen. Warum sollte es diesmal auch anders sein? Noch immer litt Theodores gekränkter Stolz jammernd vor sich hin; noch nach all den Wochen. Aber er war schließlich kein Teenager mehr. Er konnte damit umgehen - nun, jedenfalls nach all den Wochen. Wesentlich reif und erwachsen war seine erste Reaktion auch nicht gewesen, als er Rowena komplett ignoriert hatte.
Die Taktik jedenfalls hatte ihn nicht wirklich weiter gebracht. Ignorieren war also keine Option, oder Rowena gar mit seinem gekränkten Stolz strafen und sie rauswerfen. Das sowieso nicht. Zumal... sie dummerweise wesentlich mehr mitbekommen hatte, als... nur das letzte eben.
Wenige Minuten später ließ Theodore die Fingerknöchel gegen Rowenas Zimmertür schlagen. Wieder: eine hoch überlegte Aktion. Er hätte ja auch einfach warten können, bis der Trank nicht mehr wirkte. Hatte er aber nicht. "Rowena?" fragte er halblaut durch die geschlossene Tür und zögerte einen Moment. Drückte schließlich den Türknauf. Der verschlossen war. Nicht, dass er ihn nicht einfach aufzaubern könnte. Was er tatsächlich kurz überlegte. Es dann aber doch sein ließ. Theodore lehnte sich neben die Tür mit der Schulter gegen die Wand, hob nochmal die Hand und klopfte nochmal. "Rowena, sei nicht kindisch..." Ohja, immer direkt diplomatisch den Gesprächsfaden wieder aufgreifen.
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Rowena wusste nicht was sie tat. Eindeutig nicht. Mit solchen komplexen Situationen wusste sie einfach nicht umzugehen. Er mochte sie, mochte sie nicht, vielleicht etwas mehr? Und wie stand eigentlich sie zu ihm? Schlussendlich hätte sie wohl kaum danach gefragt, was er von ihr hielt. Ja, warum war sie eigentlich so lebensmüde gewesen und hatte danach gefragt? Sie hätte es ja auch einfach lassen können. Hatte sie aber nicht. Wie so vieles war ihr auch das einfach raus gerutscht. Im Endeffekt hatte sie es dann doch irgendwie bereut und der kleine Spaß war ihr auf den Magen geschlagen. Und außerdem war sie schwanger! Das entschuldigte schon mal per se alles.
Sie war nicht zwingend davon ausgegangen, dass er ihr nachfolgen würde. Irgendwie hatte sie erwartet, dass er eher froh war wenn sie endlich gehen würde. Keine unangenehmen Fragen mehr. Nichts. Er hatte einfach seine Ruhe und sie war aus dem Weg. Eigentlich doch perfekt. Schließlich hatte sie ja schon zurückbekommen was sie verdient hatte, dafür dass sie ihm den Trank gegeben hatte. Einfach so, ohne ihn vorzuwarnen.
In dem Zimmer angekommen fühlte sie sich fast schon dämlich, dass sie einfach abgehauen war. Aber das Ganze hatte sie völlig überfordert. So viel soziale Interaktion mit der sie nicht umzugehen wusste. Trotzig hatte sie sich aufs Bett gesetzt und die Wand angestarrt. Vermutlich musste sie hier jetzt bleiben, bis Theodore schlafen ging oder das Haus wieder verließ. Ach, wie dämlich. So zuckte sie zusammen, als sie sein Klopfen vernahm. Was machte er denn hier? Wollte er sie raus schmeißen? Wo sollte sie denn hin? Gut, sie hatte eine Wohnung, aber da wollte sie eigentlich nicht hin, wollte nicht wieder alleine sein. Sie presste die Lippen aufeinander. "Nur wenn du mich nicht raus schmeißt....", entgegnete sie ihm schließlich. Sie war kindisch? Ach wirklich. Vielleicht. Ein bisschen. Sie seufzte tief, stand dann allerdings doch vom Bett auf und öffnete die Türe, um ihn in ihr Zimmer zu lassen. Abgesehen von der Ausstattung des Vorbesitzers war dort nicht viel verändert worden. Rowena hatte den ein oder anderen Besitz von ihr eingeräumt, doch ansonsten war es kahl, fast unbewohnt. Aber sie machte sich nicht viel daraus, brauchte keinen Schnick Schnack.
