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You cannot change the rules all by yourself
Viele würden sicherlich behaupten, dass die Welt ungerecht war und das war sie auch. Wen hatte Lorcan schon darum gebeten, dass sein Bruder irgendwo raus in die Welt zog und sein Ding durchzog, nur um ihn hier alleine auf Hogwarts zu lassen. Sicher fühlte sich Lorcan hier hinter den Mauern des Schlosses längst nicht mehr, aber was hatte er schon für eine Alternative? Irgendwo musste er sich ja einigermaßen sicher und gebraucht fühlen. Hier als Schulsprecher fühlte er sich gebraucht und zumindest bestätigt, denn wenn er etwas konnte, dann war es penibel Regeln einzuhalten und andere ebenso dazu zu bringen. Lernen, Wissen in sich aufnehmen schaffte er ebenso und gute Noten schreiben, doch für das wahre Leben da draußen fühlte er sich weder vorbereitet noch bereit. Die sich zuspitzende Situation machte ihm zunehmend Angst, weswegen er sich immer mehr auf sein Amt und dessen Ausübung konzentrierte, denn das hatte er wenigstens unter Kontrolle, wenn er schon sonst das Gefühl hatte nichts mehr unter Kontrolle zu haben. Sein Amt und die damit verbundenen Berechtigungen konnte ihm keiner nehmen. So passierte es immer wieder, dass Lorcan sich dabei erwischte, wie er sich auf seinem Amt ausruhte, was eigentlich gar nicht seine Art war. Als Vertrauensschüler hatte er damals immer vorgehabt ein Vorbild zu sein und für die Schüler da zu sein, doch davon konnte man inzwischen nicht mehr wirklich immer von reden. Aber die Zeiten hatten sich eben geändert und der Ravenclaw hatte seinen Platz in der Welt längst noch nicht gefunden, weswegen er versuchte ihn hier irgendwo zu finden. Ob ihn jetzt zwei Schüler mehr oder weniger hassten, darauf kam es schließlich auch nicht mehr an. Er wusste längst, dass viele ihn für viel zu spießig und langweilig hielten. Was hatte er da noch zu verlieren?
Nur zufällig war er an die Auseinandersetzung zwischen dem Hufflepuff und Slytherin geraten. Eine ganz klassische Situation: der Slytherin hatte den Hufflepuff als Schlammblut beschimpft und dessen Aufsatz wohl in Brand gesetzt. Passierte eben, doch der Hufflepuff war nur am rumdiskutieren wie schlecht der Slytherin ihn behandelt hatte, was die Laune des Scamanders nicht zwingend gehoben hatte. Der Slytherin hingegen war ziemlich ruhig geworden, nachdem Lorcan das Duell verhindert hatte, zu dem es fast zwischen den beiden gekommen wäre. So hatte er deutlich gereizter auf den Hufflepuff reagiert, als er es vermutlich initial beabsichtigt hätte. Im Endeffekt hatte der Hufflepuff keine Punkte abgezogen, aber er war kurz davor gewesen.
Erst als Max zu ihm aufschloss, sah er sich zu ihr um. Dank seiner Größe musste er den Kopf weit nach unten neigen. Bis zu einem gewissen Grad respektierte er die Schulsprecherin und es kümmerte ihn wenig ob sie nun in einem Rollstuhl saß oder nicht. Mehr störte ihn die Tatsache, dass sie am liebsten ganz Hogwarts reformieren wollte. So wie es war lief es doch gut, warum etwas daran ändern? Nur um sich mehr den Muggeln anzupassen mit all ihren neumodischen Methoden, die sie brauchten, um das Leben erträglich zu machen? Sicher hatte Lorcan nichts gegen Muggel, er war selbst mit ihnen zur Schule gegangen, doch seit er fest verankert in der Zauberwelt war und seit es nun so viele Unruhen gab, hielt er lieber an dem fest, was er hatte. Deswegen zog er kaum dabei mit wenn Max irgendetwas vorschlug. Er wollte, dass wenigstens Hogwarts so blieb wie es war.
„Nichts besonderes, das übliche eben“, meinte er gereizt. Ja, seine Laune war nicht die beste und die sinnlose Auseinandersetzung hatte es nicht besser werden lassen. „Was gibts?“, fragte er sie schließlich. Sie war ja sicher nicht auf ihn zugegangen wegen des Vorfalls. Man sah ihm deutlich an, dass er kein Interesse daran hatte, das zu diskutieren. Sie würde ihm doch jetzt nicht vorwerfen, dass er einen Schüler aus ihrem Haus Unrecht getan hatte oder?
