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...In my life...
Hei...das bin also ich, auf das Grundlegendste reduziert. Ich, also Nilas. Ist die skandinavische Kurzform für Nicoloaus und ich habe nie wirklich verstanden, wieso meine Eltern sich dafür entschieden haben, zumal meine Mutter ja Finnin ist und Nilas dort auch als Mädchenname verwendet wird. Ich habe mehrere Theorien. Einmal, dass sie sich schon damals nicht einigen konnten und dann, dass meine Mutter lieber ein Mädchen gehabt hätte. Was nicht heißen soll, wir hätten eine schlechte Beziehung gehabt! Wenn dem so wäre, hätte ich hier meinen Zweitnamen direkt mal verschwiegen, denn das ist auch ein Mädchenname. Auli ist der Name meiner Mutter und bevor ihr lacht, das ist so bei uns üblich, nachdem man die Gesetzte geändert hat, nach denen man als Nachnamen immer den Vornamen ans Kind übertragen hat. Meine Vornamen zusammengenommen bedeuten übrigens so viel wie "der hilfreiche Sieg des Volkes" - was das nun für mich heißt, hab ich noch nicht herausgefunden. Genannt werde ich eigentlich nur Nilas, oder von meinen Schulfreunden auch Nil. Mein Vater hieß übrigens nicht Bjørn, wie gesagt, Gesetzesänderung. Bjorn ist aber dennoch irgendwer mal in meiner Familie gewesen. Ich gebe zu, ich habe mir vor meiner Reise hierher wenig Gedanken darüber gemacht, was hier politisch gerade los ist. Keine um genau zu sein. Hätte ich das geahnt, dass es hier gerade an allen Ecken und Enden brennt, hätte ich mir das vielleicht...nein, vermutlich hätte ich es dennoch genauso gemacht. Vielleicht bin ich etwas naiv, vielleicht auch ein Sturkopf, definitiv werde ich mich aber da raus halten! Naja...vermutlich...vielleicht...aber wenn nicht, dann will ich Menschen helfen. Mein Zauberstab hat eine kleine beinahe eiförmige Kugel am Ende und ist dann bis zum geraden Teil leicht gedreht. Das Holz ist biegsam, aber dennoch stabil (muss es auch, glaubt mir - sonst bräuchte ich jeden Monat einen neuen). Es stammt von einer Zeder. Die Zeder gilt als der Baum der Ewigkeit, der aber nicht für den Tod steht. Eher für etwas dazwischen - den Übergang sozusagen. Im Inneren befindet sich die Schwanzfaser eines Erumpent. Ein nashornartiges Tier was ziemlich gefährlich ist. Das steht also für Aggression und Kraft - aber auch für Geduld. Ich habe gehört, dass solche Fasern in England gar nicht verwendet werden oder zumindest der hiesige Händler, das nicht tut...bei mir daheim ist es wohl auch nicht die häufigste Zutat, aber für mich passt er perfekt. Die Sache mit den Sprachen ist mir mehr zugeflogen, als dass ich sie aktiv verfolgt hätte. Dadurch, dass ich in Norwegen als Kind einer Finnin und eines Norwegers aufgewachsen bin, habe ich automatisch beide Sprachen gelernt. Dazu ist auch Englisch bei uns im Land weit verbreitet und eigentlich kaum weg zu denken. Filme werden zum Beispiel fast ausschließlich im Originalton gezeigt. Russisch musste ich dann wegen Durmstrang lernen und da zeigte sich im Grunde auch erst, dass ich vielleicht ein wenig Talent in Sprachen habe, wenn auch nicht sonderlich großes Interesse, das zu nutzen. Ein paar Brocken Schwedisch und Dänisch kann ich aber dennoch.Im englischen habe ich übrigens trotz Talent einen deutlichen Akzent. Eine wirre Mischung aus Norwegisch und Russisch. Wir wissen ja alle, dass jeder Mensch viele Seiten hat, solche, die offensichtlich sind, welche, die nur die engsten Freunde oder die Familie kennen oder andere, die nur den Schein wahren sollen und eigentlich gar nicht zu der Person gehören. Oder werden diese Trugbilder irgendwann zur Wirklichkeit, wenn man sie nur lang genug um sich herum wachsen lässt? Möglich ist das. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob alles, was ich zu sein glaube, wirklich ist, was ich mal war oder sein sollte. Ich schätze mal, dass kann niemand beantworten, weil einfach zu viele äußere Einflüsse einen prägen. Das Schicksal zum Beispiel. Glaube ich an das Schicksal? Oder ist alles bloß Zufall? Ich muss ehrlich sagen, dass ich lieber an das Schicksal glauben will, denn wenn alles nur Zufall wäre, hätte mich Murphy ganz schön auf dem Kicker. Wer also steckt hinter diesem Gesicht. Wer bin ich? Wer möchte ich sein und was denken wohl andere von mir? Letzteres ist eine Frage, die mich recht oft beschäftigt. Ich weiß, man sollte sich das nicht zu sehr zu Herzen nehmen, aber die Sorge, dass jemand schlecht über mich denkt, ist sicherlich darauf begründet, dass ich in ständiger Angst lebe, als das enttarnt zu werden, was ich bin. Nein, in Norwegen werden Werwölfe nicht so sehr verfolgt, wie hier - sonst hätte ich diesen Punkt sicherlich bedacht, als ich nach England ging. Viel mehr habe ich mich immer recht sicher dort fühlen dürfen und mir kam nicht einmal in den Sinn, dass es wo anders ein Problem darstellen könnte. Dennoch wussten auch dort nur wenige von meiner haarigen Seite. Warum? Wieso ich das verschwiegen habe, obwohl ich doch gar nicht so viel schlimmes zu befürchten hatte? Weil man es mir so gesagt hat. Ihr müsst bedenken, dass ich schon sehr lange bin, was ich bin. Als Kind widerspricht man in so einem Fall nicht. Man tut, was die Erwachsenen einem eintrichtern. Ich hatte viel zu viel Angst vor all dem, als dass ich es anders hätte handhaben können. Es war einmal ein kleiner Junge in Norwegen. Der lebte glücklich mit seinen Eltern in einem kleinen Haus. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ist das wohl nicht meine Geschichte. Auch wenn es sicherlich einmal so war. Vor vielen Jahren, mir kommt es wie eine Ewigkeit vor, war ich tatsächlich dieser kleine, glückliche Junge, der mit seinen Eltern zusammen in einem bescheidenen, aber schönen Häuschen am Rand der norwegischen Stadt Flisa lebte. Seither hat sich vieles verändert. Aber ich möchte dennoch mit diesem Teil meiner Geschichte beginnen.
