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Who do you think you are?
Wenn sie gewusst hätte, wie es wirklich abgelaufen war...Noah hatte die kleine Schwester keineswegs vergessen. Im Gegenteil. Er dachte häufig an sie und auch wen Joel es leugnete, in seiner Hufflepuff-Seele wusste er, dass der große Bruder bloß seinen eigenen Schmerz versuchte zu verdrängen. Jeder hatte da so seine eigenen Mechanismen. Seiner bestand in der ersten Zeit nach seinem Schulabschluss darin, wann immer es ging und wann immer er damit rechnen konnte - sprich an Hogsmeadewochenenden - das kleine Dorf am Fuße der Zaubererschule aufzusuchen und durch die Gassen zu stromern auf der Suche nach dem vertrauten Gesicht. Dumm nur, dass er sie nie zu Gesicht bekam. Anfang wunderte er sich darüber, doch dann, an einem Tag im Spätherbst wurde ihm klar, was gespielt wurde. In der Ferne glaubte er Leo in einer Gruppe anderer Schüler auszumachen und wollte schon hinterher eilen, doch da trat ihm eine Gestalt in den Weg. Das hitzige Gespräch zwischen ihm und seinem Vater hatte er auch heute noch gut oder besser gesagt schlecht in Erinnerung. Der hatte keinen Zweifel daran gelassen, was er von ihm hielt und erst recht nicht daran,, wie er dazu stand, dass die Geschwister noch Kontakt hatten. Es sollte keinen geben. Nie mehr. Und wenn Noah nicht zu sah, dass er hier verschwand, sollte es Konsequenzen haben. Welche Art dieser waren, musste der Vater gar nicht genauer auslegen. Noah lief es auch so schon kalt den Rücken herunter. Die folgenden Monate hielt er sich etwas zurück, dann begann er Briefe zu schicken, die aber nie eine Antwort hervor brachten. vermutlich hatte die kleine Schwester sie nie erhalten. Und die folgenden Besuche? Noch ein paar mal versuchte er es, doch als wenn mit seinem Erscheinen in Hogsmeade ein stiller Alarm ausgelöst wurde, traf er immer entweder auf seinen Vater, seine Mutter oder einen ihrer Vertrauten. Und schließlich gab er doch auf. Zumindest für eine ganze Weile.
Diese Weile hatte nun ein Ende. Er war an diesem Wintermorgen erwacht und hatte sich gedacht, heute wird alles anders. Heute ist der richtige Tag. Immerhin war es nun schon viele Monate her, seit er es das letzte mal versucht hatte. Und vielleicht war es auch der Aufenthalt in dieser kleinen WG in der Fleetstreet, wo die Bewohner so friedlich (na gut, mehr oder weniger mit dem ein oder anderen Streit) miteinander lebten...wie eine kleine Familie. Vielleicht war es auch die vorweihnachtliche Stimmung, die sich langsam in ihm breit machte. Er war jetzt kein absoluter Weihnachtsfan...wie auch, wenn man jahrelang nur noch seinen Bruder gehabt hatte, davor nicht einmal den und davor nur eine eher kühle Familie? Aber er mochte die Vorstellung von einem harmonischen Weihnachtsfest. Die Idee. Und irgendwann sollte sich das doch mal umsetzen lassen! Außerdem, das gab er gerne in diesem Rahmen hier zu, war Weihnachten auch eine sehr erträgliche Zeit für seinesgleichen. Die Leute waren so im Stress, dass sie unachtsam wurden. Und dann war das Thema der Nüsse ja auch noch! Gebratene Mandeln, leckere Nussmischungen, geröstete Kastanien...überall roch es nach Köstlichkeiten. Wer konnte da nicht mal schwach werden?
Eben. Also hatte er sich heute auf de Weg nach Hogsmeade begeben und dort tatsächlich keinen Wachhund angetroffen. Er war durch die Straßen gewandert und hatte den Anblick des so vertrauten Dorfes genossen. Überall waren Schüler unterwegs und er wunderte sich insgeheim etwas über seinen sechsten Sinn, der ihn ausgerechnet heute hierher geführt hatte. Oder hatte er das am Rande irgendwo mitbekommen? Vermutlich. Unterbewusstsein war ja schon eine faszinierende Sache. Sein weg hatte ihn auch schon in den Honigtopf geführt und somit hielt er nun eine Tüte mit gemischten Dingen in der Hand - vorwiegend Nüsse und Mandeln versteht sich. In seinem Mund lutschte er gerade an einer solchen. Umhüllt in einem Karamellmantel mit Ingwer-Orangen-Aroma. Nicht schlecht.