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Never touch a running system. Das war ein Wahlspruch, hinter dem sich wohl viele aufstellen wollen. Aber Max` Vater hatte darauf immer nur geantwortet, dass man dabei aufpassen musste, dass das System nicht einfach jemand überrannte, wo es gerade schon rannte. Genau das war die Schwierigkeit. Ein System, das funktionierte, war natürlich besser als eines, das nicht funktionierte. Aber gleichzeitig war es dadurch noch lange nicht gut. Man sollte immer Ausschau nach Verbesserungen halten, nach Veränderungen, die notwendig oder sinnvoll waren. In Hogwarts war wie ein winziges Abbild der magischen Welt: Es funktionierte vielleicht, aber es war längst überholt, es gab bessere Systeme, ausgewogenere, humanere. Nur war die magische Welt unglaublich träge, was Veränderungen anging. Und eine uralte Institution wie die Zauberschule mehr noch als alles andere. Aber Max war nicht bereit sich damit abzufinden. Und sie hoffte, dass jemand, wenn sie ihren Abschluss genommen hatte, ihren Weg weiterführen würde. Oder nichtmal ihren. Aber einen zukunftsgerichteten, modernen Weg. Sie würde es auch von außen versuchen, aber das war oft noch schwieriger.
Die Situation zeigte sehr gut, wie vier Augen zwei unterschiedliche Szenen beobachten konnten. Und insofern war es wohl gut, dass sie Lorcan nicht sofort irgendwelche Vorhaltungen gemacht hatte, dass der Punktabzug lediglich eine Androhung gewesen war, hatte sie nicht mitbekommen, für sie hatte es sich wie eine Konsequenz angehört. Und sie hatte keinen Blick auf das verkleinerte Abbild der Punktegläser geworfen, dass sie zum Antritt ihres Postens erhalten hatte. Die Schulsprecher sollten den Überblick halten können, um bei plötzlichen Punktverlusten nachfragen zu können. Und der Zauber, der ihre Worte ausführte, war über die Jahrhunderte, die er bestand, auch etwas geschwächt. Ab und zu erfolgte wohl kein Punktabzug, wenn er es sollte.
Lorcans Reaktion verunsicherte sie ein wenig, auch wenn das natürlich kein Grund war einen Rückzieher zu machen. Es war lange her, dass Max überhaupt bei irgendetwas einen Rückzieher gemacht hatte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie durchaus .. durchsetzungsfähig bleiben. Oder stur. Beide Worte trafen schließlich ungefähr das selbe. Nichtsdestotrotz versuchte sie einen Augenblick über ihre Worte nachzudenken, musterte den hochgewachsenen Ravenclaw mit leicht schief gelegtem Kopf. "Ich hab das gerade so halb mitbekommen. Warum hast du Ryan Punkte abgezogen?" fragte sie schließlich und bemühte sich ihre Stimme nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen, auch wenn ein kritischer Unterton wohl nicht völlig zu leugnen war. Max bemühte sich zwar redlich diplomatisch zu bleiben, aber zugegebenermaßen war ihre Erfolgsquote dabei bisher nicht allzu gut. Sie hatte ihre Ansichten und Standpunkte und es fiel ihr schwer darüber nicht ins predigen zu verfallen, weil sie eben so tief überzeugt davon war und ihrer Meinung jeder vernünftige Mensch ihren Argumenten glauben schenken müsste. Sie war zwar weitestgehend tolerant, aber wenn sie einmal in die Diskussion kam, konnte sie kaum noch aufhören. Und noch weniger konnte sie einfach über Unrecht hinwegsehen, egal ob es gerade von Schülern, Vertrauensschülern oder Professoren ausgegangen war. Oder eben von Lorcan. Vermutlich hatte Max mehr Feinde in Hogwarts als Freunde und davon genügend auch in den Reihen der Vertrauensschüler. Vor allem unter den Slytherins, die sie oft auch ziemlich respektlos behandelten, hatte sie sich schon mit dem ein oder anderen angelegt. Beliebt war sie nur bedingt, am treffensten wäre wohl zu sagen, dass sie polarisierte: Manche schätzten sie, manche hassten sie. Sie hoffte trotzdem Lorcan würde die Frage nicht in den falschen Hals bekommen. Aber man musste sich auch kritisch mit seiner Rolle und seinen Entscheidungen auseinander setzen, gerade auf einem solchen Posten. Max bemühte sich auch selbst darum, es zu sein. Wobei sie meist zu dem Ergebnis kam, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war, die Kritik vielleicht auch ihre Berechtigung hatte, aber weniger schwer wog. Vielleicht war sie doch nicht so reflektiert, wie sie selbst dachte.