"Nicht was du sagst, sondern was du tust, zeigt, wer du bist."
Ich bekam all diese Namen im tiefsten Winter und inklusive Schneegestöber Mitte Januar im Jahre 2005 in dem kleinen Ort Flisa in Norwegen. Flisa gehört zu einem Landstrich der Finnskogen genannt wird. Übersetzt heißt das Finnenwald und macht deutlich, wer sich hier lange Zeit zurück angesiedelt hat. Jetzt bin ich in England und muss erst einmal sehen, wo ich denn unterkomme. Vielleicht ja bei Jan. Ob ich dem allerdings vertrauen kann? Als Werwolf ist das nämlich so eine Sache...nach nun fast 10 Jahren, weiß ich, wovon ich rede. Von diesem haarigen Problem abgesehen, gelte ich als Halbblut, da meine Mutter eine Muggel war und mein Vater ebenso halbblütig. Wie ich zu diesem Blutstatus-Kram stehe? Hallo? Werwolf, schon vergessen? Wenn es danach geht, bin ich eh der Abschaum vom Abschaum. Menschen sollten sich nicht an solchen Dingen messen, sondern an dem was sie tun und vor allem wie sie es tun!
Nach sechs Jahren habe ich dort meinen Abschluss gemacht und nun muss ich ähnlich, wie bei meinem Wohnort mal sehen, wie ich mich durchschlage. Ich liebe Musik und Kunst, vielleicht kann ich mir damit ein wenig verdienen. Einen richtigen Job habe ich noch nicht gelernt und ich weiß auch noch gar nicht, was das dann sein könnte. Es müsste ja etwas sein, was mir auch trotz Vollmond gelingt. Daheim hätte ich vielleicht einfach im Sägewerk angefangen - ja, ein Muggeljob. Na und?
Wie schon gesagt, habe ich mit diesem Zeugnis hier in England keine echten Utze, aber Zags sind es auch nicht. Irgendwas dazwischen. Ob ich wohl noch die Utz-Prüfungen machen sollte? Mal abwarten.
Welche Talente ich viel lieber Nutze sind meine musischen und künstlerischen. Musik ist für mich ein wichtiger Teil meines Lebens und auch Farbe, Kohlestift und Papier könnte ich nicht gänzlich entsagen. Meine Werke sind zwar nicht immer jedermanns Geschmack, aber das nennt sich eben künstlerische Freiheit, oder?
Den Amortentia haben wir tatsächlich einmal im Unterricht brauen müssen. Was das für ein Chaos nachher war, könnt ihr euch sicher denken. Nicht? Oh, naja...wir durften gebraute Tränke aus dem Unterricht später auch wirklich benutzen.
Obwohl ich im Ertüchtigungs-Fach so gut war, habe ich es nie ins Quidditchteam geschafft. Wollte ich auch nicht, da ich das Fliegen nicht so gerne mag. Daher habe ich auch keinen Besen. Ebenso habe ich kein Haustier - bin mein eigenes.
Dieser Spiegel scheint hier ja wirklich etwas ganz tolles zu sein - ob ich da wohl auch mal nachsehen könnte, ob er wirklich Rhea und mich mit einer kleinen Familie zeigt? So stelle ich es mir zumindest vor. Weniger schön ist da eindeutig die Vorstellung, die ein Irrwicht bei mir auslöst. Ich mag gar nicht dran denken...sie weiß nicht, was ich bin und es zerfrisst mich jeden Tag, dass ich es ihr noch nicht gebeichtet habe. Aber die Angst, was sie von mir hält, überwiegt gerade noch. Und noch mehr habe ich Angst davor, dass ich ihr einmal etwas antun könnte. Da das aber zum Glück noch nie passiert ist, ist mein schlimmstes Erlebnis ein anderes. Ich habe den Tod meines Vater miterlebt und das stimmt mich auch heute noch sehr traurig. Dazu jetzt auch noch meine Mum...wer wäre nach solchen Verlusten nicht etwas verstört?
