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Like a hand grenade, thrown in a hurricane
Normal? Normal war das alles definitiv nicht mehr. Normal: nein, damit konnten Longbottoms nicht dienen. Wenn die Welt um sie herum friedlich und idyllisch und harmonisch war, dann schaffte es das Ehepaar ständig an allen Ecken und Enden Drama zu produzieren, aber kaum, brach ihre Umwelt in Chaos aus: da konnten sie wieder die vernünftigen, erwachsenen Menschen sein, die sie eigentlich bereits waren. Immerhin konnte man sich mit 42 nun wirklich keinen Teenager mehr schimpfen. Absurderweise... nicht, dass Neville es sich gewünscht hätte - definitiv nicht - funktionierten er und Hannah wesentlich besser als vernünftige Eltern, während in der Familie und der Welt um sie herum eine Katastrophe die nächste jagte. Als wäre das genau ihr Ding. Nicht, dass es einfach war. Nicht, dass sie sich nicht die idyllischen Tage zurück wünschten. Die schönen Sommertage im Trinity Garden. Ja, das waren schöne Zeiten gewesen. Bessere Tage. Und es waren genau jene Erinnerungen und die fundamentale Hoffnung, dass sie in nicht all zu ferner Zukunft wieder dort einen warmen Sommernachmittag genießen würden können - in Frieden und Harmonie - was Neville Kraft gab. Kraft und Motivation und Antrieb.
Der ehemalige Professor ließ den Blick über seine Kinder streifen. Er sah sich um; keine Spur von Frank. Aber längst hatte er ein gewisses Grundvertrauen darin gesetzt, dass Frank wusste, was er tat und vielmehr: auf sich aufpassen konnte. Im Gegensatz zu den drei Zwergen in der Reihe vor ihnen. Gut, oder vier. Wobei Sofian sich wenigstens nicht hatte kidnappen lassen. Dafür benahm er sich wie eh und je: unfassbar unerzogen und taktlos und Neville gab ihm direkt einen Klaps auf den Hinterkopf. Etwas, was nun wirklich keine Seltenheit war. Oft genug widerstand Neville dem Drang Elliots und Sofians Köpfe zu packen und sie energisch gegeneinander zu schlagen - und noch öfter kam er dem Bedürfnis einfach nach. Jungen konnten in dem Alter wirkliche Trottel sein. Zum Glück war er ja nie so gewesen ... never!
Er hörte Hannahs Kommentar zu den Kanadischen Jäger und sah empor. Gerade noch um eine eigentlich unmachbare Parade zu sehen... nein, Moment, die WAR unmachbar gewesen.
Neville verzog grimmig nachdenklich das Gesicht und musterte die drei Jäger scharf. Immer Wachsam... so ein wenig paranoid durfte man wohl sein. Da ging doch bestimmt etwas nicht mit rechten Dingen zu... Nein, nein, das dachte er natürlich nicht, nur weil er England anfeuerte und es ihn in seiner Fanehre störte, dass die Jäger so gut flogen. NEVER! Absolut begründete Verdachtsmomente hier! Totally!
Aber er wurde gleich drauf abgelenkt, als Hannah spürbar näher rückte. Ganz automatisch hob Neville seinen Arm und legte ihn locker über Hannahs Schultern, während er sich eine Hand voll Popcorn aus ihrem Becher... "wäh... was'n das?" Er spuckte die Popcorn zwischen seinen Beinen auf den Boden. Zum Glück waren Elliot, Mairwen und Sofain zu sehr mit dem Spiel beschäftigt und Alice sah nur unsicher flüchtig zurück, wich Nevilles Blick aber direkt aus. Mairwen klatsche Sofian gerade einen angefressenen Hotdog um die Nase. Offenbar hatte er wieder versucht sie dazu zu drängen seine Reste zu essen. Was er in den letzten Tagen oft genug machte. Was... nun, unter normalen Umständen, hätte Neville das nicht so toll gefunden. Sofian könnte echt etwas respektvoller mit ihr umgehen. Aber nicht nur Alice schob ihr Essen auf dem Teller nur von einer Seite zur andere. Mairwen hatte nach der Entführung auch damit angefangen. Ganz normal, hatte Padma erklärt. Das musste nichts heißen, keine Sorge, sie entwickelt keine Essstörung. Man muss es nur beobachten. Aber das ist ganz normal in Anbetracht dessen, was sie durchgemacht hat. Und Sofian schaffte es ja doch, Mairwen dann und wann Essen unterzujubeln. Auch wenn seine Methoden nicht einwandfrei waren. Immerhin...
ABer zurück zum Popcorn: das nach Himbeerzucker schmeckte. HALLO? Popcorn durfte nicht nach Himbeerzucker schmecken - Karamell, Kürbiszucker, Pfeffer, alles in Ordnung. Aber doch nicht Obst... das war ja pervers.