Hinter sich den Pfad runnter fingen sich einige Jungs an zu balgen und Noah wandte schaulustig den Kopf zurück. Andernfalls hätte er sicherlich auch das Mädchen bemerkt, welches um die Ecke gebogen kam und vol auf ihn zu hielt. Mit einem "Hoppla!" seinerseits und einem fast augenblicklich gestammelten Entschuldigungsversuch ihrerseits, krachten sie zusammen. Noah hob aus Reflex eine Hand und fasste die andere Person an der Schulter, damit diese nicht umkippte. Erst dann wurde ihm klar, wen er hier vor sich hatte. Fortuna hatte es heute wohl wirklich gut mit ihm gemeint! Sein überraschter Gesichtsausdruck wandelte sich in ein breites Lächeln. "Ne Mandel?" fragte er und hielt Leo die Tüte unter die Nase. Vielleicht jetzt nicht der galanteste Weg ein Gespräch mit seiner Schwester zu beginnen, die er seit Jahren nicht gesehen oder gesprochen hatte...aber hey...es war ein Weg...und alle Wege führten nach Rom oder so ähnlich.
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Wie reagierte man wenn plötzlich jemand vor einem auftauchte, oder besser gesagt in einem auftauchte, von dem man nie erwartet hätte diesen jemand überhaupt noch einmal zu sehen? Eleonor wusste es nicht. Sie wusste es wirklich nicht und nicht einmal als Noah versuchte sie mehr oder weniger unverfänglich in ein Gespräch zu verwickeln, als er ihr sogar etwas von seinen Nüssen anbot, wusste die Travers wie sie hätte reagieren sollen. Es war ein Stechen, welches sich in ihr breit machte und es waren tausend Fragen die sich wieder in ihrem Kopf ausbreiteten. Warum hatte er sie alleine gelassen? Hatte er jemals an sie gedacht? War er glücklich? Oder lebte er mittlerweile nicht einmal mehr? Wie konnte er ihr jene Bürde auferlegen, wenn er doch genau wusste was geschehen würde wenn er sie verließ? All jenes waren nur ein Bruchteil der Dinge die sich innerhalb von nur wenigen Sekunden durch ihren Kopf trieben. Vor und wieder zurück und dennoch traf nicht eine einzige davon ihre Zunge. Nicht ein Wort kam heraus, denn sie spürte seine Berührung, seine feste und dennoch sanfte Hand auf ihrer Schulter die ihr deutlich machte das er sie festhielt, nur damit sie nicht umfiel. Sehr oft hatte sie sich gewünscht dass er sie festhalten würde. Oft hatte sie gehofft er würde einfach eines Tages wiederkommen, würde ihr einen Brief schreiben oder sie aufsuchen, aber er hatte es nie getan. Er hatte sie verlassen, weil er der Meinung war etwas Besseres zu sein wie ihr Vater es zu sagen pflegte, weil er kein Reinblut mehr sein wollte und somit jeglichen Kontakt zu ihr nicht mehr wünschte. Das es anders verlaufen war, das ahnte sie nicht. Wie hätte sie auch? Er war gegangen und so durchtrieben schätzte sie dummerweise, oder vielleicht auch einfach aus zurückgebliebener Naivität, nicht einmal ihren Vater ein. Nein, das hätte dieser ihr doch nicht angetan, ganz im Gegensatz zu Noah, der schließlich einfach gegangen war.