Ihr merkt, hier taucht schon wieder das Wort Angst auf. Ja, ich bin manchmal etwas ängstlich, das gebe ich zu. Vielleicht kann man es aber auch eher als Misstrauen bezeichnen oder als ein Maß an Vorsicht, welches sicherlich nicht ganz unberechtigt ist. Allerdings richtet sich das eben meist nach innen, statt nach außen. Ich habe Angst vor meinem Handeln, vor mangelnder Anerkennung durch andere, vor Zurückweisung - all diesen Dingen. Dabei bin ich dann auf anderer Seite auch ziemlich naiv. Ich bin ein Tagträumer, verkrieche mich regelrecht in einer Version dieser Welt, in der ich meinen Frieden habe. Vielleicht hänge ich daher auch so an Rhea und der Vorstellung von uns beiden. Vielleicht liegt das aber auch an dem Verlust meines Vaters und meiner Mutter, weil Rhea nun der einzige Mensch weit und breit ist, der mir wirklich etwas bedeutet. Ist mir eine Person wichtig, halte ich bedingungslos zu ihr. Das hat mich schon des öfteren in Schwierigkeiten gebracht, weil meine Freunde in der Schule nicht unbedingt zu den bravsten Schülern gehörten. Aber sich gegen sie stellen? Niemals! Ich wuchs in die Rolle der treuen Seele in unserem Kreis herein. Auf mich konnten sie sich verlassen, ich hatte immer ein offenes Ohr für sie und half wo ich nur konnte. Weil helfen ist so eine Sache, die ich ebenso als sehr wichtig erachte. Was wären wir denn, wenn wir nicht hilfsbereit wären? Monster, oder? Ich habe bereits ein Monster in mir, da muss nicht auch noch meine menschliche Seite so werden.
Wenn ich gerade bei der anderen Seite bin. Natürlich spielt auch die eine Rolle. Leider. Ich hasse es wirklich, obwohl ich mir heute auch nicht vorstellen könnte, wie ich ohne den Werwolf wäre. Ich. Das gibt es ohne Werwolf gar nicht. Gab es immerhin nur wenige Jahre, jetzt sogar schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Werwolf in meinem Charakter ein großes Wort mitzureden hat. Gerade kurz vor Vollmond, neige ich dazu, schneller die Geduld zu verlieren, die ich sonst eigentlich im Überfluss habe. Dann will ich am liebsten meine Ruhe haben und zwar nicht, weil ich in meinen Träumen versinken will, sondern, weil mich alles um mich herum zusätzlich aufregt. Zu viele Sinneseindrücke prasseln dann auf einen ein, wenn die Werwolfgene stärker werden. Dann werde ich auch oft sehr misstrauisch und deute Sätze, die völlig harmlos sind, völlig falsch. Ich neige dann zu geradezu paranoiden Gedanken - dabei wollen die wenigsten mir doch was, oder? Ich meine, sie wissen es ja nicht...
Und nach Vollmond? Es dauert eine Weile, bis man sich von solch einer Nacht erholt und es ist nicht immer gleich. Manchmal bin ich auch anders vorher oder nachher, manchmal dauert der ganze Zustand fast zwei Wochen an. Wobei ich gelernt habe, mich zusammenzureißen. So viele Jahre damit zu leben, macht sich eben auch bezahlt. Überhaupt habe ich eine recht hohe Selbstbeherrschung. Auch wenn mich das nicht davon abhält, in gewissen Dingen dennoch Angst zu haben, genau diese zu verlieren.
Geboren wurde ich im Januar 2005 in einem ganz gewöhnlichen Muggel-Krankenhaus. Nicht, dass mein Vater meine Mutter und mich nicht gerne in ein Magierkrankenhaus gebracht hätte, aber ich hatte mir gedacht, ich überrasche die beiden mal schon gute zwei Wochen vor dem errechneten Termin. Es blieb also keine Zeit und überhaupt hatte ich es überaus eilig, auf diese Welt zu kommen - weiß der Geier warum. Heute hab ich es meistens weniger eilig. Ich war ein gesundes, fröhliches Kind. Lachte viel und machte meinen Eltern kaum Schwierigkeiten. Meine Eltern, also Arndo und Auli Bjornson, kannten sich noch gar nicht so lange und wenn ich es richtig errechnet habe, muss eine ihrer ersten gemeinsamen Vergnügungen schon mein Schicksal besiegelt haben. Vater war zu dem Zeitpunkt bereits einmal geschieden. Zu seiner ersten Frau und deren neuer Familie haben wir aber nie Kontakt gehabt. Dad sagte bloß einmal, dass sie nicht im Guten auseinander gegangen sind. Jetzt war er jedenfalls glücklich und ich sein ganzer Stolz. Die ersten Jahre würde ich als völlig normal bezeichnen...ja sogar so normal, wie sie es bei einem Muggel wären! Denn Vater gehörte nicht zu der Sorte Magier, die mit ihrem Können groß hausieren gingen. Überhaupt glaube ich, dass es beiden wichtig war, dass ich die Muggelwelt als meine eigene wahrnehmen lerne und genauso sieht es auch heute noch für mich aus. Für mich ist diese ganze Trennung völliger Unsinn, was nicht heißen soll, dass man Magie an die große Glocke hängen sollte. Ich fürchte, die wenigsten Muggel wären so