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unforgiven
Caleb war am Ende. Seine Schulter und Brustkorb waren dank Magie zwar wieder spurlos verheilt, aber es gab absolut nichts was er gegen die endlos quälenden Gedanken, Bilderfetzen und Träume tun konnte, die ihn seit gestern Nacht nicht mehr losließen. Er hatte das Szenario hundertausende Male in seinem Kopf durchgespielt: Hätte er einfach bei erstbester Gelegenheit verschwinden sollen? Hätte er den Todessern mehr in den Rücken fallen müssen, ganz gleich ob er damit seine Tarnung auffliegen ließ? Wäre das, das Richtige gewesen? Wieviele Menschen und Zauberer waren ums Leben gekommen weil er nicht den Mumm aufgebracht hat um zu seiner Überzeugung zu stehen? Das war ja mit Sicherheit das Problem gewesen. Es war immer schon DAS Problem gewesen, er konnte nicht offen zu seinem Glauben stehen. Vielleicht war es deswegen so einfach gewesen Undercover zu gehen. Eine hervorragende Ausrede um sich vor dem Fall Out zu drücken, den es geben würde, hätte er sich offen zur anderen Seite bekannt.
Caleb rauffte sich die dunklen Haare. Nein. Nein, das war nicht wahr. Er tat es, weil irgendwer es tun musste. Weil…
Der junge Nott versuchte die Gedanken wegzuschieben. Er quälte sich so endlos damit und schlussendlich drehten sich seine Gedanken immer und immer wieder im Kreis. Ein endloses hin und her zwischen dem Glauben, dass er das Richtige tat und den verdammten Zweifeln, dass es nutzlos war. Das er nutzlos war.
Caleb's Blick fixierte sich auf den leeren, dunklen Spielplatz. Er konnte Teds Shilouette ausfindig machen und sein Herz sank schwer in seiner Brust. Er war erleichtert, dass Ted in Ordnung war, gleichzeitig brach er unter den Schuldgefühlen fast zusammen. Er wollte mit Ted reden, er musste von jemanden hören, dass er getan hatte was er konnte. Und Ted war der Einzige der wirklich verstand. Der Einzige der Glauben in ihn hatte. Caleb konnte die Beziehung die er mit Ted aufgebaut hatte nicht in Worte fassen. Wie konnte man auch eine Beziehung mit jemanden beschreiben, der jede Ecke seines ganzen Seins kannte. Es gab nichts was Ted in den vielen, vielen Stunden des Okklumentikunterrichts nicht schon gesehen hatte. Das Schlechte (und davon gab es vieles), so wie das Gute. Und er hatte entschieden, dass Caleb ein Versuch der Rettung wert war.
“Ted...”, sagte Caleb leise nur noch ein paar Schritte von dem anderen Zauberer entfernt. Seine Stimme krächzte und sein Mund fühlte sich trocken an. Noch bevor er vor Ted zum Stehen kam, kramte er seinen Zauberstab aus der Tasche seines Mantels und zauberte einen non-verbalen Muffiliato um sich. Die Wahrscheinlichkeit dass ihnen jemand hier über den Weg lief war gering, aber dennoch ein Risiko das er gerne vermeiden wollte.
Caleb tat sich schwer in Teds Augen zu sehen, aber er zwangs sich dazu. Er schluckte hart.
“Ist...”, begann er und brach ab. Er presste seine trockenen Lippen aufeinander und versuchte es nochmal. “Ist von deiner Familie jeder .. in Ordnung..?”
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Er sah die Gestalt in der Dunkelheit auf ihn zukommen und ein heißes Kribbeln fuhr durch seine Hand. Seine Finger zuckten zum Zauberstab hin, den er hastig in der Hosentasche umschloss. Allerdings nicht hervor zog. Mit zusammengepressten Lippen nickte er Caleb zu, als jener auf ihn dumpf begrüßte. Nicht wissend, was er sagen sollte, nicht wissend, was angebracht gewesen wäre. Hi? Hallo? Wie geht's dir? - Erschien ihm irgendwie nicht... passend. Also sagte er nichts. Starrte den Nott stumm an. Erdrückten ihn förmlich mit seinem erwartungsvollen Schweigen. Auch wenn er nicht einmal selbst sicher war, ob er irgendwas von dem hören wollte, was Caleb ihm womöglich zu sagen hatte.