Mit jenen Gedanken vergingen nicht nur Sekunden, es waren vermutlich sogar ein, zwei wenn nicht sogar mehrere Minuten in denen sie überlegte ob sie sich einfach wieder umdrehen sollte und weglaufen sollte. Weglaufen vor der Realität, weglaufen vor Tränen der Enttäuschung die sie nicht vergießen wollte, aber sie tat es nicht. Sie schluckte all das herunter, zeigte Noah gegenüber absolut nichts und wieder nichts davon und hob letztlich nur ihren Kopf um ihn ziemlich kühl anzusehen. Oder zumindest ging sie davon aus das jener Blick kühl war, denn eigentlich war sie schon erleichtert, dass er überhaupt noch am Leben war und so weich wie ihr vermeintlich harter Blick vielleicht war, so sehr wie ihr Körper immer noch vor Schock zu zittern schien, so hart waren ihre ersten Worte die sie ohne jegliche Regung in ihrer Stimme, ohne jegliche Betonung oder sonst etwas ihm förmlich entgegenschmetterte. Sie tat dies nicht um ihn zu verletzen, oder vielleicht tat sie es unterbewusst, aber es war nicht der hauptsächliche Grund für diese Wortwahl und diese Tonlage, sie tat dies um nicht einzuknicken, sie musste ihre Emotionen beherrschen so wie sie es in den letzten Monaten auch immer und immer wieder gegenüber Janos getan hatte. Es war vielleicht eine sehr gute Übung gewesen und jene Worte die sie ihm entgegen schmetterte waren sicherlich keine von jenen die er hören wollte. „Was willst du hier?“, zu dumm nur das ihre Worte so absolut rein gar nicht zu ihrer Körpersprache passten und auch wenn ihnen mittlerweile nicht nur Tage, nicht Monate, nein sondern Jahre fehlten, so kannte Noah seine kleine Schwester zu gut um jene Zeichen der Schwäche. Ihrer Unsicherheit und alledem zu übersehen.
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Und noch dazu war Noah ein Mensch, der sich nicht allzu leicht von seinen dummen Ideen abbringen ließ. So auch nicht jetzt. Da mochte ihn innerlich der Versuch der Abweisung seiner Schwester hart treffen - äußerlich hielt sein Trotz dagegen. Er war hierher gekommen, er war nicht aufgehalten worden, wie früher, er hatte sie gefunden und war ihr begegnet. Jetzt einen Rückzieher machen? Das kam bei Merlins löchrigen Socken nicht in Frage! Seine Meinung zu ihrem verhalten? A) Sie wich nicht vor ihm zurück, entzog sich nicht seinem sichernden Griff. Das mochte aus Schock sein oder aber - die Alternative, die er sich schön redete - , weil sie eben diesen Kontakt sehnlichst erwünschte. Und er hätte sie sogar ganz in seine Arme gezogen, aber dafür war er dann doch nicht naiv genug. Er wusste ja, dass er seine Auslegung der Realität etwas ausschmückte. Aber sah es in diesem Licht nicht viel schöner aus? Überhaupt - diese ewige Schwarzmalerei, die die Menschen betrieben. Das musste doch nicht sein. Das verdarb einem nur die Laune. Somit beließ er die Hand da auf ihrer Schulter beziehungsweise ließ sie ein ganz klein wenig hinabgleiten auf den Oberarm, weil das weniger erdrückend wirkte. Er fasste nicht zu, hielt sie also nicht fest, sondern brach einfach nur den Körperkontakt nicht ab. Es tat ihm auch gut. Sie zu sehen, sie wirklich zu fühlen. Sie war da. Kein Hirngespinsts einer Phantasie. Realität.
B) Ihre Mimik. ein Gemisch aus vielem, aus dem Noah sich die Rosinen rauspickte. Zugegeben, diese waren auch nicht bloß süß und wohlschmeckend. Die Jahre der Trennung hatten einen deutlich säuerlichen Beigeschmack hinterlassen. Aber dennoch waren es Rosinen. Wer brauchte schon diesen Wut- und Enttäuschungskram? Das war ja ohnehin alles bloß ein Missverständnis. Noah konnte natürlich noch lange nicht absehen, was seine kleine Schwester tatsächlich fühlte. Aber dass da auch ein Funke Wut in ihr kochte war durchaus deutlich. Warum bloß? Es musste sich auf die Eltern beziehen, ganz klar. Er war ja auch wütend auf die. Na schön, das war vermutlich nun wieder eine Sichtweise auf die Dinge, die nur in seien Welt passte. Er wünschte sich halt, dass es die einfachste Lösung war. Sie alle gegen die Eltern, die ja die wirklichen Übeltäter hier waren. Leo, die ihn vielleicht dafür verantwortlich machte? Die sich im Stich gelassen fühlen könnte? Ja ja...das alles hatte er lange Nächrte immer und immer wieder in Erwägung gezogen. Aber es änderte doch nichts! Er mochte sich ja eine eigene Wahrheit zurecht gebaut haben, aber das hieß ja nicht, dass diese mehr oder weniger falsch war, als andere! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und sie wollte! Ganz klar. Sie war ja, wie schon in A gesagt, nicht weggegangen und auch in B zeigte sie neben dieser kleinen Wuteinlage auch noch anders: Unsicherheit. Und wenn seine kleine Schwester unsicher war, wer war er dann bitte, das Weite zu suchen? Nichts da! Ein Hufflepuff war loyal. Ok..ja gut...seinen Eltern gegenüber nun nicht, aber seiner Schwester schon! Immer gewesen. Die wusste das bloß nicht mehr.