verständnisvoll, wie meine Mum. Aber wie das so ist, lässt sich das Thema nicht ganz verheimlichen und irgendwann war ich dann auch alt genug um zu begreifen, dass Vater etwas besonderes konnte, was andere nicht unbedingt konnten. Ein Talent, so sah er die Magie. Wie jemand, der besonders gut sang oder tanzte. Meine Mutter konnte übrigens sehr gut singen, wo wir grad beim Thema sind. Kaum hatte ich also den Entschluss für mich gefasst, dass ich wie Dad werden wollte, wurde ich es auch. Na klar, ich weiß, das hatte nichts mit meinem Wunsch zu tun, aber vielleicht hat es meine Magieentwicklung ja zumindest beschleunigt. Ich war vier, als ich das erstemal selbst zauberte. Und was war es für ein Theater! Mutter sang mir damals abends immer ein altes finnisches Wiegenlied vor und ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Also lag ich an diesem besagten Abend da und wünschte mir mit aller Macht, dass ihre Stimme hier im Raum bleiben würde, auch wenn sie Gute Nacht gesagt hätte. Upps...ja...ähm...ein kleiner Schock für meine liebe Mutter und uns alle, als ihr Gesang nicht mehr aus ihrem Mund sondern aus der Luft um uns herum erklang. Zum Glück hatte Dad ja gute Kontakte im Ministerium, denn er arbeitete selbst in der Strafverfolgung und nach einigem Hin und Her, konnte Mum auch wieder sprechen.
Obwohl ich also ab da auch als Magier galt, lebte wir im Grunde nicht anders als zuvor. Etwas vorsichtiger wurde man vielleicht, und Dad zeigte mir nun auch öfter mal die Wunder dieser neuen Welt, aber weiter geschah nichts. Ich besuchte einen Muggelkindergarten, während meine Eltern arbeiteten und dann kam ich auch in eine Muggelgrundschule. Die einschneidende Veränderung kam dann erst, als ich schon 8 Jahre alt war.
Es war Sommer 2013 und Dad hatte mich mit in die Hauptstadt genommen um mir seine Arbeitsstelle zu zeigen. Merlin, war das spannend! Danach wanderten wir noch durch die Straßen, gingen in ein paar Läden und kauften schließlich ein Eis. Ja, damals mochte ich das noch. Ich hatte eine Kugel Blaubeereis und Dad wie immer Zitrone. In einem Park lief ich mit dem Eis in der Hand einigen Tauben nach, die aufstoben und dann wieder weiter weg landeten, so dass ich mich nach und nach immer mehr von Dad entfernt hatte. Ein Kaninchen zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich verfolgte es zwischen einigen Bäumen. Natürlich war es längst weg und gerade wollte ich zurück, als vor mir eine Gestalt auftauchte. Mit großen Augen sah ich den Fremden an und bemerkte nicht, dass mein Eis langsam auf den Boden tropfte. Ich konnte einfach nicht wegsehen, weil der Typ so...so seltsam war. Er hatte einen dichten, struppigen Vollbart und lange verfilzte Haare. Seine Kleidung war dreckig und abgenutzt und er stank fürchterlich. Sein Blick fesselte mich geradezu, obwohl ich auch Angst hatte. Und dann war Dad plötzlich da. Er hob mich hoch und das Eis fiel auf den Boden. Ich weiß nicht mehr, was Dad dem Fremden alles entgegen gebrüllt hat, aber es war vermutlich nicht wirklich nett. Und der? Der sah meinen Vater nur mit kaltem Blick an. Ein Blick, den ich nie vergessen habe. Als er sich abwandte sagte er schließlich doch etwas und auch das habe ich seither nie mehr vergessen: "Man ser ikke livets virkelighet. før man stør på kanten av stupet."
Übersetzt bedeutet das: "Man sieht die Wirklichkeit des Lebens erst,wenn man am Abgrund steht." und der Abgrund kam. Ich habe selbst nie erfahren, was den Fremden zu seinen Taten bewogen hat. Für euch sei es aber hier dennoch erklärt: Wie schon erwähnt, arbeitete mein Vater im magischen Ministerium Norwegens in der Strafverfolgung. Er war kein Auror, sondern Richter. In Norwegen fällen meist mehr als ein Richter ein Urteil und so war mein Dad Teil eines Komitees bei einem Fall, der die Verurteilung einer gewissen Dame nach sich zog. Sie wurde zur lebenslangen Haft verurteilt und erhängte sich noch am selben Tag in ihrer Verwahrungszelle. Der Fremde im Park, war ihr Ehemann gewesen und verfolgte seit ihrem Tod nur das Ziel, die Männer und Frauen dafür zur Verantwortung zu ziehen, die ihm und vor allem ihr das angetan haben. Dabei darf man wohl kaum sagen, dass sie zu Unrecht beschuldigt worden war. Sie waren beides Werwölfe und sie hatte bereits 10 andere Menschen getötet und drei gewandelt. Wie viele er auf sein Konto schreiben kann, wurde nie geklärt. Er war flüchtig und es ist auch heute nicht sicher, ob er noch lebt oder wo er sich aufhält. Seine Rache an meinem Vater kam jedenfalls nur ein paar Monate nach unserer Begegnung.
