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Love and Pain
Lange. Sogar richtig lange hatte sie vor ihrem Kleiderschrank gestanden und hatte einfach nicht gewusst was sie anziehen sollte. Die Entscheidung war auch ziemlich schwierig, weil sie sich sowieso in allem viel zu dick fühlen würde. Obwohl sie mittlerweile wieder fast alles von dem dazu gewonnenen Gewicht wieder losgeworden war fühlte sie sich noch immer nicht schön. Wenn sie in den Spiegel schaute sprangen ihr sofort einige Problemzonen ins Auge und sie konnte gar nicht anders als sich danach hässlich zu fühlen. Jetzt hatte sie die letzten zwei Monate schon so viel gemacht und trotzdem gab es keine Erfolge zu verzeichnen. Ihr Körper war ihr größter Feind und stellte sich immer wieder gegen sie. Wieso konnte er nicht etwas Gnade zeigen und endlich so aussehen wie sie wollte? Sie strengte sich dafür das schon unglaublich an. Was sollte sie bitte noch alles tun? Immerhin ging sie jeden Morgen vor dem Unterricht joggen und aß so gut wie gar nichts mehr. Leider konnte sie das in den Ferien nur nicht umsetzten und davor hatte es ihr die ganze Zeit schon gegraut. Jeder Bissen war ein Bissen zu viel und sie musste sich sehr zusammenreißen das man ihr genau das nicht auch noch anmerkte. Sie wollte ihrer Familie immerhin keine Sorgen machen und deswegen musste sie wenigstens so tun als würde ihr das Essen schmecken und die angesprochenen Mahlzeiten aufessen. Doch es war einfach zu viel für sie und deswegen hatte sie es am gestrigen Abend auch nicht verhindern können irgendwann in der Nacht aufs Klo zu verschwinden und alles wieder loszuwerden. Es war die einzige Lösung gewesen, auch wenn sie ihr schlechtes Gewissen deswegen auffrass. Ihre Mutter hatte sich wirklich Mühe mit dem Essen gegeben und hätte Alice nicht so ein schlechtes Verhältnis zum Essen dann hätte es ihr wahrscheinlich sogar geschmeckt. Aber so war es ein Spießlauf der Gefühle für sie gewesen und sie hatte sich immer beobachtet gefühlt. Was sie sich aber wahrscheinlich nur einbildete und gar nicht so war. Trotzdem war es nicht schön gewesen und sie war unglaublich froh gewesen als das Essen endlich zu Ende war. Das es schon heute weiter gehen würde machte es aber nicht viel besser.
Nachdem sie wirklich gefühlte Stunden vorm Kleiderschrank gestanden hatte, hatte sie endlich ein Kleid gefunden mit dem sie ganz zufrieden war. Es war nicht zu eng und sie fühlte sich eigentlich ganz wohl darin. Dazu zog sie noch ein paar schwarze Pumps an und schnappte sich eine kleine Handtasche ihn der sie alles wichtige verstauen konnte. Ihre Haare welche mittlerweile wieder erblondet waren und um einiges länger als ihre pinken Haare fasste sie zu einem Zopf zusammen und festigte das ganze noch mit einem simplen Zauber. Zum Schluss rundeten ein roter Lippenstift und schwarze Fingernägel das ganze noch ab und Alice schaute ganz zufrieden in den Spiegel. Auch wenn ihr natürlich gleich wieder ihre Problemzonen ins Auge sprangen und sie fast schon verhöhnten. Wieso mussten die auch immer alles kaputt machen? Kurz darauf waren sie auch schon alle zusammen auf dem Weg zu den Weasleys und dort würden sie auch ihren Vater treffen. Zumindest darauf freute sich