Teddys Blick flackerte zu Calebs Zauberstab, als ihn jener hob und einen Zauber um sie herum sprach. Bemüht beherrscht schloss Teddy einen Moment die Augen, hielt den Atem an. Vielleicht sollte er sich wehren, sollte... aber er wollte nicht ganz aufgeben. Wollte nicht ganz... wollte nicht, dass all die Monate umsonst gewesen waren. Caleb hätte soviele Möglichkeiten gehabt ihn ins Messer laufen zu lassen; mehr als genug. Und dabei hatte er ihm geholfen. Wenn auch ... nun, die Ergebnisse eher mau geblieben waren. Bisher. Und dann... das gestern und ... plötzlich stellte Teddy alles in Frage. Stellte ihre ganze Zeit in Frage, ihre ... Freundschaft?
"Natürlich nicht." stieß er heißer tonlos hervor und sah Caleb ungläubig an. "Was denkst du denn?" schoss er zorniger nach, als er es beabsichtigt hatte. Bis seine Worte über seine Lippen rollten hatte er nicht begriffen, WIE wütend er war. Wie enttäuscht. Betroffen. Verletzt. Er hatte Caleb vertraut.
"Aber ich geh davon aus, dass es deiner prächtig geht, hm?" knurrte er und seine Kiefer mahlten angespannt aufeinander. In der Dunkelheit um sie herum war es wohl kaum zu sehen, aber Teddys Augen färbten sich dunkler. Dass helle, strahlende Blau schwand langsam, wurde zu einem dunklen Nachtblau. Schließlich fast schwarz. Angespannt atmete Teddy tief ein und aus. Und er war nunmal auch nicht soviel älter als Caleb. Sechs Jahre. Was waren schon sechs Jahre. Teddy starrte Caleb einen langen Moment lang schweigend an, ehe er fassungslos den Kopf schüttelte und unruhig einige Schritte fort von ihm ging. Zur Seite trat. Zur anderen. Sich wieder zu Caleb umwandte.
"Bist du zufrieden, hm?" fuhr er ihn an und ein aufgeregt zorniges Funkeln trat in seine Augen, als er wieder direkt vor Caleb trat. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er die Hände aus den Hosentaschen gezogen hatte und aggressiv vor Caleb gestikulierte.
"Bist du zufrieden?" fragte er nochmal. Lauter. Forscher.
Er wusste nicht wo er anfangen sollte und gleichzeitig fühlte es sich an als würde er unter der Last und den ungesagten Worten zusammenklappen. Nach seiner Familie zu fragen erschien ihm aber das Erste und Wichtigste. Die Wahrheit war, Caleb hatte keine Ahnung wie hoch der Anzahl der Verletzten und Toten nach dem Angriff waren. Er hatte den Tagespropheten heute vermieden. Er konnte und wollte sich nicht mit den Fakten auseinander setzen, die untermalen würden, wie sehr er auf ganzer Linie versagt hatte. Er wollte nicht wissen, ob unter den Toten auch Zauberer und Hexen waren die er kannte. Er wollte das unvermeidbare vermeiden. Oder aber zumindest einen Tag lang hinauszögern, denn als er nun in Teds dunkle Augen sah, wurde ihm bewusst, dass er sich die gestrige Nacht nicht einfach wegwünschen konnte. Caleb schluckte hart. Teds Miene war hart. Er schien nicht froh ihn zu sehen oder wenigstens erleichtert, oder…
"Natürlich nicht. Was denkst du denn?" platze es zornig aus Ted. Ja, gut. Er hatte nicht erwartet, dass er vor Freude im Kreis hüpfen würde, aber…
"Aber ich geh davon aus, dass es deiner prächtig geht, hm?”.
Caleb sah ihn sprachlos. War das eine Fangfrage? Er konnte nur annehmen, dass jemand aus Teds Familie etwas zugestoßen war. Deswegen die Wut. Machte es zwar nicht unbedingt fairer, dass er so reagierte, aber zumindest würde Caleb es verstehen. “Ted...”, sprach Caleb ruhig, zu mehr kam er aber auch nicht. Ted setzte sich in Bewegung und begann auf und ab zu marschieren. Der junge Nott stand nur da und seine Augen folgten seinem Freund.
