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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 01.07.2015 um 00:17:

It is not how much we have, but how much we enjoy, that makes happiness.





It is not how much we have,
but how much we enjoy,
that makes happiness.

Charles Spurgeon


Leland Spencer & Susann Peakes-Kennedy
während des Dementorenangriffs


Susann war wirklich zufrieden, und das war ein Zustand, den sie seit langem nicht mehr erreicht hatte. Alles war drunter und drüber gegangen, erst Ethan, dann auch noch Streit mit Leland – was ja normal war in einem gewissen Rahmen, aber das war selbst für sie beide nicht mehr normal gewesen – und dann noch die Schwangerschaft, die an sich schon ein ziemlicher Schock gewesen war, aber mittlerweile hatte sie das überstanden, freute sich sogar auf das Kind und trug das kleine Bäuchlein, dass sich mittlerweile abzeichnete schon irgendwie voller Stolz vor sich rum. Es war so, als wenn Ethan sie doch nicht so ganz verlassen hätte, dass etwas von ihm noch da wäre. Ein Abschiedsgeschenk quasi, auch wenn es sich so ausgedrückt wirklich völlig verrückt anhörte, aber es spendete ihr Trost. Zuerst hatte sie gedacht, sie würde das nicht hinkriegen mit einem weiteren Kind aber so langsam wurde sie doch wieder zuversichtlicher, denn sie war nicht so allein, wie sie gedacht hatte. Sie hatte ihre Geschwister – wenn die auch eher seelischen Beistand leisten konnten, aber sie wusste, dass sie für sie da sein würden, wenn es wirklich hart auf hart kommen sollte – ihre Eltern – auch wenn sie denen ihre Kinder wohl eher weniger anvertrauen würde, sonst würde sie Riley und Aleah abholen und Riley hatte die Küche abgefackelt, weil er Hunger hatte und nichts zu essen bekam – und dann hatte sie natürlich noch die Kennedys, denn auch wenn Ethan nicht mehr unter ihnen weilte, so war Susann doch weiterhin Teil dieser Familie und ihre Zwerge natürlich auch. Auf ihre Schwiegereltern konnte sie sich verlassen und der überglückliche Tränenschwall, der aus Mama Kennedy herausgebrochen war, der hatte sie doch ein wenig erschreckt, aber sie natürlich auch gefreut. Sie sah es ähnlich wie Susann, dass es doch irgendwie ein Glücksfall war, ein Abschiedsgeschenk. Wenn es doch nur alles so positiv weitergegangen wäre, aber dem war nicht so. Es ging ihr so weit gut, aber sie musste aufpassen. Zwischendurch hatte sie immer wieder mal leichte Schmerzen verspürt, die auf den hohen Stress zurückzuführen waren, was sich natürlich nicht gerade gut auf das Ungeborene auswirkte. Sie sollte das Ganze beobachten, Bericht erstatten, damit man sehen konnte, was man tun konnte. Allerdings blieb die einzige Lösung, Stress zu vermeiden, Dinge zu tun, die ihr Spaß machten, die sie glücklich machten. Stress zu vermeiden war ein wenig schwierig als mittlerweile allein erziehende Mutter, aber sie würde ihr Bestes versuchen. Was das andere anging, da fiel ihr natürlich etwas ein, und das war eben auch der Grund, warum Susann heute mit Leland hier war, beim Finalspiel der Quidditchweltmeisterschaft.

Eigentlich hätte sie mit Ethan hier hingehen sollen. Es war etwas, was sie gemeinsam geplant, worauf sie sich gefreut hatten… und vielleicht hatte sie gerade deshalb Leland gefragt, ob er mitkommen wollte. Ethan hätte sich gewünscht, dass er mitkommt, statt ihm selbst, das wusste sie und vielleicht konnten sie damit auch das Kriegsbeil endgültig begraben. Sie hoffte es schon irgendwo, denn was er ihr alles an den Kopf geworfen hatte, das hing ihr noch immer nach, hatte sie aber auch zum Nachdenken angeregt. Ehrlich gesagt hatte sie sogar viel zu viel darüber nachgedacht und sich selbst fertig gemacht damit, denn sie hatte Angst, dass es am Ende wirklich so laufen würde, dass ihre Kinder es gar nicht erwarten könnten, von ihr weg zu kommen, weil sie sie so schrecklich fanden. Ein Gedanke, der sie nun ständig verfolgte. Aber hier und heute konnte sie das Ganze doch ein wenig vergessen. Es war aber auch einfach bei dem, was hier passierte. So eine Weltmeisterschaft war eben etwas ganz Besonderes, und wenn Susann ehrlich war… freute sie sich am meisten über das ganze Essen, das es hier gab. Da kam eben der Heißhunger der Schwangerschaft durch und alles, was man nicht selbst kochen musste, war sowieso schonmal gut. Das, was sie in den vergangenen Monaten teilweise viel zu wenig gegessen hatte, schien sie nun nachzuholen, aber sie musste eben jetzt auch wieder mehr auf sich achten, konnte nicht einfach einen ganzen Tag lang nichts essen, denn das könnte dem Baby schaden.
Sie hatte sich mit Leland den Bauch vollgeschlagen, die Blicke ignoriert, weil sie so viel in sich hineinstopfte und konnte wirklich sagen, dass es eine angenehme Zeit war, vor allem, wenn man dann noch gemeinsam für das eigene Land jubelte, sie anfeuerte und das mit so vielen Leuten um sich herum. Die Atmosphäre eines Stadions war eben unvergleichlich, das wurde einem immer wieder bewusst, wenn man hier stand, und wenn es dann auch noch eine Weltmeisterschaft war, war diese Atmosphäre sogar noch atemberaubender. Was ihr dann aber wirklich die Sprache verschlug, war ihr Bruder, der da in der Half-Time-Show spielte. Also eigentlich ja Johnny mit seiner Band, das war ihr schon klar, aber für sie war ihr Bruder eben am wichtigsten. Ungläubig hatte sie Lelands Unterarm gepackt und sich festgehalten, weil… das war wirklich unglaublich. Gott, sie war so stolz auf ihren kleinen Bruder in dem Moment. Jajaja, sie war nicht immer so überzeugt von der ganzen Bandgeschichte gewesen, das würde sie auch nie bestreiten, aber er war seinen Weg gegangen und nun stand er hier und unterhielt mit seiner Band so viele Menschen, dass Susann beim erneuten Anpfiff erstmal noch einen Moment brauchte, um sich zu besinnen. Oh, da würde sie später noch mit Johnny drüber reden müssen, ihm mal sagen wie stolz sie auf ihn war.

Das restliche Spiel ging wie im Flug vorbei, es wurde immer lauter und alle fieberten mit. Wie sollte es auch anders sein, wenn man in solch einer Menge stand, wenn alle um einen herum mitfieberten, dann machte man automatisch mit, öffnete den Mund und schrie einfach irgendwas heraus, was einem richtig vorkam, und wenn man nur seinem Frust etwas Luft machte. Es tat gut, sie war ausgelassen und sie merkte selbst, wie sehr sie das gebraucht hatte, zu Hause rauszukommen, allem für einen Moment wenigstens den Rücken zu kehren. Die Zwerge waren bei ihren Schwiegereltern, also war für sie auch gut gesorgt, weshalb sie sich da keine Sorgen machen musste, und das alles hier vollkommen genießen konnte. Und das tat sie auch. Die Anspannung, die sie gefangen hielt, die übte kein bisschen Stress auf sie aus, nein, es war lediglich das Spiel, das sie gefangen hielt, und das war etwas, das Spaß machte.
Als dann aber alles seine Fahnen in die Luft schmiss, lauthals jubelte, weil Großbritannien gewonnen hatte, konnte Susann auch nicht anders und schmiss sich Leland schon fast in die Arme. Ein sehr, sehr ungewöhnliches Bild, aber hey, die Euphorie der ganzen Menschen ging eben auch auf sie über und sie wollte und musste das teilen, also hing sie halb an Leland, bis sie sich ein wenig berappelte und wieder fest auf ihren eigenen Füßen stand und ihn halb entschuldigend, halb zufrieden angrinste, ehe sie wieder mit den anderen Menschen um sich herum mitjubelte. Weltmeister! Kaum zu glauben, aber doch wahr. Schade, dass Riley noch zu jung für so einen Spaß war, aber das war dann eine Geschichte, die sie ihm und Aleah später noch erzählen würde, in ein paar Jahren… und dem neuen Zwerg, der hier schon mit dabei gewesen war, auch wenn er nichts von allem wirklich mitbekommen hatte, aber er war wenigstens dabei gewesen.

Sue wusste nicht genau, wie lange sie noch inmitten der ganzen Leute standen, aber sie war dann doch froh, als sich langsam alles ein wenig auflöste und sie erst mal von den Zuschauerrängen weg konnten. So langsam taten ihr aber auch die Füße weh vom Stehen, da tat ein wenig Bewegung wirklich gut. Eine Hand hatte sich wieder auf ihren Bauch gelegt, eine Geste, die ihr mittlerweile wieder in Fleisch und Blut übergegangen war, als wenn sie sichergehen musste, dass ihr Bauch noch da war, dass nichts passiert war, was natürlich völlig bescheuert war, aber so war es nun mal. Langsam sah sie hoch zu Leland und konnte nicht anders als zu grinsen.
„Unglaublich, oder?“ gab sie schließlich von sich, richtete dann wieder den Blick nach vorne, um zu sehen, wo sie hinging. „Ich mein… dass wir jetzt dabei waren, dass wir tatsächlich gewonnen haben… Danke, dass du mit mir her gekommen bist.“ Sie wusste nicht, wann sie ihm das letzte Mal gedankt hatte, das wusste sie wirklich nicht, musste eben der Einfluss der vorherrschenden Euphorie sein.


Geschrieben von Leland Spencer am 03.07.2015 um 00:40:

Natürlich hätte er sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Leland hatte zwar nicht wie Ethan schon Monate - ja fast ein Jahr - im Voraus Karten besorgt und eigentlich waren die Karten, gerade für das Finalspiel, auch schon seit Monaten ausverkauft, aber Leland hätte bestimmt trotzdem einen Weg gefunden das Spiel anschauen zu können. Ob nun vielleicht über die ein oder andere Hintertür und vielleicht auf dem geradlinigsten Weg. Aber wann ging er schon einmal den direkten Weg? Abseits davon, wenn er den Mund aufmachte und Worte herauskamen. Leland war eben kein Planungsmensch. War er nie gewesen. Er besorgte ja auch Geburtstageschenke erst wenige Stunden vor der Party, wenn ihm siedenheiß eingefallen war, dass überhaupt ein Geburtstag anstand. Was man Lelands Geschenken meistens auch ansah. Seine Semi-Adoptivmum, freute sich trotzdem jedesmal aufs Neue, wenn ihr Leland einen zerrupften Blumenstrauß und bereits halb gegessene Pralinen mitbrachte. Blumen, die unverkennbar aus irgendeinem Garten wild zusammengemischt waren; vermutlich sogar aus ihrem eigenen Vorgarten geklaut. Und die ganzen guten Pralinen hatte Leland selbst schon gegessen. War ja klar. Aber immerhin kam er. Und das sollte ja Geschenk genug sein. Gut. Mama Kennedy hatte sich einfach über die Jahre hinweg damit abgefunden, oder vielmehr angefreundet und eigentlich... eigentlich wollte sie auch garnichts Großartiges von ihrem Ziehsohn; immerhin war Leland eben so wie er war und durchdachte, richtige, schöne Geschenke, würde man von ihm einfach nicht bekommen. Jedenfalls nicht, wenn man viel zu alt für lustige, alberne Geschenke war. Riley und Alleah bildeten die große Ausnahme. Die bekamen fantastische Geschenke. Geschenke, in denen wirklich Arbeit steckte, denen man ansah, das Leland sich was dabei gedacht hatte und Monate vorher schon angefangen hatte die passenden Teile zusammen zu sammeln. Nun, "Gedanken" gemacht war natürlich nicht das gleiche wie, sich vernünftige Gedanken darum gemacht haben, was ANGEMESSEN für die Kinder wäre. Weswegen Alleah und Riley Leland ja auch für mächtig cool hielten; weil er ihnen Geschenke mitbrachte, die eigentlich erst für ältere Kinder gedacht waren. Aber pfha... Altersvorgabe, wer achtete denn auch auf sowas (Susann! Aber die war ja auch spießig und verklemmt! Jaja!)

Na, also natürlich hatte er nichts geplant und war dennoch höchst optimistisch gewesen, dass er das Finalspiel anschaun würde. Was er ja nun auch tat. Auch wenn Susann nicht unbedingt sein primärer Quidditch-Zuschau-Partner war. Eher weniger. Die Stimmung zwischen ihnen war in den letzten Wochen noch schlimmer geworden, als noch vor Monaten, als Ethan noch da gewesen war und Susann und Leland sich auf kindische Art ständig geärgert (gut, eigentlich hatte nur Leland Susann auf kindische Art geärgert) und gestritten (das hatten sie beide ganz gut hinbekommen) hatten. Immerhin hatten sie da halbwegs miteinander gesprochen. Was sie nun auch taten, aber .... eben gerade so das Nötigste. Auch wenn Leland es nicht zugeben würde, ihre Worte hatten gut getroffen und auch wenn er nicht mehr so oft wie noch die Wochen vor seinem neuen Job, zu Besuch kam, so kam er doch wenigstens einmal die Woche vorbei: um Alleah und Riley zu sehen. Nur deswegen. Meist hatten sich Susanns und Lelands Gespräche auf ein verstimmtes, distanziertes "Hallo, wie gehts? Ja, gut, passt, läuft. Wunderbar. Tschüss!" beschränkt. Leland hatte aufgehört ihre Süßigkeitenverstecke zu plündern und plötzlich hatte Susann Unmengen von Backwaren, weil Leland sie nicht mehr wie selbstverständlich verputzte und dann so tat, als wäre er eh der unschuldigste Mensch auf Erden und hätte nie irgendwelche Schokomuffins gesehen und ... bestimmt hatten die die Gartenzwerge geklaut. Jaja, Richtig hinterhältiges Pack, diese Gartenzwerge mit ihren Schäufelchen und Rächen. Und Cody, der Waschbär, den Leland immer noch bei Susann geparkt hatte, konnte mit Nichten in der Süßigkeitenvernichtung mit Leland mithalten. Aber er gab sich zumindest Mühe. Die paar Male, die sie sich seit ihrem großen Streit gesehen hatten, hatte Leland Susann großzügig in Ruhe gelassen, hatte sich Riley geschnappt und mit ihm im Garten das Baumhaus weiter gebaut und sich von Alleah in ihrem neuen Kosmetik-Studio anmalen lassen (rückblickend war es vielleicht wirklich keine so gute Idee gewesen ihr so ein farbenfrohes Schminkköfferchen zu schenken). Mit blau umrandeten Augen - als hätte er sich mit einem Tintenfass geprügelt - und rot verschmierten Lippen, die den Joker noch blass vor Neid hätten werden lassen - hatte er Deckenburgen mit den zwei Knirpsen im Wohnzimmer gebaut und mit Alleah und Riley Pirat gespielt. Mit Spielzeugzauberstäben hatten sie sich bis auf den Tod duelliert und irgendwann waren sogar die völlig überzuckerten Knirpse mit Popcorn vollgefressen eingeschlafen. Nur ein einziges Mal war Leland - was sonst Gang und Gebe nach solchen ausgiebigen Spieletagen gewesen war - irgendwo mitten im Kissenlager neben Riley und Alleah eingeschlafen, während Cody sich genüsslich über allen dreien breit gemacht hatte. Aber auch nur für ein paar Momente, ehe er völlig übermüdet den Heimweg angetreten hatte. Susanns versöhnliches Angebot, sie könnte ihm wenigstens das Gesicht sauberhexen hatte er monoton abgewinkt und war schließlich wieder nach Hause gefahren. Oder vielmehr dorthin, wo er praktisch all seine Zeit verbrachte, auf den magischen Frachter irgendwo mitten im Meer, weit weit weg von der britischen Küste in der Nähe des Zauberergefängnisses.
Ja, er hatte sich ihre Worte tatsächlich zu Herzen genommen und tatsächlich sogar verstanden, dass die Kinder nichts dafür konnten, dass Susann und Leland schlichtweg nicht in der Lage waren miteinander klar zu kommen und ... Ethan hätte ihm sicherlich die Hölle heiß gemacht, wenn er gewusst hätte, dass Leland die Knirpse vernachlässigte nur weil er irgendeinen abenteuerlichen, neuen - höchst illegalen - neuen Job hatte. Als wäre ihm die Arbeit sonst so wichtig gewesen? Eben!

