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drink and kiss
Cy war heute Abend nicht in den Pubs von London unterwegs, denn nachdem er in den letzten Wochen das Gefühl gehabt hatte, dass er für jemanden, der in der Vergangenheit ernsthafte Alkoholprobleme gehabt hatte, viel zu oft mit Freund oder auch manchmal einfach nur so Pubs besucht zu haben, ging er am heutigen Abend einfach nur durch die Stadt spazieren. Frische Luft schnappen und sich dabei einen freien Kopf zu verschaffen, war ja auch deutlich besser, als wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen, in denen er sich beinah täglich exzessiv betrunken hatte und aus denen er letztlich nur durch die Hilfe seiner Freunde hatte herausfinden können. Also war er durch die Stadt gelaufen, nicht nur durch die üblichen Magierviertel, in der Winkelgasse, sondern lieber zu den Temple Gardens und bequem an der Themse entlang bis zum St. James Park. Es war ein Weg, den öfters nahm, da der Spaziergang an der Themse und durch die kleineren und größeren Parks seinen Kopf von den unangenehmen Gedanken befreiten und das insgesamt viel besser taten, als es jedes Glas mit harten Alkoholika tun konnte. Allerdings wurde es draußen langsam kälter und auch wenn die kühle Luft umso besser dazu beitrug, dass sein Kopf frei wurde, musste Cy doch seinen warmen Parka anziehen und den Reißverschluss bis ganz nach oben ziehen, um sich draußen nicht noch eine Erkältung zu holen, denn wenn er nun langsam wieder auf dem Weg war, auch kleinere Außenaufträge für Gringotts übernehmen zu dürfen, wollte er sich da nicht genau jetzt auch noch krank werden und sich dadurch wieder zurückwerfen lassen. Also lief er durch die Stadt, am Fluss entlang und durch die Parks, die in der Nacht nochmal einen ganz eigenen Charme entfaltete, denn der McLaggen musste kaum damit rechnen, dass er auf jemanden traf und wenn doch, waren es doch meist Menschen, die keine tiefere Konversation suchten, sondern nur meist schnell nach Hause in ihre schöne warme Wohnung wollten, anstatt hier durch die kalte Londoner Innenstadt zu laufen.
Nun traf es sich, dass ihn sein Weg auch an mehreren Pubs vorbeikam. Die meisten davon kannte er, denn sie lagen fußläufig von seiner Wohnung entfernt, waren also problemlos für ihn erreichbar, als er in der Zeit seiner Krise mal wieder versuchte, sich zuzuschütten. Allerdings hatte er ebenso schnell gelernt, dass Wirte ihre Schluckspechte kannten und es sogar den einen oder anderen dabei gab, der ihn auf seinen massiven Alkoholkonsum angesprochen hatte, sodass er sich an einem anderen Abend auch einen anderen Pub aussuchen musste, wo er wieder ein unbekanntes Gesicht war, dass sich halt einmal richtig betrinken wollte, was ja nichts Besonderes war. Als er aber nun an einer seiner ehemaligen Stammkneipen vorbeikam, wo der Wirt keine Fragen stellte und auch mehrere Male heftig abgestürzt war, sah er, wie eine kleine zierliche Gestalt herauswankte. Der McLagen blieb stehen und runzelte die Stirn. Er kannte diesen Gang, er kannte dieses Auftreten und wenn er es in Verbindung mit seiner eigenen Vergangenheit brachte, konnte er sich wohl denken, dass da vielleicht jemand Hilfe brauchte. Schließlich war er selbst seinerzeit einmal in solch einer Situation gewesen und auch wenn er sich doch nicht wirklich dran erinnern konnte, war er seiner damaligen Retterin im Nachhinein doch dankbar gewesen, dass sie ihn nach Hause begleitet hatte und so trat er auf die kleine Gestalt zutrat, bevor diese, eine junge Frau, wie er jetzt sah, jedoch stolperte und ihm regelrecht in die Arme fiel. Natürlich fing Cy sie auf, das gehörte ja irgendwie dazu. „Alles in Ordnung, Miss?“, fragte er und spürte, wie die junge Frau weiterwankte, sodass er sie weiter an den Schultern festhielt.