Alice ein wenig. Auf alle andere konnte sie getrost verzichten und gerade auf den Anblick von Lily und Louis hatte sie überhaupt keine Lust. Leider hatte man ihre Widerworte nicht mitkommen zu wollen, aber im Keime erstickt und deswegen blieb ihr nichts anderes übrig als die Zähne zusammen zu beißen. Glücklicherweise waren die Beiden nicht das erste was sie nach dem Flohen sehen musste und deswegen seufze sie auch erleichtert etwas. Um ihr Make-Up etwas aufzufrischen beschloss sie nach der Begrüßung durch alle erst einmal nach oben in eins der Bäder zu gehen. Sie war schon ein paar Mal mit ihrer Familie hier gewesen und deswegen kannte sie sich auch aus. Vorsichtig öffnete sie dann auch schon die Tür zum Bad hielt aber ein wenig geschockt inne als sie Lily auf dem Toilettendeckel sitzen sah. "Man, kannst du nicht abschließen." Motzte sie diese auch schon im nächsten Moment an und hatte kein gutes Wort für sie übrig nachdem sie ihr Louis ausgespannt hatte. "Du bist scheinbar echt zu dumm." Zischte sie auch sofort und sah es gar nicht ein die Tür wieder zu schließen und draußen zu warten bis Lily fertig war. Sie hatte hier noch etwas zu klären und es war höchste Zeit dafür das auch endlich zu tun. Immerhin hatte sie viel zu lange den Mund gehalten. "Wie konntest du mir sowas antun Lily? Ich dachte wir wären Freundinnen." Überhäuft sie diese deswegen auch gleich mit Vorwürfen und würde ihr schon zeigen was sie von der ganzen Sache hielt. Nämlich überhaupt nichts.
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Wäre Lily schlagfertiger oder selbstbewusster gewesen, hätte sie Alice vermutlich entgegen gehalten, dass es ihr neuwar, dass man beim Make-Up auflegen das Badezimmer abschloss .. besonders nicht während eines Familienfestes, zu dem nur sehr wenige unbekannte Gesichter kamen. Victoires neuer Freund sollte wohl kommen, auch wenn Lily nicht wusste, was sie davon halten sollte, und auch sonst der ein oder andere Partner, der letztes Jahr noch nicht dabei gewesen war. Und natürlich die Longbottoms. Alice stand schließlich just in diesem Moment vor ihrer Nase stand und sie anmachte. Lily ahnte bereits, was das eigentliche Problem war. Nicht die Situation, in die Alice gestolpert war, sondern das es Lily war, die ihr in dieser Situation gegenüber saß, aber das machte es nicht leichter mit den Vorwürfen umzugehen, die Alice ihr da um die Ohren warf. Lily fielen Konflikte sowieso schon schwer, das wurde auch kein bisschen leichter dadurch, dass sie sich eigentlich gerade im Recht sah - auch wenn diese Einschätzung durchaus Schwankungen durchlief und Lily mehr als einmal damit gehadert hatte, sich selbst Vorwürfe gemacht hatte, die vermutlich schlimmer waren als jene, die Alice ihr machen konnte - und eigentlich wollte sie gerade mit Alice auch überhaupt keine Vorwürfe machen .. schließlich hatte sie sich als echt gute Freundin bewiesen, nachdem sie bei Elliot eine Abfuhr bekommen hatte. Sie hatte sie doch niemals enttäuschen wollen. Aber gleichzeitig genoss sie die Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit, mit der Louis ihr begegnete. Er gab ihr soviel, was sie gerade einfach brauchte. Hatte sie kein Recht auch einmal ein wenig glücklich zu sein?