Sie setzte sich wieder aufs Bett und sah zu Theodore. Man sah ihr an, wie überfordert sie mit dem Ganzen war und gleichzeitig störte sie genau das. "Willst du mich raus schmeißen?", fragte sie ihn frei heraus. Anlügen konnte er sie im Moment ohnehin nicht. "Also weil...wegen des Tranks und so." Gerade glich sie tatsächlich eher einem unsicheren Teenager, wie der Frau, die sie sonst war. Waren alles die Hormone. Schließlich straffte sie wieder ihre Schulten und erhob sich vom Bett. So stand sie Theodore direkt gegenüber. Er hatte ihr schon deutlich mehr durchgehen lassen wie das. Warum sollte er sie jetzt raus schmeißen? "Was ist mit deiner Ex-Frau. Denkst du noch oft an sie...? Liebst du sie noch?" Die Frage war wohl eher, ob er sie je geliebt hatte, aber das Konzept Liebe war Rowena ohnehin gänzlich suspekt. Sie hatte bisher nur was davon gehört. "Und weißt du was...der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen, ich mag dich auch...auch wenn du ein verschrobener, arroganter Sack bist, der es nicht verdient hat so eine tolle Tochter zu haben, die er einsperrt wie ein Haustier...trotzdem bist du in Ordnung...irgendwie."
Ein Schnauben rutschte aus Theodores Kehle, als er Rowenas gedämpfte Stimme vernahm. Seine Mundwinkel zuckten in die Höhe. Sie klang wirklich wie ein Teenager, der etwas ausgefressen hatte und nun Sorge hatte, die Eltern würden sie vor die Tür setzten und... ARG, nein, so wollte er wirklich nicht über Rowena denken. Als wäre sie irgendein halbwüchsiger Teenager; aber der Eindruck zwang sich ja geradezu auf. So wie sie sich benahm. Theodore verzog gequält das Gesicht. Rowena mit womöglich Bethany zu vergleichen war irgendwie... nun, nicht so angenehm. Auch wenn Rowena sehr viel mehr eine gute Freundin, vielleicht eine Art Schwesterersatz für das Mädchen war, als... ein schlechter Ersatz für eine abwesende Mutter. Ob Theodore das bezweckt hatte, damals? Als er Rowena hier hatte einziehen lassen, schon davor: als er zugelassen hatte, dass sie immer mal wieder hier her kam, Bethany besuchte, Zeit mit dem Mädchen verbrachte. Er war sich selbst nicht einmal mehr ganz sicher. Fakt war, dass Bethany jemanden gebraucht hatte, der sie verstand. Wirklich verstand. Und Rowena war so jemand gewesen. Jemand, der sehr viel besser verstand, als es Bethanys Mutter jemals getan hatte. Und Theodore hatte das einfach nicht gekonnt; konnte nicht mit seinem Mädchen umgehen, noch weniger irgendeinen Ersatz liefern; nicht mal das Mindestmaß von dem, was Mütter für Töchter waren; er konnte Bethany nicht erklären, was mit ihrem Körper in der Pubertät passierte, noch weniger hatte er auch nur den blassesten Schimmer was... er hätte nur geglaubt, dass sie drauf und dran war zu verbluten und zu sterben wenn sie ihre erste Monatsblutung bekam. Als hätte er sich jemals damit auseinander gesetzt. Nope. Das konnte er nicht. Und er konnte nicht nachempfinden wie sie sich fühlte; eingesperrt und isoliert. Er war noch immer überzeugt, dass es das beste war. Zumal sie damals, als sie weggelaufen war, in einen Autounfall verwickelt gewesen war - weswegen man sie überhaupt wieder gefunden hatte;... vor allem danach war Theodores Bereitschaft Bethany zumindest manchmal unter Aufsicht rauszulassen, gegen Null gesunken.
"Ich schmeiß dich nicht raus." erwiderte er durch die geschlossene Tür und schließlich konnte er Schritte hören, das Türschloss klickte und die Tür schwang auf. Rowena tappste zu ihrem Bett zurück und Theodore wandte sich nur halb um. Er blieb im Türrahmen stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, weniger in abweisender Manier, als vielmehr um sie eben aufzuräumen. "Nein." antworte er wahrheitsgemäß auf ihre wiederholte Frage. Er hatte nicht vor sie rauszuwerfen. Und gerade als er den Mund öffnete, um ihr zu erklären, dass das lächerlich war und sie sich nicht so aufführen sollte,schossen die nächsten Fragen aus ihr raus und Theodore bereute augenblicklich, dass er her gekommen war. Er stieß sich vom Türrahmen ab und sah Rowena anklagend an. "Dafür, dass du befürchtest ich könnte dich rauswerfen, bist du nach wie vor ganz schön neugierig." stellte er nüchtern trocken fest und schüttelte kurz augenverdrehend den Kopf, ehe er Rowena mit durchdringendem Blick fixierte und den Kopf leicht in den Nacken legte.