Aber entgegen aller Erwartungen hatten sie... sich tatsächlich noch nicht in die Haare bekommen. Tatsächlich lief die Unternehmung erstaunlich gut. Hätte Leland das Spiel nicht unbedingt ansehen wollen, ... vermutlich hätte er doch im letzten Moment noch einen Rückzieher gemacht. Ob das so eine gute Idee war mit Susann zum Spiel zu gehen? Aber dann wiederum... nein, also, nein. Als würde er sie vermissen oder sich darauf freuen, Zeit nur mit ihr zu verbringen? Also bitte. Nein, nein. Dafür war die Stimmung viel zu angespannt und awkward zwischen ihnen und irgendwie eben völlig verdreht.
Doch das flaue Gefühl im Bauch war schon nach den ersten Minuten auf der Tribüne völlig verflogen. Susann verputzte über das Spiel hinweg erstaunliche Mengen an Fastfood. Soviel, dass es selbst Leland zuviel geworden wäre. Aber gut, sie aß ja auch für zwei. Was man ihr mittlerweile recht deutlich ansah. Und irgendwo freute sich Leland. Immernoch. Auf einen dritten kleinen Fratz. Was eigentlich komisch war - nun, er freute sich sicherlich für Alleah und Riley und er freute sich irgendwo auch für Susann, aber er freute sich auch für sich und das obwohl es ja nicht einmal seines war. Was definitiv über das normale "sich-für-andere-freuen"-Maß hinaus ging. Definitiv.

Immer wieder, während ruhigerer Phasen des Spiels und vor allem der Half-Time-Show der Growling Goblins - nicht, dass die sonderlich schlecht gewesen wäre, eher im Gegenteil aber Leland hatte durch seinen Job beim Radio oft genug schon Konzerte der Goblins gesehen, da musste er nicht jede noch so kleine Sekunde davon aufsaugen und in sein Gedächtnis brennen - hatte er sich dabei ertappt, wie er für viel zu viele Sekunden zu Susann hinüber geschaut und sie aus dem Profil heraus beobachtet hatte und sich förmlich in ihrem gelösten, euphorisch begeisterten Lachen verloren hatte. Ein paar Mal hatte er ertappt weggeschaut, wenn sie sich abrupt herumgedreht hatte und irgendetwas völlig begeistertes gerufen hatte. "Hast du den Pass gesehen? Das ging so schnell! Richtig beeindruckend!", "Schau, schau, schau, das ist Johnny! AAAAAAaaah mein kleiner Bruder!" Eh, nicht, dass sie Leland erklären musste, wer der Sänger der Goblins war. Leland hatte verdutzt auf seinen Arm hinunter geblickt, als Susann ihn plötzlich während des Konzerts ergriffen hatte. Aber er hatte ihn nicht weggezogen. Hatte ihn vielmehr garnicht berührt. Viel zu überfordert damit, was er jetzt machen sollte. Und dann hatte sie ihre Hand wieder fort genommen und Leland hatte sich geärgert, dass er nicht doch etwas getan hatte. Aber dann war das Spiel schon längst wieder weiter gegangen und all zu lange hatte es niemanden mehr auf den Plätzen gehalten. Tor um Tor war gefallen und schließlich hatte Zachary Kirke den Schnatz gefangen und die Spannung des Spiels löste sich mit einem Schlag in überschwänglichen Jubel und pure Euphorie. Und für den Moment war völlig vergessen was die letzten Monate über passiert war. War vergessen, dass Ethan verschwunden war. War vergessen, dass sie sich gestritten hatten. Ja, war glatt vergessen, dass sie sich eigentlich doch nie so wirklich gemacht hatten. Überrascht und doch nicht weniger begeistert hatte sich Leland kurz umarmen lassen und als Susann sich schon längst wieder herum gedreht hatte um begeistert auf und ab zu springen und zu jubeln, hatte er sich für einen Moment in dem Anblick der euphorischen werdenden Mutter verloren. Bis ihm jemand ein halbes Butterbier über den Kopf geschüttet hatte. Was ihn aber irgendwie auch echt nicht gestört hatte.

Noch immer kam er sich vor wie in einem glückseligen Traumzustand, als er sich mit Susann zusammen den Weg von den Tribünen runter bahnte. Sie schwammen mehr oder weniger in der Menschenmenge mit, die vom Stadion in Richtung Zeltplatz wanderte. Keiner schien es wirklich eilig zu haben. Hier und da johlten und kreischen ein paar betrunken Fans und warfen leere Butterbierbecher in die Höhe. Jugendliche feierten schon im Stadion vor sich hin und laute Musik dröhnte aus den magischen Boxen, während die Menge kontinuierlich und langsam vom Stadion zum Zeltplatz geleitet wurde. Leland hatte seine Hand auf Susanns unteren Rücken gelegt, auch wenn er sie kaum berührte, um sie halbwegs sicher durch die Menschenmenge zu delegieren, während sie längst routiniert ihre Hände um ihren Bauch geschlossen hatte. Bloße Beobachter könnten sicherlich leicht zu dem Fehlschluss kommen, dass Leland und Susann tatsächlich zusammen waren, womöglich verheiratet und Susann in ihrem runden Bauch ihr gemeinsames Kind trug. Nicht, dass Leland sich darum Gedanken machte. Er interessierte sich bekanntlich ohnehin nicht dafür, was andere denken könnten. "Jaaaaaaaaah." bestätigte Leland langgezogen grinsend, als Susann zum wiederholten Male verkündete, wie genial und unfassbar großartig das Spiel gewesen war. Er war nicht einmal genervt. Stunden - nein TAGE - würde das Spiel Gesprächsthema Nummer eins bleiben, bevor die ersten - weniger Quidditchinteressierten - dem Thema überdrüssig werden würden. "Jah, richtig geil!" bestätigte er nickend und zog Susann ein Stück zur Seite, damit sie einen kleinen Bogen um eine Gruppe ausgelassener und offensichtlich betrunkener Fans machen konnten. "Hm?" Leland stutze kurz und sah zu Susann hinunter. "Klar." erwiderte er etwas irritiert und zog die Mundwinkel nichtssagend ein Stück nach oben. "Warum auch nicht?" fragte er ohne großartig darüber nachzudenken hinzu. Leland war sicherlich niemand von der nachtragenden Sorte. Die letzten Wochen waren sonderbar und awkward gewesen, weil die letzte Situation zwischen ihnen so gewesen war. Aber das Erlebnis jetzt machte das alles wieder wett. Entsprechend: Schwamm drüber, Wasser unter der Brücke, Schnee von gestern. Leland wusste eh nicht mehr so genau, was für Gemeinheiten er Susann im Affekt an den Kopf geworfen hatte und wenn er ehrlich war, dann hatte er auch den Großteil ihrer Gemeinheiten schon wieder vergessen. Egal. War ja nun schon Wochen her. "Außerdem, sein wir mal ehrlich - wer wäre denn sonst mit dir hergegangen?" gab er feixend zurück und pieckste sie unverwandt kurz in die Seite. "Bei dir geht man ja das Risiko ein, sich das ganze Spiel über einen Vortrag darüber anhören zu müssen, wie gefährlich Quidditch eigentlich ist und so..." Nein, nein, er übertrieb garnicht. Never.


Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 10.07.2015 um 00:55:

So viel hatte sich in den letzten Monaten verändert, so viel war passiert und das Meiste davon war negativ. Genau deswegen musste man sich auch an den positiven Ereignissen festhalten, diese zelebrieren und einfach versuchen, sich ein wenig Freude zu erhalten. Und genau deswegen hatte Susann sich auch so auf das Finalspiel gefreut, darauf, rauszukommen, mal nicht die Kinder den halben Tag um sich zu haben – jajaja, sie liebte ihre Kinder, alle beide, aber es tat eben auch mal gut, wenn man sie an Oma und Opa abgeben konnte und einfach nur man selbst sein konnte, frei von diesen Verpflichtungen, die einen dann spätabends oder am nächsten Morgen wieder erwarteten – und einfach loszulassen und die Zeit zu genießen. Ja, und das sogar mit Leland oder vielleicht auch gerade wegen ihm? Nein, das wollte Susann nun wirklich nicht so auslegen, denn das wäre äußerst seltsam. Sie nahm einfach die Situation an sich, dass sie zu Hause rauskam, ein einmaliges Erlebnis vor sich hatte und die Zeit wirklich genießen musste, weil sie nicht genau sagen konnte, wann sie so etwas – oder auch nur etwas, dass ansatzweise an dieses Spektakel herankam – wiedr erleben würde. Immerin war sie in erster Linie Mutter und hatte ihre Kinder jeden Tag um sich, was sie in ihrer Freizeitgestaltung doch ziemlich einschränkte, und wenn sie ehrlich war, so viele Freunde hatte sie auch nicht, beziehungsweise mieden die sie meistens, weil sie nicht genau wussten, wie sie mit der Witwe umgehen sollten. Als wenn sie sofort zerbrechen würde, wenn irgendwer nur eine falsche Sache sagen würde. Tja und der Einzige, der sie so wie sonst auch behandelte, das war eben auch der Mann, mit dem sie hier war. Leland. Es war schon komisch, dass gerade der leibhaftige Peter Pan die beste Gesellschaft für sie war, weil er sie nicht so behandelte, als wenn sie aus Zucker wäre oder jeden Moment anfangen könnte, zu heulen – jaja, das war auch gegeben und passierte auch hin und wieder, aber die Frau war schwanger, da spielten die Hormone eben hin und wieder verrückt – nein, er behandelte sie ganz normal, brachte sie noch immer auf die Palme und sie hatten es doch reeeeelativ gut geschafft, jetzt ein halbwegs normales Verhältnis wieder zueinander aufzubauen, nachdem sie sich gegenseitig fast schon angegiftet hatten. Es hing ihr auch noch nach, sie hatte sich die Worte zu Herzen genommen, ja, aber sie konnte das auch alles einfach mal unter den Tisch fallen lassen und den Tag genießen, denn sie konnten es beide gebrauchen, ein wenig zu lachen und vor allem loszulassen.

Und das taten sie dann auch – und nein, sie hatte es mit dem Essen sicherlich nicht übertrieben, immerhin musste sie nun mehr auf sich achten und konnte nicht einfach tagelang so gut wie gar nichts essen, wie das vor ein paar Wochen, Monaten noch gewesen war. Es war aber auch einfach alles zu köstlich, genauso wie das Entertainment sie völlig umgehauen hatte. Hallo? Wie sollte es auch anders sein, wenn da plötzlich der eigene Bruder stand? Ja, da konnte man schon mal vor Stolz fast platzen und am liebsten die ganze Welt umarmen. Gut, das hatte sie dann lieber gelassen, denn das wäre nun wirklich mehr als seltsam gewesen, weil sie nun nicht die Art Mensch war, die normalerweise wildfremde Leute den haöben Tag lang umarmte. Aus der Euphorie heraus, ja konnte passieren, aber war nun wirklich nicht unbedingt an der Tagesordnung.
Na ja, aber voller Überforderung und Happiness hatte sie Lelands Arm gegriffen, auch wenn sie das nur so hlab noch in Erinnerung hatte. Es war aber auch so verdammt viel auf einmal passiert, völlige Reizüberflutung, die dann mit dem Gewinn Englands nur noch ihren Höhepunkt fand, und sie dann sogar dazu brachte, Leland zu umarmen. Etwas, was unter normalen Umständen wirklich... seltsam gewesen wäre, unerwartet von beiden Seiten, aber wenn sowas hier passierte, dann konnte man schonmal wirklich so etwas tun ohne sich über irgendwas Gedanken zu machen.

Selbst als sich die Menge langsam auflöste oder eher verlagerte, damit sie ausgelassen auf dem Platz feiern konnten, grinste sie noch immer wie so ein Honigkuchenpferd, wurde von der aufregend fast schon hibbelig und gab bei ihren Schritten hin und wieder sowas wie einen kleinen Häpfer zum Besten, um vorwärts zu kommen. Ja, sie war wirklich rundum glücklich und wurde auch nicht müde, das kundzutun, sich immer und immer wieder darüber auszulassen, wie genial dieses Spiel doch gewesen war – und natürlich auch ihr kleiner Bruder mit seiner Band, den durfte man schließlich nicht vergessen.
„Na ja... so halt...“ Susann zuckte kurz mit den Schultern und sah nochmal zu Leland. Sie wollte nun wirklich nicht aussprechen wieso, war auch besser so, denn den Großteil dieses fatalen Gespräches wollte sie einfach nur vergessen und sich weiterentwickeln. Sie hatte schließlich noch genug andere Dinge, die sie beschäftigten, Dinge, die sie glücklich machten, die ihr Leben bereichern würden wie das Kind, das sie in ein paar Monaten willkommen heißen würde. Doch dann musste natürlich wieder so ein Seitenhieb kommen. Aber mal ehrlich, sie wäre auch irgendwo enttäuscht gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre. Dann wäre nun wirklich irgendwas oberfaul und man hätte Leland vermutlich vertauscht. „Gar nicht wahr!“ rief sie sofort aus, knickte leicht ein und kicherte sogar, als er ihr in die Seite piekste. Schwangerschaft... machte sie da eben kitzelig, gluabte sie jedenfalls, das konnte ja an nichts anderem liegen. Im Gegenzug boxte sie ihm leicht egen den Arm und blieb stehen, als die Leute vor ihr sich nicht mehr weiter bewegten. So blieb ihr Blick eben auch an Leland hängen. „Hey, es ist ja auch nicht so, als wenn es ungefährlich wäre, es gibt da immer noch genug Beweise! Aber bei so einem Spiel, da bin eben auch ich viel zu abgelenkt, als dass ich da groß Vorträge halten könnte.“ Hatte er ja mitbekommen, so wie sie das Spiel mitgerissen hatte. Es hatte schon was, hier mit ihm zu sein und die Zeit einfach zu genießen. Und das hatte sie getan, die Zeit mit Leland – ja gerade mit dem, den sie oftmals zum Mond wünschte ohne Rückkehrmöglichkeit – hier genossen und sie wünschte sich gerade niemand anderen an ihre Seite. Ganz und gar nicht, denn sie war wirklich glücklich, und Leland trug seinen Teil dazu bei. Als sie merkte, wie lange sie Leland nun eigentlich angeschaut hatte – angelächelt hatte sie ihn sogar, was schon seltsam war – richtete sie den Blick langsam nach unten, musste ja nicht jeder sehen, dass sie gerade etwas rot wurde, als wenn man sie bei irgendwas ertappt hätte.