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Während Neville schon wieder ein Komplott vermutete, wo keines war, war Hannah einfach nur begeistert von den kanadischen Jägern. Die waren wirklich verdammt gut, diese Dynamik, dieses Teamplay, davon könnten sich ihre Jäger sicher noch eine Scheibe abschneiden. Dass es daran liegen könnte, dass die kanadischen Jäger Drillinge waren und man das ja schon von Zwillingen kannte, dass die teilweise Gedanken lesen konnten, darauf kam Hannah gar nicht. Momentan dachte die Blondine relativ wenig nach, sah das Spiel einfach an, wie die Muggel zuhause Fußballspiele gebannt im Fernsehen verfolgten. Ja, während Neville vermutete, dass da irgendetwas nicht ganz stimmte, weil ein hartgesottener Fan nicht einsehen wollte, dass die Mannschaft auch Mal einen schlechten Tag haben könnte, genoss Hannah es regelrecht, einfach Mal nur zuzusehen und sich keinerlei Gedanken darüber zu machen. Lediglich darüber, was der Kerl neben ihr für ein Problem hatte, bzw. weshalb der sich so überschwänglich freuen musste. Ging ja auch etwas weniger aufdringlich, aber gut. Sie wurde mehr an Neville gedrückt, der daraufhin den Arm um sie legte und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Wenn man sie in diesem Moment sehen würde, würde man sie wieder in die Schublade packen, in der all die Paare waren, die wunschlos glücklich waren und die sich niemals anschrien, die perfekte Ehe eben. Sie mochten im Moment danach aussehen, doch sie wussten beide, dass es durchaus sehr viele Momente gab, in denen das nicht so war, bei der Fleetstreetparty hatten dann auch die meisten ihrer Freunde und Freunde ihrer Kinder mitbekommen, dass bei Longbottoms längst nicht alles so rosa war, wie es für viele den Anschein hatte.
Hannah beobachtete amüsiert, wie Neville, wie so oft, in ihre Tüte griff und sich etwas von dem pinken Popcorn klaute. Alleine das hätte ihn ja eigentlich abschrecken sollen, doch ihr Ehemann schien wohl so auf das Spiel konzentriert zu sein, dass er die ungewöhnliche Farbe gar nicht bemerkte. Ein Lachen musste sich die Blondine dann doch verdrücken, als Neville deutlich angeekelt das Popcorn wieder ausspuckte. Es hatte schon so seinen Grund gehabt, weshalb Hannah eben genau dieses Popcorn genommen hatte, weil es bisher immer so gelaufen war, dass am Ende Neville das meiste davon gegessen hatte, wenn sie abgelenkt gewesen war. Und das war jetzt eben heute ihre kleine Rache dafür. Sie war sich sicher gewesen, dass Neville Himbeer-Popcorn nicht mögen würde. "Himbeer-Popcorn. Schmeckt man doch", meinte sie daraufhin auf Nevilles Nachfrage, was das denn bitte sei und grinste ihren Ehemann unschuldig an. "Ich dachte, wir versuchen Mal was Neues." Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, weil sie genau wusste, dass weder Mairwen noch Elliot daran Schuld waren, wenn ihr Popcorn bei gemeinsamen Filmabenden, die es früher doch wesentlich öfter als heutzutage gegeben hatte, dass das Popcorn immer so schnell alle war. Der Täter saß direkt neben ihr, jedoch wurde auch Hannah einen Moment abgelenkt, als ein Raunen durch die Mengen ging. Die Nebensitzer der Longbottoms schienen sich beinahe die Köpfe zu verrenken, weil sie unbedingt sehen wollten, was da über ihren Köpfen vor sich ging. Mit einem Mal schwebte da der Sucher der Kanadier einige Meter über ihnen, völlig konzentriert; und nicht nur der schien plötzlich sämtliche Konzentration auf einen Punkt zu fokussieren, sondern auch der britische Sucher. Wie es aussah hatten die beiden endlich den Schnatz gesichtet und es versprach, spannend zu werden. Vor lauter Aufregung hatte Hannah einfach Nevilles Arm umfasst und klammerte sich daran, den Druck immer ein wenig erhöhend, wenn es aussah, als würde der Kirke den Schnatz gleich fangen.
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"Hmpf." Neville grummelte dumpf und schüttelte den Kopf. Also kein Popcorn für ihn heute. Verdammt. "S' nächste Mal..." aber da brach er auch schon ab und hob den Kopf in den Nacken, als Kirke zum Sturzflug ansetzte und einen scharfen Bogen um die Zuschauertribüne zog und... "Merlin!" stieß Neville gespannt hervor. Ob nun, weil es so spannend war und Kirke wirklich SO dicht am Schnatz war, oder vielmehr, weil Hannah ihm gerade sämtliches Blut aus dem Arm presste und ... "JAH VERDAMMT!" stieß Neville abrupt hervor. Um sie herum löste sich die gespannte Stille mit einem Schlag, als Kirke einen Bogen flog und scharf bremste; den goldenen Schnatz in der Hand. "Yeaaaaaaaaaaaaah!" brüllte die Menge und Neville stimmte ein und mit ihm die gesamten Reihen vor hinter und neben ihnen. Die Zuschauer sprangen von ihren Sitzen auf und warfen die Hände in die Höhe. Popcorn und Chips und Butterbier regnete auf sie hinunter und magisches Konfetti explodierte in der Luft. Luftschlangen und bunte Luftballons brachen mit einem Mal buchstäblich aus dem Nichts hervor.