Lily duckte sich förmlich unter den Vorwürfen der jungen Frau, die sie vor wenigen Wochen noch ohne zu zögern ihre beste Freundin genannt hätte, auch wenn sie diesen Status nur kurz davor erhalten hatte. Aber Alice hatte ihr deutlich gezeigt, dass sie es wert war .. und jetzt stand sie vor ihr und warf ihr diese Vorwürfe um die Ohren. Jetzt war nichts mehr davon übrig. Und Lily wusste, dass sie daran durchaus ihren Anteil trug. Wie viel mochte unterschiedlich bewertet werden, aber mehr als genug, dass sie nicht einfach hoffen konnte, dass dieser Streit einfach so an ihr vorbei zog. "Ich .. ich wollte dir nicht weh tun, Alice." stotterte sie, während sie ihren Blick auf den Boden richteten und ihre Hände in ihrem Schoß rang. Sie hatte doch niemals gewollt, dass alles so kam. Sie hätte alles dafür gegeben, wenn Louis nicht Alice` Crush wäre oder sie diese Nähe bei einem anderen Jungen gefunden hätte - ganz davon ab, dass ihr das auch einen Haufen awkwarder Blicke ersparrt hätte - aber so war es einfach nicht gekommen. "Und .. für mich .. bist du noch eine Freundin." fügte sie dann noch etwas leiser hinzu, auch wenn das sicherlich nicht das war, was Alice gerne hören wollte. Aber Lily versuchte einfach das auszusprechen, was ihr Herz ihr sagte, in der Hoffnung, dass Alice es vielleicht irgendwie verstehen würde. Auch wenn das vermutlich eine Illusion war. Aber Lily klammerte sich an diese Hoffnung. Ihr entglitten schon die vielen Dinge .. sie hoffte sich wenigstens irgendwie mit Alice versöhnen zu können. Langsam, kraftlos erscheinend, richtete sie sich auf und hob das erste Mal den Blick, seitdem Alice das Bad betreten hatte. "Ich habe das niemals so gewollt.." versichterte sie mit einer Stimme, in der bereits Tränen mitschwangen. "Ich wollte dir Louis nicht wegnehmen. Ich .. es ist einfach passiert. Und es hat sich einfach .. gut angefühlt. Richtig." Man konnte deutlich merken, wie Lily nach Worten rang, wie sie damit kämpfte, dass was sie fühlte in Worte zu fassen und wie sie mit dem, was sie schlussendlich sagte, nicht wirklich zufrieden war. Aber es kam dem noch am nächsten, was sie sagen wollte. Fast schon flehentlich blickte sie Alice an, erhoffte sich eine Absolution, eine Karthasis für all die Gedanken, die seit Tagen in ihrem Kopf herumschwirrten. Es würde es leichter machen diesen Kloß aus ihrem Hals zu bekommen, wenn Louis und sie der versammelten Familie gegenübertreten müssten. Als Cousin und Cousine. Als Paar. Als etwas, was nicht sein sollte und was sonst nur Reinblüter aus Zwang taten. Aber .. konnte etwas, was sich so verdammt gut und richtig anfühlte wirklich falsch sein? Konnte etwas, was ihr so gut tat, wirklich ein Fehler sein? Lily hatte viele Illusionen in den letzten Wochen aufgeben müssen .. aber sie glaubte immer noch an die wahre Liebe. Daran, dass alles irgendwann gut wurde. Louis war ihr Fels. Ihr Silberstreif. Warum durfte sie nicht einfach auch einmal ein wenig Glück erfahren?
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Wie hatte sie Lily nur vertrauen können? Warum war sie so dumm gewesen und hatte geglaubt sie wäre eine richtige Freundin? Sie hätte ihr niemals sagen sollen was sie für Louis empfand, dann hätte Lily sicher niemals gesehen wie Louis wirklich war. Meist wurden andere Jungs doch nur interessant, wenn andere einem von ihnen vorschwärmten. Aber Alice hatte Lily vertraut und das war ein großer Fehler gewesen und deswegen konnte sie sich auch nicht für die Beiden freuen. Niemals nicht. Auch wenn sie Louis eigentlich sein Glück wünschte. Lily hatte es nicht verdient und Louis durfte sowieso nur glücklich mit ihr sein. Sie hatte doch alles für ihn aufgegeben, hatte sich blindlings wieder in die Magersucht gestürzt und dann kommt Lily daher und schnappt ihn ihr einfach vor der Nase weg und Louis lässt sie im Stich. Wie sollte sie sich da freuen? Es ging nicht. Dieses einmal musste sie einfach egoistisch sein. Koste es was es wolle und deswegen hielt sie ihre Gefühle auch nicht zurück und nahm sich Lily vor. Sie hatte die Jüngere schon so lange zur Rede stellen wollen, aber nie den passenden Moment gefunden. Deswegen war es auch höchst überfällig und sie würde die Chance nutzen die sich hier gerade auftat.