"Bist du zufrieden, hm?". - “Was?!”. Caleb verstand gar nichts mehr. Ted wiederholte seine Frage, aber das machte es keinen Deut besser. “Zufrieden mit WAS?”, keifte Caleb zurück, obwohl den ungesagten Vorwurf schon längst registriert hatte. Wut ballte sich plötzlich in seinem Bauch zusammen. Ted gestikulierte wild, Caleb widerrum erfor zu seiner Salzsäule. Sein ganzer Körper war angespannt.
“Was willst du damit sagen, Ted?!”, brachte Caleb hervor, aber er gab den anderem keine Zeit zu antworten: “Meinst du etwa ich WOLLTE das? Meinst du ich bin aus fucking freien Stücken dort gewesen? Montague hat mich mitgeschleppt, ich wusste bis zum letzten Moment nicht mal was abging und ich hab dir eine Nachricht zukommen lassen so schnell wie es mir möglich war ohne dabei erwischt zu werden!”.
Caleb ballte seine Hände zu Fäusten. “ICH WEISS! Ich weiss, dass es zu spät war! Und ich kann es nicht ändern, verdammt. Ich hätte nicht mal dort sein sollen! Hätte ich eine persönliche Einladung gekriegt, glaub mir du hättest es verdammt nochmal gewusst!”
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"Mit dir!" warf er ihm aufgebracht entgegen und schüttelte den Kopf. "Mit dir. Mit wem sonst. Bist du happy mit dem, was gestern passiert ist, hm? Fühlst du dich jetzt besonders gut, weil du dich hast beweisen können?" Teddys Augen wurden schmal und er blieb wieder direkt vor Caleb stehen, erdolchte ihn förmlich mit seinem Blick.
"Warum warst du sonst dort, hm?" fragte er postwendend zurück, noch bevor Caleb ihm erklären konnte, dass er von dem Montague-Jungen dorthin geschleppt worden war. "Pft." schnaubte er nur abschätzig, als Caleb ihm erklärte, er hätte nichts davon gewusst.
Er glaubte ihm nicht.
"Jah, sicher - so schnell wie möglich." äffte er Caleb höhnisch bitter nach und schüttelte wieder den Kopf. Während der Junge starr vor Schock da stand und sich nicht rührte, konnte Teddy kaum auf einem Fleck stehen bleiben. Immer wieder trabte er zur Seite, trat nach rechts und links, tigerte hin und her und warf Caleb seine Worte begleitet mit aufgebrachten Gesten entgegen.
"Du bist genau wie dein Vater!" knurrte er und Schmerz und Enttäuschung breiteten sich auf seinen Zügen aus, als er sich selbst jene Worte aussprechen hörte und feststellte, dass sie wahr waren - dass er das wirklich glaubte. Theodore hatte ihnen fast zwanzig Jahre vorgemacht, er hätte seine Fehler erkannt und wollte sich bessern; er war sogar dem Orden beigetreten und... "Ich war so blind..." stieß Teddy hervor und schüttelte den Kopf. Fassungslos über seine eigene Dummheit. "Wie konnte ich das nicht sehen...? Du bist genau wie dein Dad!" ein irres Grinsen zog seine Mundwinkel in die Höhe, als ihm die Ironie dieser Situation bewusst wurde. "Genau wie er!" als könnte er den Witz, den er hier gerade entdeckt hatte, nicht so recht glauben. Als müsste er es noch mal und noch einmal wiederholen.
"Ich hab dich gesehen, Caleb." fügte er hinzu, ernster - gefasster, als wollte er ihn vorführen. Noch immer mit dem Echo des irren Grinsens auf seinen Zügen und dem bitter zynischen Glucksen in der Kehle. "Ich hab gesehen, was du getan hast... und du hast nicht einmal gezögert." seine Stimme wurde schlagartig leiser, heißerer. Als täte es ihm selbst weh es nur einfach auszusprechen.