Mitgerissen von der Euphorie und vollgepumpt mit Adrenalin von der Spannung der letzten Minuten, war Neville einfach aufgesprungen. Nicht daran denkend, dass er noch vor einem Monat keinen Schritt hatte ohne Hilfe gehen können, dass er noch immer an schlechten Tagen kaum die Treppe hinunter in den Schankraum des Tropfenden Kessels humpeln konnte und wenigstens eine Gehhilfe brauchte, wenn nicht sogar immer noch den magischen Rollstuhl. Aber in dem Moment, jetzt gerade eben, stad Neville so unter Strom, dass er einfach nicht daran dachte. Aus reiner Gewohnheit, weil er über dreßig Jahre lang sicher und fest auf seinen Beinen gestanden hatte, ließ er sich mitreißen. Nur um einen Bruchteil einer Sekunde später, hastig nach Hannahs Arm zu greifen, um sich festzuhalten, als das rechte Bein einfach unter ihm wegknickte, als wäre es nicht da. Ironischer Weise stand er auf dem linken Bein, eben jenes, das kurz über dem Knie von einer magischen Prothese vervollständigt wurde, geringfügig sicherer, als auf dem, das noch völlig sein Eigenes war. Die Prothese fröderte die Nervenstimmulation, hieß es. Weil die Magie darin beschaffen war sich möglichst effizient an die noch vorhandenen Nerven anzugliedern und anzuschließen. What-ever. Neville hatte die komplexe Heilkunst nicht verstanden . Hatte es auch nicht verstehen wollen. Nicht in jenem Moment als man ihm das erklärt hatte.
Für den Bruchteil einer Sekunde - okay, ehrlich gesagt, wesentlich länger - legte sich ein angspannter Schatten über Nevilles Züge, als er einmal mehr daran erinnert wurde, dass er alt und sterblich war und vor allem; sein Körper ihm schlichtweg den Dienst versagte. Einen Augenblick lang hielt er sich an Hannah fest. Aber auch wenn er nach der Attacke im März an Substanz verloren hatte, war er noch immer viel schwerer als seine Frau. Neville ließ sich auf den Sitz zurücksinken und schob Hannahs Hand weg, noch bevor sie sie wirklich zu ihm ausstrecken konnte. Der Longbottom fuhr sich angespannt über das Gesicht und bließ geräuschvoll Luft aus den Lungen, bließ die Frustration buchstäblich weg. Oder versuchte es zumindest. DAs hier war ein guter Moment. Das hier war... Sein Blick glitt über die Kinder in der Reihe vor ihnen und hin zu Alice und schließlich zu Hannah zurück und ein leicht gequältes, aber bemühtes, Grinsen zeichnete sich auf seinen Mundwinkeln ab und er griff versöhnlich nach Hannahs Hand. Nein, das hier war gut. Das hier war ein guter Moment.
Vorhalten sollte es nicht all zu lange - aber das war Neville nicht klar - vielmehr konnte er es ja nicht ahnen, als er sich eine Zeit später wieder erhob. Wie aus dem Nichts erschienen magische Krücken neben ihm und legten sich wie nur für ihn hergestellt um seine Unterarme, sodass er sich sicher darauf abstützen konnte. Die Kinder rannten voraus. Elliot und Sofian und Mairwen hinterher und Hannah versuchte Alice davon zu überzeugen das GUTE Himbeerpopcorn zu essen. Und Neville dachte einfach nicht nach. "Lass dich nicht von ihr hinters Licht führen, sie mag es nur selbst nicht und versucht es jetzt anderen Leuten anzudrehen..." warnte er Alice. Nicht daran denkend, dass es wichtig war, dass sie aß. Dass Essen eine heikle Angelegenheit bei ihr war. Er wusste es. Sicherlich wusste er es. Aber er dachte einfach nicht daran. Er behandelte Alice, wie er sie immer behandelte. Nun, nicht ganz. Weniger distanziert, weniger überfordert. Vielleicht weil er endlich wusste, was mit ihr war. Weil sie endlich nicht mehr in völliger Dunkelheit tappten.