Wenn man dann nun zu A und B, noch C addierte, kam für Noah nur noch eine Lösung heraus. C war ihre Frage an ihn. Ein nicht so starrköpfiger - .oO(Zielorientiert!) - Mensch, hätte Leo sicherlich begriffen. Eine Frage wie diese, deutete eigentlich auf eine Ablehnung hin. Aber da gehörte nun mal auch der passende, abweisende Tonfall hinzu, jawohl! Und wenn sie so ganz tonlos sprach, musste man sich eben eine eigene Interpretation schaffen. Und diese hieß: Leo fragte ihn, was er hier tat. Punkt. Sender-Empfänger-Botschaft. Ganz einfaches Prinzip. Keine versteckten Andeutungen in der Frage. Einfache Informationssache. "Wollt mal sehen, ob du dich hier heute rumtreibst und ob ich es schaffe, dich zu sprechen. Mission erfolgreich, würde ich sagen." lächelte er und musterte sie mit einer Mischung aus Neugier und brüderlicher Zuneigung. Sie war so erwachsen geworden! Unglaublich! "Du schaust gut aus." Komplimente sollten niemals zurück gehalten werden! Da brachten sie niemanden etwas.
Nein. Das war alles was sich in dem Kopf der siebzehnjährigen Schülerin gerade abspielte. Er konnte es nicht ernst meinen. Er konnte nicht fünf Jahre nachdem er sie sitzen gelassen hatte, nachdem er einfach verschwunden war, hier auftauchen, hoffen sie zu sehen und sie dann Fragen ob sie eine Mandel haben wollte. War er denn total durchgeknallt? Das hätte ihm doch vor Jahren, vor mehreren Jahren einfallen können und vermutlich lag es auch nur darin begründet, dass sie so viel Zeit früher mit ihm verbracht hatte, dass sie ihn immer noch erkannte. Sie erkannte ihn, obwohl er sich sehr stark verändert hatte. Positiv oder negativ war sie sich nicht so ganz sicher, aber er hatte sich einfach verändert. Für den Augenblick allerdings spielte es für Leo absolut keine Rolle wie er sich verändert hatte, zumindest nicht offensichtlich, denn offensichtlich wehrte sie ihn schon ab. Nach seiner Antwort, die sie nicht akzeptieren wollte und auch nicht konnte, schluckte sie nur, legte ihren Kopf schief und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Das strahlen in ihren Augen war wie weggeblasen, die unbeschwerte Art von ihr, das dauerhafte Grinsen und die ausstrahlende gute Laune waren einfach verschwunden. All das, was sie und Noah eigentlich so sehr miteinander gemeinsam hatten, war weg und es sah für den Moment so aus als würde all das nie wieder kommen. Vielleicht wollte er nach ihr sehen, vielleicht war es ihm wirklich einfach so morgens in den Sinn gekommen, nach ihr zu schauen, zu hoffen das sie hier war aber warum jetzt? Warum tauchte ihr Bruder ausgerechnet jetzt hier auf, wo ihre Freundschaft zu Janos beinahe nicht mehr existent war? Wieso jetzt? Wieso nicht bevor bei ihr alles noch mehr zusammen brach als es schon gebrochen war nachdem er weggegangen war. Damals. Damals als sie gerade einmal zwölf Jahre alt war. Ein zwölf Jahre altes Mädchen die es nicht verstehen konnte wieso ihr Bruder, erneut, die Familie verließ die ihn aufgezogen hatte. Auch heute, wusste sie es nicht obwohl sie mittlerweile die Zwänge ihrer Blutlinie verstand und nahezu davon erdrückt wurde. Sie konnte es nicht verstehen, nicht eine Sekunde lang und deshalb schüttelte sie den Kopf und ging einen Schritt zurück. „Jetzt? Es sind fünf Jahre vergangen Noah. Verfluchte Hinkepankjahre fünf davon jedes Einzelne ein purer Familienhorror und du warst nicht da. Du hast keinen einzigen Brief geschrieben, hast mich hier nie aufgesucht und auch ansonsten habe ich absolut rein gar kein Lebenszeichen von dir bekommen. Weder von dir, noch von Joel. Erzähle mir nicht das du nach mir schauen wolltest, ich interessiere dich doch kein bisschen. DU hast mich verlassen. DU bist gegangen und wozu? Bist du glücklich? Ich kann kaum glauben das es so ist.