Doch das Lächeln wich dann auch aus ihrem Gesicht, als sich die ganze Atmosphäre zu ändern schien. Zuerst bewegte sich keiner mehr weiter und sie schienen an Ort und Stelle fast schon gefangen zu sein, bis die freudigen Stimmen immer leiser wurden und Ausdrücken der Panik Platz machten, Geschrei, das immer lauter wurde und so langsam setzten sich die Menschen um sie herum dann doch wieder in Bewegung. Allerdings nicht mehr so halbwegs gesittet wie noch kurz zuvor, gut gelaunt, sondern ganz im Gegenteil. Aufgebracht, panisch liefen die Menschen in alle Richtungen und Susanns Blick richtete sich dann doch wieder nach oben, doch sie bewegte sich nicht. Fast schon starr blieb sie stehen, als sie sah, was diesen Tumult auslöste... Dementoren. Die Dementoren, die eigentlich zum Schutz hier waren, und sie konnte nicht glauben, was sie da gerade sah...


Geschrieben von Leland Spencer am 20.07.2015 um 09:59:

Sie waren kaum aus dem industriellen Gerippe des Stadions hinaus getreten und schlossen sich der Menge um das riesige Gebäude an; alle samt auf dem Weg zurück zu dem Zeltplatz, zu dem Portschlüsselbahnhof oder den Apparationsplätzen, als die Stimmung mit einem Mal umschlug. Die eigentlich warme Sommerluft erzeugte von einer Sekunde auf die andere ein kaltes Schaudern, als Leland den nächsten überraschend kräftigen Windhauch über seine Haut streifen spürte. Das letzte Echo eines lockeren, sorglosen Grinsens stand ihm noch aufs Gesicht geschrieben, als er neben Susan das Gebäude verließ und sie schon mehrere Schritte weit auf die Lichtung im dichten Naturschutzpark getreten waren. "Susann?" er wandte sich halb alarmiert, halb irritiert und verwundert um. Mit einem Mal erstarb das euphorische Lachen und Rufen und Jubeln um sie herum. Verdutzt und irritiert, ob dem plötzlichen Umschwung in der Stimmung bremste der Strom um sie herum ab. Die Zauberer und Hexen blieben verwundert und verwirrt stehen, sahen sich um und halb alarmierte Rufe hoben sich über die Menge hinweg. Ehe mit einem Mal.

Laute Kreische waren das erste, das Leland vernahm. Die Menge löste sich mit einem Schlag aus ihrer irritierten Lähmung und Rufe und Schreie lösten das euphorische Jubeln von nur wenigen Minuten zuvor ab. Leland wandte sich herum und ließ den Blick über die nähere Umgebung schweifen; Auschauhaltend was auch immer... "Oh Fuuuuuck." stieß er tonlos hervor und griff ohne zu überlegen zur Seite in Susanns Richtung um ihre Hand zu umfassen. "Scheiße!" Schockiert weiteten sich seine Augen und auch der letzte Überrest des sorglosen, jungenhaften Grinsens war mit einem Schlag von seinen Mundwinkeln gewischt. Zur Abwechslung sah Leland tatsächlich mal mehr aus wie ein 30-jähriger als ein 18-jähriger.
Absurderweise schoss ihm erleichternd durch den Kopf, dass Riley und Alleah nicht hier waren sondern sicher bei den Großeltern untergebracht waren, was... ihn absolut nicht weiter brachte. Mit der Situation hier. Und... "Ich glaube, die Party ist zuende!" stieß er mit bitter zynischem Unterton hervor. "Komm!" er zog Susann eiligst mit sich, nicht wirklich auf ihre Mitmenschen achtend. Nicht wirklich Rücksicht nehmend. Ohne die dutzenden Sicherheitsvorkehrungen des Ministeriums hätten sie einfach vom Fleck weg verschwinden können. Einfach disapparieren. Aber das wäre ja zu einfach gewesen. Natürlich hatte man Apparations-Schutz-Zauber um das Stadion und den Zeltplatz gelegt, damit nicht alle Nasen lang Leute fröhlich vor sich hin verschwanden und wieder auftauchten. Nicht, dass sich jemand auf das Gelände schmuggelte, der eigentlich keine teure Karte ersteigert hatte und....

Leland bremste schlagartig ab, als eines der riesigen, hageren Wesen zum Sturzflug ansetzte und nur wenige Schritte vor ihnen ein paar Zentimeter über dem Boden schwebend zum Stehen kam und... Leland schlug einen Haken und rannte in die andere Richtung weiter. Susann mit sich ziehend. Seine Hand war völlig um ihre verkrampft. Seine Lungen brannten. Schwer hechelnd versuchte er Sauerstoff aus der schwül heißen Sommerluft zu saugen, während kalte Windstöße um sie herumwirbelten. Die Dementoren ließen plötzlich Herbst, gar Winter um sie herum werden. Wie eine Horde wehrloser Schafe, die von einem riesigen, hungrigen Rudel Wölfe eingekeilt wurde, hetzten die Hexen und Zauberer um sie herum in Richtung der wenigen Plätze, von denen man fort apparieren konnte. Flucht. Das primär Erste an das einjeder dachte. Der Patronuszauber? Stand dummerweise nicht auf dem Lehrplan - galt immerhin als einer der kompliziertesten Zauber überhaupt und ... Leland stolperte und ließ Susann los. Heiß glühender Schmerz brannte durch sein linkes Bein als der implantierte falsche Muskel auf die Präsenz der feindlichen Wesen reagierte. Der vom Immundefekt zerfressene rechte Wadenmuskel dagegen gab einfach nach. War schlussendlich der Grund, warum Leland überhaupt ins Stolpern geriet. Die plötzliche Anstrengung und das Adrenalin, das mit einem Schlag in seine Adern gekippt wurde, waren zuviel. Das Implantant unterdessen explodierte schier im anderen Bein, als die Verzauberung versuchte auszugleichen, was von der Natur zerstört worden war. Half nichts. Leland zog das linke Knie an, presste das brennende Bein fest gegen den Körper und rollte sich zur Seite. Sich der kalten, glückssaugenden Präsenz der Dementoren um sie herum für einen Moment nicht einmal mehr bewusst seiend.

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 31.07.2015 um 12:53:

Es hatte so gut angefangen, so positiv, dass Susann diesen Tag einfach nur genossen hatte. Das Spiel, die gesamte Atmosphäre, vor allem aber auch mal etwas ohne ihre Kinder machen zu können. Sie liebte die beiden Zwerge abgöttisch und wollte sich ein Leben ohne die beiden nicht mehr vorstellen, aber manchmal brauchte man eben auch Zeit für sich, und die hatte sie nur, wenn die beiden entweder bei ihren Großeltern waren oder im Kindergarten, was aufgrund der Vorkommnisse in letzter Zeit doch eher weniger geschehen war. Natürlich wollte sie ihnen die Normalität wiedergeben, die es vorher auch gegeben hatte, aber es war nun mal nichts mehr wirklich normal und sie mussten sich alle an die jetzige Situation gewöhnen. Auch wenn Ethan nicht erst gestern aus ihrem Leben verschwunden war, mussten die beiden den Verlust immer noch verarbeiten und sie brauchten auch die Zeit als Familie, was jeder verstand. Umso wichtiger war es aber auch für Susann, mal einen Moment Zeit für sich zu haben, und diesen hatte sie mit Leland verbracht. Vermutlich nicht gerade derjenige, mit dem sie andere hier gesehen hätten, aber für sie selbst war es eigentlich offensichtlich gewesen, dass sie hier wenn dann mit ihm landen würde. Dass dann aber alles so grandios schiefgehen würde am Ende, damit hatte doch keiner rechnen können. Nicht bei so einer Veranstaltung, bei der alles Mögliche unter Kontrolle stand, zig Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden waren, aber das eben das, was für ihre Sicherheit sorgen sollte, nun für das Chaos sorgte, damit hatte wohl keiner gerechnet, oder eher nicht mit rechnen wollen.

Susann war völlig erstarrt, überfordert mit der Situation, obwohl sie doch sonst alles Mögliche zu bewältigen schien, aber jetzt gerade brauchte sie Leland, brauchte es, dass er ihre Hand ergriff und mit sich zog, weil sie sich sonst nicht aus dieser Starre gelöst hätte. Sie hätte weiterhin dort gestanden inmitten der anderen Menschen und hätte es vermutlich alles geschehen lassen, doch durch Leland bekam sie es hin, sich zu bewegen, lief ihm hinterher, oder ließ sich viel eher von ihm mitziehen, hob ihren freien Arm vor den Bauch, um ihn so ein wenig zu schützen. Dass sie mit Menschen zusammenstießen, das ließ sich bei dieser Situation nicht vermeiden, aber sie musste versuchen, zumindest etwas zu tun, etwas Schutz zu bekommen. Sie achtete selbst gar nicht wirklich darauf, wo sie hinliefen, sondern folgte Leland einfach, die Schrei um sie herum dabei ignorierend, weil es sie nur noch mehr durcheinander brachte. Sie wollte nur nach Hause, auf schnellstem Wege zu ihren Kindern, die Gott sei Dank nicht hier mit dabei waren. Eigentlich, ja eigentlich waren die Schutzzauber ja etwas Gutes gewesen, etwas eben zum SCHUTZ, aber in diesem Moment war es das Schlimmste, was ihnen passieren konnte. Theoretisch hätten sie schnell verschwinden können, sich in Sicherheit bringen, aber das war hier nicht möglich. Absolut nicht.

Fast blind lief sie ihm hinterher, versuchte das, was um sie herum passierte, auszublenden, weil sie sonst völlig in Panik verfallen wäre, doch da war ihre Hand auf einmal alleine, ohne die Person, die sie soeben noch festgehalten hatte. Einen Moment lang stand sie starr da und beobachtete ihn, wartete förmlich darauf, dass er wieder aufstand, dass sie weiterlaufen konnten, doch nichts passierte. Stattdessen krümmte er sich auf dem Boden und stand nicht wieder auf. Theoretisch... theoretisch hätte Susann einfach weiterlaufen können, doch sie konnte und wollte ihn dort nicht alleine zurücklassen. Das hätte sie sich nie im Leben verziehen.
„Leland!“ gab sie von sich in der Hoffnung, ihn doch irgendwie auf sich aufmerksam zu machen, ihm klar zu machen, wo er sich gerade befand, was im sie herum passierte. Sie musste ihn irgendwie hier wegbekommen, aber sie alleine würde das niemals schaffen, selbst mit dem Adrenalin, welches durch ihre Adern pumpte und das normalerweise dafür sorgte, dass man Dinge tun konnte, für die man sonst nicht genug Kraft hatte, aber mit allem, was um sie herum passierte, hatte sie nicht mal wirklich viel Platz um zu agieren oder reagieren. Sie beugte sich zu ihm runter, nahm seine Hand in ihre und zog, mehr um iohn auf sich aufmerksam zu machen, als ihn wirklich hochzuziehen, denn so würde sie das nicht hinbekommen. „Wir müssen weiter!“ Als ob er das nicht wüsste... und sie wusste auch, dass er aufstehen würde, wenn er es denn gerade könnte. Doch Susann war verzweifelt, wusste nicht wirklich, was sie sonst tun sollte, und auf Hilfe von außen konnte sie lange warten. Doch dann war sie es, die das Gleichgewicht verlor. Ein Stoß in die Rippen, jemand, der von hinten gegen sie stieß und sie fiel – so dass sie nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich mit den Händen abzustützen und stattdessen flach auf ihrer Vorderseite landete... auf dem Bauch, und für einen Moment schien alles um sie herum schwarz zu werden.

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Geschrieben von Leland Spencer am 07.08.2015 um 23:37:

Man könnte ja durchaus sagen, dass er mit seinen Eltern abgeschlossen hatte. So gänzlich abgeschlossen. Dass sie nichts weiter waren, als diejenigen, die ihn produziert und auf die Welt gesetzt hatte und sich die ersten elf Jahre seines Lebens mit ihm herumgeschlagen hatten. Widerwillig. Zumindest in den letzten Jahren. Aber Leland konnte eben jenen Teil seines Lebens nicht einmal hinter sich lassen, selbst wenn er es gewollt hätte. Wenn er es wirklich, wirklich gewollt hätte. Dafür wurde er fast tagtäglich daran erinnert. Ein kleines Souvenir, weil es ja nicht reichte, was sie getan hatten,... weil es ja nicht reichte, dass sie ihn praktisch vor die Tür gesetzt hatten. Mit gerade mal zwölf Jahren. Nein. Nein. Das langte ja nicht. Sie hatten ihm auch noch ihren verdammten Gencocktail mit auf den Weg geben müssen. Jene hässliche Autoimmunerkrankung, die sich nach und nach fröhlich durch seine Nerven und Muskeln fraß und ihn gerade von innen heraus zerfleischte. Danke vielmals. DAS brauchte man!
Bis auf Ethan und Ethans Eltern und die Schwestern des Kennedys, wobei vermutlich die nicht einmal so genau hatte nie jemand davon gewusst. Und Ethans Eltern auch nur, weil Leland längere Zeit deswegen ganz regulär im St. Mungo in Behandlung gewesen war. Ethan halt, weil er sein BESTER Freund gewesen war. Ob Ethan jemals jemand anderem davon erzählt hatte; nicht, dass Leland wüsste. Aber dann wiederum hatte Ethan ihn gerade in den letzten Wochen vor seinem Verschwinden immer wieder überrascht... mit DIngen, die so... untypisch gewesen waren. Aber vielleicht klammerte sich Leland auch nur kindlich an das Bild von einem Mann, einem besten Freund, das längst so nicht mehr existierte. Weil er schlussendlich doch nicht loslassen konnte. Nicht noch einmal loslassen und seine Familie verlieren wollte. Nicht ein zweites Mal.

Aber in dem Moment, da er sich am Boden krümmte und das Gefühl hatte jemand hätte sein Bein in Benzin getunkt und angezündet, hatte er nicht gerade viel Kapazitäten um... an irgendetwas zu denken. Außer daran, wie seeeeeeeehr er seine Eltern hasste oder vielmehr... am Ende waren es die Dementoren, die um sie herumschwirrten und ihr Glück aus ihnen heraussaugten, die Leland noch einmal jenen Moment durchleben ließen, als er realisiert hatte, dass seine Eltern ihn vergessen hatten. Ihn... bewusst... vergessen... wollten. Dass sie lieber so tun wollten, als existiert er nicht, als dass sie sich mit Zauberern und Magie auseinander setzen wollten.

Eisige Kälte kroch über Leland hinweg und der Radiomoderator krümmte sich auf dem Boden, das Bein fest gegen den Körper gedrückt und drehte angespannt den Kopf zur Seite. Vom höllischen Schmerz geplant, biss er instinktiv in was auch immer er zuwischen die Zähne bekam und wenn es nur ein paar fragile Grashalme waren. Sein Bein stand in Flammen, während eisige Kälte um sich griff und ihn abwärts zog in die schlimmsten Momente seines Lebens. Der letzten dreißig Jahre, während die Demenotren gierig das Glück in silbernen Fäden aus ihm heraussaugten.

Susans Stimme klang von weit, sehr weit, zu ihm durch. Unendlich weit. Und dann war sie plötzlich weg und... Leland verlor jeden Halt...