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Nachdem sie dem fremden Mann – nun zumindest erkannte sie den McLaggen nicht sofort – in die Arme gestolpert war, hatte sie die ersten Momente danach erst einmal gehörig damit zu tun, ihr Gleichgewicht und ihre Orientierung wiederzufinden. Da war es ganz hilfreich, dass er sie weiterhin an den Schultern hielt und nachdem sie mehr oder weniger (eher weniger) wieder sicher auf den Beinen stand, konnte sie ihrem Retter ins Gesicht schauen, das dank des Laternenlichts auch gut erkennbar war, ebenso wie ihr eigenes Gesicht. „Ohh jaaaa… Miss… binsch bald wiedaa…“, gab sie von sich in einer Mischung aus Gemurmel und Genuschel. Die Scheidung zwischen ihr und Teddy war inzwischen ja wirklich im vollen Gange, doch wenn der Lupin dachte, sie würde einfach so kampflos aufgeben, dann hatte er sich gewaltig in ihr getäuscht. Victoire war keine Hexe, die einfach aufgab! Immerhin konnte sie verdammt ehrgeizig und zielstrebig sein. Sie hatte ja auch bereits festgelegt, dass das ihr letzter Abend sein würde, an dem sie sich abstürzen ließ. „Ach Sie sindsch…“, murmelte sie weiter hörbar, als sie den McLaggen langsam aber sicher erkannte. Immerhin war sie ja nur betrunken und es fiel ihr schwer, sich koordiniert zu bewegen, aber ihr Erinnerungsvermögen funktionierte weitestgehend einwandfrei. „Sie sindsch ma Schutzschuengal…“, stellte sie dann lachend fest. Anschließend musterte sie ihn eine gefühlte halbe Ewigkeit mit ihren Blicken – was der McLaggen eigentlich zu ihr sagte, das hörte sie gar nicht wirklich – und dann legte sie einfach ihre Arme um ihn und küsste ihn direkt auf die Lippen. Man sollte seine Rechnung eben niemals ohne die 1/8 Veela machen und schon gleich zwei Mal nicht, wenn sie gerade ziemlich betrunken und noch dazu verzweifelt war. Auf der anderen Seite hatte Victoire Lupin durchaus einen Plan davon, wie es in ihrem Leben weitergehen sollte. Doch dieser Abend hier sollte der letzte Abend mit Verfehlungen werden und kurzerhand hatte sie beschlossen, dass man es auch dazu zählen durfte, wenn man fremdknutschte! Wobei man das auch gar nicht mal mehr als Fremdknutschen bezeichnen konnte. Teddy hatte sich immerhin eindeutig von ihr getrennt. Das hier war streng genommen also gar keine Verfehlung. Wobei Victoire den McLaggen im nüchternen Zustand natürlich niemals aus heiterem Himmel einfach so auf offener Straße geküsst hatte. Doch das tat sie jetzt gerade nun einmal im Schein der Laternen und bei Nacht. Ja und ihr gefiel der Gedanke sogar! Außerdem waren die warmen Lippen des McLaggens, er sonderte sowieso insgesamt eine angenehme Wärme ab, sanft und weich und einfach schön. Da konnte man schon mal vergessen, dass man die eigene Jacke im Pub liegen gelassen hatte. Wobei sich Victoire eh nicht mehr erinnerte, dass sie eine Jacke dabei gehabt hatte.
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Der McLaggen erkannte Victoire erst, als sie anfing zu sprechen. Und wieder war da etwas, dass er zu genüge kannte, diese verwaschene, undeutliche Sprache des Alkohols, die ihre Lippen verließ und nur mühsam Sinn in Worte und Sätze brachte. Als er die Lupin so sah und ihr zuhörte, fragte er sich was er wohl seinen Gesprächspartnern erzählt hatte, ob es genauso gewesen war, oder vielleicht auch einfach nur albern gewesen war, auch solche Menschen hatte er damals während seiner Touren durch die Pubs in London getroffen hatte und wahrscheinlich hatte auch er totalen Blödsinn geredet, wenn er mal wieder so viel getrunken hatte, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Aus Scham hatte er da bislang noch nicht mit seinen Freunden darüber gesprochen, wobei er vielleicht mal mit Isla sprechen konnte, was er ihr so an den Kopf geworfen hatte, als sie ihn auf der Straße aufgelesen und nach Hause gebracht hatte. Auch wenn es schwierig war, ihren verwaschenen Worten zu folgen, hörte er doch zu, da ihm der Klang ihrer Stimme eigentlich ganz gut gefiel. Das hatte er schon gemerkt, als sie sich im Eberkopf unterhalten hatten und sie ihm dabei ein bisschen die Sorgen um seine aktuelle Lage und seine Mitschuld an dem Tod Jennys genommen hatte. Allerdings war sie die Tochter von Bill und Fleur und war sicherlich in ihren zwanzigern, also womöglich mehr als zehn Jahre jünger als er, also machte er sich keine großen Gedanken darüber, zumal ja auch grade eine Scheidung lief und der Kampf um die beiden Kinder sicherlich auch noch viel Zeit und Kraft fressen würde, sodass sie wahrscheinlich besseres zu tun hatte, als sich gleich in ein neues Abenteuer zu stürzen und viel weniger war sein Leben ja nunmal trotz aller kleineren und größeren Rückschläge in den letzten Jahren nicht.