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Mit einem Mal blieb er stehen und sah zu der Hufflepuff hinab. Sein Gesicht war ernst und seine Stirn in Falten gelegt. Sein Blick war streng. “Muss ich nun alle meine Entscheidungen mit dir besprechen?”, fragte er sie und sah sie an, als würde sie ihm etwas völlig abwegiges erzählen. Wie kam sie nur auf die Idee seine Entscheidungen zu hinterfragen? Das war überhaupt nicht ihr Recht. Nur weil sie gemeinsam Schulsprecher waren hieß das noch lange nicht, dass sie deshalb auch alles gemeinsam entscheiden und durchführen musste. Das war doch lächerlich. Abgesehen davon hatte er auch gar keine Lust, alles mit ihr zu besprechen. Sicher schätzte und respektierte er die Ravenclaw, aber in den grundsätzlichen Ansichten waren sie eben doch unterschiedlich und das würde sich vermutlich auch nicht so schnell ändern. Umso mehr ärgerte ihn im Moment ihre passiv agressive Art, ihn mehr oder weniger in seiner Entscheidung zu kritisieren und das obwohl sie nicht mal komplett mitbekommen hatte, was geschehen war.
Lorcan war sicher nicht Schulsprecher geworden, weil er sozial sonderlich kompetent oder geübt war. Zwar war er sicher sensibel auf die Empfindungen anderer, doch trotzdem nicht immer ganz firm darin, was sich gehörte und was nicht. Noch immer zog er einem Gespräch mit einem Menschen ein gutes Buch vor. Alles andere erschien ihm kompliziert und offenbar voller Gefahren, denn schließlich hatte es schon genug Mädchen gegeben, die mit seiner Unsicherheit gespielt und diese ausgenutzt hatten. Er glaubte tendenziell längst nicht mehr an das Gute im Menschen. Menschen waren nicht gut und sein moralischer Kompass war mit Lysander auch verschwunden. Nun trieb er alleine durchs Nichts und versuchte das Beste daraus zu machen. Seine Mutter war auch noch da, doch oft genug fühlte er sich von ihr nicht verstanden, so gerne er sie mochte und so gern er auf ihre Ratschläge hören wollte, es fiel ihm schwer das in die Tat umzusetzen. Einfach nur zu warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war.
“Was interessiert es dich? Weil er Hufflepuff ist?”, bohrte er weiter, um seinem Unmut kund zu tun. “Wenn es dich interessiert, es gab keinen Punktabzug. Die Situation war trotzdem ärgerlich. Aber das ist sicher nicht der Grund, warum du mich aufgesucht hast oder? Und wenn, dann haben wir nichts mehr zu diskutieren. Es ist meine Entscheidung, ich stelle ja auch nicht alles was du tust in Frage.