Ob es immer sein Plan gewesen war, mir etwas anzutun? Möglich...vielleicht hatte er es auch auf meine Mutter abgesehen oder wollte direkt meinen Vater. An jenem Tag hatte er aber wohl einen anderen Entschluss gefasst, ohne, dass wir etwas davon ahnten. An die Nacht und die Wochen danach erinnere ich mich heute nicht mehr. Er brach bei uns ein, während meine Eltern mich in der Obhut eines Babysitters ließen. Eine junge Muggel aus der Nachbarschaft, die wohl keine Ahnung hatte, wie ihr geschah, als der Eindringling sich vor ihren Augen in ein Monster verwandelte. Das ich diesen Angriff überlebte, bezeichnet meine Mutter als ein kleines Wunder, aber manchmal denke ich mir, es ist eher ein Fluch gewesen. Immerhin spricht man von dem Werwolfdasein ebenfalls als Fluch. Ich erholte mich nur sehr langsam und war die kommende Zeit sehr anfällig, obwohl man ja meinen sollte, das Gen helfe dem Körper, stärker zu werden. Das mag sein, aber funktioniert nur, wenn der Körper nicht versucht dagegen anzukämpfen, glaube ich. Und mein Körper kämpfte. Ich wollte das alles nicht, verstand es auch gar nicht. Und mein Dad machte sich Vorwürfe. Ich sah es in seinem Blick und hörte es in den Streitgesprächen mit meiner Mutter, die sie beide so gut versuchten vor mir zu verheimlichen. Unser Verhältnis zueinander litt mehr und mehr, während Dad alles daran setzte, den Werwolf zu finden, der seinen kleinen Jungen verletzt hatte.
Die Jahre vergingen und ich wuchs langsam in die Rolle eines kränklichen, schüchternen Außenseiters heran. Mein Dad war kaum noch daheim, sein Job längst an jemand anderen übertragen und Mutter ein reines Nervenbündel. Hilfe hatten wir durch einen früheren Freund meines Vaters, der uns unterstütze, wo er nur konnte und versuchte meinen Vater zur Vernunft zu bekommen. Für eine kleine Weile schien er es tatsächlich zu schaffen, zu ihm durchzudringen. Das war der Monat in dem wir Post der Zaubererschule in Norwegen bekamen. Eine Schule? Voller Magierkinder? Nein...das erschien meinen Eltern zu gefährlich. Seit dem Biss war ich nur noch von besagtem Freund und meiner eigenen Mutter daheim unterrichtet worden. Und in diesem Punkt waren sie sich tatsächlich mal einig. Zumindest zunächst. Aber wieder schritt der "Onkel" ein und machte ihnen klar, dass ich nicht ewig versteckt leben könne. Einzig war auch klar, dass ich jemanden brauchte, der eine schützende Hand über mich hielt. Diese Hand gab es an der norwegischen Schule aber nicht. Wenn es nach mir damals gegangen wäre, hätten sie sich all das Gerede sparen können. Ich wollte gar nicht fort von daheim! Aber es kam doch so. Aus den Untiefen der Familienchronik zauberte mein Dad irgendwann jemanden hervor, der in Durmstrang als Professor arbeitete. Ich kann euch leider kaum Einzelheiten hierzu nennen, weil sie mich damals nicht in die Entscheidung einbezogen. Fakt ist, dass besagter Professor Below kurze Zeit später bei uns zu Besuch war, sich meine Geschichte mit einem tiefen Stirnrunzeln anhörte und ich einige Zeit nach diesem Besuch, einen neuen Brief bekam. Aus Durmstrang.
Durmstrang war für mich der Inbegriff der Panikattacke. Erstens war es weit von daheim entfernt, meinem sicheren Zufluchtsort, meiner Mutter und allem was ich kannte. Zweitens sprachen sie dort eine völlig fremde Sprache - auch wenn ich dank meiner Herkunft bereits Norwegisch, Finnisch und ein paar Brocken der Nachbarsprachen Schwedisch und Dänisch konnte und zudem noch Englisch, wenn auch mit starkem Akzent...Russich gehörte noch nicht zu meinen Fähigkeiten. Oder sprach man das da gar nicht? Sprach man Deutsch? Wo zum Henker lag dieses verdammte Durmstrang überhaupt? Und wie sollte ich die Vollmondnächte unter all den Schülern überstehen ohne jemanden zu gefährden? Meine Eltern versuchten mich zu beruhigen. Mein persönlicher Beschützer Professor Below würde auf mich achten. Und zudem würde es ihm ermöglichen, mit meiner Hilfe zu erforschen, wie man Menschen wie mir - sprich Werwölfen - helfen konnte. Natürlich kannten wir den Trank..aber er erhoffte sich offenbar noch weitere Entdeckungen zu machen. Mit der Zeit lernte ich übrigens, dass in seinem hilfsbereiten Tun reiner Eigennutz steckte. Er sah mich als Versuchsobjekt, als Mittel, seine Karriere zu beflügeln. Je weniger Erfolg er damit hatte, desto unleidlicher wurde er über die Jahre.