Das erste was er spürte, war der bittere Geschmack von Gras und Eisen über seiner Zunge und er spuckte instinktiv Blut, von wo er sich auf die Zunge gebissen hatte, und Grashalme aus dem Mund heraus. Wie ein letztes Echo lag noch eine frische Kälte über ihnen. Von weiter Ferne drangen Rufe und Schreie an seine Ohren und Leland hob verstört den Kopf. Er stemmte die Arme ungelenkig unter den Körper und richtete sich leicht hoch, sodass er seine Umgebung sehen konnte. Silbern schimmernde, geisterhafte Gestalten flogen über die Wiese hinweg und trieben die dunklen, schwarzen Schatten der Dementoren von der Menschenmenge fort. Wie in Zeitlupe sah er wie Menschen um sie herum sich regten. Hier und da rannten Zauberer und Hexen vorbei, sprangen und stolperten über teils menschliche Hindernisse. Kinder weinten, Frauen winselten. Die Situation wirkte so bizarr und unwirklich im Anbetracht dessen, dass sie noch vor wenigen Minuten in euphorischer Feierlaune gewesen waren. Leland schüttelte den Kopf. Versuchte die benommene Kälte abzuschütteln und dann...

"Sue..:" stieß er heißer hervor. Seine Stimme klang, als hätte er sie seit Jahren nicht benutzt. "Sue!" wiederholte er. Seine Beine krampften sich zusammen, als er sich bewegte und versuchte aufzurappeln. Wie vom endlosen Muskelkater geplagt protestierten sie, als er sich mühselig aufrappelte. Wie lang war er weg gewesen - ein paar Sekunden, ein paar Minuten. All zu lang durfte es nicht gewesen sein. "Sue!" wiederholte er lauter, eindringlicher, besorgter - alarmierter. Ja fast beängstigt und dann fiel sein Blick auf ihren braunen Haarschopf und...

Dem Protest seiner überstrapazierten Muskeln zum Trotz stürzte Leland vorwärts. Seine Knie prallten hart auf den grasigen Boden neben der jungen Mutter und er griff ohne zu Zögern nach ihren Schultern. "Sue!" rief er halblaut und rollte sie herum. "Sue... !" rief er wieder und rüttelte sie leicht. Er löste eine Hand von ihrer Schulter und legte sie unter ihr Kinn. "Hej!" Fahrig in fast groben Gesten strich er ihr hastig die wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ die Hand sachte gegen ihre Wange tätscheln. "Sue! Sue! Hej, wach auf... wach auf..." Und je länger sie einfach nur da lag... fast leblos... desto beklemmender stieg die Angst erneut in ihm hoch. Keine von Dementoren produzierte. Tatsächliche Angst. "Fuck..." stieß er heißer mit gebrochener Stimme hervor und rüttelte sie wieder. Scheiß drauf, ob es zu kräftig war. Zu heftig oder gar grob. "Sue! WACH AUF!" knurrte er fast verärgert. Das Blut, das aus ihrem Unterleib floss bemerkte er nicht einmal. Warum auch? Er achtete ja nicht darauf. Das Licht hier draußen auf der unbeleuchteten Lichtung vom Stadion gut einige dutzend Meter entfernt war nicht unbedingt hilfreich. Zumal die Dementoren jene unangenehme Eigenschaft hatten alles Licht in ihrer Umgebung erlöschen zu lassen und Dunkelheit ihr ständiger Begleiter war. Auch jetzt, wo die Patroni die Dementoren verjagten, blieb die Dunkelheit und die Kälte wie ein mahnendes Echo zurück.

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 12.08.2015 um 21:07:

Jetzt war der Moment gekommen, sich zu überlegen, dass das alles doch keine so gute Idee gewesen war, dass sie zu Hause mit ihren Kindern hätte bleiben sollen, anstatt Grandma und Grandpa auf sie aufpassen zu lassen, damit Susann mit Leland zusammen zum Finalspiel gehen konnte. Ja, besser wäre es wirklich gewesen, aber sowas wusste man vorher ja nicht und wenn sie nicht gegangen wäre, dann hätte sie es immer bereut (wenn man mal das außern vorließ was momentan von Statten ging), denn es war das Finale der Weltmeisteschaft im eigenen Land, etwas, was man miterleben musste, und während es Susann sonst recht egal war, was man laut anderen Leuten musste oder brauchte oder eben auch nicht sollte, hatte das bei dieser Aktion nichts auszusagen, denn sie war hier, weil sie hier sein wollte, weil sie es miterleben wollte und vor allem, weil sie so eine Sache gut gebrauchen konnte, ein positives Erlebnis, dass die Laune hob, nach allem Scheiß, der in letzter Zeit passiert war, nach den ganzen Rückschlägen, die sie und ihre Familie gehabt hatten. Da tat es gut, mal wieder aus alles raus zu kommen, etwas Anderes zu sehen, Spaß zu haben und sich der Situation vollkommen hinzugeben, so wie sie es heute getan hatte. Die Sorgen waren von ihr abgefallen und sie hatte sich einfach mit allen anderen um sie herum gefreut. Sie war Teil eines großen Ganzen, hatte für nichts die Verantwortung und konnte sich einfach fallen lassen – natürlich nicht uneingeschränkt, denn sie war immerhin noch schwanger und das hieß natürlich keinen Alkohol und zwischendurch etwas aufpassen, denn immerhin hatte es schon kleine Probleme gegeben. Und wenn Susann jemand gewesen wäre, der wie wild herumhüpfte, sich mit anderen Fans anlegte und so etwas, dann wäre sie auch aufgrund der Schwangerschaft nicht her gekommen sondern hätte sich geschont. Aber so war es nicht. Natürlich war es aufregend und ein wenig gehüft war sie auch, aber das war alles noch im Rahmen gewesen. Es hatte ja keiner ahneen können, dass das hier alles in so einem großen Chaos enden würde, dass die Dementoren anfangen würden, ob die Zuschauer herzuziehen und Verwüstung stiften würden. Wenn sie das geahnt hätte, dann wäre sie doch niemals... aber na ja, man hatte ja Vertrauen in die Menschen, die das organisiert hatten oder tat zumindest so, aber dass es eben gerade die Sicherheitsvorkehrungen waren, die sie jetzt davon abhielten, einfach verschwinden zu können, das war schon leicht ironisch und sie wusste nicht wirklich, was sie damit anfangen sollte. Sie konnte aber auch nicht mehr wirklich darüber nachdenken, denn nun war Handeln angesagt und sie mussten zusehen, dass sie schnellstmöglich von hier weg kamen. Sie folgten Leland blindlinks, hoffte darauf, dass er wusste, wo er hin musste, dass er sie schon irgendwie da rausbringen würde, doch... vergeblich, denn am Ende lagen sie beide auf dem Boden. Zuerst Leland und Susann wollte ihn wieder zum Aufstehen bringen, ihn mitnehmen, mit ihm verschwinden, doch sie schafte es nicht. Stattdessen landete sie neben ihm auf dem Bauch und alles wurde schwarz.

Die Kälte legte sich wie eine Decke über sie, lullte sie fast ein, und sie zog den Mantel enger um sich. Schnee bedeckte den Garten und alles war weiß, so weiß wie schon seit Langem nicht mehr. Endlich mal wieder ein Winter, der sich auch Winter nennen durfte, bei dem die Kinder in den Schulen sicher schneefrei bekamen, weil die Verantwortlichen nicht mit dem Schnee klarkamen. Es waren sicher zwanzig Zentimeter, die da in ihrem Garten lagen un es schneite fröhlich weiter. Kein Schneesturm, nichts dergleichen, nein, es war fast so, als wenn die Schneeflocken runter auf die Erde tanzten, um dort dann liegen zu bleiben und die Bewohner zu erfreuen. Der Himmel schimmerte leicht rötlich in der Nacht aufgrund des fallenden Schnees, was ein lächeln auf ihre Lippen brachte. Sie konnte schon sehen wie Riley und Aleah nach draußen liefen und vor Freude anfingen zu quietschen, wenn sie aufwachten, was noch ein paar Stunden dauern würde. Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr, die ihr anzeigte, dass es halb vier Uhr morgens war. Seit einer halben Stunde war sie wach, konnte einfach nicht mehr schlafen oder wieder einschlafen. Schützend legten sich ihre Hände nun auf ihren runden Bauch, in dem das Kleine nur allzu wach war – der Grund für ihre Schlaflosigkeit, aber lange würde es nicht mehr dauern, dann hatte auch das ein Ende. Dann würde aber nicht nur sie wach sein, wenn das Kleine irgendetwas brauchte.
Als etwas an ihrem Bein entlangstriff, sah Susann nach unten. Cody war ihr anscheinend gefolgt und betrachtete einen Moment das Schneetreiben draußen, eher er sich vorwagte und mit den Vorderpfoten in den Schnee stapfte, den Kopf schüttelte und direkt wieder zurückruderte und auch sofort nach drinnen verschwand. War ihm wohl doch zu kalt hier draußen, was sie durchaus verstehen konnte, denn auch sie fröstelte es, doch die frische, kalte Luft, tat ihr einfach gut in dem Moment. Sie hörte ihn, bevor sie ihn spürte. Von hinten legten sich seine Arme um ihren Körper und sofort spürte sie, wie die Wärme, die von seinem Körper ausging direkt in ihre Knochen sickerte, sie wärmte und sie konnte nicht anders als zu lächeln. “Du brauchst deinen Schlaf, das sollte auch das Baby wissen,“ hörte sie seine Stimme in ihrem Ohr, was sie erneut zum Lächeln brachte, doch dann verschwamm das Bild. Es war ihr, als hörte sie ihn immer wieder ihren Namen sagen, doch das war anscheinend nur in ihrem Kopf, doch dann wurde die Stimme immer lauter, drang direkt an ihr Ohr und irgendwann schaffte sie es dann, die Agen zu öffnen, nicht sicher, wo sie war. Eben war sie noch zu Hause gewesen und jetzt...? Vorsichtig blinzelte sie, bis sie den Schmerz spürte, der ihre ganzen Körper einzunehmen schien. Sie hatte geträumt... nur die Kälte, die sie umgab, die war wahr gewesen und noch immer da.

Sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie sah, was da war und vor allem zu rekonstruieren, was passiert war, war sie doch noch halb der Meinung, dass ihr Traum der Realität entsprach und das hier gerade nur ein Alptraum war, aber die starken Schmerzen, die machten ihr klar, dass es sicherlich kein Traum war, sondern dass das hier leider die Realität war. Eine Realität, der sie nicht entfliehen konnte, sondern der sie sich stellen musste, auch wenn sie am liebsten einfach wieder eingeschlafen wäre, um sich den Träumen hinzugeben, die so viel besser waren als die Realität und in denen sie den Schmerz nicht gespürt hatte.
„Leland...“ brachte sie nur leise hervor, kniff die Augen kurz zusammen, weil sie sich vielleicht doch aufsetzen sollte, damit sie vielleicht irgendwie von da wegkommen konnten, aber es ging nicht. Der Schmerz schien ihren Körper fast gänzlich zu lähmen. Sie schaffte es gerade mal ihre Hand zu heben und auf ihre kleine Babykugel zu legen, von der sie ein ganz Ungutes Gefühl bekam. Nicht nur das... sie wusste es. Instinktiv wusste sie es und diese Erkenntnis lähmte sie zusäzlich, ließ sie fast schon dort liegen bleiben wollen, damit es endlich ein Ende nahm. All der Schmerz, all die Unsicherheit... vielleicht waren ihre Kinder ja wirklich besser bei anderen Leuten aufgehoben, Leuten, die nicht so streng, so regelversessen wie sie waren, die ihnen ein gutes Leben bieten konnten. Vielleicht sollten die beiden lieber bei ihren Großeltern aufwachsen. Sie sollte einfach aufgeben, dem Schmerz ein Ende bereiten, doch es kam nicht. Stattdessen verschwanden die Dementoren nach und nach und Susann fühlte sich noch immer nicht in der Lage, sich zu bewegen. Lediglich ihr Kopf fiel zur Seite, sodass sie Leland ansehen konnte, nicht sicher nach was sie in seinem Blick suchte.


Geschrieben von Leland Spencer am 25.08.2015 um 00:14:

Angst. Angst und Wut und Zweifel und Panik und alles konsumierende Angst, die bis in den letzten Winkel seines Körpers kroch. Seines Seins. Die alles einnahm. Unnachgiebig und unaufhaltsam. Leland war neben Sue in die Knie gegangen, hatte ihre Schultern umfasst und sie ein Stück weit vom Boden hochgehoben. Fest hatte er die Arme um sie geschlungen, während er versuchte sie zu wecken. Er kam nicht einmal auf die Idee ihren Puls zu spüren, ihre Atmung zu kontrollieren. Zu sehen, ob ihr irgendetwas passiert war. Sein rationales Denken war völlig ausgeschaltet. In dem Moment, da er glaubte in kürzester Zeit den zweiten unfassbar wichtigen Menschen in seinem Leben verloren zu haben. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte einfach nicht sein. Das war einfach nicht fair. Verdammt nochmal. Das war einfach nicht fair.
Lelands Kopf sank nach vorne und er spürte beklemmenden Druck in sich hochsteigen, seine Kehle zuschnüren, spürte wie seine Augenwinkel zu brennen begannen und er zog Susann instinktiv fester an sich. Sie war kalt. Eisig kalt. Aber sie regte sich. Langsam. Ein wenig. Ganz schwach. Als wäre sie noch halb am Schlafen.

Leland registrierte im ersten Moment, von all dem Chaos und Lärm umgeben und der Panik, die mit einem Schlag wie eine losgelöste Welle hinter einem Damm über die Menschen in ihrer Umgebung rollte, nachdem die lähmende Wirkung der Dementoren langsam schwand. Ihre Stimme klang brüchig und schwach zu ihm durch und Leland stutzte. Er hielt abrupt die Luft an und sah auf. Erstaunt, verblüfft, was ungläubig - und dann endlos erleichtert. "Sueeee..." stieß er heißer langgezogen hervor und im nächsten Augenblick, so völlig unpassend in dem Gesamtbild ihrer Situation, zogen sich seine Mundwinkel in die Höhe. Er zog Sue in eine feste Umarmung, schlang einen Arm sicher um ihre Schultern und Arme und vergrub die andere Hand irgendwo in den wirren braunen Haaren, während er sie einfach nur festhielt. Froh und erleichtert und ... immer noch nicht bemerkte, dass sie begann in einem See aus ihrem eigenen Blut zu sitzen. Konnte man ja mal übersehen...

"Verdammt scheiße. Was machst du eigentlich für einen Mist, hm?" stieß er schließlich mit gezwungener Sorglosigkeit (nicht, dass es wirklich so sorglos leicht klang wie sonst, eher gequält) hervor und lockerte die Umarmung. "Geht's dir gut?" AAAAAAAAah - endlich dachte er mal daran. Warne ja nur sicherlich eine halbe Ewigkeit und drei Tage mittlerweile vergangen. "Geht's dir gut? Hast du dir was... " und er brach ab. Als er den Blick von ihrem Gesicht löste und an ihrem Körper entlang streifen ließ. Fahrig und unaufmerksam und schließlich. Leland zog abrupt die Luft durch zusammengebissene Zähne ein und presste die Kiefer angespannt aufeinander, als er bemerkte, wie ihr helles Sommerkleid sich dunkel gefärbt hatte. Bei dem schlechten Licht war es nicht rot. Einfach nur schwarz und dunkel und ... sah aus, als hätte sie sich mit flüssigen Teer bekleckert. Aber selbst Leland war klar, dass es kein Teer war. (Vielleicht war ein Dementor ausgelaufen... leckte ein wenig Öl... wer konnte das schon so genau sagen...)
Aber nein. Sicher keine Dementorenkotze. Ohne darüber nachzudenken, ohne wirklich auch nur einen Gedanken an irgendetwas zu verschwenden, löste er eine Hand von Susan und tastete über den Stoff an ihrem Bein. Er schob sie nur unwesentlich ein Stück zur Seite. "Outsch..." Welch... passendes Kommentar. "Sue?" Eh. Ja. Gut. Da war er nun doch mit seinem Zauberlatein am Ende: weil... war das normal? Leland sah zu Susans Gesicht hoch. Riesige Fragezeichen schimmerten auf seinen blassen, angespannten Zügen.