Bislang hatte sie sich auch nicht für Antonette interessiert und sie hatten nie darüber gesprochen; weil es sie auch einfach nichts anging. Und nun... gut, irgendwo... konnte Theodore natürlich immer behaupten, dass Rowena nichts überhaupt etwas anging, aber dann wiederum: sie lebte ja nur hier, sie war ja nur Teil dieses kranken Plans mit dem Montaguekind und sie taten ja nach außen für die Öffentlichkeit auch nur so, als wäre das SEIN Kind, das sie da gerade ausbrütete, nachdem ihre Familie schier an die Decke gegangen war, als sie von Rowenas Schwangerschaft erfahren hatten. Da war es schlicht und ergreifend einfacher gewesen, ihnen eine Lüge aufzutischen. "Ja." murmelte er schließlich trocken und kurz angebunden, biss sich augenblicklich auf die Zunge, um dem Drang mehr zu sagen eben nicht nachzukommen. "Ja und nein." murmelte er schließlich und runzelte die Stirn, als hätte er sich selbst bis gerade eben nie wirklich Gedanken darum gemacht. Theodre löste die verschränkte Armhaltung und schob die Hände in die Hosentaschen, blieb allerdings nach wie vor auf der Kante der Türschwelle stehen. Als respektierte er voll und ganz, dass das hier Rowenas eigenes Zimmer war und ihr privater Bereich. Aber das hatte er zumindest gelernt; mit sovielen jüngeren Geschwistern und den Kindern. Die eigenen Zimmer waren heilig. Theodore wippte leicht auf den Fußballen vor und zurück. "Kommt vermutlich drauf an, was du unter Liebe verstehst." erwiderte er hoch vielsagend und richteten den Blick auf Rowena, nachdem sie nun wieder aufgestanden war und ein paar Schritte zu ihm herüber gekommen war. Aufmerksam lag sein Blick auf ihrem Gesicht. Und ein leichtes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, als sie fairerweise zumindest das Schlachtfeld zwischen ihnen wieder ebnete. "Touchée." murmelte er und hatte Mühe das Grinsen irgendwie zu verkneifen. Wenn sie ihm nur vorzuwerfen hatte, dass er ein arrogant war, dann... "Damit kann ich gut leben." stellte er zufrieden fest. Nun, eigentlich nicht. Aber Rowena hatte allen Grund ihn aus tiefstem Herzen zu hassen und zu verabscheuen; dafür wie er sie behandelte, dafür, was er getan hatte, wo er sie hineingezogen hatte, dafür, was er allgemein so getan hatte in den letzten Monaten - Kinder entführt und gefoltert, Muggelärzte gestötet... um nur ein PAAR seiner Abscheulichkeiten zu nennen - Rowena hatte heute mehr Grund einen großen Bogen um Theo zu machen als die Wochen zuvor. Aber tat sie nicht. Vielmehr ... nun, wenn arrogant das einzige war, das sie ihm vorwarf: ja, damit konnte er wirklich gut leben.
Allerdings sanken Theodores Mundwinkel in die Tiefe und eine ernste Mine breitete sich auf seinen Gesichtszügen aus, als Rowena erklärte, er hätte Bethany nicht verdient. "Mag so sein," und er hob die Schultern. "Hat sie dir erzählt, was das letzte Mal passiert ist, als sie "draußen" unterwegs war?" Er konnte auch zurück fragen. Auch wenn Rowena nicht gezwungen war ihm mit der Wahrheit zu antworten.