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Zufrieden grinsend aß Hannah weiter ihr pinkes Popcorn, nachdem Neville nun aufgegeben hatte, weil es ihm eindeutig nicht schmeckte. Ziel erreicht, hehe. Lange dauerte der Triumph aber dann auch nicht an, weil mit einem Mal sämtliche Aufmerksamkeit über ihr lag, als der Sucher der britischen Mannschaft zu einem Sturzflug ansetzte und in einem scharfen Bogen um die Zuschauertribüne zog. Dass sie ihrem Mann gerade sämtliches Blut aus dem Arm presste, merkte Hannah gar nicht, die sich vor Aufregung an ihm fest klammerte und mit weit aufgerissenen Augen das Spektakel ansah, das sich ihnen da gerade bot. "KOMM SCHON, KIRKE!", stimmte Hannah in die Rufe mit ein und gleich darauf löste sich sämtliche Anspannung um sie herum und die Zuschauer verfielen in begeisterte Rufe und freudiges Brüllen. Kirke hatte den Schnatz gefangen! Er hatte ihn! Das hieß ... "Wir sind Weltmeister!", schrie Hannah wohl genauso schrill, wie die meisten Leute um sie herum und fast zeitgleich mit Neville sprang auch Hannah von ihrem Platz auf. Im ersten Moment konnte sie es gar nicht richtig fassen. Doch langte hielt diese kurzzeitige Freude darüber, dass Neville wirklich zu stehen schien, nicht an. Gleich darauf griff er auch schon nach ihrem Arm, hielt sich an ihr fest. Und sie war für ihn da, war ihm die Stütze, die er brauchte. Sie würde es immer bleiben, auch wenn er, sollte nochmal irgendwann ein Wunder passieren, wieder laufen und alleine stehen konnte. Ihre Hand hatte er schon zur Seite geschoben, oder vielmehr abgeblockt, ehe sie diese nach ihm ausstrecken konnte. Hannah ließ es sein, schenkte Alice ein beruhigendes Lächeln, als die sich zu ihnen umdrehte und sie mit fragendem Blick ansah. Es war alles in Ordnung, das wusste Hannah. Es war nicht leicht für Neville und sie verstand das.
Sie grinste ihn ebenfalls an, als er nach ihrer Hand griff, drückte die seine sanft. Sie waren Weltmeister geworden! Es war unglaublich, unglaublich toll. In der Reihe vor ihnen flippten ihre Kinder und Sofian immer noch total aus, es regnete neben den ganzen Luftschlangen und Luftballons auch eine Menge Popcorn, ein halb aufgegessener Hotdog flog durch die Luft, die Menge tobte. Zum Glück hatte ihr eigenes Popcorn überlebt, der Kerl neben ihr hatte sich in die andere Richtung gefreut und so stand ihre Tüte noch direkt neben ihr, wo sie diese abgestellt hatte, als sie sich vorhin an Neville geklammert hatte, weil es so spannend geworden war. "Da hat sich der ganze Stress gelohnt", meinte sie grinsend und gut gelaunt zu ihrem Ehemann. Sie war anfangs noch skeptisch gewesen, aber dann wiederum, was gäbe es Besseres, wenn die eigene Nationalmannschaft am eigenen Geburtstag Weltmeister werden würde? Zumindest die hartgesottenen Fans würden sich megamäßig darüber freuen. Hannah hingegen ließ sich einfach von der ausgelassenen Freude anstecken. Das hatten sie verdient. Sie hatten es so verdient, nach all den Strapazen, den vielen dunklen Stunden in den letzten Wochen. Sie hatten diese Freude, dieses Glück verdient.
Während Sofian, Mairwen und Elliot als erste ihren Platz verließen, blieb Alice bei ihren Eltern, hauptsächlich deshalb, weil Hannah die Chance nutzte, ihrer Tochter etwas Popcorn anzudrehen. Essen war bei Alice wichtig und Hannah nutzte jede ihr nur mögliche Chance, die sie hatte, Alice ganz nebenbei Essen zu geben, wie jetzt wo sie ihrer Tochter die Tüte Popcorn in die Hand drückte und sie versuchte, davon zu überzeugen, dass es so gut war, dass Alice es unbedingt mal probieren musste. Sie musste einfach! Alice skeptischer Blick hatte sich für den Bruchteil einer Sekunde verändert und sie hatte die freie Hand in die Nähe der Tüte geführt, nur um sie gleich darauf zurück zu ziehen, was an Nevilles Worten lag. Der wurde von Hannah mit einem bösen Blick bedacht, ehe sie Alice wieder anlächelte. "Hör nicht auf deinen Vater, der redet wieder nur Unsinn!", ein erneuter Seitenblick zu Neville und Alice gab sich doch geschlagen,nahm eine handvoll des pinken Popcorn und aß eines davon, ehe sie die Tüte dann wieder Hannah reichte und den Rest festhielt. Aber das war in Ordnung, sie hatte zumindest ein bisschen was gegessen. Hannah knuffte Neville spielerisch in die Seite, ehe sie mit ihm zusammen hinter den Kindern her ging. Es ging sowieso eher schleppend voran, weil einfach so viele Menschen hier waren.
