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Oh stiller Tannenbaum, wie starr liegt der See
Das war ne dumme Idee gewesen, eine ganz, ganz dumme Idee und sicher würde das Ärger geben. Pan, hatte es ihr gleich gesagt, aber sie hatte ja unbedingt Fluse mit zu dem Familienessen bei Onkel Orion nehmen müssen. Heimlich. Ganz unauffällig, weil eine inzwischen fast gut 6 kg wiegende graue Maine Coon Katze ja auch so gar kein bisschen auffiel. Weil man Katzen immer in Handtaschen mit magischer Innenraumvergrößerung steckte. Es war daher auch in der Tat ganz und gar überraschend, dass das Tier sich gelangweilt hatte, einfach aus der Tasche entwischt war und nun auf eigene Faust das für sie fremde Haus erkundete.
"Fluse? Fluuuuse? Komm Miez, Miez, komm." Das dunkelhaarige Mädchen sah sich nach allen Seiten um und rief flüsternd nach ihrem Haustier, als es sich möglichst unauffällig zurück in das inzwischen verlassen Esszimmer stahl, Pan - ihren grauen Schlenkerstoffhasen fest vor ihre Brust gedrückt und ihr Umhängehandtäschchen am Riemen haltend, so dass dieses fast auf dem Boden schleifte. Ein wenig wirkte die Tasche dadurch wie die die Kerkerkette eines Gespenstes. So eine mit einer schweren Eisenkugel dran. Oh und ohnehin hatte die Kleine hier und jetzt etwas von einem herumspukenden Hausgeist. Ebenso wie einem Geist mangelte es ihr nämlich an...Präsenz. Nur war es bei Bethany Nott weniger eine Mangel an körperlicher sondern vielmehr an geistiger Präsenz. Das fünfzehnjährige Mädchen erweckte oft den Anschein irgendwie nie ganz anwesend zu sein, vorallendingen auf derartige Familienfeierlichkeiten, wie dem Weihnachtsessen heute. Feierlichkeiten die traditionell in Massaker auszuarten pflegten. Wahrscheinlich weil sie nun mal das Gefühl hatte kein richtiger Teil diese Familie zu sein. Nicht dazu zu gehören, weil sie unzulänglich war. Ein Squib.
Leise schloss sie die Tür hinter sich. Maaan das war ein richtiger Saal hier mit einem meterlangen Tisch, dessen weiße reine Decke bin hinunter auf den Boden reichte. "Ob Fluse vielleicht unter dem Tisch ist?" Diese gewisperte Frage galt Pan. Doch der Hase kam nicht dazu zu antworten. Denn dem Mädchen wurde plötzlich bewusst, dass der Speisesaal leider nicht so leer war, wie sie angenommen hatte. Mist! Da saß ja Onkel Henry! Und von all ihren Onkeln und tanten war dieser der Kleinen am ..unheimlichsten. "Pan....?" `Lass uns lieber verschwinden Budgie.' Beth nickte und wich nach hinten zurück, den Onkel nicht aus den Augen lassend, der scheinbar auf seinen Schoß hinunterstarrte. Seinen Schoß auf dem sich Fluse räkelte, sich zweimal um sich selbst drehte und sich dann dort zusammengerollt niederließ. Vor Schreck stieß Bethany gegen einen goldenen Kerzenleuchter, welcher scheppernd auf dem Boden aufschlug. Nein, neeeein, neeeeein. Wie zu Stein erstarrt stand das Mädchen im Raum.
Und Fluse? Fluse hob den Kopf und maunzte glücklich!
Aber für den Moment blieb er erst einmal stehen, starrte Bethany an … wobei, eigentlich mehr so leicht an ihr vorbei – Henry eben. Mit Bethany hatte er bisher…recht wenig Kontakt gehabt. Auch wenn sie bei Theo lebte und er sich dort immer als erstes vor irgendetwas versteckte, wenn ihm das Leben und die Welt über den Kopf zu wachsen schien, dennoch hatte es sich da nie ergeben, dass er sich mehr mit der Squib abgegeben hatte. Vielleicht weil sie eine Squib war. Vielleicht weil Henry so gar nichts mit Kindern anfangen konnte. Er floh ja auch regelrecht vor Orions Kindern, wenn die ihm zu nah kamen. Bei Theodores Kindern war das nicht wirklich anders.
Schweigend starrte Henry seine Nichte an, sah dann wieder zu der Katze und sein Hirn schaltete einfach nicht. Vielleicht hatte Orion ja eine Katze bekommen … wer wusste das schon. Sooft war er nicht hier. Nicht wenn die Kinder da waren, vielleicht hatten die ja eine neue Katze bekommen? Irgendeines der viel zu vielen Kinder. Wobei, wen Henry es genau betrachtete, hatte er die Katze nicht schon einmal bei Theo gesehen?
Nachdenklich kniff er einen Moment die Augen zusammen, sah noch immer recht regungslos in Bethanys Richtung, die da noch immer erstarrt stand. Tonlos öffnete Henry den Mund, als wolle er die starre Stille zwischen ihnen durchbrechen, als ihm aber keine passenden Worte kamen, klappte er wieder den Mund schnell zu und wandte sich einfach der Katze, die sich da auf seinem Schoß heimisch eingerichtet zu haben schien, zu. Leicht neigte Henry den Kopf und begann vorsichtig, etwas steif wirkend, mit einem einzelnen Finger die Katze zu streicheln, während dennoch innerlich etwas in ihm starb. Sein Kopf war gerade ein bisschen auf Büchersortieren getrimmt … wobei Katzenhaare zählen auch ging. So gesehen. Passte dann auch? So halb? Auch wenn er reichlich steif da stand.
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