Meine Jahre in Durmstrang begannen furchtbar. Der kränkliche Norweger, aus mittlerweile ärmlichen Verhältnissen, der sich mit der fremden Sprache abmühte und noch nicht einmal reinen Blutes war. Was hatte einer wie ich unter den Schülern dieser Eliteschule zu suchen? Man begegnete mir mit argwöhnischen, mitleidigen oder spöttischen Blicken. Und wenn es bei diesen Blicken blieb, konnte ich mich noch glücklich schätzen. Als das erste Jahr vorüber war, wollte ich nicht zurück kehren. Ich weinte und jammerte, doch es half nichts. Meine Eltern schienen zu der Erkenntnis gekommen zu sein, dass sie meinem Fluch nicht gewachsen waren und ich daher besser in der Obhut Durmstrangs aufgehoben war. Ich fühlte mich verraten, das gebe ich ehrlich zu. Das Halbjahr wurde nicht wirklich viel besser. Ich konzentrierte mich so gut es eben ging aufs Lernen und versuchte alles andere auszublenden. Briefe von daheim beantwortete ich nicht. Zu gekränkt fühlte ich mich und heute bereue ich es bitter. Als ich zu Weihnachten abermals nach Flisa reiste, fand ich Vater bettlegerich vor. Er fieberte und Mutter erzählte mir unter Tränen, dass er Anfang Dezember angegriffen worden war, als er abermals auf der Suche nach jenem Werwolf gegangen war. Würde mein Dad also mein Schicksal teilen? Hieß das vielleicht, dass ich endlich daheim bleiben konnte? Nein...Dads Zustand verschlechterte sich immer mehr und am frühen Morgen der Silvesternacht, während alles um uns herum feierte, verstarb er. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft uns Lebewohl zu sagen. Seine vor Angst und Schmerz verzerrten Züge verfolgen mich noch heute.
Nach dem Tod meines Vaters kehrte ich verändert nach Durmstrang zurück. Ich war es Leid vor den anderen zu Kuschen und den Kopf einzuziehen. Stattdessen reagierte ich mehr als gereizt auf Anfeindungen und verwickelte mich in den ein oder anderen handfesten Streit. Aber ich wäre wohl nicht ich, wäre diese Art lange von Bestand gewesen. Heute schiebe ich es auf meine Trauer und vor allem auf meine Selbstvorwürfe. Ich hatte Dad all die Monate ignoriert und die Chance verpasst, mit ihm zu reden. Jetzt war es zu spät. Umso mehr widmete ich meinen Aufmerksamkeit in Form von Briefen meiner Mutter, die sehr unter dem Verlust ihres Mannes litt. Meine veränderte Haltung hatte aber dann auch etwas positives. Man bemerkte mich. Und zwar abseits des willkommenen Opfers. Es waren zwar nur wenige, aber ein paar erkannten wohl, dass ich durchaus auch Charakterstärke vorweisen konnte. Etwas, was in Durmstrang auch ziemlich geschätzt wird. Zudem fiel allmählich auf, dass ich sportlich zu den besseren Schülern gehört und der Schule auf diesen Wegen vielleicht zu Erfolg verhelfen mochte. Ich steckte all meinen Frust in das Fach Körperliche Ertüchtigung und langsam aber sicher, veränderte sich der kränkliche Junge zu einem gesunden Teenager Wenn man mal vom Werwolf absah halt. Ich fand Anschluss und eine handvoll guter Freunde, auf die ich mich die darauffolgende Jahre mehr oder weniger verlassen konnte. Nicht, dass sie von meinem Geheimnis erfuhren aber zumindest wurde ich von ihnen als ihresgleichen angenommen. Natürlich gab es auch immer noch viele, die mich ausgrenzen wollten, aber man kann ja auch nicht jeden mögen, nicht wahr?
Die Zeiten wurden einfacher, wenn auch nicht unkomplizierter. Und irgendwann tauchte Rhea auf meinem Plan auf. Das Mädchen besuchte die Stufe unter mir und während die anderen Jungs wechselnde Freundinnen hatten, hatte ich nur eine im Sinn. Aber sie erschien so unerreichbar. Aus gutem, reinblütigen, russischem Hause stammend, war ich sicherlich fern ihrer Vorstellungen. Und zu dem wusste ich ja auch, dass man in ihren Kreisen ohnehin kaum eine freie Wahl hatte. Aber ich war verliebt! Und bin es noch. Und auch ihr misstrauischer Zwilling konnte diese Gefühle nicht verhindern.