Die ausgelassene und fröhliche Stimmung schwankte mit einem Mal um, als sich eine eisige Kälte schleichend über sie legte. Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Hand langsam die dünnen, langen Finger nach ihnen ausstrecken. Eine Gänsehaut jagte ihren Rücken hinab und sie umfasste Nevilles Arm. Diese Kälte ... sie war beinahe erdrückend. "Was ..." und dann brachen die Menschen um sie herum in Panik aus. Die Kälte verstärkte sich, die Hand schien sie fast schon fest in ihrem Griff zu haben, automatisch hatte Hannah mit ihrer freien Hand den schlanken Holzstab in ihrer Manteltasche fest umfasst und gleich darauf auch aus dieser befreit und einsatzbereit. Lieber war sie übervorsichtig als nochmals so nachsichtig wie damals. Dass sie dazu vielleicht gar nicht kommen würde, ahnte sie gar nicht. Die Kälte war durchaus bekannt, konnte sie sich nur zu gut an die Zugfahrt zu Beginn des dritten Schuljahres erinnern, als Dementoren den Hogwartsexpress nach Sirius Black durchsucht hatten. Dennoch kam sie gerade nicht auf die naheliegende Antwort auf die in der Luft schwebende Frage, was hier gerade vor sich ging, weshalb sie ihren Ehemann mit fragendem, leicht verängstigtem, Blick ansah, nur um sich gleich darauf nach ihren Kindern umzusehen, die ... mit einem Mal nicht mehr in ihrem Blickfeld waren. Panik stieg in Hannah auf und sie versuchte, ihre Kinder in der Masse an Menschen vor ihnen ausfindig zu machen, jedoch ohne Erfolg. Rufe nach ihnen gingen in den urplötzlichen Schreien unter und weil sie so sehr darauf konzentriert war, ihre Kinder zu finden, bekam sie weder die hellen Lichter die die Patroni ausstrahlten mit, noch dass nun mehrere Menschen "DEMENTOREN!" schrieen.
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Ein guter Tag. Das war ein guter Tag. Aller Hürden und aller Stolpersteine zum Trotz. Er hatte turbulent angefangen, mit den Zwillingen, die bei Nacht und Nebel zur Welt gekommen waren und direkt ärztlichen Beistand benötigt hatten. Weswegen Mairwen ins St. Mungo gemusst hatte. Definitiv kein sonderlich guter Start. Weder für die Zwillinge, noch für die frisch gebackene Mutter - oder vielmehr die frisch gebackenen Eltern - noch weniger in den Tag, auch wenn das Problem verschwindend gering gewesen war, gegen das viel präsentere und dringlichere: die Gesundheit der Enkelkinder. Es war noch immer befremdlich, so darüber zu denken. Von den Enkelkindern zu sprechen. Den eigenen Enkelkindern. Aber man würde sich vermutlich daran gewöhnen. Irgendwie. Musste man eben. Tat man ja immer. Irgendwann. Als Neville zwanzig gewesen war und Frank zur Welt gekommen war, hatte er es ebenso sonderbar und befremdlich empfunden von sich als "Vater" zu denken, zu sprechen - zu fühlen. Nein, wobei das eher nicht. Das Gefühl selbst war nie fremd und sonderbar gewesen. Eher richtig. Als wäre eben damals der richtige Moment gewesen. Der rechte Zeitpunkt.
Aber schlussendlich war es doch noch ein guter Tag geworden. Vielleicht waren das ihre guten Tage immer - Tage, die schon so schlecht anfingen, das man sie schon fast wieder streichen wollte und in denen sie es dennoch schafften, das Ruder irgendwie herum zu reißen. Aus einem schlechten Anfang doch noch irgendwie etwas Gutes zu schaffen. So wie sie das eben taten. So wie Longbottoms es immer getan hatten.
Weit gefehlt.
Neville schwelgte noch in dem Anblick, der sich ihm bot. Genoss den Moment. Wie sie hier in der belebten Menschenmenge langsam hinaus auf die Wiese rund um das Stadion traten und sich einfach mittreiben ließen. Wie Hannah mit Alice sprach und ihr das pinke Popcorn anbot. Wie ... alles einfach irgendwie gut war.
Und dann war es vorbei. Von einem Moment auf den anderen.
Die beklemmende Kälte kroch über den Boden. Fror die Grashalme ein. Der Himmel kleidete sich in dunkles Nachtschwarz. Undurchdringbar. Alles Licht erlosch um sie herum und als Neville ausatmete dampfte die Luft vor ihm in der eisigen Kälte. "Dementoren." zischte er abrupt. Eher aus Reflex. Weniger, weil er einen sah. Weil.. nein, das konnte nicht sein. Das war nicht möglich.
Natürlich hatte er mitbekommen, dass man Dementoren als zusätzlichen Schutz um das Gelände patrouillieren ließ. Begeistert war er nicht gewesen. Aber was hätte er auch tun sollen? In seiner Position als... arbeitsloser Krüppel. Er machte sich nichts vor. Im Ministerium herrschte längst ein anderer Wind. Ein besorgniserregender. Aber first things first.
Die Kinder waren wichtiger gewesen. Die Kinder und ihr Wohlbefinden. Überhaupt, ihre Sicherheit.