Und die Worte von Lily trugen nicht gerade dazu das ihre Wut abflachte. Sie wurde nur noch viel schlimmer und wurde mit jedem Wort angefacht. Wie konnte Lily es wagen sie noch als Freundinnen zu bezeichnen? Freundinnen taten solche Dinge nicht an und standen füreinander ein. Lily hatte sie einfach nur ausgenutzt, weil sie verzweifelt war und hatte sich schon im nächsten Moment Louis geschnappt um ihr eigenes Leid zu vergessen und dafür Alice leiden zu sehen. Sicher genoss sie es sogar das Alice so darunter litt. Was dachte sie sich eigentlich dabei? Hatte sie nicht vorhersehen können, das es solche Konsequenzen mit sich ziehen würde? Es hätte ihr doch von Anfang an klar sein müssen, dass sie nicht einfach so aus der Sache rauskam und alle glücklich sein konnten. Aber sie hatte ja nicht die Arschkarte gezogen, das war Alice gewesen. Nur dumm das sie das nicht einfach so mit sich machen lassen würde. Sie würde kämpfen. Ganz einfach. "Erzähl mir nicht! Wenn du mir nicht hättest weh tun wollen, dann währst du nicht mit Louis zusammen gekommen." Ging sie Lily wütend an und ihre Augen verengten sich. Was für eine dumme Ausrede wirklich. Und das sie dann auch noch die Frechheit besaß sie weiter als Freundin zu sehen machte alles nicht besser. "Wir sind keine Freundinnen, waren es wahrscheinlich nie, weil Freundinnen sich sowas gegenseitig nicht antun." Stellte sie sofort klar und hoffte Lily würde das verstehen. Nachdem was passiert war wollte Alice wirklich keine Freundschaft mehr mit Lily und das hatte diese zu akzeptieren. Immerhin hatte sie sich das selbst kaputt gemacht. Kein Wunder das sie so wenige Freunde hatte, wenn sie bei allen so einen Scheiß abzog wie bei Alice. Wenigstens konnte sie sich immer auf Melody und Ashley verlassen. Die Beiden würden ihr niemals so in den Rücken fallen.
Alice wurde immer angewiderter von Lily und das zeigte sie auch deutlich mit ihrem Blick. Wie konnte sie nur glauben das es richtig war mit ihrem Cousin zu gehen? Es war so unnatürlich und ekelig das Alice am liebsten gekotzt hätte. Alle würden sie nachher sicher anstarren und viele würden es genauso sehen wie Alice. Wieso konnte man so dumm sein und so etwas wollen? Wenigstens Lily sollte doch wissen, das es einfach nicht okay war. Bei Reinblütern vielleicht noch, aber wurden die nicht genau wegen so etwas verurteilt? Auch Lily und Louis würden es nicht leicht haben und sicher würde ihre Beziehung daran zerbrechen. Und dann würde Alice die Scherben aufkehren müssen, weil Louis wieder angekrochen kommen würde. Er würde sicher immer zurück zu ihr kommen. Immerhin war sie auch wieder zurück kommen. "Es ist alles andere als richtig." Stieß sie Lily vor den Kopf und war noch lange nicht fertig. Ihre Stimme wurde dabei immer lauter und es war ihr völlig egal ob es irgendwer mitbekam. "Es ist ekelig und abartig und ihr werdet sowieso nicht lange zusammen sein." Brüllte sie ihr entgegen und ihre Stimme triefte nur so von Hass und Verachtung. Mehr hatte sie für Lily auch nicht mehr übrig. Sie hatte nichts anders verdient als das und es interessiere Alice auch nicht das ihre Stimme weinerlich und verzweifelt klang. Lily hatte ihr Herz herausgerissen, darauf herumgetrampelt und es letztendlich noch zerbrochen. Sie traf die alleinige Schuld an der ganzen Sache und Alice würde sie das so lange spüren lassen wie sie konnte. Louis selbst hatte ja nichts von ihren Gefühlen gewusst und deswegen konnte sie ihm nur den Vorwurf machen das es sie alleine zurück ließ.