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 03.09.2015 um 17:27:

Einen Moment lang wusste Susann nicht, was Realität und was Traum war, wo sie sich gerade befand, und ja, sie zweifelte auch kurzzeitig alles an, was in letzter Zeit passiert war, weil es plötzlich doch surreal wirkte. Ihre Ehemann, der beim Orden des Phönix war? Nein, das hätte er ihr doch erzählt... Die Beerdigung? Die erneute Schwangerschaft? Nein, das alles wirkte shcon wirklich nicht real und sie wollte sich lieber in das zurückbewegen, was ihr eben erschienen war, in die Kälte, die sie verspürt hatte, weil es Winter war. Nicht, weil irgendetwas anderes passierte, etwas, was sie gerade doch ein wenig ausblendete oder vielmehr ausblenden wollte. Sie wollte an dem anderen festhalten, dem, was sie wirklich geträumt hatte, damit sie der Realität entkommen konnte, denn auch wenn sich jetzt alles wieder lichtete, die Kälte von außen her schwand, wollte sie das alles nicht weiter erleben. Die Kälte, die sie nun verspürte, die kam von innen, als ihr mehr und mehr klar wurde, was hier passierte. Die warme Flüssigkeit die sich unter ihr sammelte, konnte nur ins bedeuten, etwas, was sie versuchte, irgendwie zu verdrängen, weil sie es nicht glauben, nicht daran denken wollte, doch so sehr sie sich auch anstrengte – oder anstrengen wollte – sie schaffte es nicht und dieser Kälte, der Schmerz, der ihr Herz umfasste und beinahe schon zerdrückte, der lähmte sie.

Die Augen schlossen sich wieder, als sie sich plötzlich in Lelands Armen wiederfand. Erst nach einem Moment schaffte sie es, ihre Hände ein wenig zu heben, sich an seiner Kleidung ein wenig festzuhalten. Das Gesicht drückte sie an seine Schulter, kniff die Augen zu um gegen das Brennen in diesen anzukämpfen, was ihr mäßig gelang. Sie merkte, wie ihr doch die Tränen kamen, doch sie verschwanden direkt wieder in seiner Kleidung – zu ihrem Glück. Sie musste doch wenigstens versuchen, sich am Riemen zu reißen, egal, was hier gerade passiert war, was mit ihr persönlich passiert war.
Als er die Umarmung lockerte, senkte sich ihr Blick direkt, sah auf das hinab, was wirklich passiert war, auf das Kleid, das so schön den Sommer unterstrichen hatte, das ihr ein gutes Gefühl gegeben hatte, das mit zu dme Lächlen beigetragen hatte, welches sie sich nach all den Rückschlagen redlich verdient hatte, weil es so wunderbar ihren kleinen Babybauch zur Schau stellte, der mit Schuld an dem Lächeln auf ihren Lippen gewesen war. Dieses kleine Geschenk, was ihr von ihrem Ehemann noch geblieben war, nachdem er aus dieser Welt geschieden war. Das, was sie ihren Kindern schon erzählt hatte, dass Daddy zwar weg war und auch nicht wiederkommen würde, dass er ihnen aber noch ein Geschwisterchen zum Spielen da gelassen hatte, das bald bei ihnen sein würde. Riley hatte das Ganze mit Aleah ja schon einmal durch, aber für Aleah, für die war das alles neu und sie war nicht nur einmal mit dem Ohr an Sues Bauch eingeschlafen in der Hoffnung, dass sie irgendetwas von dem Baby hören würde oder dass es sich nach der Geburt an ihr mehr oder weniger sinnfreies Gebabbel erinnern würde.

„Ich...“ kam es kaum hörbar über ihre Lippen, der Blick wie gelähmt auf den unteren Teil ihres Kleides gerichtet, während Lelands Stimme sich immer noch Kilometer weit entfernt anhörte, wie als wenn ihr jemand Watte ins Ohr gesteckt hätte. Erst seine Hand an ihrem Bein ließ sie wieder mehr zu sich kommen und sie zuckte leicht zusammen. Langsam ließ sie ihre Hand auf seine sinken, ihn nicht aufhaltens, aber einfach... sie schien diesen Kontakt zu brauchen, auch wenn sie ja immer noch so halb in seiner Umarmung steckte. Sie fühlte sich, als wenn ihr Herz gleich auch noch zu schlagen aufhörte und irgendwie... irgendwie wünschte sie sich wirklich, dass das passierte, denn dann hätte der Schmerz wirklich ein Ende. Doch wenn sie nicht starb, so tat es zumindest ein Teil in ihr. Ihr Blick hob sich traf auf den seinen und ihre Augen wirkten dunkel, leblos, kein Kampfgeist mehr in diesen. Outsch... Wenn es denn nur so wäre, wenn sie den körperlichen Schmerz wirklich spüren würde, dann wäre der seelische nicht so groß, doch irgendwie schien sie gar nichts mehr zu fühlen.
„Krankenhaus...“ entfuhr es ihr schließlich wesentlich leiser, als sie erwartet hätte und sie schloss kurz die Augen, sammelte ihre Kräfte. „Ich muss... ins Krankenhaus.“ Sie wollte, konnte es nicht aussprechen, denn irgendwo, ganz tief drinnen, da war doch noch ein Funken Hoffnung, dass alles gut gehen würde. Doch da kam der Schmerz durch und ihre Finger krampften sich schon fast um seine Hand, die nach unter ihrer lag...

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Geschrieben von Leland Spencer am 27.09.2015 um 23:35:

Immerhin war sie wieder aufgewacht. Immerhin war sie wach. Noch lebendig. Gerade noch so. Oder überhaupt... Leland war schlicht nicht ruhig genug um einen klaren Gedanken zu fassen. Vielmehr rasten sie wie hyperaktive Eichhörnchen durch seinen Kopf, jagten einander wie high-speed-Minimuffs im magischen Billard. Stießen aneinander und schubbsten sich fort, prallten gegen die Bande und wurden von schwarzen bodenlosen Löchern verschluckt. Und Leland irgendwo in der Mitte drin. Völlig überfordert und orientierungslos und .. das Einzige, was sicher war, das einzige, an das er sich halten konnte, war der Körper der kleineren Hexe. Entsetzlich kalt und grau und blass und mehr tot als lebendig. Nicht, dass seine Wahrnehmung ihn hier gerade in die Übertreibungen des Jahrhunderts abstürzen ließ - niemals. Rein objektive, sachliche Beschreibungen. Nur das! Leland atmete flach die von den Dementoren spürbar abgekühlte Nachtluft ein. Noch immer konnte man kaum eine Lichtquelle ausmachen. Die schwarzen Kreaturen hatten all das Licht vom Stadion und die magischen Laternen, die über dem Waldstück und zwischen den Bäumen herumgeschwebt waren, schlichtweg einfach verschluckt. Alle Wärme aus ihrer Umgebung gesaugt, wie blutrünstige Vampire im Versuch ihren unstillbaren Hunger zu stillen. Vergeblich.

Lelands Griff verspannte sich einen Moment lang, als Susann sich endlich regte und schwere Erleichterung senkte sich einen Moment über ihn. Nicht, dass die Erleichterung es vermochte die Beklemmung und die eisige Kälte aus ihm heraus zu trieben. Wenn sie sich für nur den winzigsten Moment kurz zurückdrängen ließ, sie preschte sie einen Augenblick später direkt wieder erbarmungslos auf ihn zu und überrollte ihn schlichtweg. Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung registrierte er, dass Susann sich an ihn klammerte, an seiner Jacke festklammerte und er verstärkte den Griff. Wollte zumindest. Aber seine Glieder fühlten sich starr und steif und wie in Eiswasser gefroren an.

Brüchtig und tonlos hoch drangen Susanns Laute langsam und zäh wie durch dutzende Wände hindurch an seine Ohren und Lelans Reaktion kam sichtlich zeitlich verzögert, während er nach dem langen Schreckmoment überhaupt erst auf die Idee kam Susann nach möglichen Verletzungen abzusuchen. Die er nur all zu schnell fand. Auch wenn ihm in dem Moment nicht klar war, WAS das genau bedeutete. Dass sie blutete. Dass ihr Kleid an jener Stelle bereits dunkel gefärbt war. Lelands Hand verkrampfte sich, als Susann die ihre über seine kalten Finger legte und er drehte die Handfläche fast automatisch herum um ihre Finger zu umschließen. Wieder wisperte ihre brüchige Stimme dicht bei seinem Ohr und er sah sich überfordert zu ihr um. Sorge und Panik und das deutliche Echo des Schreckens waren noch immer tief in sein Gesicht eingraviert. "Wa....was heißt... was heißt das?" seine Stimme klang abgehakt und mechanisch technisch, fast wie von einem Roboter. Grauen sprang ihm urplötzlich in den Nacken und seine Augen weiteten sich. Er ruckte mit der Schulter, schüttelte Susann damit absichtlich ein wenig. "Was ist mit dir?" Folgte die Frage. Deutlich eindringlicher. Das schwache Wort drang dumpf zu ihm durch und Leland schüttelte abrupt den Kopf. Als könnte er die Situation ändern, wenn er Susann einfach widersprach. "Nein." stieß er gehetzt hervor. Schüttelte wieder den Kopf. "Nein!" wiederholte er. Wieder und wieder. "Das kannst du nicht machen..." Als wäre es Susanns Schuld. "Verdammt..." knurrte er gespannt und schüttelte wieder den Kopf. Weil wenn er das jetzt die nächste Stunde tat, dann würde Susann einfach aufgeben, dann würde das böse Karma aufgeben: okay, gut... wenn du soooo krass was dagegen hast, na dann, dann lassen wir das jetzt hier mit dem Fötus und so... Flupps Fingerschnipp. Wieder heile gemacht.
Ganz genau so würde es laufen! Und dann würde sich das verfickte Karma einfach verziehen und irgendjemand anderen belästigen! Genau! Und wieder schüttelte er den Kopf. Allerdings...wesentlich weniger energisch. Nein - nein - nein - das konnte jetzt einfach nicht wahr sein, das ging so nicht und ...

Leland schob Susann ein Stück zur Seite, zog sie sicherer und besser in seinen Arm hinein und umfasste sie mit kräftigerem Griff, ehe er den anderen Arm unter ihren Knien hindurch schob. Er hatte keine Ahnung, ob ihr das am Ende mehr Schmerzen bereitet, überhaupt Schmerzen, ob er irgendwas damit noch mehr kaputt machte, als es eh schon kaputt war - aber in dem Moment verschwendete er auch einfach keinen Gedanken daran. Leland umfasste die Hexe fest und hielt sie dicht an sich gedrückt. Susann hatte schon zwei Kinder geboren, sie war mit Johnny aufgewachsen; auch wenn sie stets schlank gewesen war, fragil... eher weniger. Aber in dem Moment, wirkte sie, als wäre sie um die Hälfte schmäler geworden. Mindestens. Als könnte jede Bewegung sie zerbrechen lassen wie hauchdünnes Porzellan. Aber selbst wenn er sich bemüht hätte, wirklich rücksichtsvoll und sanft hätte er Susann wohl kaum bewegen können. Nicht in dem Zustand. Nicht, nachdem die Dementorenattacke erst wenige Minuten her war. Nicht, nachdem seine Muskeln sich ohnehin schon vehement dagegen sträubten ihm überhaupt auch nur einen Dienst zu erfüllen. Aber in dem Moment... mussten sie einfach. Leland spannte die Kiefer und stemmte sich schnaubend auf die Beine. Er rückte Susann eher schlecht als recht in seinen Armen zurecht und machte einen Schritt vorwärts, noch einen, einen dritten. Zum Glück war die Apparier-Sperre nach der Attacke aufgelöst worden. War ja auch besser so. Damit die Helfer schnell zum Unfallort, oder vielmehr dem Ort des Dementorenpicknicks kommen konnten. Leland spürte wie er vorwärts gezogen wurde. In den schrill bunten, hell leuchtendne und gleichsam stockdunklen Apparationstunnel. Die Apparation presste ihm sämtliches Luft aus den Lungen. Er kniff die Augen zu und einen Augenblick später spürte er den harten Untergrund des St. Mungo Hospitals unter den Füßen.

Benommen taumelte er, stolpert ein paar unbeholfene Schritte vorwärts, wäre beinahe gegen jemanden gestolpert. Die Empfangshalle des Krankenhauses war groß. Groß genug. Mochte man meinen. Aber just in dem Moment, war sie vollgestopft mit Zauberern und Hexen, die in ihrer ersten Flucht von dem Stadion der WM hierher gekommen waren. Heiler und Medimagier wuselten durch die Menge, schnappten sich Patienten. Alles wirkte irgendwie ungeordnet und chaotisch und Leland... irgendwo mittendrin. "Fuuuuck..."

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 07.10.2015 um 12:51:

Susann nahm nicht mehr wirklich wahr, was um sie herum geschah, was auch gut war, denn sonst würde sie deswegen vermutlich noch zusätzlich in Panik geraten, und die spürte sie gerade schon zu Genüge, auch wenn sie diese nicht wirklich richtig ausdrücken konnte. Sie hörte, was um sie herum passierte, wenn auch nur gedämpft, hörte mehrere Stimmen, hörte wie Menschen um sie herumliefen, genauso wie sie es sah, leicht verschwommen und auch nur am rande ihrer Wahrnehmung, doch es war da. Sie wusste also noch, wo sie sich befanden, jetzt wo die Erinnerungen langsam wieder zurückkamen. Erinnerungen daran, wie Leland und sie zwischen all den jubelnden Menschen gestanden hatten, wie sie ihren Bruder auf der Bühne gesehen und singen gehört hatte. Ja, sie war wirklich noch hier auf dem Gelände, und es war kein komischer Traum, dass die Dementoren sie angegriffen hatten. Die perfekte, kleine Welt, die eben in ihrem Kpf gewesen war, die war ein Traum gewesen, wie hätte es auch anders sein sollen? Wieso sollte auch mal etwas Gutes in ihrem Leben passieren? Nein,e s schien wirklich alles immer weiter den Bach runterzugehen, als wenn sie schon halb in ihrem eigenen Sarg lag und da immer wieder Nägel hineingeschlagen wurden, damit sie sich mit ihrem Schicksal abfand. Und damit noch nicht genug, nein, dann würde ihr Sarg auch noch auf Reise über die Themse geschickt werden, dait sie durchgeschüttelt wurde und ertrinken würde.