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”Jah, sicher - so schnell wie möglich.”. Caleb verstand die Welt nicht mehr. Ja, er verstand, warum Ted sauer war. Was letzte Nacht geschehen war, war… unfassbar. Und wenn irgendwer verletzt worden war, der ihm nahe stand. Aber es war nicht seine Schuld. Er hatte verdammt nochmal alles getan, was man von ihm verlangte. Caleb ballte seine Hände so hart zu Fäusten, dass sich seine Fingernägel schmerzlich in seine Haut bohrten. Die Wut war immer sein Schutzschild gewesen. Aber alle Wut der Welt hätten ihn nicht vor den nächsten Worten schützen können:
”Du bist genau wie dein Vater!”
Caleb verlor den sprichwörtlichen Boden unter den Fußen. Er strauchelte einen Schritt zurück, als wären diese Worte mehr eine Faust gewesen, die ihn mit voller Wucht, in den Magen geschlagen hatte. So fühlte es sich an. Ungläubig und verletzt starrte er Ted an, der ihn kaum eines Blickes würdigte als er in seiner Wut auf- und abmarschierte. Wehrlos stand der junge Nott da und ließ Ted's Anschuldigung über sich hereinprasseln. 'Genau wie er!. Es gab keine Worte, dafür, wie er sich fühlte. Vor ihm stand die einzige Person, die er mehr vertraut hatte, als sonst wem in seinem Leben. Der ihn überzeugt hatte, was der richtige Weg war. Der in ihn geglaubt hatte. Und nun wandte er sich ab.
"Ich hab dich gesehen, Caleb...” - “Du hast WAS gesehen?”, presste Caleb hervor. ”Ich hab gesehen, was du getan hast... und du hast nicht einmal gezögert.". Caleb verstummte wieder.
Und von einer Sekunde zur anderen löste Caleb sich aus seiner Starre. Er sprang nach vorne, zwei, drei schnelle Sätze und ehe Ted sich versehen konnte hat Caleb ihn beim Kragen. Zuerst zog er ihn hart, dann drückte er ihn ein Stück zurück, als könnte er den Wahnsinn aus ihn rausschütteln.
“Den Muggel den ich getötet habe?!”, spie Caleb in Teds Gesicht. “DAS hast du gesehen, ja? Hast du auch gesehen, dass er bereits am Verbluten war und Montague ihn in den Wahnsinn gefoltert hat und nicht mehr aufhörte? NEIN? Dann hättest du besser hinschauen sollen, weil genau DAS ist nämlich passiert und ich hab ihm einen GNADENSTOß gegeben!. FUCK! Hast du auch gesehen, dass ich den Todessern Flüche in den Rücken geschossen habe? NEIN? Ich war nicht freiwillig dort, Ted! Und wenn ich DORT war, dann war ich dort wegen DIR! Du hast mich auf diesen Pfad gebracht! Du kannst mir jetzt nicht den scheiß Rücken zuwenden!”.
Caleb stieß Ted so hart von sich weg, dass sie beide ins Straucheln gerieten.
“Fuck. Fuck. Fuck!”, fluchte Caleb und drehte sich dann Ted wieder zu. Er streckte die Arme weit aus, als wollte er Ted dazu einladen, auf ihn zu zaubern.
“Wenn du mir nicht glaubst… dann sieh für dich selbst.”.
Er war stehen geblieben. Als Caleb endlich reagierte. Teddy blinzelte erschrocken, als Caleb sich plötzlich löste und ihn regelrecht anschrie. "GENAU DEN!" knurrte er zurück, als Caleb endlich verstand warum Teddy so reagiert hatte. Teddy schüttelte den Kopf. Je mehr Caleb sprach, desto heftiger.
"Hörst du dich eigentlich reden? Weißt du eigentlich was du getan hast? Du hast ein MENSCHENLEBEN AUSGELÖSCHT? MERKST DU EIGENTLICH WAS DU TUST?" Er stieß Caleb vor die Brust. "MACHT DIR DAS GARNICHTS?" brüllte er zurück und stieß ihn noch einmal. "DU HAST EINEN MENSCHEN GETÖTET! MERLIN, CALEB! Und jetzt willst du mir erzählen, dass es EIN GNADENSTOß GEWESEN IST? MACHT ES DAS BESSER? DENKST DU DAMIT KANNST DU DAS IRGENDWIE WIEDER GUT MACHEN? IN DEM DU SAGST, DASS ES EINEN GRUND GEHABT HAT?" Er schüttelte den Kopf. WAS war nur los mit der Welt?