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Alice` Worte taten weh. Sehr weh. Und vermutlich konnte man Lily deutlich ansehen, wie sehr Alice` Worte sie trafen, wie tief sie gingen. Lily hatte nie ein dickes Fell besessen, auch wenn man glauben sollte mit James zum Bruder sollte so etwas zur Grundausstattung gehören. Stattdessen nahm sie sich alles, was gesagt wurde, stets zu Herzen, vermutlich mehr als die meisten anderen, in jedem Fall mehr als sie sollte. Und während Alice` Worte ihre Selbstzweifel und ihr negatives Selbstbild nur noch verstärkten, weckten sie gleichzeitig den Widerstand in ihr gegen alles, was sie und Louis bedrohte. Sie hatte die Blicke bemerkt, die ihre Familie ihr zuwarf, wenn sie glaubten sie sähe nicht hin. Sie wusste, dass niemand aus der Familie es wirklich guthieß, dass sie mit ihrem Cousin zusammengekommen war. Und jetzt versuchte selbst Alice ihr all das noch kaputt zu machen, sie auseinander zu bringen. Und während innerlich der Zweifel an Lily nagte, verhärtete sich ihr äußeres, ging sie in eine Schutzhaltung. "Glaubst du er würde irgendetwas für dich empfinden, wenn er mit mir zusammen kommt? Und wenn du nicht glücklich wirst, darf er es auch nicht sein?" ging sie nun zum Gegenangriff über, auch wenn sie nicht wusste, wie falsch ihre Worte eigentlich waren. Wie weit sie daneben lag. Denn Louis hatte sehr wohl Gefühle für Alice. Mehr noch als für Lily. Aber davon ahnte sie nichts, im Gegenteil: Lily schwebte auf Wolke 7, auch wenn es wohl eine Gewitterwolke sein musste. Und sie würde nicht freiwillig wieder von ihr herabsteigen. "Du kannst mir nicht mal mein Glück gönnen, aber nennst mich eine schlechte Freundin!" fauchte sie zurück. Alice war zu weit gegangen und in diesem Moment hatte Lily keinen Fluchtweg mehr. Sie konnte nicht einfach weghören, sich nicht einfach ducken, den Kopf einziehen und weitergehen. Dieses Mal nicht. Dafür stand Alice ihr zu nahe. Immer noch. Täte es selbst dann noch, wenn sie im Streit auseinander gingen.
Als Alice dann die Gedanken aufgriff, die Lily verfolgten, seitdem Louis sie zum ersten Mal geküsst hatte, gab es endgültig kein Halten mehr. Gerade weil sie innerlich so unsicher war, ob es nicht stimmte, was sie dachte, was Alice sagte, konnte sie es ihr gegenüber nicht eingestehen. Gerade weil Alice all die Saiten zum klingen brachte, die schon laut genug durch Lilys Inneres klangen, konnte sie ihr nicht recht geben oder einfach nichts dazu sagen. "Was weißt du schon. Du hast doch keine Ahnung!" fuhr sie sie zurück an, während sie sich wütend die Tränen aus den Augen wischte. Lily hatte nciht gemerkt, wie sie aufgesprungen war, allgemein hatte Lily wenig Kontrolle über das, was sie jetzt tat. Sie war noch nie so wütend und verletzt gewesen und hatte so ein eindeutiges Ziel für das alles gehabt. "Ich liebe ihn!" bekräftigte sie noch einmal, bevor sie aprubt den Kopf schüttelte. "Aber dir geht's ja eh nur um dich. Als würde Louis so ein fettes Ding wie dich wollen." Lily wusste genau, was sie tat. Sicherlich würde sie es später bereuen, aber in diesem Augenblick wollte sie Alice weh tun. Für all das, was sie ihr an den Kopf geworfen hatte. Und sie wusste, an welche Stelle sie die Spitze des Dolches setzen musste, um ihn widerstandslos in Alice` Herz zu rammen. Sie wusste, wo sie Alice treffen konnte. Und