“, ihre Worte waren hart, aber ehrlich und es war lange nicht alles was sie ihm am liebsten an den Kopf geworfen hatte. Sie war verletzt, enttäuscht und dummerweise liebte sie ihren Bruder immer noch über alles und vielleicht, ja vielleicht hätte sie geweint wenn sie sich in den letzten fünf Jahren nicht derartig hätte verändern müssen. Leo war zwar nicht erwachsen geworden, aber sie hatte gelernt das sie niemandem zu einhundert Prozent trauen konnte, niemandem außer Janos und selbst er hatte sie nun fallen gelassen. War es ihr also zu verdenken das sie diese Schutzmauer hochzog? Wohl kaum und dennoch hätte sie am liebsten nichts anderes getan als ihre Arme um ihren großen Bruder geschlungen, geweint und ihm all das offenbart was sie so sehr bedrückte, was auf sie eindrückte und stattdessen sah sie ihn an, kühl verschlossen und vor allen Dingen verletzt.
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Ok, selbst ein Noah konnte es nicht unendlich lange schaffen, gegen die Realität anzukämpfen. Sein ungezwungenes Lächeln erstarb, als seine Schwester doch einen Rückzieher vor ihm machte. Er ließ die Hand sinken, die sie eben noch verbunden hatte und versenkte beide schließlich unschlüssig in den Manteltaschen. Er musterte ihr Gesicht erneut. So verschreckt sie eben ausgesehen hatte, hatte er noch das erkannt, was er glaubte, was wirklich ihr Gesicht war. Nicht verschreckt im Generellen, sondern eben das dahinter. Das, was er als gut aussehend bezeichnet hatte. Aber jetzt? Diese Kälte? Die Ablehnung? Noah weigerte sich weiterhin es als Hass zu definieren. Er wollte nicht, dass sie ihn hasste! Aber ihr Gesicht wirkte plötzlich verändert und es erschreckte ihn sogar ein wenig. Während sie dann ansetzte zu sprechen und ihn mit Fragen bombardierte, fühlte er sich, als hätte jemand den Boden unter seinen Füßen in Treibsand verwandelte. Er sank ein, steckte fest und rang mit sich. Seine Mimik war nicht mehr locker-fröhlich, sondern zerknirscht und traurig. Ja, ihre Worte zeigten Wirkung. Deutlich. Ganz offensichtlich fühlte er Schuld, bereute Dinge, stimmte ihr in Bereichen zu. Er hatte als großer Bruder versagt! Aber was hätte er denn tun sollen? Und was sollte das heißen, er hatte ihr nie geschrieben? Er hatte ihr geschrieben!
"Du hast die Post nicht bekommen..." murmelte er leise und senkte den Blick auf seien Füße, vielleicht um sicher zu gehen, dass diese nicht im Schlamm steckten oder aber um ihrem wütenden Blick auszuweichen. "Ich hab dich versucht zu besuchen...und dir geschrieben...aber Vater...und Mutter...naja...sie haben sich immer zwischen uns gestellt." Es klang so lahm, als er es nun aussprach. Er hatte sich das oft vorgestellt, aber nie so richtig durchgeplant. Und jetzt klang es irgendwie dämlich. Er hob etwas den Kopf, um seine kleine Schwester doch wieder anzusehen. "Es tut mir so schrecklich Leid, Leo...ich hätte es noch viel mehr und vor allem länger probieren müssen..." Es schwang ein Aber an dieser Stelle, welches er sich nicht traute auszusprechen. Aber, er war zu feige gewesen. Aber, er hatte Angst gehabt. Aber, er hatte geglaubt, es wäre vielleicht besser so. Wenn sie nicht mit einem Taugenichts wie ihm zu tun hatte. Sich auf ihre Schule konzentrieren konnte. Er hatte seinen Eltern versucht etwas Gutes einzuräumen, dass sie mit den Vorwürfen gegen ihn vielleicht irgendwo richtig lagen. Natürlich hatte er in solchen Moment die Augen davor verschlossen, was wirklich mit ihnen war. Er war schließlich auch nur ein Kind gewesen damals. Und er auch jetzt war er doch nicht viel mehr, oder? Irgendwo tief in ihm gab es noch immer den kleinen Wunsch, dass sie als Familie irgendwann wieder glücklich sein konnten. Ein völlig absurder Gedanke natürlich, denn so wie sich die Travers-Seniors verhielten, würden sie niemals in das Leben von Joel und ihm passen.