Vermutlich war das alles noch angenehmer als das, was jetzt mit ihr passierte. Auf einmal schien ertrinken doch eine ganz angenehme Sache zu sein, besser als jetzt ins krankenhaus zu müssen und die Bestätigung zu bekommen, dass das, was in ihrem Kopf war, der Realität entsprach, dass das Blut kein böser Scherz war, sondern Realität, dass es nicht von jemand anderem stammte, sondern von ihr selbst. Sie musste ins Krankenhaus, da führte kein Weg dran vorbei, denn vielleicht, ganz vielleicht konnten sie ihr helfen. Eventuell. Mit ganz viel Glück... Doch sie wusste dass diese Hoffnung vermutlich umsonst war, und dass nichts geschehen würde, doch sie musste an irgendetwas festhalten. An dem Glauben, dass doch noch alles irgendwie gut werden würde – denn sonst würde sie sich jetzt selbst komplett aufgeben und einfach auf dem Boden liegen bleiben bis zum Sanktnimmerleinstag – und an Leland, um etwas wirklich Greifbares zu haben. Theoretisch zumindest, denn sie ließ von seiner Jacke ab, ließ die Hand zu der Stelle rutschen, wo sein Herz lag, damit sie es hoffentlich schlagen spüren konnte. Es war so, als wenn sie das brauchte, zu wissen, dass es zumindest ihm gut ging, dass sein Herz weiterschlug, während ihr eigenes gerade völlig zu zerbrechen schien, und dann war mit Schlagen auch nicht mehr viel.

„Es tut mir leid,“ gab sie leise von sich, schloss die Augen wieder und versuchte, tief durchzuatmen, was ihr aufgrund der Schmerzen nicht gerade gut gelang. Aber sie musste sich entschuldigen, wollte sich entschuldigen, weil... irgendwie fühlte es sich doch so an, als wenn es alles ihre Schuld wäre. War es doch auch! Immerhin hatte sie die Tickets gehabt und war mit leland hergekommen und wenn sie das nicht gemacht hätten, dann wären sie niht angegriffen worden und dann hätte sie das baby nicht... dann würde sie jetzt nicht bluten und ins Krankenhaus müssen. Und weil sie es nicht alleine schaffte, sich zu bewege, war sie auf Lelands Hilfe angewiesen. Sie wollte ihm das nicht zumuten, aber gerade ging es nicht anders, deshalb die Entschuldigung. Doch in Wahrheit war es nicht nur eine Entschuldigung an Leland, sondern auch an ihr ungeborenes Kind, auch wenn es das nicht einmal mehr mitbekommen könnte, weil es zu spät war.
Ihr Kopf senkte sich an seine Schultern, die Hand an seine Brust krampfte sich leicht um das Shirt, das er trug, als sie sich des Schmerzes doch wieder kurzzeitig bewusst wurde. Ein ungutes Zeichen, mehr als das sogar, doch theoretisch konnte es einfach von dem Aufprall kommen, oder? Oder? Sie konnte es nur hoffen, blendete die Stimme der Wahrheit aus, die ihr klar machen wollte, was da wirklich passiert war.

Sie bekam nicht ein mal wirklich mit wie sie apparierten, fühlte sie sich doch sowieso nicht wirklich anwesend, sondern nur so halb. Es war fast so, als wenn sie das Ganze aus außenstehende Person betrachten würde und nicht helfen könnte. Auch hier schien der Tumult nicht aufzuhören, wuselten doch einige Menschen um sie herum, um schnell von A nach B zu kommen, den verletzten menschen zu helfen, uns sie und Leland standen mittendrin. Es dauerte einen Moment, bis jemand auf die beiden zukam, um zu helfen. Die Frage danach, was los war, schien schon irgendwie ironisch, doch Susan musste antworten. „Ich... bin schwanger.“ der Blick glitt an ihrem Körper hinab und das Bild, das sich ihr bot, was sich auf dem Gesicht der jungen Frau abspielte, das sagte schon alles, machte ihr deutlich, dass es eigentlich wirklich keinerlei Hoffnung mehr gab, doch Susan wollte es nicht wahrhaben, versuchte dieses Bild zu verdrängen und sich wieder in ihren Traum zurückzuziehen. Doch vergebens. Leland wurde sintruiert, ihr zu folgen, damit er Susan au eine Liege legen konnte, denn sie mussten schnell handeln. Susan bekam es alles nur halb mit, hielt ihr Augen aber auch geschlossen, um sich vorstellen zu können, dass sie das hier nicht wirklich alles durchmachte, dass sie nicht im Krankenhaus war, doch die Stimmen um sie herum holten sie schneller wieder zurück als ihr lieb war. Und als sie die Augen öffnete, war da nicht mehr nur eine Person neben Leland bei ihr, sondern mehrere, die sich um sie kümmerten, ihr Kleid hochschoben, sie abtasteten und sonstige Dinge. Die besorgten Blicke verrieten ihr mehr, als sie wissen wollte, viel mehr und am liebstne wäre sie aufgesprungen und weggelaufen, doch sie konnte nicht. Sie konnte sich ja nicht einmal aufsetzen.

„Es tut mir sehr leid, aber Sie müssen pressen... Wir müssen den Fötus holen.“
„NEIN!“ Unerwartet krätig und laut kam diese eine Wort über ihre Lippen. Es war doch noch viel zu früh, das Baby – BABY! Nicht Fötus... Fötus hatte so etwas... medizinisches, abgenabeltes, was kein gutes Zeichen war – viel zu klein, als dass es überleben könnte. Das würde nicht funktionierne, sie konnte das Baby nicht in diese Welt entlassen, wenn es doch noch so klein war, dass es vermutlich nicht mal alleine atmen konnte. Es gehörte noch in ihren Bauch, brauchte ihren Schutz, ihre Wärme.
“Es geht nicht anders. Wenn Sie nicht pressen, dann bringen Sie sich selbst in Gefahr und könnten auch sterben.“
Auch... ein einziges Wort, was in diesem Zusammenhang so viel bedeutete, was ihr klar machen musste, was es wirklich bedeutete. Auch... hieß, dass schon jemand gestorben war, keinen Herzschlag mehr hatte, sie nie wieder von innen heraus treten konnte. Auch... bedeutete, dass ihr erstes Gefühl richtig gewesen war, dass alle Hoffnung umsonst gewesen war und das, was als kleines Wunder betitelt worden war nach all den Rückschlägen in letzter Zeit, alles andere als ein Wunder war, sondern jetzt nur noch für noch mehr Schmerz sorgen würde.
„Ich kann das nicht.“ Schwach war ihre Stimme, von den Tränen fast erstickt, die nun über ihre Wangen liefen, die sie bisher hatte zurückhalten können, weil da noch der kleine Funken Hoffnung war, doch der war nun verschwunden, und zurückgeblieben war Susan, die vor wenigen Stunden noch so glücklich gewesen war, und deren Welt nun vollends zusammenzubrechen schien.

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Geschrieben von Leland Spencer am 12.10.2015 um 11:15:

So schnell wie alles passierte, kam Leland nicht einmal mehr mit. Das flimmernde, helle Licht im Krankenhaus empfing sie. Blendete regelrecht. Pures Chaos herrschte um sie herum. Dutzende. Hunderte Zauberer und Hexen flüchteten vom WM Gelände: erste Anlaufstelle - das magische Krankenhaus. Und Leland und Susann irgendwo mitten drin. Ehe leland sich versah, eilten schon die ersten Heiler und magischen Krankenschwestern herbei. In ihren Limonengrünen Umhängen. Jemand wies ihn an, Susann auf eine magisch schwebende Striker abzusetzen. Oder eher abzulegen. Susann schien kaum mehr wirklich anwesend zu sein. Sie war blass und wirkte unwirklich zerbrechlich. Das halbe Kleid bereits blutrot von der dunklen Flüssigkeit getränkt. Hier im hellen Licht des Krankenhauses... schien es fast surreal, dass es solange gedauert hatte, ehe Leland jener Zustand überhaupt erst aufgefallen war. Susann murmelte irgendetwas, stammelte vor sich hin. Leland verstand kein Wort mehr. Schock und Entsetzen saßen viel zu tief in den Knochen. Noch immer hatte er das Gefühl irgendwo in einem Eissee zu schwimmen. Jeder Atemzug stach wie tausend spitze Nadeln in die Brust. Adrenalin rauschte in seinen Ohren und er konnte seinen Herzschlag schmerzhaft gegen die Rippen pochen spüren.

Benommen wandte Leland den Kopf kurz herum. Einer der Heiler in dem limonengrünen Umhang sprach mit ihm und wollte irgendetwas wissen. Welcher Monat? What? Was wollte er denn - Leland hatte doch keine Ahnung! Sah er so aus, als hätte er welche? Er war schon froh, dass er noch wusste, wo er war. Egal. Schien nicht so wichtig. Oder hatte er ihm tatsächlich irgendwas gesagt. Fünfter, sechster, siebter, vierter? Es schien ihm ewig her, dass Susann ihm eröffnet hatte, dass sie nochmal schwanger war. Und irgendwie war es doch fast wie gestern gewesen. Die letzten Wochen waren so diffus und völlig herausgerissen aus jeglichem Kontext gewesen. Leland war sich nicht mal mehr sicher, welchen Tag sie hatten. Der Schock forderte schlussendlich seiMinen Zoll.

Minuten verstrichen. Reihten sich zu Stunden. Leland war schlecht. Der Radiomoderator rollte sich zur Seite und stellte irgendwo am Rande fest, dass er in einem Bett zu liegen schien und ... Er hörte metallisches Klappern und als Leland sich aufsetzte prallte geradewegs ein metallenes Gefäß gegen seine Brust. Just in dem Moment als Säure ihm den Rachen empor stieg. Hatte schon was praktisches. So magische Krankenhausgeräte, die schneller reagierten, als die Patienten selbst wussten, was eigentlich gerade passierte. Leland rieb sich schwerfällig über die Augen und das Gesicht und sah sich irritiert um. Moment, was? Krankenhaus?

Jedes Gefühl für Zeit war völlig verloren. Es hätten gerade so Stunden vielleicht aber auch Tage oder nur wenige Minuten vergehen können. Für einen winzigen Moment hatte Leland glatt vergessen, warum er hier war - was passiert war. Für einen winzigen harmonischen, friedlichen Moment. Und dann drang die Erinnerung mit voller Wucht auf ihn ein und Leland hatte das Gefühl sich direkt nochmal übergeben zu müssen. Tat es aber nicht. Vielmehr rauschten die Erinnerungen benebelnd und gar Schwindelerregend schnell durch seinen Kopf und ... Oh verdammt...

Es wäre wohl ein ziemlicher Saftladen von einem Krankenhaus, wenn man seine Patienten einfach so Amok laufen ließ. Entsprechend kam der Radiomoderator nicht weit. Aufgehalten wurde er aber auch nicht. Nicht wirklich. Leland verpasste einfach - nicht einmal mit Absicht - dem Krankenhauspersonal zu erklären, dass er eigentlich, wenn überhaupt, nur ein Freund der Familie war - wenn man das so sagen konnte. Machte es Leland und Susann schon direkt zu Freunden, nur weil sie sich ein paar Mal nicht stritten - nachdem sie sich jahrelang; Jahrzehnte, erfolgreich in den Haaren gelegen hatten? Wohl eher weniger. Aber hej, warum sollte er gerade irgendwelchem fremden Krankenhauspersonal eben das erzählen. Leland hatte Susann hergebracht; irgendwas schien er schon mit ihr zu tun zu haben. Ungeduldig ließ der mittlerweile Dreißigjährige die Routine über sich ergehen. Schluckte Zaubertränke, die ihn aufpäppelten und knabberte Schokolade, die erstaunlich viel Beitrag dazu leistete, dass er sich direkt wieder besser fühlte. Es gab eben nichts gegen die heilsame Wirkung von Schokofröschen. Leland bekam seine Klamotten zurück. Offenbar war sekundenschnelle magische Reinigung ein Teil des Krankenhaus-Services. Der Heiler erklärte ihm noch etwas von wegen, er müsste dies und jenes in den kommenden Tagen beachten und Hauptsache viel, viel Schokolade essen.

Leland hörte nur mit halbem Ohr zu. Kaum war der Heiler mit dem Monolog fertig, stapfte Leland auch schon los. Oder eher. Humpelte. Er hatte so eine unglaublich sportliche Gehilfe bekommen. Eine einzelne magische Krücke. Zum Glück hatten die Heiler sich nur auf das rechte, offenbar mehr in Mitleidenschaft gezogene, Bein konzentriert und dabei völlig übersehen, dass der falsche Wadenmuskel links bläulich durch die Haut schimmerte. Gut überdeckt von einem magischen Tattoo. Leland war ja so gewitzt. Und ebenso wie das Richtigstellen in welcher Nicht-Beziehung er zu Susann stand, hatte er mal eben verpasst, die Heiler davon zu unterrichten. Auch wenn er es konsequent ignorant ausblendete, dass das ganze Unterfangen illegal war: das war sogar im klar!
Aber das war nun wirklich nebensächlich. Leland schob sich den großen Schokofrosch zur Hälfte in den Mund, um die Hand frei zu haben, damit er die Klinke zu dem Krankenzimmer herunterdrücken konnte, in dem Susann - so hatte man ihm das zumindest gesagt - sich befand. Die Heiler hatten ihm umständlich erklärt, was der Zustand der Peakes war. Als hätte Leland die emotionale Reife Susann in dem Moment souverän gegenüber zu treten. NOT! Lieber einfach mal... schaun, was passierte. Genau. "Heo..." Lelands Begrüßung wurde fast völlig von der Schokofrosch-Maulsperre verschluckt. Höchst professionell. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend schob er die Tür ganz auf und stapfte leicht - sehr - unbeholfen in das Krankenzimmer hinein. Eh das war hier alles viel zu kompliziert. Damit kam er nicht klar. Leland war ja so oft genug schon mit seinen Gliedmaßen überfordert und stolperte mehr durchs Leben, als dass er geradewegs zielsicher und mit festem Stand vorwärts kam.

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 02.11.2015 um 22:26:

Sie konnte das nicht. Sie wollte vor allem aber auch nicht, hatte nicht mehr die Kraft dazu, das alles irgendwie durchzuziehen. Sie war allein. Nicht wirklich, denn sie hatte ihre Familie, ihre Geschwister und ja, auch irgendwie Leland, wenn auch auf eine seltsame, verquere Weise, aber bei ihm fühlte sie sich gut – und sie wollte da nicht weiter drüber nachdenken, denn das würde zu noch mehr Verwirrung führen. Aber sie fühlte sich trotzdem allein gelassen, was auch kein Wunder war bei allem, was in letzter Zeit passiert war. Da konnte ihr auch nicht wirklich jemand helfen, na ja, zumindest nicht mehr, als sie es schon taten, denn immerhin hatten Ethans Eltern sich angeboten, auf die Kinder aufzupassen, ihr die beiden abzunehmen für einen Tag oder auch mal zwei, was sie auch jetzt in Anspruch genommen hatte, aber abgesehen davon... Na gut, das lag vielleicht auch daran, dass alle Welt dachte, dass es ihr gut ging, dass sie damit schon klar kommen würde, hey, immerhin war sie es ja gewohnt, sich allein um andere zu kümmern. Damals hatte sie mit ihren Geschwistern angefangen, bis sie selbst Mutter geworden war und selbst dann hatte sie sich auch noch um Charlotte gekümmert, was alles kein Problem war. Nun war ihr Mann gestorben, und? Sie bekam doch alles noch immer wunderbar hin, selbst die Schwangerschaft hatte dem keinen Abbruch getan, weil sie wusste, dass sie weitermachen musste, weil sie ein Vorbild sein musste, eine gute Mutter für ihre Kinder. Muss, muss, muss... es ging einfach nicht anders, sie konnte sich nicht hängen lassen, sich mal auf sich selbst konzentrieren, denn da waren Menschen, die von ihr abhängig waren und jetzt... Jetzt lag sie hier im Krankenhaus und musste sich von diesem kleinen Wunder verabschieden, mit dem sie nie gerechnet hätte, dass so unverhofft in ihr Leben getreten war und noch mal für Chaos gesorgt hatte.