Aber Dementoren? Nein.. nicht... "Nicht schonwieder..." murmelte Neville. Er stützte sich auf die linke Krücke und als er die rechte losließ verpuffte sie wieder im magischen Limbus, während er in die Jackentasche griff und seinen Zauberstab zog. Um sie herum brach unterdessen heilloses Chaos aus. "Hannah?! ALICE!" Neville sah sich nach den beiden Blondschöpfen um. In dem plötzlichen Getümmel und Chaos um ihn herum; garnicht mal so einfach.
Und dann waren sie da. Dunkel wie die Nacht. Eisig wie der kälteste Wintermorgen. Monströse, schwarze, fliegende Monster, die alles Glück aus ihrer Umgebung heraussaugten.
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Sicher hatten Neville und die Kinder sich viel mehr auf das Finale der Quidditch WM gefreut, als Hannah das getan hatte. Sie war jetzt kein extremer Quidditch Fan, aber während der WM wurde sie zu einem kurzzeitigen, da ging es dann aber eben auch um die englische Nationalmannschaft an sich, die aus Spielern der verschiedenen Mannschaften bestand, wobei sie ja die Holyhead Harpies ganz gern mochte. Lag wohl auch daran, dass es sich dabei um eine reine Frauenmannschaft handelte, auch wenn sie natürlich nichts dagegen hatte, den gut trainierten Körpern der männlichen Spieler nachzusehen. Da schaute man gerne hin und wenn man den ein oder anderen guten Spielzug dadurch verpasste, tja das passierte eben. Aber wenigstens war Hannah während dem Spiel soweit abgelenkt, dass sie nicht ständig wie eine aufgeschreckte Glucke nach ihren Kindern sehen musste und nachhaken musste, ob alles in Ordnung war. Das Spiel hier war eine gute Ablenkung für sie alle von den vergangenen Geschehnissen. Sie waren während dem Spiel im Hier und Jetzt gewesen und hatten sich zurück gelehnt, waren fröhlich gewesen, hatten gelacht und sich mit den umliegenden Menschen zusammen aufgeregt, wenn etwas schief gegangen war und die gegnerische Mannschaft ein Tor geworfen hatte. Und diese Freude explodierte schier, als verkündet wurde, dass Großbritannien den Weltmeistertitel gewonnen hatte. Es war völlig egal, weshalb dem so war, einzig wichtig war, dass es so war. Sie waren Weltmeister und das musste man feiern! Kein Wunder, dass das gesamte Stadion von Jubelschreien durchflutet wurde und eine Laola-Welle nach der anderen durch die Reihen ging und Pfiffe und einfach gute Laune zu hören war. Man konnte es förmlich spüren, diese überaus positiven Schwingungen, die von so unschätzbarem Glück und Fröhlichkeit sprühten, dass jeder Dementor in der Nähe von dem Verlangen erfüllt wurde, sich an dieser positiven Stimmung zu nähren, sie in sich aufzunehmen, egal was es kosten würde. Natürlich war gesagt worden, dass aufgrund der vergangenen Geschehnisse Dementoren um das Stadion aufgestellt worden waren, als Sicherheitsvorkehrung, doch war das während dem Spiel völlig in den Hintergrund getreten.
Jetzt überkam die Menschenmenge eine eisige Kälte, als die fliegenden Monster sich auf die feiernde Menge stürzte, getrieben von ihrem Hunger nach Glück und Freude. Schreie wurden laut, die ersten Patroni flogen durch die Luft, doch Hannah konzentrierte sich völlig darauf, ihre Kinder zu finden, nicht bemerkend, dass Neville auch nicht mehr direkt hinter ihr war. Panisch drehte sie sich im Kreis, die Namen ihrer Kinder auf den Lippen. Jedoch wurde ihr Rufen in den Schreien erstickt und auch Nevilles Stimme kam nicht bei ihr an.
Und dann spürte sie, wie sämtliche Freude mit einem Mal weg war. Die Kälte, die immer präsenter wurde, jagte eine Gänsehaut nach der anderen über ihren Körper und Hannah rieb sich die Arme, ehe sie auf die Idee kam, lieber Mal ihren Zauberstab aus der Manteltasche zu holen. So weit kam sie aber gar nicht mehr, schwebte da plötzlich einer der Dementoren vor ihr. Hannah schien auf der Stelle festgefroren zu sein, konnte sich weder nach vorne, noch rückwärts bewegen. Schock lag in dem Blick, den sie zu dem Dementor warf. Mit einem Mal verschwamm die Welt vor ihren Augen, die Kulisse veränderte sich gänzlich. Das Stadion wich dem tobenden Krieg in Hogwarts vor mehr als zwanzig Jahren. Schreie ihrer Mitschüler drangen an ihre Ohren, grüne Lichter blitzten um sie herum auf, mischten sich mit dem roten Schein der Schockzauber, es war ein heilloses Chaos. Ihr wurde mit jeder Sekunde die zu vergehen schien immer kälter, als würde sie mitten in der Antarktis stehen und sie fühlte sich miserabel, wertlos, als würde sie es nicht verdienen glücklich zu sein. Und irgendwo ... ja irgendwo tat sie das doch auch nicht. Wer wusste schon, ob sie damals nicht sogar jemanden umgebracht hatte, als sie unter dem Imperio gestanden hatte? Vielleicht verdiente sie es eher, in Askaban zu verrotten oder hier und jetzt die Seele aus dem Leib gesaugt zu bekommen, als ein Leben mit Familie und voller Liebe zu führen. Hannah merkte gar nicht, wie der Dementor immer näher zu kommen schienen, wie die Schreie ihrer Mitschüler von damals immer lauter wurden, als würden sie ihr Trommelfell zum explodieren bringen wollen. Sie fühlte sich so kraftlos wie noch nie, war bereits in die Knie gegangen, presste sich die Hände an die Schläfen und schrie ihren Schmerz hinaus.