Meine Seite der Geschichte: Es ist nun über ein Jahr her, also Anfang meines letzten Schuljahres, als mir das hübsche Mädchen mit den dunklen Haaren zum ersten mal auffiel. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Moment. Es war auf der Treppe in Durmstrang gewesen und sie schwatze mit ihren Freundinnen. Unter ihrem Arm hatte sie einige Bücher geklemmt und eine Schreibfeder segelte zu Boden, ohne dass sie es bemerkt hätte. Ich hob sie auf und ging ihr nach. Als ich sie ansprach und sie sich zu mir umdrehte, war ich gleich wie verzaubert (und zwar ohne, dass sie mich wirklich verhext hätte!). Dieses Lächeln, dieser sanfte Blick. Und dieser Duft, den sie ausströmte. Ich muss wohl etwas gestottert haben, denn sie sah mich fragend an und die anderen Mädchen lachten verhalten. Schließlich hielt ich ihr wie der letzte Trottel bloß die Feder hin und sie nahm sie entgegen, drehte sie in ihren zierlichen Fingern und lächelte erneut, ehe sie sich abwandte und ging. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was oder ob sie etwas gesagt hatte, um ehrlich zu sein. In meinen Ohren hatte alles gerauscht und in meinem Kopf alles verrückt gespielt. Zwei meiner Kumpels hatten die Szene bemerkt und mich tagelang verspottet. Doch der Spott änderte nichts. Ich hatte mich hals über Kopf in das schönste Mädchen der Schule verliebt...und zeitgleich in die Unerreichbarste. Anfangs versuchte ich ehrlich gesagt auch nicht viel, um das zu ändern. Ich wusste ja, dass es keinen Sinn hatte und hoffte,, meine Gefühle würden einfach abklingen. Taten sie nicht. Sie blieben,, bis sie regelrecht schmerzten. Wenn ich sie sah, wollte ich sie in meine Arme ziehen, aber es lagen Welten zwischen uns. Und dann war da das Fest. Eine kleine Veranstaltung in der Schule mit Tanz und dem üblichen Kram. Eine Gelegenheit bei der ein paar meiner Freunde eifrig nach Dates suchten, diese oft auch fanden und ich eher das Anhängsel war. Man hatte mich zwar versucht zu verkuppeln, aber naja...ich hatte nicht wirklich Sinn dafür mich um eine andere zu bemühen. Also bewunderte ich aus der Ferne...bis...bis sie zu mir herüber sah, lächelte und mich zu ihr winkte. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, stolperte einige Schritte vorwärts und war wenig später mit verlegender Miene bei ihr. Ja ich weiß, ich benahm mich wie ein Volltrottel. Aber offenbar störte sie das nicht! Wir tanzten und ich konnte mein Glück kaum fassen. Bemerkte dabei auch kein bisschen, dass wir mit argwöhnischer Miene beobachtet wurden. Nach der Feier zerrte ich noch tagelang von diesem Moment ohne wirklich daran zu glauben, dass er sich wiederholen könnte. Meine Freunde versuchte mich entweder zu ermutigen oder mir diesen aufkeimenden Mut gleich wieder auszureden. Und dann war sie plötzlich wieder da. Sie stand einfach da im Türrahmen, als ich in einem der leeren Räume gerade eine Leinwand bearbeitete. Mein Herz drohte zu zerspringen und ich lud sie wagemutig ein, sich doch zu mir zu setzen. Mitmalen wollte sie nicht, aber zusehen. Und so verbrachten wir fast eine Stunde schweigend nebeneinander. Diese Begegnungen wiederholten sich in Laufe der folgenden Wochen immer wieder. Wir begannen auch zu reden und es stellte sich heraus, dass Rhea genau das sanftmütige Wesen war, als das ich sie gesehen hatte. nicht die hinterhältige Zicke, als die sie Vladimir beschrieben hatte (ein Freund). Dennoch wusste ich auch, dass unsere Beziehung noch geheim bleiben musste. Zu abhängig waren wir beide von dieser Schule und sie von ihren Eltern. Aber die Zeit würde kommen, in der wir gemeinsam unser Leben leben könnten.
Als mein Abschluss näher rückte, versprach ich ihr, dass wir sobald, sie aus der Schule raus war, wieder vereint sein würden. Wir würden uns schreiben und vielleicht schafften wir es ja sogar uns zu besuchen. Ich musste aber zunächst nach Hause zurück kehren und mich um Mutter kümmern, die sich über die Jahre immer mehr in sich zurück gezogen hatte. Schon in den letzten Ferien war mir bewusst geworden, dass ihr Geist gebrochen war und als ich diesen Sommer zuhause ankam, war es noch weit aus schlimmer um sie bestellt. Für einen Moment schien sie nicht einmal zu wissen, wen sie vor sich hatte, denn sie flüsterte den Namen meines Vaters. Das Haus glich einer Müllhalde und es kostete mich zwei Tage für Ordnung zu sorgen. Ja, ich hätte zaubern können, aber der Versuch brachte meine Mutter in einen solch schlimmen Zustand, dass ich es unterließ. Das volle Ausmaß der Lage wurde mir aber erst Wochen später bewusst. Neben den vernebelten Phasen meiner Mutter und der chaotischen Situation, tat sich ein Berg an unbezahlten Rechnungen vor mir auf. Ich fing an zu rechnen und stellte schnell fest, dass wir pleite waren. Noch schlimmer...wir waren ziemlich verschuldet. Da stand ich nun, ein gerade mal 17jähriger Werwolf, der durch 6 Jahre Magierschule den Anschluss an die Realität verloren hatte und starrte in diesen Abgrund aus Verantwortung. Was sollte ich tun? Mit einem bitteren Lächeln glitt mir der Spruch des Werwolfs durch die Gedanken. Das war also die Wirklichkeit.