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Ein wenig hatte Max schon befürchtet, dass Lorcan ihre Antwort in den falschen Hals bekommen würde. Das taten Menschen häufig, wenn sie Dinge hinterfragte oder nachbohrte. Dabei wollte sie niemandem etwas böses damit. Aber sie wollte auch wissen, warum eine Entscheidung so getroffen worden war und ihre eigene Meinung kund tun .. weil Max meist der Meinung war, dass ihre Meinung zutreffender und angemessener war. Es fiel ihr bis heute schwer sich auch einmal zusammenzureißen und einfach mal den Mund zu halten. Vielleicht war das eine Stärke, denn sie akzeptierte nichts stillschweigend, was sie nicht gutheißen konnte, auf der anderen Seite belastete das durchaus ihr Verhältnis zu ihren Mitschülern und vor allem zu ihren Freunden. Denn die hatten ganz besonders darunter zu leiden. Dennoch schlug Lorcan ihr die Worte wie eine Backpfeife um die Ohren und einen Augenblick schwieg Max .. dann konnte sie sich aber doch nicht weiter zurückhalten. "Nein, natürlich nicht. Aber ich hab das ganze zufällig beobachtet .. und ich fands nicht ganz fair." erwiderte sie. Dass sie immer noch von einer falschen Ausgangslage ausging, war Max nicht bewusst. Dass Ryan nie Punkte abgezogen worden waren, hatte sie nicht mitbekommen, dafür war sie doch zu weit entfernt gewesen. Aber das Problem in der Kommunikation war: So etwas ging oft unter. Hätte Lorcan sie gleich aufgeklärt, hätte man wohl vermeiden können, dass der Ton zwischen ihnen schärfer wurde. Hätte Max ihn in seiner Autorität und Entscheidungsfindung nicht angezweifelt, hätte sich die ganze Situation wohl nie ergeben. Aber es wäre nicht Max, hätte sie sich nicht eingemischt, wenn sie der Meinung war es geschähe Unrecht. Dass tat sie selbst bei Professoren, auch wenn sie sich, wie hier, bemüte das nicht vor den Betroffenen auszudiskutieren.
Was Lorcan an moralischer Ausrichtung fehlte hatte Max dafür im Übermaß. Soziale Kompetenz stand wieder auf einem anderen Papier. Sie konnte auch einfühlsam und mitfühlend sein, aber oft erkannte sie Grenzen nicht, wurde zum Moralapostel oder zeigte einen Helferkomplex. Und Max glaubte auch noch an das Gute im Menschen, man musste es nur hervorbringen, ein Auge darauf haben, aber mit ihren Gefühlen hatte auch noch niemand gespielt. Im Gegenteil, die menschlichen Schwächen die sie kennen gelernt hatte, waren meist eher tragischer Natur gewesen. Ihr Dad, der nicht mit der Krankheit seiner Frau und Tochter umgehen konnte. Ihr Vater, der seinen Verlust nicht verkraftet hatte. Max selbst war bisher recht unbeschadet durchgekommen. Aber das zählte für sie nicht. Sicher, Menschen taten grausame Dinge, aber am Ende könnte jeder einzelne die eine Ausnahme sein und allein deswegen sollte man schon jeden so behandeln, als wäre er oder sie es. Meist waren jene, die Schlechtes taten, selbst nur Opfer.
"Du solltest wissen, dass ich alle Häuser gleich behandle." hielt Max empört entgegen, als Lorcan ihr tatsächlich unterstellte, sie würde sich bei einem Hufflepuff mehr einsetzen als bei jemand anderem. Denn das war etwas, was man über Max nicht sagen konnte: Bei ihr waren alle gleich. So gleich wie irgendmöglich. Leicht schüttelte sie den Kopf. "Wir müssen uns immer hinterfragen. Und hinterfragen lassen. Dieses Abzeichen ist eine Verpflichtung, keine Garantie." erwiderte sie dann ernst. Sie verstand nicht, was Lorcans Problem war. Es war eigentlich gut, dass sie seine Entscheidungen auch einmal hinterfragte. Wer sonst sollte es tun? Wer sonst stand auf einer Autoritätsstufe mit ihm? Dann nickte sie noch einmal und ging auf seine Nachfragen ein, die sie zwischenzeitlich einfach übergangen hat: "Ich wollte deine Unterstützung für einen Vorschlag, den ich Professor Vrana unterbreiten möchte." - Max erwartete schon bei diesen Worten ein Aufseufzen, aber sie wollte es wenigstens versuchen - "Ich möchte Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Schüler bei der Auswahl der Vertrauensschüler." fasste sie ihren Vorschlag dann kurz .. an Lorcan wäre es jetzt nachzuhören, wie sie sich das dachte. Aber an sich rechnete sie jetzt schon mit Ablehnung.