"DU HAST ETWAS UNVERZEIHLICHES GETAN!" stieß er hervor und setzte den Schlusspunkt. Nun, oder auch nicht. Aber fällt sein Urteil. Teddy hatte noch nie einen Menschen getötet. Und er wollte auch nicht. Niemals. Das war die Grenze, die er nicht bereit war zu übertreten. Komme was wolle. "Ich könnte das nicht. Niemals." stieß er heißer hervor und Entsetzen und Enttäuschung brannten in seinem Blick, als Caleb wild schnaubend die Arme ausbreitete, als wollte er ihn dazu einladen in seinen Kopf zu blicken; zu sehen, warum er das getan hatte.
"Selbst wenn du dir einredest, dass du es getan hast, weil du ihm einen Gnadenstoß versetzen wolltest. Selbst...dann... - Caleb..." seine Stimme brach und er atmete schwer ein und aus. Trauer lag schmerzverzerrt auf seinen Zügen. Was passierte nur mit der Welt? Warum ...?
Alles um ihn herum zerbrach. Victoire, die wahnsinnig wurde und Menschen attackierte, die auf Unschuldig losging und ... selbst wenn es in ihrem Wahn gewesen war. Selbst wenn sie sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Wenn jemand anderes sie kontrolliert hatte, sie nur eine Marionette gewesen war. Sie hatte getan, was sie getan hatte. Und wie könnte man das einfach so entschuldigen; weil man ... nichts dafür konnte? Weil man nicht man selbst gewesen war? Teddy schüttelte den Kopf. Er konnte nicht verstehen, wie Frank so kompromisslos auf ihrer Seite stehen konnte; nicht... er liebte Victoire. Er liebte sie wirklich. Über alles. Und er wusste schon heute mit jeder Faser seines Seins, dass er niemals nie jemand anderen auch nur halb so sehr lieben könnte - dass er vermutlich niemals mehr im Leben jemals solch intensive Gefühle für jemanden hegen würde können. Selbst wenn es vorbei war. Heute. Wo er nur vierundzwanzig Jahre alt war. Er wusste das. Er war sich so sicher! Es würde ein langes, einsames Leben für ihn werden... aber das war nunmal so. Und er konnte damit leben. Er hatte die eine große Liebe gehabt.
Und dann war sie wahnsinnig geworden.
Und er konnte nicht nachvollziehen, wie ... alle es so mir nichts dir nichts verzeihen konnten; als wäre es schon okay... wenn man solche Dinge tat, weil man hatte ja keine andere Wahl gehabt. Man konnte sich ja nicht wehren.
Teddy schüttelte wieder den Kopf. "Danach gibt es kein zurück mehr Caleb!" stieß er heißer hervor und sah Caleb mit blassblau türkis flimmernden Augen an. Mondlicht brach sich in seiner Iris, die gefährlich feucht schimmerte, als er den Slytherin betrachtete. "Du hast einen Menschen getötet." Als würde es realer mit jedem Mal, dass er es wiederholte. Und er war so enttäuscht... und er fühlte sich so schuldig. Es war seine Schuld. Teddy wich einige Schritte vor Caleb zurück, schüttelte wieder den Kopf und wusste nicht so recht etwas mit seinen Händen anzufangen. Fahrig rieb er sich über das Gesicht und griff sich in die blau schimmernden Haare und schüttelte wieder den Kopf.