in diesem Augenblick war sie sich keiner Schuld bewusst. Alice hatte angefangen ihr Vorwürfe zu machen und Dinge an den Kopf zu werfen, die einfach falsch waren. Lily war zu verletzt, um noch darüber nachzudenken, dass sie hier vermutlich den letzten Sargnagel ihrer Freundschaft einschlug. Sie hatte so vieles in den letzten Monaten verloren, sie würde sich nicht das einzig Gute nehmen lassen, was sie im Moment hatte. Einen Freund, der sie liebte, der ihr Nähe und Zärtlichkeit schenkte. Der sie liebte, wie sie war, trotz all ihrer Fehler, ihrer Hässlichkeit, ihres dicken Bauchs und den fetten Oberschenkeln. Louis gab ihr all das, was sie sonst vermisste. Sie konnte ihn nicht aufgeben. Und deswegen schlug sie so fest sie konnte verbal zurück, damit Alice endlich den Mund hielt. Damit sie wieder versuchen konnte all die Gedanken zum schweigen zu bringen, die ihr selbst sagten, dass Louis und sie niemals zusammen sein dürften. Sie liebte ihn. Und das war in diesem Moment alles, woran sie sich noch klammern konnte. Dass sie ihr Haus auf keinem festen Fundament errichtet hatte, ahnte Lily nicht. Und dass sie ihre beste Freundin dafür von sich stieß, erschien ihr zumindest in diesem Moment das richtige.
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Am Liebsten hätte Alice um sich geschlagen ohne Rücksicht auf Verluste, aber sie musste sich mit Worten zufrieden geben und auch mit diesen würde sie Lily mehr als genug verletzten können. Alice war niemand der einen Menschen einfach so schlug. Das brachte sie einfach nicht über sich, aber sie wusste wie sehr Worte verletzten konnten und das musste einfach ausreichen. Lily endlich sagen zu können was sie von ihr dachte linderte den Schmerz zumindest für einen Moment ein bisschen und machte damit alles besser. Darüber das Lily genauso gut zurückschlagen konnte hatte sie keinen Moment gedacht. So hatte sie Lily eigentlich nicht eingeschätzt. Vielleicht war sie auch deswegen ziemlich schockiert davon als Lily plötzlich zum Schlag aushielt und ihr ebenso verletzende Worte entgegen schleuderte. Und Alice trafen diese Worte wirklich hart. Hatte Lily recht mit dem was sie sagte? Hatte Alice nicht gerade davor die ganze Zeit über Angst gehabt und deswegen vor Louis über ihre aufkommenden Gefühle für sie geschwiegen? Doch wirklich wissen konnte sie es nicht und deswegen versuchte sie die Wahrheit welche in den Worten von Lily lagen nur zu verdrängen. "Ich werde ihm trotzdem immer viel wichtiger bleiben." Brüllte sie ihr entgegen und wollte sich nichts von der Verunsicherung anmerken lassen. "Wir haben so viel miteinander durch gemacht und euch verbindet nur das ihr Cousine und Cousin seid." Ganz genau so war es doch und das zählte doch bestimmt auch für Louis oder nicht? Alice hoffte zumindest das er irgendwann sehen würde was er an ihr hatte. Von Lily war er in der Ferne zwar immer fasziniert gewesen, aber sicher würde das irgendwann abklingen und dann würde er sie sitzen lassen. Zumindest hoffte Alice das. Was Lily ihr dann aber vorwarf konnte sie nicht wirklich abstreiten, auch wenn sie sich ganz sicher nicht eingestehen würde wie falsch das war. Deswegen schwieg sie auch darüber und sagte nichts dazu. Drückte nur die Lippen aufeinander und verbot sich etwas zu erwidern. Trotzdem fand sie noch immer das Lily die schlechtere Freundin war.