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„In diesem Fall brauche ich deine Meinung nicht, danke. Es ist nichts passiert, okay? Keinem wurden Punkte abgezogen, du musst also keine übertriebene Solidarität zu dem Hufflepuff beweisen“, entgegnete der Schulsprecher angespannt. Man sah ihm an, dass er kurz davor war zu platzen, dass es ihm immer schwerer fiel ruhig zu bleiben. Er hasste es, wenn sie ihm Ungerechtigkeit vorwarf und sich selbst als die Gerechteste von allen hin stellte. Ganz so, als wäre sie so viel fähiger als er. Immer mischte sie sich in alles ein, das sie mit bekam. „Du nennst dich gerecht? Dann urteile nicht über Situationen, die du nicht komplett mit bekommst.“ Dieses Mal konnte er sich nicht zurück halten ihr das unter die Nase zu reiben. Als wären sie Konkurrenten, doch das waren sie ja eigentlich nicht. Sie hatten nur komplett andere Ansichten vom Leben und der Arbeit des Schulsprechers. Eigentlich die beste Übung, um sich in einem Team zusammen zu finden, doch eben jenes klappte leider deutlich seltener als es ihnen beide wohl lieb war.
Als sie ihn darüber belehrte, wie sie doch alle gleich behandelte und dass er ihre Kritik doch annehmen solle, anstatt sich darüber zu ärgern. „Danke Max, ich habe das Konzept von Selbstreflexion und Selbstkritik durchaus verstanden. Trotzdem lasse ich mir nichts unterstellen von jemandem, der nur von der Ferne aus urteilt. Sollten wir eine Situation nicht erst dann beurteilen, wenn wir das komplette Ausmaß kennen?“ Seine Stimme war noch immer angespannt und man merkte ihm auch an, dass es ihm nicht mal besonders viel Freude bereitete, so zu der Hufflepuff zurück zu schießen, doch im Moment wusste er keine andere Möglichkeit, um damit um zu gehen. Vor allem wenn sie seine Intelligenz und Ausmaß an Fähigkeiten für den Posten des Schulsprechers so untergrub.
Das erwartete Aufseufzen kam wie gerufen. Wieder ein Vorschlag, den sie unbedingt durch zu bringen versuchte. Was hatte sie sich dieses Mal wieder tolles überlegt? Mit erhobenen Augenbrauen musterte er die Hufflepuff und hörte sich ihren Vorschlag trotzdem an. Man konnte ihm kaum vorwerfen, dass er sie von vorn herein verurteilte oder alle ihre Vorschläge aus Prinzip ablehnte, nur oft trafen sie eben nicht auf fruchtbaren Boden. Zumeist gefielen ihm die Vorschläge eben nicht oder sie entsprachen nicht seiner Vorstellung. Hogwarts war eine traditionelle Einrichtung und er mochte es an der Schule wie es war. Warum sollte man plötzlich etwas ändern?
Erstaunt blieb er stehen. Mitbestimmung? Als würden Schüler irgendjemanden aus objektiven Motiven wählen? Da ging es rein um Beliebtheit, wie überall. Er blieb stehen und sah eindringlich zu Max. „Ist das dein ernst? Mitbestimmung für Schüler? Was glaubst du denn wer dann Vertrauensschüler wird? Jemand, der sich für die Schüler einsetzt oder jemand, der einfach nur besonders beliebt ist? Kann so jemand wirklich die Belange aller Schüler im Blick halten? Glaubst du wirklich, dass die Schüler wissen, wer der beste Vertrauensschüler ist. Meinst du irgendjemand würde jemand wie mich wählen?“ Vermutlich nicht viele, nicht genug. Aber vielleicht dachte sie ja auch einfach, dass er gar nicht geeignet war. Aufgebracht presste er die Lippen aufeinander.
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Max` Stirn runzelte sich ein wenig, als Lorcan davon sprach, dass keine Punkte abgezogen worden waren und einen Moment schwieg sie, überdachte die Situation in Anbetracht der neuen Informationen, die sie erhalten hatte. Das änderte die Lage natürlich wesentlich, auch wenn es ihr inzwischen eher um Lorcans Stil und Umgang mit ihr ging, als seine Handlungen als Schulsprecher. "Ich hoffe, du willst mir nicht unterstellen parteiisch in meiner Funktion zu sein." erwiderte sie, wobei sie sich bemühte ihren Ton nicht zu scharf werden zu lassen. Sollte Lorcan diese Unterstellungen ernst meinen, dann könnte das durchaus einen tiefergehenden Streit heraufbeschwören, denn so oft sie uneins waren, so sehr war doch zumindest Respekt die Grundlage jeder zusammenarbeit. Und wenn Max sich etwas nicht vorwerfen ließe, dann ungerecht zu sein. "Deswegen habe ich nachgefragt. Hättest du etwas offener gesprochen, hätten wir uns diese ganze Diskussion sparen können." erwiderte sie dann mit einem doch etwas gereizten Gesichtsausdruck. Sie ließ sich nicht für etwas zurechtweisen, was in ihren Augen richtig gewesen war. Auf die Situation selbst ging sie nicht mehr weiter ein, mit der Information, dass keine Punkte abgezogen worden waren, war sie beruhigt. Denn darum war es ihr gegangen, dass sie einen Punktabzug dafür ungerechtfertigt gefunden hätte. Vielleicht hätte der Slytherin auch eine Rüge verdient gehabt, aber dafür hatte sie wirklich zu wenig von der Situation mitbekommen, das gestand sie sich durchaus ein.