"Das war keine gute Idee... " Ganz und garnicht. "Es tut mir leid Caleb. Das ist meine Schuld. Ich hätte dich nicht ermutigen sollen, du... das ist meine Schuld..." Drückend schwer brach die Last über Teddys Schultern zusammen und drückte ihn regelrecht auf den Boden. Als er Caleb wieder ansah, sah er nicht mehr den aufmüpfigen, temperamentvollen Slytherin vor sich. Genausowenig wie er jemals wieder Victoire ansehen könnte und ... nur Victoire sehen könnte. Genauso wie er niemals wieder Frank ansehen könnte und nur seinen besten Freund in ihm sehen könnte. Er schüttelte wieder den Kopf. Warum? Er konnte sich das nicht erklären. War es das, was der Krieg mit Menschen machte? Dass sie bereit waren zu töten, wenn man sie nur in eine genügend gefährliche Situation brachte. Albus hatte James angegriffen, Caleb hatte einen Menschen getötet, Victoire war wahnsinnig geworden und Amok gelaufen, Frank hatte ihn selbst angegriffen - gut, Teddy hatte zuerst losgelegt, aber Frank war schließlich uneingeladen in die Wohnung gekommen und hatte partout auch nach mehrmaligem Auffordern nicht gehen wollen - und... das war keine Welt in der er seine Kinder großziehen wollte. Das war sicherlich nicht die Welt. Das waren nicht die Menschen, zu denen seine Kinder eines Tages voller Bewunderung aufsehen sollten: die sie als Helden feiern sollten. Weil sie das nicht waren... keiner von ihnen.
Leere breitete sich in Teddy aus. Leere und Enttäuschung. Er hatte das Gefühl verloren zu haben. Alles.
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“NEIN!”, schrie Caleb voller Kehle zurück. “NEIN! ES MACHT ES NICHT BESSER! MEINST DU DAS WEISS ICH NICHT?! MEINST DU ES VERFOLGT MICH NICHT? FUCK!” - Caleb wandte Ted den Rücken zu und rauffte sich die Haare. ”DU HAST ETWAS UNVERZEIHLICHES GETAN!”. Caleb wollte das Ted schwieg. Er wollte das er endlich den Mund hielt. Der Drang seinen Zauberstab zu ziehen und Ted deutlich zu machen, was er ihm grade antat, war so stark, dass es ihn selber fast erschrak. Vielleicht hatte Ted ja recht. Vielleicht war es ihm tatsächlich zu leicht gefallen. Vielleicht war er wirklich ein Monster. Wie sein Vater. Caleb beugte sich vor und zog scharf die Luft an. Ihm war schlecht und er hätte schwören können er wollte jeden Moment drauf los kotzen. Er richtete sich wieder auf und drehte sich wieder zu Ted.
“DANN SAG MIR TED… WAS GENAU hätte ich tun sollen? Ich war dort! Ich stand daneben! So oder so der Muggel war tot! Ich konnte ihn nicht retten, selbst wenn ich Montague aufgehalten hätte und mein Cover damit aufgeflogen wäre. Er wäre trotzdem tot! DU hast ihn nicht schreien sehen! Du hast ihn nicht leiden sehen als Montague nicht mehr aufgehört hat ihn zu foltern. ES GAB NICHTS WAS ICH TUN KONNTE. MEINST DU ICH WOLLTE DAS?!”.
Teddy wich vor Caleb zurück. Seine Schultern sanken und er sah aus als wollte er vor Caleb jeden Moment zusammenbrechen. ”Es tut mir leid Caleb. Das ist meine Schuld. Ich hätte dich nicht ermutigen sollen, du... das ist meine Schuld...”.
“Was hast du dir vorgestellt, Ted? Hast du gedacht, dass es ein Kinderspiel ist mich bei den Todessern einzureihen? Was meinst du, wie die ihre Leute aufnehmen? In dem du Kindern einen Lolli klaust? Sicher hast du damit rechnen müssen, dass es irgendwann zu sowas kommt! Wenn nicht gestern, dann in einer Woche, oder zwei oder drei. TED! DAS IST EIN FUCKING KRIEG UND DAS HIER IST DIE ROLLE DIE ICH HABE. Und nein! Es gibt kein Zurück mehr. Nicht nach gestern! Ich hab mich für den Orden zum Mörder gemacht! Und wenn du mir jetzt den Rücken zudrehst, dann war das alles umsonst! Dann war gestern umsonst! Also reiss dich gefälligst zusammen!”.
Caleb sah auf das kleine Häufchen Elend hinab das Ted war. So viel dazu. Er war derjenige der ihn gebraucht hat, derjenige der ihn hätte sagen sollen, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Und dann das. Er konnte die Enttäuschung die er fühlte, nicht in Worte fassen. Er hatte alles getan was er konnte. Aber es war nicht genug. Es war nie genug. Er war seinem Vater nie genug. Er dem Orden nicht genug. Egal was er anfasste, er war zum Scheitern verurteilt. Er konnte nichts tun. Niemanden retten. Keine bessere Welt schaffen. Ja,… er konnte nicht mal das Vertrauen einer einzigen Person bewahren.