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Also gut. Wenigstens würde er sie nicht sofort rauswerfen, nachdem er nun erfahren hatte, dass sie ihm Veritaserum in den Wein gemischt hatte. Wenigstens musste er nun ehrlich sein und offenbar war es ihm wichtiger bei ihr zu sein, anstatt seine eigene Haut zu retten, ihr nichts erzählen zu müssen. Fast schon als wäre er dazu bereit sich ihren Fragen zu stellen. Er ging ihr nach und verlangte sogar, dass die Türe wieder auf machte. Sogar stellte er sich ihren indiskreten Fragen. Sicher ging es sie nichts an was mit seiner Ex-Frau war. Über private Dinge sprachen sie eigentlich nicht, mit dem Unterschied, dass es von ihr keine privaten Details gab. Abgesehen von der Zeit, die sie mit Theodore verbrachte, hatte sie eigentlich kein Privatleben. Die Arbeit war ihr Leben und bei Theodore zu sein eben auch. Daran hatte sie sich gewöhnt, denn selbst zuvor war ihr Privatleben deutlich beschränkt gewesen. Den einzigen, den sie in letzter Zeit sonst noch gesehen hatte war ihr Bruder Charles. Der einzige der Familie, der ihr noch nahe stand. Er war ebenso wenig von der Schwangerschaft begeistert wie ihr Vater. Aber als würde sie das interessierte. Solange der Nott sie bei sich behielt, ging es ihr auch entsprechend gut und eigentlich musste sie sich um wenig kümmern oder gar Sorgen machen.
Seine Antwort war gut und vermutlich ehrlich. Was sie unter Liebe verstand? Nicht viel. Sie hatte keine Ahnung davon, was Liebe wirklich war. Zwar hatte sie schon einiges davon gehört, doch wirklich erlebt hatte sie es noch nicht. Wie auch, wenn sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hatte? Aber was man nicht kannte, konnte man nicht vermissen. Andererseits war sie neugierig und wenn es schon um seine Frau gegangen war, dann konnte sie doch auch noch weiterfragen oder nicht? Aber eine eindeutige Antwort erhielt sie nicht, doch sie wusste auch nicht, wie sie weiter fragen sollte. Vermutlich musste sie es akzeptieren wie es war. Oft genug hatte sie von einer Zwangsehe gehört und konnte sich kaum vorstellen, dass da wirklich Liebe entstand, doch vielleicht war es ja doch anders. Aber das würde sie wohl kaum erfahren. Umso erleichterter war sie, als Theodore über ihre Worte grinste und sie sogar akzeptierte. Nicht, dass sie sich so viele Gedanken darüber machte was sie sagte und wie es an kam, doch die Situation war doch eine besondere. Sie war ebenso näher an ihn heran gekommen, so dass für einen kurzen Moment eine gewisse Energie zwischen ihnen prickelte. Rowena war kurz davor gewesen weiter auf ihn zuzugehen und ihn zu…doch war das wirklich der richtige Zeitpunkt? Aber als würde sie so viel darüber nachdenken. Tat sie nicht. Doch trotzdem war die Situation einen Augenblick später schon wieder vorbei, nachdem er sich über eine ihrer Spitzen aufregte. Selbst schuld.
“Ja”. Sie hatte davon erzählt. Sie wusste selbst wie schwer es war mit der fehlenden Magie im Alltag zurecht zu kommen. Im Vergleich zu Bethany hatte sie da nur mehr Übung inzwischen. Vermutlich war es eben doch nicht so leicht für sie in der echten Welt und hier bei Theodore war sie zumindest geschützt. Rowena seufzte und wandte sich ab. Was brachte es schon sich darüber zu streiten? Als hätte sie etwas zu sagen in der Erziehung seiner Tochter. Niemals. Nach einem Augenblick wandte sie ihren Blick wieder dem Zauberer zu und musterte seine harten Züge für einen weiteren Moment. Schließlich schoss sie doch nach vorne und legte ihre Lippen auf seine.