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Sie sah es ihm an, sah das er mit einer solchen Reaktion ihrerseits niemals gerechnet hatte. Natürlich, er hatte immer eine Verbindung zu Joel gehabt, hatte ihn immer mehr oder weniger vergöttert und ja Leo hatte damals mitbekommen wie er gelitten hatte, als Joel sie verlassen hatte. Doch sie war damals sehr klein gewesen, klein und unwissend, unwissend und naiv. So naiv zu glauben das er sie niemals verlassen würde. So naiv, zu glauben das sie Noah und Janos für immer an ihrer Seite wissen konnte. Nur um enttäuscht zu werden. Mehrfach enttäuscht und verlassen von Menschen denen sie vertraut hatte, Menschen die ihr mehr als nur ein bisschen bedeuteten und es war ihnen egal. Natürlich aber hatte ihr Bruder auch dafür eine Ausrede. Er hatte Gründe dafür das er sie im Stich gelassen hatte und so ehrlich, so wahrhaftig diese Gründe auch sein mochten, sie klangen wie eine Ausrede. Es klang nahezu so als würde er die Schuld für das was zwischen ihnen zerbrochen war auch bei ihren Eltern liegen. Als wären sie es gewesen die ihn fortgeschickt hatten und nicht er, der sich entschieden hatte ein anderes Leben zu leben als das was sie gemeinsam hätten haben können. Gerade wollte die junge Slytherin sich abwenden, weil es Zeitverschwendung zu sein schien ihm seine Ausreden abzukaufen. Sie wollte das auch nicht länger, sie war kein kleines Mädchen mehr, sie war keine dreizehn Jahre alt mehr. Nein, sie war siebzehn und all das was ihre Brüder verbockt hatten musste sie ausbaden zum Preis ihres besten Freundes. Dem einzigen Menschen, den sie noch nicht vollständig aufgeben wollte. Er war immerhin noch da. Sie schluckte und sah dann allerdings wie Noah seinen Kopf hob und anstatt das er weiter Ausreden, Gründe suchte entschuldigte er sich und jene Entschuldigung klang zumindest in ihren Augen sehr ehrlich weshalb sie seufzte. Nun war es an ihr, entweder die Entschuldigung anzunehmen, oder sich umzudrehen und zu gehen. Doch konnte sie wirklich gehen? Konnte sie ihm den Rücken zudrehen und einfach fortgehen in dem Wissen ihn vermutlich nie wieder zu sehen? Nein. Das konnte sie nicht und so atmete die jüngste Travers tief durch und schüttelte den Kopf. „Das hättest du machen sollen ja. Aber du hast es nicht getan und ich habe mich so oft gefragt warum. Du hast deine Versprechen gebrochen Noah. Jenes kleinste Versprechen hast du zerplatzen lassen weißt du wie sich das anfühlt?“, es war keine Frage die sie vorwurfsvoll meinte, das war vorbei. Sie wollte einfach das er verstand was gerade in ihr vorging, wollte das er verstehen konnte wie sie sich in diesen ganzen Jahren gefühlt hatte und vor allen Dingen das sie sich jedes Mal aufs Neue gefragt hatte warum es so war. Warum sie alleine gelassen worden war, warum man sie verlassen musste nur weil einem irgendeine Meinung nicht passte. Sie verstand es nicht. Ebenso wenig wie sie verstand wieso Janos ihr die Schuld an allem gab, wieso er sie nicht mehr an sich heranließ und wieso er seine Zeit lieber mit Nemesis Gamp verbrachte als mit ihr. Wo sie doch einst so gute, nein die besten Freunde waren und vermutlich war das genau der Grund wieso sie einknickte. „Es gibt niemanden mehr Noah. Niemanden dem ich wirklich vertrauen, mit dem ich wirklich über irgendetwas reden kann und genau jetzt tauchst du hier auf?“, es war Verzweiflung und kindlicher Leichtsinn der vermutlich dahinter steckte. Vielleicht war es auch die Sehnsucht nach ihrem großen Bruder an den sie sich einfach anlehnen konnte wann immer ihr irgendetwas nicht in den Kram passte und so weinte sie zwar immer noch nicht, aber sie schluckte schwer und ging einen Schritt auf ihn zu, sah ihn an und umarmte ihn einfach. Sie drückte ihn so fest und legte ihren Kopf auf seine Brust während ihre Arme sich um ihn schlangen und ihre Hände sich in seinen Rücken förmlich festkrallten. Nahezu als wäre sie immer noch das kleine Mädchen was sich einfach nur darüber freute ihren großen Bruder in seinen Ferien wieder zu sehen und für einen Augenblick vergaß sie all die Jahre die sie ohne ihn hatte verbringen müssen weil er eben gerade hier und jetzt einfach da war und weil sie sich wesentlich einsamer fühlte als sie bereit war es sich selbst einzugestehen.