Da hatte er allerdings falsch gedacht. Nach ihren Worten, er sei ihr Schutzengel, hielt er sie natürlich weiter an den Schultern fest, nicht, dass ihr Wanken sie noch komplett aus dem Gleichgewicht brachte und hinfiel. Er hatte selbst oft genug den Asphalt geküsst, um zu wissen, dass das alles andere als angenehm gewesen war. Dann jedoch geschah etwas Unerwartetes. Sie verfiel in eine Redepause und musterte ihn. Die Zeit verging und Cy wollte ihr grade anbieten, sie nach Hause zu bringen, als sie plötzlich die Arme um ihn schlang und ihn küsste. Der McLaggen war für einige Augenblicke wie vom Blitz getroffen, denn das hier war nun abseits aller Möglichkeiten, die er hier erwartet hatte. Wahrscheinlicher wäre es gewesen, dass sie ihn stellvertretend für die Menschen, die ihr in den vergangenen Monaten zu schaffen gemacht hatten, inklusiver der Todesser, die sie entführt hatten und ihrem Mann, der sie deswegen offenbar in den vergangen Tagen in den Wind geschossen hatte, beleidigte, dass sie ihn einfach wegschickte und seine Hilfe ausschlug oder sie sich einfach vor seine Füße erbrach, doch nichts davon geschah – wobei er die letzte Vermutung noch nicht ganz ausschließen wollte.
Andererseits zeigte sich jetzt allerdings, wie sehr er sich nach dieser zwischenmenschlichen Nähe sehnte. In den letzten zwei Jahren, praktisch direkt nach dem Tod Jennys bis heute, hatte er sich diese komplett untersagt, hatte keine richtige Beziehung gewollt und erst recht keine kurzen Affären, denn es passte für ihn nicht zusammen, dass er sich einerseits für den Tod seiner Freundin und ersten großen Liebe verantwortlich machte und danach einfach mit irgendwelchen Frauen vergnügte, mit denen es ohnehin keine Zukunft gab. Jetzt allerdings zeigte sich, dass Victoire hier genau einen Nerv bei ihm traf, als ihre Arme seinen Hals umschlangen und sich ihre Lippen berührten, denn nach dem kurzen Augenblick der Überraschung, erwiderte er den Kuss, während seine rechte Hand hinab zu ihren Hüften wanderten und sie wie automatisch näher an sich heranzog.
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Seine Lippen fühlten sich warm und weich an, der Kuss vertraut, als hätten sie beide schon häufiger einander geküsst. Das aber war absurd. Der McLaggen und Victoire kannten sich noch nicht lange und ihr Verhältnis konnte man auch kaum mehr als eine flüchtige Bekanntschaft bezeichnen. Außerdem war der Zauberer auch noch um einige Jahre älter als sie, was man dem Zauberer allerdings nicht so deutlich ansah. Er hatte sich gut in Form gehalten und wirkte fit, was er gewiss auch seinem Beruf zu verdanken hatte, selbst wenn er im Moment nur im Innendienst tätig blieb. Die Lichter der Straßenlaternen verschwammen vor Victoires Augen zu wilden, goldenen Lichtflecken. Ihre Lider flatterten leicht und ihre blauen Augen waren nur noch schwer zu erkennen unter den dichten Wimperkränzen. Warmes Blut schoss ihr aus dem Innersten in die Wangen. Vermutlich hatte ein großer Anteil von ihr damit gerechnet, dass der McLaggen sie höflich zurückweisen würde. Die Hoffnung auf eine Erwiderung des Kusses war gering gewesen, aber jetzt gestaltete sich doch alles anders, als zuvor erwartet. Die Blondhaarige öffnete kurz die Augen, um Ciarán anzusehen. In ihrem Blick ließ sich Erspannung und fremdartige Zufriedenheit erkennen. Die Arme hatte sie immer noch um seinen Nacken gelegt. Victoire sprach kein Wort, sah ihn nur mit einem ganz leichten Lächeln an. Außerdem stand sie näher bei ihm, nachdem er sie während des Kusses an den Hüften zu sich gezogen hatte. Die Augenlider der Hexe senkten sich wieder, sie begab sich erneut fast auf Zehenspitzen für einen weiteren Kuss. Die 1/8 Veela hoffte darauf, dass sie in der heutigen Nacht nicht zurück in den Fuchsbau kehren müsste, wo sie momentan wohnte. Zuhause bei ihren Eltern und den damit verbundenen mitleidigen und besorgten Blicken hatte sie es nicht ausgehalten. Natürlich machten sich auch ihre Großeltern im Fuchsbau um sie Sorgen, aber insbesondere ihre Großmutter hatte ein besseres Händchen dafür, es nicht zu aufdringlich zu zeigen. Immerhin wollte Victoire nicht ständig als das ‚Kindchen‘ behandelt werden, wie es nun einmal durch ihre Mutter Fleur geschah, und sie wollte ernst genommen werden in ihrem Denken und ihrem Handeln. Selbst wenn ihre Großmutter nicht immer glücklich über die Gedanken ihrer Enkelin war, so zollte sie ihr trotzdem Respekt. Nun und die Umarmung ihres Großvaters wirkte nicht unbedingt tröstender als die ihres Vaters, aber wenigstens hatte Victoire bei ihm nicht das Gefühl, dass sie sofort wieder in Tränen ausbrechen müsste.