Das Tränen in Lilys Augen funkelten berührte Alice nicht wirklich und sie verspürte deswegen auch kein schlechtes Gewissen. Sie wollte Lily verletzten und es gab ihr etwas Genugtuung das sie das scheinbar auch mit gezielten Worten schaffte. Sie sollte leiden. Genauso wie Alice unter ihrem Verrat litt. Mehr war das doch nicht. Sie konnte es mit nichts entschuldigen. Egal wie viele Gefühle da waren und wie richtig es sich anfühlte. Es war falsch. Unglaublich falsch. "Oh, doch." Gab sie deswegen höhnisch zurück und würde sicher nicht klein bei geben. Sie würde weiter darauf bestehen wie abartig und ekelig die Beziehung der Beiden war. "Siehst du nicht die Blicke deiner Familie?" Fragte sie berechnend und schaute sie mit kalten Blick dabei an. Sie konnte die Blicke doch nicht übersehen haben. Sogar Alice hatte sie bemerkt. Wie sie Louis kannte würde er damit nicht lange klar kommen. Er konnte mit sowas einfach nicht umgehen. Doch all das war vergessen als Lily ihr die nächsten Worte vor den Kopf knallte. Alice blieb der Mund offen stehen und sie konnte nicht fassen was die Rothaarige da eben gerade gesagt hatte. Sonst hatte sie Alice doch immer Mut zu gesprochen und sie hatten sich gegenseitig dabei geholfen den perfekten Körper zu erlangen. Jetzt warf Lily ihr Dinge an den Kopf von denen sie wusste das sie Alice wirklich zum verstummen bringen konnten und sie zutiefst verletzten. Sie schaute an sich herunter und ihr wurde augenblicklich kotzübel. Wäre Lily nicht mit im Bad und hätte ihr die Worte gerade eingeflöst hätte sie sich wahrscheinlich sofort den Finger in den Hals gesteckt und alles von sich gegen was sie konnte. Das gar nichts in ihrem Magen war hatte da gar keine Bedeutung. Aber wie hatte sie schon geglaubt das Louis sie jemals lieben könnte, wenn sie sich nicht einmal selbst lieben konnte? Sie war wirklich unglaublich hässlich und dick. Überall gab es Speckfalten die ihre Knochen verdeckten. Sie wusste nichts mehr zu erwiedern und deswegen trat sie auch wie ein geschlagener Hund aus der Tür. Lily hatte gewonnen. Sie hatte Louis und sie hatte Alice den Knadenstoß verpasst. Das blonde Mädchen wollte nur noch weg von hier.
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Kein Schlag von Alice hätte Lily so sehr verletzen können. Natürlich war sie nicht so illusorisch gewesen es zu erwarten, aber gerade von ihrer besten Freundin hätte sie sich noch am ehesten Unterstützung und Rückendeckung dafür gewünscht, dass sie mit ihrem Cousin zusammengekommen war. Aber natürlich war Louis auch ihr Crush gewesen, nichtsdestotrotz taten Alice` Worte weh. Jedes einzelne schnitt in Lilys Seele und auch wenn sie sich jetzt selbst aufbäumte, änderte das nichts daran, dass sie nach dem Streit auch einige Zeit ihre eigenen Wunden lecken würde. Hätte Alice sie geschlagen, wäre dieser Schmerz einfach vergangen. Hätte sie sie verflucht, dann hätte jemand den Zauber lösen müssen und es wäre nichts geblieben. Aber ihre Worte trafen sie tiefer und sie würde sie sicherlich noch lange mit sich herumtragen. Lily war nicht gut darin so etwas an sich abgleiten zu lassen, eher im Gegenteil: Lily nahm Worte viel zu ernst, zerrieb sich selbst daran. Gleichgültig ob es James` Spott über Hufflepuffs war oder Albus` abweisende Worte. Oder Alice` Vorwürfe. Als wie wahr sich ihre Worte noch erweisen würden, ahnte Lily nicht einmal. In diesem Moment hasste sie Alice einfach nur dafür, dass sie ihr ihr Glück kaputt machen wollte. "Wenn du ihm so nahe stehst, warum hast du dann nie den ersten Schritt gemacht, hu?" Inzwischen hatte Lily ihre Stimme erhoben und ihr Gesicht funkelte vor Wut. "Du weißt nichts über Louis und mich. Du bist nur eifersüchtig." schrie sie ihr entgegen. Nichts anderes konnte es sein. Louis liebte sie. Alice bedeutete ihm nichts. Ansonsten wären sie sicherlich schon längst zusammengekommen .. und er hätte Lily nicht geküsst. Alice war nur zu egoistisch um ihr ihr Glück zu gönnen. Sie kam nicht damit klar, dass Louis nicht auf sie stand, sondern auf das graue Mäuschen Lily Potter. Vermutlich hatte sie sich nur deswegen mit ihr angefreundet: Weil sie eine Freundin haben wollte, die keine Konkurrenz sein würde. Sie hatte sie nur benutzt um sich besser zu fühlen. Lily würde diese Vorwürfe nicht einmal vor sich selbst halten können, aber in diesem Moment tat es gut Alice zumindest in Gedanken völlig zu erniedrigen und zu einem Unmenschen zu stilisieren. Das machte ihre Worte weniger Schmerzhaft. Es war nur das Gift, dass eine Schlange versprühte, wenn sie merkte, dass sie verloren hatte.