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Für einen Moment war er völlig überrumpelt und stand einfach nur da, während sie sich an ihn drückte. Während sie gesprochen hatte, hatte er innerlich immer wieder ansetzen wollen, etwas zu erwidern. Er hatte doch versucht, den Kontakt zu halten - hatte es wirklich versucht. Und er verstand, wie verletzt sie war - wirklich! Er hatte versucht, sein Versprechen zu halten. Aber was hätte er denn gegen die Drohungen seiner Eltern ausrichten sollen? Vielleicht hätte er sich wehren müssen...aber wie? Er war nicht so mutig, wie Joel. Oder war der gar nicht so mutig? Immerhin war der auch nur weggelaufen, oder? Vielleicht waren sie beide gleichsam feige und nur Leo hier die wahrhaft mutige. Die einzige, die sich weiter aufrecht hinstellte und dem Leben die Stirn bot? Aber war es wirklich so, wenn sie einfach nur tat, was man von ihr verlangte? Noah war, was das anging immer der Meinung von Joel gewesen. Mut hieß nicht den Kopf in der Schlinge still zu halten, sondern das Seil los zu werden - notfalls es halt in Stücke zu reißen. Oder lag er damit doch falsch? Wäre es mutiger gewesen, selbst den Knoten enger zu knüpfen und mit weniger Luft das Leben zu überleben? Nein! So konnte es nicht richtig sein! Er hatte in den letzten Jahren sein Leben so genossen, wie es war - mit allen Freiheiten. Diese sich selbst einzuschränken oder einschränken zu lassen, erschien im grotesk und völlig irrsinnig.
Er schloss seine eigenen Arme fest um seine kleine Schwester und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter im Haar. Wie gut und natürlich das sich anfühlte - als seien sie nie getrennt von einander gewesen! So zumindest empfand es Noah. "Vielleicht hat es das Schicksal so gewollt, wenn es das denn gibt." murmelte er in ihr Haar und hob dann den Kopf um sie ansehen zu können. "Leo...ich weiß nicht, wie ich all die Jahre gut machen kann...vermutlich gar nicht. Es tut mir schrecklich weh, dich so leiden zu sehen. Und ich möchte es ändern. Ich möchte, dass du glücklich bist und wir wieder eine Familie sein können. Wir beide...und auch Joel. Er vermisst dich auch, da bin ich sehr sicher." Eigentlich war er das nicht. Aber hey...er wollte es glauben. Und er hoffte es.
"Wir können nicht ändern, was wir in der Vergangenheit verpasst haben...welche Fehler...ich begangen habe. Aber wir haben noch so viele Jahre vor uns...lass uns daran arbeiten, dass wir sie nicht alleine zubringen, ja? Ich brauche dich doch auch!" Er sah sie mit flehendem Blick an. In seinen Augen stand deutlich die Sehnsucht, nach einer besseren Zukunft. Nach der Vertrautheit, die sie einst hatten und danach, dass irgendwie alles gut wurde. So war Noah. Er liebte die Vorstellung einer heilen Welt, in der einfach alles gut lief. Dass das nicht die Realität war, wusste er tief ins einem Inneren, aber was bleib ihm denn, außer die Hoffnung aufrecht zu erhalten und an allen kleinen Ecke daran zu arbeiten, dass sein Traum zumindest ein Stückchen Wirklichkeit wurde?
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