Er hätte sich schon irgendwie damit abgefunden. Irgendwann. Nun. Gezwungenermaßen hätte er das wohl. Sicherlich hätte er irgendein verzwicktes Spiel spielen können. Rowena hatte ihm bereits einen harten, ziemlich eindeutigen Korb gegeben. Da war kaum etwas misszuverstehen gewesen. Auch wenn es Theodores Stolz hart, aufs bitter härteste, gekränkt hatte und sein Ego einen tiefen Kratzer davon getragen hatte; noch heute bitterlich in einer Ecke vor sich hinweinte, wenn er unweigerlich an die Situation zurückerinnert wurde. Was oft genug geschah. Aber er war kein kleines Kind mehr und er war kein melodramatischer Teenager mehr. Rowena hatte nun einmal nicht "mehr" für ihn übrig, als... nun, Kollegen, Angestellte, Bekannte - mit Theodore zusammenzuarbeiten führte fast gezwungenermaßen dazu sehr viel mehr Zeit mit ihm zu verbringen; vor allem wenn man sich seine Assistentin schimpfte. Und sicherlich teilte man nach einer Zeit irgendwann mehr. Lernte sich kennen. Zumindest gewisse Seiten. Aber das änderte nichts am kollegialen - gut, geschäftlichen wohl eher; als wäre Theodore so sonderlich kollegial - Verhältnis. Und Rowena hatte das recht deutlich gemacht. Das war ihre Grenze. Mehr war nicht drin. Und sicherlich hatte er nicht gerade souverän reagiert; sie doch sehr deutlich spüren lassen, was es bedeutete, wenn man Theodore ein "Nein" entgegen schleuderte. Dinge, mit denen er nicht gut umgehen konnte. Eine ziemlich lange Liste, die sich da über die Jahre zusammen gesammelt hatte. Aber ja, Widerspruch und vor allem Abweisung gehörten definitiv mit dazu. Aber auch das hatte sich verwachsen, die Wogen irgendwie geglättet und Theodore hätte damit leben können. Zumindest oberflächlich so tun können, als wäre er fähig professionell und souverän damit umzugehen. Dinge, die eben nicht sein sollten - die man nicht passieren lassen wollte; auch wenn er nicht gerade der Typ Mensch war, der sich von anderen Grenzen aufzeigen ließ. Irgendwie war es doch okay gewesen... hatte er sich zumindest konstant eingeredet.
Sicherlich hätte er die Situation nutzen können. Die unschöne Situation in die sich Rowena hinein manövriert hatte. Sicherlich hätte er irgendein verdrehtes Ding daraus ziehen können. Immerhin war sie hier, lebte nun hier. Und dem Rest der Welt wurde die Geschichte aufgetischt sie hätten tatsächlich eine Beziehung, vielleicht nur eine Affäre - what-so-ever: zumindest erwarteten sie ein gemeinsames Kind. So hieß es. So erzählte man das. Auf die Geschichte hatten sie sich geeinigt. Lediglich Theodore, Bethany, Rowena, Rubina und Matthew wussten, dass dem eigentlich nicht so war. Kannten die Wahrheit.
Und sicherlich hätte er Rowena in eine Sache hinein-manipulieren können, mit der er sein Ziel doch noch erreicht hätte... tat er aber nicht. Noch nicht. Merlin wusste warum. Vielleicht weil er sie unbewusst mehr wertschätzte und respektierte, als er das vor sich selbst zugeben wollte.
Und dann...
Theodores Blick hing an Rowena, als sie die letzte Distanz überwand. Das unruhige Wippen auf den Fußballen stoppte augenblicklich. Das unangenehme Thema mit Bethanys unschön geendetem Ausflug in die "freie Welt" hing noch immer wie ein Schatten zwischen ihnen, lenkte Theodore ab. Er blinzelte irritiert. Einen Bruchteil einer Sekunde später konnte er Rowenas warme Lippen auf seinen spüren. Moment, halt? Was hatte er nun verpasst? Kommando zurück! Wo... kam das nun her? Von der unerwarteten Wende jäh getroffen, erstarrte Theodore. Rowenas Kuss war zaghaft, vorsichtig, spürbar unerfahren. Als hätte sie das noch nie gemacht. Als testete sie nur das kalte Wasser mit einer vorsichtigen Zehenspitze, statt mit Anlauf ins kühle Nass zu springen. Und Theodore stand da, fast regungslos, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Erwiderte ihren Kuss nicht einmal im Ansatz. Und dann war es vorbei. So schnell wie es gekommen war. Theodore starrte Rowena mit geweiteten Augen an. Seine ernste Mine war blank von seinen Zügen gewischt. Über was hatten sie gerade überhaupt gesprochen? Sein Hirn: gähnend leer. Kein Gedanke verirrte sich. Theodore starrte Rowena erstaunt an. Eine Sekunde, noch eine Sekunde. "Wo kam das jetzt her?" Way to destroy a moment! Theodores Hände in den Hosentaschen ballten sich zu festen, angespannten Fäusten. Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Schrien tausende Stimmen in seinem Hirn ihn an, den ersten Impuls niederkämpfend auf Rowena zuzustürzen und noch einen Kuss einzufordern. Einen richtigen. Einen, der sich nicht anfühlte wie Kindergarten 2.0
Nein! Nein! Nein! Nein! Nein!
Ein Korb reichte ihm! Was auch immer das war - am Ende nur die Hormone! - ein Korb reichte ihm definitiv.
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