Caleb trat einen Schritt näher zu Ted und beugte sich runter um ihn an den Armen zu packen. “Komm, steh auf.”, verlangte er.
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Es war schon in gewisser Weise bitter, dass Teddy sich von einem Teenager anschnauzen lassen musste, er sollte sich mal ein paar Eier wachsen lassen und seinen Mann stehen und nicht wie ein fünfjähriges Mädchen auf dem Boden sitzen und heulen, weil zur letzten Geburtstagsparty nur fünf statt sechs neue BFFs gekommen waren.
Nicht, dass irgendwas, was in den letzten Stunden passiert war, mit einer Kindergeburstagsfeier vergleichbar gewesen wäre... vielleicht durfte Teddy eben gerade deswegen auch einfach am Boden zerstört sein. Niemand schluckte das einfach so runter. Zumindest tat Teddy das nicht. Krieg und Schlachten waren immer so abstrakt gewesen und die Erzählungen seines Patenonkels immer irgendwie... nun, Teddy hatte schon gewusst, dass Menschen im Krieg starben. Seine Eltern waren schließlich gestorben. Aber irgendwie hatte er nicht soweit gedacht, dass nicht nur Todesser Menschen im Krieg töteten, sondern... auch andere. Zivilisten, nur am Rande beteiligte, und der Orden nicht weniger als die Todesser. Blut klebte an allen Händen. Egal wie sehr man versuchte es abzuwischen oder zu rechtfertigen, dass man für ein höheres Wohl getötet hatte, dass man keine andere Wahl gehabt hatte.
Teddy sah auf, als Caleb ihn anfuhr. Er musterte den Slytherin ernst und noch immer glitzerten feuchte ungeweinte Tränen in seinen Augen. Auch wenn keine davon den Weg über seine Wange fand. Eigentlich sollte er sich erbärmlich fühlen. Ziemlich erbärmlich. Jetzt saß er hier und ihm war einfach nurnoch zum Heulen zumute. Nun, nicht einmal mehr das. Er hatte den Punkt längst überschritten an dem ein paar beherzt geweinte Tränen noch irgendetwas besser gemacht hätten. Und der Achtzehnjährige stand vor ihm und forderte ihn auf sich zusammen zu reißen. Teddy fühlte die Enttäuschung schwer auf seine Schultern drücken. Calebs Enttäuschung. Seine eigene. Dabei war es weniger, dass er von Caleb enttäuscht war sondern vielmehr von sich selbst.
Schließlich griff Teddy nach Calebs Hand und rappelte sich weider auf. "Es ändert nichts daran, dass es nicht hätte passieren dürfen," erwiderte er ernst, als er wieder stand und ließ Calebs Hand los. Teddy schüttelte niedergeschlagen den Kopf. "Du hättest garnicht erst in die Situation kommen sollen. Rückgängig machen kann man es kaum, da hast du recht. Aber ..." er hob den Blick. Am liebsten würde er Caleb packen und in flauschige Watte packen, ihn irgendwo hin schicken und erst wieder zurück holen, wenn sich die Lage hier wieder geklärt hatte. Wenn der Krieg vorbei war. Aber selbst Teddy wusste, dass er das nicht tun konnte. Er machte einen Schritt von Caleb zurück und schob die Hände in die Hosentaschen. Sämtliche Kraft war förmlich aus ihm hinausgeflossen. Nichts mehr übrig. Keine Energie. Er schüttelte wieder den Kopf. "Geh heim Caleb." murmelte er leise und sah wieder auf. Er musterte Caleb eindringlich. "Geh nach Hause und zieh den Kopf ein. Du hättest nie dabei sein sollen und ich hätte dich da garnicht erst reinziehen dürfen. Das war mein Fehler. Ich hätte es wirklich besser wissen müssen. Und es tut mir unfassbar leid, dass es soweit gekommen ist, aber... das war's für dich. ich will nicht am Ende dastehen und dein Blut von meinen Händen abwaschen müssen. Also geh nach Hause. Für dich ist der Krieg heute vorbei."