Leicht schüttelte Max den Kopf. Lorcan hatte elegant den Punkt verpasst, den sie vorzubringen versuchte .. was nicht unbedingt eine Neuheit war. Meist war es nciht einmal, dass Max` Argumention unschlüssig war, aber die Art in der sie sie vorbrachte, zwang ihre Gegner in eine Defensive, in der sie sich einfach verteidigen wollten. Max war stets mit genügend Argumenten ausgestattet, aber die Art, in der sie sie vorbrachte, ließ wohl immer noch zu wünschen übrig. Vermutlich ihre größte Schwäche als Schulsprecherin. Außer man betrachtete Übermotivation als Schwäche, dann machte sie sich auhc in dieser Hinsicht schuldig. "Dem äußeren Beobachter mögen andere Dinge auffallen als dem, der in der Situation drin steckt. Niemand zwingt dich, etwas zu ändern. Aber Kritik von sich zu stoßen ist der falsche Ansatz." erwiderte sie dann, auch wenn auch diese Formulierung wohl kaum gelungen war. Aber Max hatte genauso sehr daran zu knabbern, dass Lorcan ihr ungerechtfertigte Einmischung unterstellte. Sie hingen nicht den ganzen Tag aufeinander und sie bezweifelte, dass noch irgendwer anders mit Lorcan über sein Handeln als Schulsprecher sprach, also musste sie die Gelegenheiten nutzen, in denen ihr etwas auffiel.
Max atmete einen Moment tief durch, um eine schärfere Erwiderung herunterzuschlucken. Lorcan sollte sie gut genug kennen, um zu wissen, dass sie nicht mit so einem undurchdachten Vorschlag zum Schulleiter gehen würde, aber gleichzeitig hatte sie natürlich wichtige Aspekte in der Kurzfassung ausgelassen und ihn auch nicht gerade in einem guten Moment erwischt. Sei's drum. "Ich würde die Entscheidung nicht komplett den Schülern überlassen, dass wäre illusorisch. Außerdem würde die Schulleitung diese Vertrauensschüler und Schulsprecher wohl kaum akzeptieren. Aber beispielsweise wäre eine Möglichkeit, dass die Schulleitung ein paar Kandidaten wählt, über die abgestimmt werden kann. Oder umgekehrt aus dem Spitzenkandidaten diejenigen auswählt, die sie für geeignet hält. Beide Seiten müssen die Vertrauensschüler schließlich akzeptieren können. Aber damit würden sie vielleicht mehr Autorität bekommen und Schüler wären eher bereit sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ohne das sie wie der verlängerte Arm der Schulleitung wirken." erläuterte sie ihren Vorschlag und hoffte so Lorcans Haltung den Wind aus den Segeln nehmen zu können. "Außerdem geht es auch um Selbstbestimmung. Wir wollen, dass unsere Mitschüler zu reifen und selbstbestimmten Menschen heranwachsen, dann müssen sie auch Entscheidungen treffen dürfen, die Relevanz haben. Wir können nicht alles für sie entscheiden. Und vielleicht würde es den einen oder anderen Querulanten ruhig stellen, wenn er merkt, dass er wirklich etwas bewegen kann." fügte sie dann noch hinzu, denn das war Max` grundlegendes Anliegen: Mitbestimmung. Verantwortung. Teilhabe. Davon gab es viel zu wenig in Hogwarts, wie in vielen der altehrwürdigen Institutionen der magischen Welt. oder allgemein in dieser. Sie konnten von den Muggeln mit Schülerparlamenten und ähnlichem noch einiges lernen. Sie mussten nur bereit dazu sein.
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