Der Kuss endete und einige Augenblicke lag ihr Blick auf seinem Gesicht. Es war ungewohnt, überraschend für den McLaggen, der grade alles Denken abgeschaltet hatte und stattdessen nur noch auf seinen Bauch hörte. Auch er lächelte ihr zu, ohne lange zu überlegen, was das hier eigentlich bedeutete, dass sie eine Zwillingsmutter war, die Tochter seiner Arbeitskollegen, dass sie vor nicht mal zwei Monaten in ihrem Club in der Winkelgasse mit Todesflüchen um sich geworfen hatte, weil sie mit einer Art Triggerfluch belegt worden war, der ihr die wahnsinnige Bellatrix in den Kopf gesetzt hatte, dass sie einfach mal zehn Jahre jünger war als er und er ja eigentlich auch noch die Verpflichtung Jenny gegenüber hatte, mit niemandem etwas Neues anzufangen und stattdessen weiter über seine verstorbene Exfreundin zu trauern. Doch der Kuss hatte sich so gut angefühlt, so weich und warm, obwohl es hier draußen eigentlich schon bitterkalt war, und hatte in ihm ein Gefühl wachgerufen, dass es da doch ein Bedürfnis nach intimer Nähe gab, die er die letzten zwei Jahre nur konsequent unterdrückt und dafür gesorgt hatte, dass er nicht damit konfrontiert wurde. Diesen Selbstschutz hatte Victoire mit ihrem Kuss von jetzt auf gleich niedergerissen, und entlarvte ihn damit als vergeblichen Versuch, sich doch noch vor der Welt abzuschirmen und einer Fantasiewelt zu leben, in der er Jenny nicht gestorben war und in der er ihr immer noch treu sein musste. Für Cy war dies aber nun weit weg, nur noch eine blasse Erinnerung, die durch den feinen Duft ihres Parfums überlagert wurde. Und dies machte Lust auf mehr.
Der zweite Kuss folgte dem ersten mit unwillkürlicher Notwendigkeit. In diesem Moment musste es einfach so passieren, dass ein zweiter Kuss folgte, ebenso wie Cy wusste, dass in den nächsten Stunden auch noch ein dritter und ein vierter und ein fünfter folgen würde. „Zu mir.“, flüsterte er ihr schließlich sanft ins Ohr, ohne sich selbst darüber im Klaren zu sein, ob es nun ein Vorschlag oder eine Aufforderung sein sollte. Hätte er darüber nachgedacht, wäre es aber auch die logische Konsequenz, denn während sie bei ihm mit Sicherheit ungestört waren, wusste er ja nicht mal, wo es sie hinverschlug, wenn sie nun zu ihr gehen würden, denn er wusste nicht, ob sie bei ihren Eltern wohnte, bei ihren Großeltern im Fuchsbau oder bei irgendeiner Freunde, doch bei allen hätte irgendjemand stören können, und bei ihren Großeltern und Eltern wäre es wohl besonders unangenehm gewesen, nicht nur für ihn, den man ja in den Ordensreihen nunmal kannte, sondern auch für Victoire, die ja grade erst eine Ehe beendet hatte, zu Hause – wo auch immer das war – für zwei Kinder zu sorgen hatte, nun aber erstmal einen deutlich älteren Mann mit nach Hause brachte. Der McLaggen ersparte damit ihnen beiden eine mit Sicherheit unangenehme Situation, auf die sie beide bestens verzichten konnten.
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