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Caleb hatte keine Lust sich hinzuhocken. Er war viel zu aufgebracht zu sitzen! Gleichzeitig allerdings auch viel zu betrunken um richtig widerstand zu leisten. Er ließ sich also etwas stolpernd dirigieren, als Ted ihn am Arm fasste und in Richtung Sofa manövrierte. Mit etwas weiterer Hilfe ließ Caleb sich auf das Sofa fallen. Okay, vielleicht war Sitzen doch gar keine so schlechte Idee. Caleb hielt sich seinen Kopf, der so langsam anfing zu dröhnen. Immer noch schwankte alles und er war sich nicht sicher ob das Sitzen es besser oder schlimmer machte. Er zog sich in eine halbwegs aufrechte Position und lehnte gegen die Armlehne des Sofas, während er versuchte Ted zu fixieren, was sich als einiges schwieriger darstellte, als es sollte. Warum schwankte Ted denn so? War er auch betrunken, oder…?
”Trink!”, kam die Aufforderung. Caleb hielt das kalte Glas Wasser mit beiden Händen fest und blickte skeptisch auf die klare Flüßigkeit hinab. Ihm war nicht wirklich nach trinken. Ihm war viel eher danach sich zu übergeben. Dennoch folgte Caleb artig und hob das Glas zu seinen Lippen und trank ein paar Schlucke von dem Wasser, bevor er es wieder senkte und abermals nach Teds Blick suchte. Er war nicht hier um Wasser zu trinken. Er war hier um ihm wichtige Dinge zu sagen.
“Mein Dad… er fängt an mir zu vertrauen. Wir haben geredet. Geredet. 'glaub es tut ihm leid, dass er mir nach'm Angriff den Legilimens aufgehalst hat...”, begann Caleb zu erzählen, immer noch zusammenhangslos. Eigentlich hatte er damit gar nicht anfangen wollen. Er hatte Ted zur Sau machen wollen, weil er ihn weggeschickt hatte. Weil er ihn ausgesperrt hatte. Aber in dem Szenario, dass er sich in seiner Trunkenheit ausgemalt hatte, war er immer noch draußen vor seinem Fenster gestanden und hatte gebrüllt. Aber Ted hatte ihn ja jetzt reingelassen. Und ihm Wasser gegeben. Und überhaupt fiel Caleb es schwer die Dinge richtig aneinander zu reihen.
Trotz seines Zustandes, konnte er die Panik in Teds Blick erkennen. Legilimens. Ja, Caleb war nicht dazu gekommen ihm davon zu erzählen, zu sehr waren die beiden jungen Zauberer damit beschäftigt gewesen sich nach dem Angriff anzuschreien. “'s alles gut!”, hob Caleb beschwichtigend die Hand und wollte Ted beruhigend auf die Schulter klopfen, schaffte es aber zu verfehlen und die Hand fiel durch das Nichts. “...Er hat nix gesehen! Nix wichtiges. 's war super einfach. Nich' so wie bei dir.”. Ja, Caleb war wirklich erstaunt gewesen festzustellen, dass Ted ein besserer Legilimentiker war als sein Dad.
“ ' hat mir nen Auftrag gegeben.”, begann Caleb dann. “Soll jemanden aus dem Weg räumen. Abtrünniger Todesser… Ben irgendwer. Soll ihn mund-… mund-tot machen. Prewett! So heißt er. Prewett. Er hat mir ne Aufgabe gegeben, Ted… und mit mir geredet… ich kann helfen. Ted,… du kannst… mich nicht abschreiben. Ich kann nicht… ich hab Beth versprochen… und… ich hab jemanden getötet dafür… es ist umsonst...”, Calebs Stimme brach. Tränen hatten sich zwischenzeitlich in seinen Augen gesammelt und rannen nun seinen Wangen herab. “...'s kann nicht umsonst sein.”, heulte er und ob einen Arm um sich die Tränen mit dem Ärmel seines Hemdes wegzuwischen. Wäre er nüchtern würde er sich mehr als nur schämen hier zu hocken und rumzuheulen. Aber er war nicht nüchtern. Es war ihm egal.
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