Sie nahm die Stimmen um sich herum wahr, hörte, was gesagt wurde, dass sie pressen musste, doch für einen kleinen Moment war sie sich nicht einmal sicher, ob sie selbst noch leben wollte. Es wäre doch so viel einfacher, wenn sie hier mit ihrem Baby zusammen starb. Für die Kinder war gesagt, ihre Geschwister waren auch mittlerweile theoretisch alt genug, sodass sie sich nicht mehr kümmern musste... Sie hatte einfach ihren Kampfgeist verloren, die Bärenmama in ihr hatte aufgegeben, weil der Verlust zu stark wog. Wie sollte sie weitermachen? Mit dem Baby war ihr gerade noch etwas von Ethan geblieben, und jetzt war auch das verloren.
Wie auch immer sie es hinbekam, vermutlich mit der ganzen Hilfe und auch irgendwie dem Druck, der ihr von den Menschen um sie herum gemacht würde, aber sie presste. Mit dem letzten Bisschen Kraft, das ihr noch geblieben war, versuchte sie... mitzuarbeiten, hörte immer wieder, dass sie das gut machte, auch wenn sie es nicht wirklich hören konnte und wollte. Sie wollte einfach nur, dass es aufhörte, dass sie keine Schmerzen mehr hatte. Und dann war es soweit. Zwei Mal hatte sie schon ein Kind bekommen, zwei Mal hatte sie das erste Schreien ihres Kindes gehrt, das sie hatte Lächeln lassen, wenn ach völlig erschöpft, das sie mit Stolz und Glück gefüllt hatte, und jetzt... war es einfach vollkommene Stille, die sie einhüllte und ihr Herz fast zum Stehen brachte. Doch dann passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte... Sie legten ihr ihren Sohn in den Arm. Dieses kleine Wesen, was noch viel mehr Zeit benötigt hätte, um zu überleben. Ihr Atem stockte und ihre Augen hingen an diesem kleinen Lebewesen, was normalerweise atmen sollte, dessen Herzschlag sie spüren können müsste, doch es passierte nichts. Reglos lag es in ihrem Arm, damit sie sich verabschieden konnte, weil es das alles hier einfacher machen sollte, doch Susann bezweifelte, dass das irgendetwas bringen würde. Spätestens, als sie ihr ihren leblosen Jungen wieder aus dem Arm nahmen, war es für sie vorbei. Sie bekam nichts mehr um sich herum mit, ließ die Personen hier einfach machen und fühlte sich fast wie tot. Der Schmerz war auf einmal weg, zumindest der körperliche und innen fühlte sie sich einfach hohl, als wenn nichts mehr da wäre, und irgendwie war es das auch nicht. Mit diesem Kind war ein Teil von ihr gestorben und sie wusste nicht, ob sie diesen jemals wiederbekommen würde.

Das nächste, an was sie sich erinnerte, war wie sie in einem Zimmer lag auf einem Bett, in Krankenhauskleidung gesteckt, das eigene Kleid war im Müll gelandet, denn das wollte sie nicht mehr sehen. Wie lange sie nun hier lag, das wusste sie absolut nicht. Fünf Minuten? Drei Stunden? Zwei Tage? Es hätte alles sein können, denn sie versuchte zu verdrängen, was passiert war. Immerhin war es einfacher, gar nicht daran zu denken, als sich mit dem Verlust auseinanderzusetzen, zu trauern. Nein, sie durfte einfach nicht daran denken, was hier heute passiert war, wie es ihr damit ging. Man sah es ihr allerdings an... Die Haare standen ein wenig ab, die Augen waren rot und zugeschwollen von den vielen Tränen, die sie vergossen hatte, und insgesamt wirkte sie vollkommen kraftlos, was sie auch war. Als die Tür aufging, wollte sie am liebsten einfach nur die Augen zumachen und so tun, als wenn sie schlafen würde, damit sie in Ruhe gelassen würde, doch als sie Leland entdeckte, schaffte sie das nicht. Irgendetwas in ihr wollte und brauchte ihn hier, weshalb sie doch die Augen offen ließ, sogar kurz versuchte, sich aufzusetzen, was sie aber dank der Schmerzen direkt wieder ließ. Man sollte meinen, das nach allem, was sie die Jahre über gemacht hatten, wie sie sich gegenseitig auf die Nerven gegangen waren, Leland der letzte Mensch wäre, den sie in so einer Situation hätte sehen wollen, doch er war der einzige Mensch, dem sie jetzt gerade gegenüber treten konnte.
„Hey,“ leicht kratzig hörte sich ihre Stimme an, und sie drehte sich vorsichtig etwas mehr auf die Seite, um ihn so ansehen zu können. „Wie geht es dir.“ Ja besser die Aufmerksamkeit auf ihn lenken, damit sie nicht über sie selbst reden oder nachdenken musste. Da war es eh viel interessanter herauszufinden, was mit Leland war. Dann würde sie vielleicht auch nicht wieder anfangen, zu weinen, denn sie hatte es gerade mal geschafft aufzuhören. Vielleicht konnte sie auch einfach nicht mehr weinen, wer wusste das schon...

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Geschrieben von Leland Spencer am 03.11.2015 um 18:33:

Wie könnte er auch? Nachvollziehen. Was hier passierte. Wie sich Susann fühlen müsste. Wie sich das anfühlte, wenn man ein Kind verlor? Was für ein herber Verlust das war. Für Mutter. Und Vater. Und überhaupt. Er wusste ja nicht, wie sich sowas anfühlte. Woher denn auch? Er hatte nie Kinder gehabt - nie welche verloren. Sein Waschbär war am Ende das nächste, was als "Kind" dran kam und ... das war nun wirklich nicht das Selbe. Er hatte seinen So-gut-Wie-Bruder verloren und das war schmerzhaft genug gewesen. Erwachsen, wie Leland mit seinen Dreißig Jahren war, hatte er das Ganze höchst erfolgreich einfach verdrängt und sich so wenig wie möglich damit auseinander gesetzt: warum auch - es ging ihm ja so... so viel besser wenn er das nicht tat. Wenn er einfach nicht dran dachte...

Entsprechend blauäugig und unvorbereitet betrat er das Krankenzimmer. Die Augenbrauen des Radiomoderatoren rutschten in die Höhe. Susann sah mitgenommen aus. Müde und schwach und wie auseinander gebrochen. Als hätte man ihr einen Schlag auf den Kopf verpasst, als wäre sie lange Zeit bewusstlos gewesen ... oh, nein, halt. War sie ja sogar. Hups!
Leland stockte kurz und musterte Susann aufmerksam. Bloß kein Indiz übersehen - und dabei tausend Kleinigkeiten völlig unregistriert lassend. "He'vorragend!" mampfte Leland sarkastisch und schob die mittlerweile halb geschmolzene Schokofroschmasse in seine Backentasche. Ein vages Grinsen zeichnete sich auf seiner Mine ab. Nicht wirklich ehrlich. Nicht wirklich authentisch. Kaum, dass es über die Mundwinkel hinaus reichte. Leland ließ die Tür hinter sich wieder zufallen und wanderte etwas umständlich - weil: überfordert mit sich, seinen Beinen und vor allem der Krücke - zu Susanns Bett hinüber. Er kaute seinen Schokofroschrest vor sich hin und schluckte und ... ihm war höchst beklommen zumute, als der Schokofrosch fort war und er nun keine Ausrede mehr hatte, warum er nichts sagte. Was ohnehin schon so ein Moment für sich war: ein sprachloser Leland! Kam auch nicht alle Jahre vor. Leland ließ sich auf einen Drehstuhl der Heiler fallen, die seitlich neben den Krankenbetten hier und dort herumstanden und drehte sich leicht hibbelig auf dem Stuhl - oder eher mitsamt dem Stuhl - herum. Drei Sekunden. Vier Sekunden. Fünf Sekunden. Und er griff nach ein paar Schokofröschen, die auf Susanns Nachttisch neben dem Krankenbett lagen und beschäftigte sich eingängig mit ihnen und vor allem mit der Karte darin; nur um Susann nicht direkt weiter ansehen zu müssen. "So... das heißt... ich kann das Babygeschenk wieder wegtun, jah?" Taktvoll. Wie eh und jeh! "Phew... war eh schwer genug was zu finden, was Riley und Alleah noch nicht haben..." Und einfach noch einmal eins drauf. Weil Leland sich ja SO schwer tat Geschenke für seine Patenkinder zu finden - NOT! Gut: angemessene und passable Geschenke - darin tat er sich wirklich schwer. Nichts desto trotz einen Haufen cooler Geschenke: als würden ihm da die Ideen ausgehen. Leland schob sich den Schokofrosch in den Mund und murmelte taktlos vor sich hin; Hauptsache irgendwas wurde gesagt. Wobei er Susanns direktem Blick konsequent auswich. Tja... definitiv nicht wirklich sein Moment hier. Insgesamt. Die Situation. Ohne Susann auch nur anzuschauen, hob er den Kopf wieder, kaute auf dem Schokofrosch herum und sah zurück über die Schulter zur Tür: als sehnte er sich danach direkt wieder durch jene zu verschwinden. Er begann nervös mit dem Bein zu wippen und drehte auf dem Stuhl nach rechts und links. Unruhig und angespannt. Es kostete ihn tatsächlich einiges an Überwindung, nicht wirklich aufzuspringen und das zu tun, was er nunmal am Besten konnte: abhaun!

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 19.11.2015 um 22:36:

Schlaf. Das brauchte sie jetzt. Jede Menge Schlaf, aus dem sie am besten nicht mehr aufwachen würde, denn dann hätte das alles ein Ende. Der ganze Schmerz der vergangenen Wochen, Monate, der Schmerz, der sie so runtergezogen hatte und der ihr ganzes Leben beeinflusst hatte, und der Lichtblick, der da gewesen war, das war kurioserweise Leland gewesen, von dem man es am wenigsten erwartet hätte. Leland, der so verantwortungslos war wie nur irgend möglich. Aber niemand hatte ihr hier wirklich irgendwie helfen können, das alles durchzustehen. Brauchten sie aber auch nicht, denn nach außen hin schien sie das ja auch meisterhaft zu bewältigen alles, doch wie es innen drin aussah, das war etwas Anderes. Da ließ sie aber auch niemanden einen Blick hineinwerfen, vor allem, weil sie für ihre Familie stark sein musste und ja, irgendwie hatte die Schwangerschaft schon ihren positiven Teil dazu beigetragen sobald sie den ersten Schock überwunden hatte. Dann hatte sie sich gefreut und nun war doch alles wieder vorbei. Dieses kleine Wesen, was ihr da in den Arm gelegt worden war, damit sie sich verabschieden konnte, was schon nach Mensch ausgesehen hatte, aber doch nicht richtig, was so klein gewesen war, viel zu klein zum Überleben und nie seinen ersten Atemzug getan hatte. Die dritte Schwangerschaft und dann das, wo sie sich schon Gedanken über Namen gemacht hatte, gewusst hatte, was es werden würde, wo sie schon die Strampler von Riley rausgesucht hatte, die sie nicht hatte weggeben können, weil sie einfach zu süß gewesen waren, dass sie es nicht übers Herz gebracht hatte. Zu Hause würde eben das auf sie warten, was sie schon vom Dachboden geholt hatte, die Kiste mit den Dingen, die sie nicht mehr gebraucht hatte, die Wiege, die Kleidung, Das Mobile aus kleinen Besen und goldenen Schnatzen, die mit ihren kleinen Flügelchen schlugen und sich mit den Besen langsam im Kreis bewegten und goldgelb leuchteten und glitzerten. Alles würde sie willkommen heißen, wenn sie wiederkam und sie dann noch mal runterreißen.

Ablenkung, die brauchte sie, wenn sie schon nicht schlafen konnte und ja, irgendwo hatte sie die Hoffnung gehabt, dass leland ihr die bieten würde, war er doch immer derjenige, der den ernsten Dingen im Leben aus dem Weg ging, weshalb sie schon fast hoffte, dass er nichts dazu sagen würde, doch vermutlich freute sie sich zu früh. Gerade war es sowieso... seltsam, denn Leland schien nicht wirklich etwas zu sagen zu haben. Dass es ihm hervorragend ging, war ja auch glatt gelogen, sah man doch, aber da würde sie ihm sicherlich nicht reinreden. Sollte er doch sagen, was er wollte, wenn es ihm damit besser ging. Oder es war Sarkasmus, den sie gerade einfach nicht als solchen wahrnehmen konnte. Dafür war sie dann doch zu fertig. Wenigstens setzte er sich schon mal, sonst hätte sie ihm das auch noch gesagt. Immerhin musste er ja nicht die ganze Zeit stehen, definitiv momentan nicht. Sie waren beide mitgenommen, das sah man ihnen auch an, auch wenn Leland zumindest noch etwas Farbe im Gesicht hatte.

Bei seinen Worten zuckte sie leicht zusammen, als wenn der Schmerz des Verlusts noch mal durch sie ziehen würde, ihremn ganzen Körper mitreißen würde, als wenn sie richtig merken würde, wie da ein Loch in ihr drinnen war, das vermutlich nie wieder richtig zusammenwachsen würde. Taktgefühl war aus, war mit den Dementoren davongeschwebt.
„Mhm kannst du,“ gab sie leise von sich, umfasste mit einer Hand die Kante der Decke und hielt sich fast schon an dieser fest, kramfthaft, um irgendwie auch nur ansatzweise den Schmerz verarbeiten zu können, was nahezu unmöglich war. Doch damit war es noch nicht getan und Leland sprach sogar weiter. Und wenn sie gedacht hatte, da könnten keine Tränen mehr kommen, wurde sie jetzt eines Besseren belehrt, als sie merkte, wie ihre Augen wieder anfingen, zu brennen. Schnell schloss sie die Augen, biss sich auf die Unterlippe um den psychischen Schmerz zu einem physischen zu machen und sich davon vielleicht ablenken zu lassen und sie hörte erst auf, als sie Blut schmecken konnte.
„Geh ruhig,“ brachte sie leicht erstickt über die Lippen, räusperte sich leicht, ließ die Decke los und rieb mit den Handballen ein mal über beide Augen, ehe sie wieder in seine Richtung sah. „Du brauchst sicher auch deine Ruhe. Ich komm schon klar.“ Lüge. Und was für eine, aber was sollte sie anderes sagen oder machen? Ihn fragen ob er sich zu ihre legen und sie einfach halten konnte, weil sie das brauchte? Diese Unterstützung? Nein, sicher nicht, vor allem, weil er sie dann ert recht für verrückt erklären würde...

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Geschrieben von Leland Spencer am 22.11.2015 um 19:06:

Leland fand... also nicht, dass er sich da so bewusst drüber Gedanken machte; wo denken wir denn da hin... also; ein Teil von Leland fand: dass die letzten Monate viel zu verlustreich gewesen wären, als dass man jetzt noch etwas an Mitgefühl und Taktgefühl und wie-es-nicht-alles-hieß haben durfte. Oder vielmehr: er fand, dass er ab sofort den Freifahrtschein für taktloses Verhalten erhalten sollte. Weil: nach allem was in den letzten Monaten passiert war, konnte doch kaum mehr jemand erwarten, dass er JETZT auch nurnoch den Funken Empathie übrig hatte oder soviel Energie über seinen eigenen Tellerrand hinaus zu sehen und sich in die Lage anderer zu versetzen.