Um Hilfe suchend wandte ich mich an den Freund meines Vaters, der uns doch schon damals oft beigestanden hatte. Doch viel brachte es nicht. Vater hatte wohl einen heftigen Streit mit ihm gehabt und der Schmerz darüber saß noch immer tief. Er brachte es immerhin fertig, mir ein paar Ratschläge zu geben und so verkaufte ich zunächst unter wildem Protest meiner Mutter das Haus und alles, was wir nicht benötigten. Wir zogen in eine winzige Wohnung und ich suchte mir einen Job. Es ist gar nicht so einfach, in der Muggelwelt eine Arbeit zu finden, wenn man im Grunde keinen Schimmer von dieser hat. Was nutzten mir die Jahre meiner Kindheit heute noch? Nichts. Ich hatte ja nicht einmal ein Zeugnis, welches ich vorweisen konnte. Wir konnten von Glück reden, dass der Staat Menschen wie uns nicht den Rücken kehrt, wie es in anderen Ländern wohl der Fall gewesen wäre. Somit schafften wir es schon irgendwie über die Runden und nach einigen Wochen fand ich zumindest einen Halbtagsjob in einem Supermarkt. Aber zu arbeiten und sich um meiner Mutter zu kümmern, entpuppte sich als schwerer als in meinem jugendlichen Übermut gedacht. Einmal rief eine Nachbarin im Supermarkt an, weil Mum im Nachthemd auf der Straße stand und laut sang. Ein ander mal war es die Polizei, die mich aufsuchte, weil sie in unser altes Haus eingebrochen war und die heutigen Besitzer ausgesperrt hatte Man warnte mich, dass bei einem weiteren Vorfall, sie in ein Heim müsse. Der Vorfall ließ nicht lange auf sich warten und loderte und züngelte zischend unter dem tatkräftigen Tun der Feuerwehr an der Wohnhausfassade empor. Mutter war nichts passiert und auch allen andern Bewohnern ging es gut. Im Grunde war es ohnehin nur ein "kleines" Feuer gewesen aber unsere Küche hatte sicherlich schon besser ausgesehen. Mir blieb keine andere Wahl und somit wurde Mutter in eine Anstalt gesperrt. Zwei Wochen später verlor ich meinen Job, weil ich den Filialleiter ein Arschloch nannte. Er hatte mir den Lohn vorenthalten wollen, weil ich zweimal zu spät gekommen war. Im Nachhinein konnte er sicherlich von Glück reden, dass ich ihm nicht die Nase gebrochen habe, so wütend und verzweifelt war ich mittlerweile.
Ich weiß nicht, ob es wirklich daran lag, aber ich glaube all die Wochen haben mich nur Rheas Briefe über Wasser gehalten. Dass ich ihr schreiben konnte, half mir die Realität für einen Moment zu vergessen. Ich erzählte in den Briefen nichts davon, wie es wirklich lief. Ich wollte nicht, dass sie sich sorgte oder mich für einen Versager hielt. Ich wollte nur diese kostbaren Momente nutzen und in meiner Phantasie schwelgen. Und dann blieben ihre Briefe aus. Erst dachte ich mir nichts dabei, denn der Weg von Norwegen nach Durmstrang ist für eine Eule schließlich kein Katzensprung und auch recht gefährlich, zumal die Herbststürme einsetzten. Doch dann begann ich mich doch zu sorgen. Ich schrieb noch weitere Briefe und während ich auf eine Antwort wartete. verschlechtere sich der Zustand meiner Mutter, bis ich eines Tages die Nachricht erhielt, dass sie sich bei einem Sturz von der Treppe schwere Verletzungen zugezogen hatte und daran verstarb. Vielleicht ist es falsch, dass ich als aller erstes Erleichterung verspürte. Aber eine schwere Last fiel mit ihrem Tod von mir und erst dann kam die Trauer und warf mich um. Verbissen, um nicht selbst den Verstand zu verlieren, fing ich noch in der selben Woche an, ihre Sachen durchzusortieren und stieß auf einen Koffer voll mit Unterlagen in Dads Handschrift. Da waren Notizen und auch Zeitungsartikel zu allerhand Leuten, die er wohl einmal gekannte hatte. Ich las eine Weile, doch dann legte ich alles beiseite. Erst zwei Tage später nahm ich es erneut in Angriff mich durch diese Sachen zu kämpfen. Grund war folgender: Eine große Schneeeule hatte mir einen dicken Packen Briefe gebracht. Meine Briefe. Die Briefe, die an Rhea gerichtet waren. Dazu gab es eine Nachricht aus Durmstrang von Professor Below. Rhea und auch ihre Geschwister seien nicht mehr Schüler dieser Schule, sondern jetzt in England ansässig. Völlig überrumpelt starrte ich auf den Brief. Warum hatte sie mir das nicht gesagt? Wann war das passiert? Wieso? Ich musste nach England! Ich musste mit ihr reden. Und der Schlüssel dazu war in dem Stapel der Papiere, denn da war irgendwo ein Zeitungsartikel und Notizen zu einem gewissen Jan Leandersson gewesen, der ein alter Schulfreund Vaters gewesen war. Heute lebte er offenbar in England, oder zumindest tat er das einige Jahre zuvor. Erneut hieß es ein Heim aufgeben und alles mögliche zu Geld machen, wobei mir davon dank Schulden auch nicht viel blieb. Mit einem einfachen Seesack bepackt (nagut, so einfach war der nun dank Magie ja auch nicht), machte ich mich auf die Reise. Jetzt bin ich hier und kann es kaum erwarten, Rhea wieder zu sehen. Wo immer sie auch stecken mag.
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