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Der erste Reflex. Direkt abgehakt, verarbeitetet und fort geschoben. Stand garnicht erst zur Debatte. Die Idee wurde direkt verworfen, noch bevor sie sich überhaupt wirklich manifestieren konnte. Flucht? Als ob! Neville hatte nach seinem Zauberstab gegriffen noch bevor er auch nur einen Gedanken daran verschwenden konnte. Langjähriges Training übernahm kurzerhand die Kontrolle. Ruhig atmen. Ein und ausatmen. Wo waren die beiden? Wo waren Alice und Hannah? Wo waren Mairwen und Elliot? Frank?
In dem Getümmel und dem Chaos und den panischen Menschen um ihn herum, war es glatt aussichtslos irgendjemanden auszumachen. Hier ein vage bekanntes Gesicht. Nicht Alice. Jemand, der ihn beinahe umrannte. Nicht Hannah. Leute, die mit einem mal wie chaotisch aufgescheuchte Hühner kreuz und quer rannten, während die schwarzen, glücksaugenden Monster wie hungrige Jagdvögel auf sie herab sausten und silbrige Fäden aus ihren Opfern heraussaugten.
Alles um Neville herum war kalt. Eisig kalt. Er spürte, wie die arktische Kälte der Dementoren, die selbst Wärme und Licht aus ihrer Umgebung heraussaugten, ihm langsam in die Knochen kroch, während er sich verbissen versuchte auf die Umgebung zu konzentrieren. Bloß nicht die Realität aus den Augen verlieren. Nicht vergessen, dass ... was auch immer auf ihn zukommen würde.. längst der Vergangenheit angehörte. Dass es nur der faule Trick der Dementoren war ihre Opfer auszuschalten. Zu lähmen. Kampfunfähig zu machen.
Und das war das nächste, was Neville in den Sinn kam. Routiniert griff er nach der nächsten Erinnerung, die er fand. Mit der er schon dutzende Male den Patronus heraufbeschworen hatte und noch in der Bewegung des Zauberstabs brach ein silbriger Schimmer aus der Spitze heraus und der Löwe, wenn auch wacklig auf den Beinen, manifestierte sich in seiner stattlichen Größe direkt vor dem Longbottom. Angespannt hatte Neville die Augenbrauen zusammen gezogen, während die große Raubkatze sich mit einem eleganten Sprung in Bewegung setzte und vorwärtssauste. Einen halben Kreis um Neville zog und die Dementoren aus der nächsten Umgebung am hellen Schein des Schutzzaubers abprallten. Nicht, dass es wirklich viel half. Nicht, dass ein einzelner Patronus eine Horde hungriger, ungezügelter Geschöpfe der Nacht lange fort jagen konnte.
Kaum setzte wieder Denken ein. Kaum schaltete Nevilles Gehirn vom Autopiloten wieder auf manuelle Steuerung, drangen Sorge und Zweifel und Angst auf ihn ein. Es war eine Sache im Kampf einen Patronus heraufzubeschören; Seite an Seite mit ebenso fähigen Auroren oder anderen Beamten der mag. Strafverfolgung. Ein leichtes Spiel den Nachrichtenpatronus des Ordens heraufzubeschwören. Aber das hier? Inmitten der Menge größtenteils wehrloser Opfer? Die eigene Familie... in eigentlich greifabrer Nähe, aber tatsächlich gefühlt unendlich weit weg und... Nevilles Löwe erblasste und flackerte, als Nevilles Konzentration sich verlagerte. "HANNAH!"
Er musste sich nicht vorstellen, welcher Albtraum Hannah heimsuchen würde, wenn der erste Dementor ihr das fragile Glück aus dem Körper heraussaugte wie ein gieriger Blutegel. Neville hatte oft - viel zu oft - miterlebt welche Albträume die ehemalige Hufflepuff noch immer heimsuchten. Auch ohne Präsenz der Dementoren. Er mochte sich nicht vorstellen, was gerade mit ihr geschah.
Der Löwe verpuffte schlussendlich und Kälte kroch prompt über den Boden zurück in Nevilles Knochen. Wo zur Hölle?