Leland drehte sich auf dem Heilerstuhl im Kreis.

Das war eine gute Einstellung. Wie er fand - also wie er finden würde, wenn er darüber nachdenken würde, aber das erforderte ja soetwas wie Selbstreflektion; nicht, dass Leland gänzlich nicht dazu im Stande wäre; war er schon. Er verzichtet nur meist darauf jenen Teil seines Denkens zum Arbeiten zu bemühen. Er war da eben ein sehr lockerer Arbeitgeber; was gewisse Teile seines Hirns anging.

Leland stoppte und griff nach einem neuen Schokofrosch auf Susans Beistelltisch. Er schielte kurz zu ihr hin, sah wie ihre Hände sich im Laken verkrampften und er drehte sich wieder auf dem Stuhl im Kreis, während er mit gesenktem Kopf den Schokofrosch auspackte und ihn gerade noch so zu Fassen bekam, bevor er ihm davon springen konnte. "Ha!" stieß er halblaut hervor und griff gerade noch so die Hinterbeine des hüpfenden Frosches. Mittlerweile waren seine Hände schokoladig verschmiert, aber das störte ihn offensichtlich nicht.

Als er sich wieder im Kreis drehte, langsamer diesmal, erhaschte er flackernde Bilder von Susans Gesicht. Drehte sich aber dann doch noch zu schnell, um wirklich länger als nur für eine Sekunde einen Eindruck zu erhaschen. Sie hatte die Augen verkrampft geschlossen. Ihr Gesicht sah angespannt aus. Susans Stimme klang brüchig, schon fast wieder kaum hörbar, an Lelands Ohren und er stoppte den Stuhl in dem er seine schokoladigen Hände auf die Bettkante ihrer Matratze legte. Matsch Matsch. Damit hätte sie jetzt schöne Schoko-Finger-Abdrücke des Radiomoderators auf ihrem Laken. Lelands Gesichtszüge sahen leicht verschoben aus. Lag wohl aber vielmehr an dem kleinen Kreisel in seinem Kopf, der sich fröhlich weiter drehte. Uah! Iha! Leland schüttelte sein Haupt abrupt, um den Schwindel loszuwerden.

Wenn er sonst kaum etwas, was Susan sagte, einfach mal so stehen lassen konnte, schwieg er gerade erstaunlich lange, nachdem sie ihm gesagt hatte, er könnte gehen. Wieder sah er über die Schulter zurück zur Tür. Und dann schob er den Stuhl wieder an, drehte sich ein, zwei, drei Mal langsam im Kreis und griff dann beherzt nach den Schokofröschen auf ihrem Nachttisch, ehe er sich erhob und kurzerhand auf das Nachbarbett flatzte. Leland schob das Kissen ein Stück hoch und hockte sich auf die Matratze, den Rücken gegen die Wand gelehnt und ließ die noch vollen Schokofroschschachteln auf seinem Bauch liegen; nun, jedenfalls ein paar blieben dort liegen. "Du solltest mehr Schokolade essen, macht glücklich und so..." erklärte er. Guter Tipp, wäre Susann sicher nicht schon längst selbst drauf gekommen. Vor allem: das meinte er jetzt, wenn er die Hälfte IHRER Schokolade bereits aufgegessen hatte. Aber wayne...
Auf ihre Worte ging er garnicht weiter ein. Er packte den nächsten Frosch aus, während er kaum reden konnte, weil sein Mund noch mit dem letzten so vollgestopft war. Statt den Neuen direkt auch zu verputzen, warf er ihn mit wenig Schwung zu Susann hinüber, sodass der lebendige Schokofrosch auf ihrer Bettdecke landete und .. fröhlich vor sich hin sprang. Leland grinste schräg und öffnete die nächste Schachtel. Wie ein kleines Schulkind, das sich im Krankenflügel langweilte und nun eine Armee von Schokofröschen befreite. Und zack. Da sprang der nächste los...

Susann trösten? Ihr gut zureden? Mut machen? - Hätte man wohl erwarten können; dass man das tat - so als guter Freund und so. Aber dann wiederum: er fiel schon völlig aus der Rolle, weil er hier blieb! Nur nicht zuviel erwarten! Und die "Nettigkeit" musste direkt ausgeglichen werden. Zack, und der dritte Frosch schoss im Sturzflug zu Susann hinüber. Attacke der Ninja-Schoko-Frösche!

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Geschrieben von Susann Peakes-Kennedy am 08.12.2015 um 22:11:

Susann musste sich in einem traum befinden, anders konnte sie sich das alles nicht wirklich erklären. Oder wie sonst sollte sie glauben, dass sie gerade ihr Kind verloren hatte und hier im krankenhausbett saß und Leland mehr oder weniger an ihrer Seite war und nicht verschwand? Das konnte doch alles nur ein Traum sein, oder? Sicherlich würde sie irgendwann aufwachen und dann würde sie sich fragen, wie sie einfach auf der Wiese hatte einschlafen können. Glücklicherweise waren die Kinder gut versorgt, da machte es dann nichts, wenn sie nachmittags oder so dann wirklich mal einschlief, aber wenn dann passierte das eigentlich auf dem Sofa, wenn sie ein Buch zur hand genommen hatte oder dergleichen, wenn sie dann irgendwann so vertief war, dass sie weiterlesen wollte, dabei aber einschlief, weil sie viel zu müde war. Aber das Buch beiseite legenund schlafen gehen kam eben auch nicht in Frage, dafür war das Buch doch viel zu interessant und man musste weiterlesen. Dass sie aber auf der Wiese einschlief, das war ihr auch lange nicht passiert. Sie konnte schließlich auch quasi noch das Gras unter ihren Fingern spüren, es riechen, weil es vom Regen noch feucht war. Dass sie diese Gefühle und Erinnerungen hatte, weil sie noch vor kurzem auf dem Rasen gelegen hatte umringt von Menschen, daran glaubte sie gar nicht momentan. Es war viel logischer, dass sie jetzt gerade träumte, dass sie nicht von Dementoren angegriffen worden waren, dass sie nicht am Boden gelegen hatte und ohnmächtig gewesen war. Dass sie nicht dieses Baby, auf das sie sich gefreut hatte, das sie im bauch voller Stolz präsentiert hatte, verloren hatte. Sie konnte es schließlich nicht verlieren. Es war das, was ihr von Ethan noch geblieben war, das letzte, was von ihm noch übrig war, wie ein Vermächtnis, als konnte sie dieses Kind nicht verlieren. Nein.

Und außerdem gab es da noch ein paar Dinge, die dafür sprachen, dass das hier ein Traum war. Leland, der friedlich gestimt war, der nicht abhaute, auch wenn sie ihm gesagt hatte, dass er ruhig gehen konnte, und der noch dazu nun mit den Schokofröschen spielte. Okay gut, das war auch wieder etwas, was real sein konnte, denn da flogen die Frösche auf einmal auf Susann. Zuerst wusste sie nicht wirklich, ob es Absicht oder Zufall war, doch da flog auch schon der nächste. Wenn ihr nach Essen zumute gewesen wäre, dann hätte sie versucht, einen davon zu schnappen. Schokolade machte doch immerhin glücklich oder nicht? Theoretisch? Praktsich wusste sie nicht mehr wirklich, was sie noch glücklich machte, aber einen Versuch war es theoretisch wert, nicht? Doch sie wusste, dass sie nichts runterbekommen würde, und da sie keine Ahnung hatte, wie lange sie noch hier bleiben müsste, wollte sie jetzt gerade auch nicht unbedingt Schokoladenflecken auf ihrer Decke haben und ohne Zauberstab würde sie die auch nicht direkt wieder sauber bekommen, also sollte sie die Dinger lieber wieder zu Leland zurückwerfen. Bei einem schaffte sie das auch, beim zweiten holte sie aber anscheinend zu weit aus und spürte direkt, wie der Schmerz durch ihren Körper zog, was sie leise aufschreien ließ.

Es war kein Traum...
So sehr sie sich wünschte, dass das alles hier nur ein traum war, dass es ihr eigentlich gut ging, dass sie nur aufwachen musste, dieser Schmerz zeigte ihr, dass das hier die Realität war, dass sie ihr nicht entfliehen konnte, und auf einmal wurde ihr wieder eiskalt. Da kamen direkt wieder die Tränen, die sie sofort wegwünschte, weil sie sie nicht fallen lassen wollte. Nicht schon wieder, nicht vor Leland, nicht hier und überhaupt wollte sie einfach nur weg. Ganz weit weg, wo sie ganz alleine war. Ein mal atmete sie tief durch, versuchte, den Schmerz zu ignorieren, doch es funktioneirte nicht. Langsam, vorsichtig drehte sie sich auf die Seite, zog die Beine ein wenig an und zog nun auch die Decke nach oben, um gegen das plötzliche Frieren anzukämpfen, doch es brachte nichts. Ihr war eiskalt.
„Du solltest nach Hause gehen... dich ausruhen.“ Leise war ihre Stimme wieder, und sobald sie die Augen schloss, kamen die Tränen wieder, versickerten im Kissen und sie konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten. Ja, er musste sich ausruhen, er brauchte Ruhe und sie... sie konnte vermutlich einfach nur niemanden mehr um sich haben, wollte allein sein, damit sie nicht mehr diese Maske der Frau, die alles unter Kontrolle hatte, aufrecht erhalten musste.


Geschrieben von Leland Spencer am 08.12.2015 um 23:26:

Nicht okay!
Es gab Dinge, die waren nicht hübsch. Nicht okay. Und dann gab es das hier! Nein! Einfach...

Womit zur Hölle hatte er das jetzt verdient? Oder vielmehr, hatten sie das verdient? Leland war sicherlich kein ritterlicher Held, der sich in den letzten dreißig Jahren nie etwas zu Schulden hatte kommen lassen; sicherlich nicht - er hatte genug Baustellen übersprungen und mehr als genug Chaos und Zerstörung hierlassen. So war's sicherlich nicht. Aber das hier?
Und was konnte Susann dafür? Nichts! Mehr überfordert und schlichtweg ahnungslos, wie man mit solch einer Situation umgehen sollte, pflanzte sich Leland einfach auf das Krankenbett neben dem der Peakes-Kennedy. Nicht ganz weglaufend. Aber eben auch nicht ganz da-seiend. Irgendwas dazwischen eben. Und noch immer zog es ihn schier wie mit magnetischer ANziehungskraft angelockt aus diesem Zimmer raus. Lelands Blick glitt unverhältnismäßig häufig zur Tür. Aber eben dann auch wieder zurück. Zurück zu Susann und dann hastig wieder zu den Schokofröschen.

Es kam nicht oft vor, aber scheinbar war jetzt einer jener seltenen Momente, in denen selbst ihm die Worte fehlten. Oder vielmehr: alles was er jetzt sagen könnte, waren dumme, taktlose Kommentare und zumindest hatte er soviel Selbstbeherrschung übrig eben jene runter zu schlucken. Lelands Blick glitt wieder zu der Hexe hinüber und wieder zu seinem Schokofrosch. Er schnaubte. Atemte laut. Leland atmete immer laut. Lauter als andere Menschen zumindest; aber wenn er nervös und angespannt war, nochmal mehr.

Es war ein dummer Gedanke. Eine fixe Idee. Und Leland tat es einfach. Schickt eine Runde Schokofrösche über die kurze Distanz zu Susann hinüber. In der Hoffnung, sie würde sich aufregen, weil das furchtbar kindisches Verhalten seinerseits war. In der Hoffnung, sie wäre verdutzt und verdattert und wenigstens kurzweilig abgelenkt. Ihre Trauer - so berechtigt sie auch war! - tränkte den Raum regelrecht, füllte ihn bis in die letzt Ecke aus. Drückte schwer auf das Gemüt und erstickte ihn beinahe. Nicht, dass es nicht berechtigt gewesen wäre, nicht, dass er Susann einen Vorwurf machen würde, dass sie eine Spaßverderbin war. Jetzt. Hier. Im Moment. Aber ertragen konnte er es dennoch nicht. Es war schrecklich. Schrecklich hier zu sein und nicht zu wissen, was er tun sollte. Angst zu haben, dass egal was er tat, es falsch wäre und ... war es schlussendlich ja auch.

Lelands Mundwinkel hatten sich kaum zu einem schelmischen Grinsen auch nur ein paar Millimeter in die Höhe gezwungen; in dem kläglichen Versuch die Stimmung wenigstens etwas zu lockern, da brachen sie auch abrupt wieder in die Tiefe. "Sue!" stieß er abgehakt hervor und sprang ohne zu Zögern vom Bett herunter. Er stolperte als sein linkes Bein unter dem unerwarteten Gewicht, zur Seite weggknickte und stützte sich an der Kante von Susanns Matratze ab und ... Die Hexe rollte sich ein, rollte sich fort und Leland berappelte sich wieder, richtete sich auf und ...

Auch wenn Susann das Gesicht abgewandt hatte und sich eingerollt hatte und offenkundig zitterte, konnte man in ihrer Stimme hören, dass sie kurz davor war zu weinen. Oder es am Ende schon tat. Er hatte Susann schon weinen gesehen. Aus Wut, oder Frustration oder weil er so unfassbar gemein zu ihr gewesen war, dass sie sich nicht mehr hatte zusammen reißen können. Aber jetzt? Das hier? Leland ballte die Hände angespannt zu Fäusten und biss die Kiefer hart aufeinander. Er fühlte sich hilflos und ohnmächtig und schlichtweg unglaublich unfähig und nutzlos. Kaum erträglich.
Und schlussendlich, auch wenn es ihm widerstrebte, wenn er sich selbst dafür unendlich hasste - als sie sagte, er sollte gehen, stürzte sich sein Innerstes nach jenem kleinen Strohhalm, fiel regelrecht darüber her wie ein Rudel hungriger Hyänen über einen toten Kadaver. Sie sagte ja, was sie brauchte - gut, das konnte er sich hübsch einreden in dem Moment. Sich gedanklich vorsagen, dass sie allein sein wollte, dass... sie Zeit für sich brauchte. Dass, selbst wenn sie jemanden hier haben wollte, ER bestimmt der Letzte wäre und ... Leland öffnete den Mund. Aber schon als er den Druck in seiner Kehle hochsteigen spürte, schloss er ihn abrupt wieder und presste die Lippen hart aufeinander. Weder sich selbst, noch seiner Stimme trauend, dass sie sich in dem Moment nicht direkt selbstständig machten. Leland wandte sich ab. Er legte die Hand kurz auf die Erhebung unter dem Laken, wo er Susanns Fuß vermutete und drückte kurz, ehe er ... tatsächlich ging.

Immerhin hatte er es einige Minuten lang ausgehalten. Immerhin das. Er war nicht SOFORT abgehauen.
Und kaum fiel die Tür hinter ihm wieder mit einem leisen Klicken zu, brach eine Welle aus Selbsthass über ihm ein. Angespannt schnaubend atmete er aus und lehnte sich einen Augenblick gegen die geschlossene Tür, den Kopf mit einem harten unangenehmen Klonk gegen die Tür fallen lassend und starrte abwesend finster an die Decke im Flur. Großartig. Echt großes Kino. Ganz große Meisterleistung!

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