Ja, Lily hatte die Blicke bemerkt. Jeden einzelnen. Sie hörte das Getuschel, vielleicht sogar dann, wenn es gar nicht da war. Sie sah ihre Cousinen mit ihren perfekten Beziehungen und wusste, was sie darüber dachten, dass Lily etwas mit ihrem eigenen Cousin angefangen hatte. Noch dazu mit Louis, der auch in der eigenen Familie nicht wirklich gut gelitten war. Sie hatte gesehen, wie Victoire sie angeblickt hatte und wusste, dass James vermutlich immer noch versuchte es einfach zu verdrängen und damit ungeschehen zu machen. Sie wusste, wie ihre Eltern reagiert hatten, als sie es erfahren hatten. Oder eher Ginny. Harry war ja nicht da gewesen. Natürlich wusste sie, was ihre Familie dachte. Cousin und Cousine. Das ging einfach nicht. Das war falsch. Und bevor sie Louis nahe gekommen war, hätte Lily wohl genauso gedacht. Aber es fühlte sich so gut an. Es tat ihr so gut. Es war ein Hauch von Glück in einem Leben, das von Katastrophe zu Katastrophe driftete. Konnte es wirklich falsch sein? Konnte Liebe falsch sein, wenn sie erwidert wurde? "Liebe kann nicht falsch sein." erwiderte sie, wobei sie ihre Unsicherheit nicht völlig kaschieren konnte. Das war, was sie sich selbst seit Wochen jeden Tag wieder sagte, einzureden versuchte, um weitermachen zu können. Sie musste einfach glauben, damit es weitergehen konnte. Ansonsten würde sie dem Druck nicht standhalten können.
Und dann sah sie, wie heftig ihre Worte getroffen hatten. Sie sah, wie Alice die Sprache wegblieb und sie keine Antwort mehr fand. Und für einen Moment fühlte sie eine schadenfrohe Genugtuung als sie sah, wie Alice mit sich kämpfte und dann aus dem Bad stürmte. Dann sickerte langsam durch, was sie gerade ihrer besten Freundin angetan hatte. Oder dem Mädchen, das ihre beste Freundin gewesen war. Alice war nicht fett. Sie war wunderschön. Viel schöner als Lily. Und sie war für sie da gewesen .. und so dankte sie es ihr. Lily schluckte schwer, als sie sich langsam wieder auf den Klodeckel setzte, weil ihre Beine drohten ihren Dienst zu versagen. Was hatte sie getan? Die Genugtuung machte Schuldgefühlen platz. Sie fühlte sich so unglaublich schlecht. Und den ganzen Tag würde sie gute Miene zum bösen Spiel machen müssen, weil sie ihre Familie nicht besorgen wollte. Und weil sie zeigen wollte, dass sie mit Louis glücklich war. Dass es gut war. Aber wie sollte sie das, nach diesem Streit?
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