Und dann sah er.. "Expecto Patronum!" und wieder, diesmal kräftiger, stärker, und wesentlich größer, brach der Patronus aus dem Zauberstab heraus und rannte in weit ausgreifenden, majestätischen Sätzen zu der just im Getümmel und Chaos erspähten Gestalt hinüber. Nicht Hannah. Nicht Alice. Mairwen. Wenigstens eine...
In dem Moment hätte sich Neville am liebsten in tausende Stücke gerissen. Wenigstens ein Dutzend Mal geklont. Wäre am liebsten an fünf Plätzen gleichzeitig gewesen. Möglich war es dennoch nicht. Jedenfalls nicht mit der Magie, die er kannte - oder vielmehr jener, die er gewillt war einzusetzen. Zumindest ein Kind in Sicherheit: three to go. Und eine Mutter. Das konnte ja heiter werden. Auch wenn Frank - mittlerweile freundete sich Neville tatsächlich mit dem Gedanken an (wenn auch nur widerwillig!), dass sein Ältester tatsächlich "erwachsen" war und auf sich selbst aufzupassen wusste.
Wie viel Zeit mochte mittlerweile vergangen sein? Sekunden? Gar Minuten? Selbst der helle Schein des stolzen Löwen, konnte die übermächtige Kälte des Rudels von Dementoren nicht so recht abschirmen. Nicht vollständig jedenfalls. Und dann sah er sie. Für einen winzigen Moment. Glaubte es zumindest. Wusste es. Auch ohne sie direkt gesehen zu haben. Auch ohne das Gesicht gesehen zu haben. Noch bevor Neville den Befehl denken konnte, raste der Löwe, als hätte der Zauber sein ganz eigenes Leben entwickelt, seine ganz eigenen Ziele und Gedanken, die er verfolgte, wäre Herr über sein tun und schlicht nicht mehr gebunden an den Magier, der ihn überhaupt mit Leben gefüllt hatte. Neville hatte das Gefühl der Löwe wuchs noch einmal ein Stück weiter an, als er mit großen Sätzen, Dementoren vertreibend geradewegs durch die chaotische Menschenmenge rannte, über ihre Köpfe hinweg und durch die panischen Leute hindurch und in einem letzten Satz, die Vorderpfoten gen Himmel gestreckt, abrupt zum Stehen kam.
Später könnte Neville nicht einmal mehr sagen, wie er das so schnell geschafft hatte. Sich mit nur der einen Gehhilfe überhaupt auch nur fünf Schritte weit vorwärts zu bewegen. Geschweige denn sich durch die chaotische Menge zu kämpfen. Aber geschafft hatte er es. Irgendwie. Doch. Und kaum die Gestalt erreicht, forderte die Anstrengung ihren Zoll und Nevilles Knie brachen buchstäblich einfach unter ihm fort. Nichts, was ihn in dem Moment kümmerte. "Hannah!" rief er eindringlich und über den Lärm und das Chaos und das Rauschen der Dementoren über ihnen hinweg, während er neben ihr auf die Knie fiel und ihre Schultern ergriff.
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Das Ende. In etwa so hatte sie sich das Ende oft vorgestellt, fast schon gewünscht. In den dunklen Stunden wenige Monate nach dem Krieg, da hatte sie oft darüber nachgedacht, ob es nicht besser wäre, wenn sie einfach damals umgekommen wäre. Sie hatte gegen ihre Freunde gekämpft und viele davon hatten ihr auch, zurecht, bisher nicht verziehen, dass sie so schwach gewesen war. Und sie war es doch heute immer noch. Ihre Stimmung schwankte über ein Hoch vom einem Tief zum nächsten, ihre Kinder die sie damals immer auf den Boden der Tatsachen zurück geholt hatten, verließen langsam aber sicher einer nach dem anderen das elterliche Haus, die meiste Zeit waren sie ja sowieso nur noch in Hogwarts. Da gab es niemanden mehr, der Hannah davon abhalten konnte, ständig wegen den winzigsten Kleinigkeiten instant in die Luft zu gehen und Neville als Sündenbock zu nehmen, ihn anzubrüllen, mit Geschirr zu bewerfen und Flüche an den Hals zu hexen. Ihre Kinder waren immer der Grund gewesen, dass Hannah blitzschnell ihre innere Mitte wieder finden konnte, wenn sie zu explodieren drohte. Und sie waren mit der Grund, dass sie nicht einfach so aufgab, dass sie weiter kämpfte, jeden Tag, jede Nacht. Sie hatten vor wenigen Tagen gesehen, wie schnell eine Familie auseinander gerissen werden konnte. Wie schnell einem das Liebste weg genommen werden konnte und wie spät sie das erst bemerkt hatten. Wären die Eulen mit den Nachrichten, die aus den Schreien ihrer Kinder bestanden, nicht angekommen, sie hätten alle viel später Verdacht geschöpft, hätten sich vielleicht sogar zu spät auf die Suche nach ihnen gemacht. Es waren die schlimmsten Tage gewesen, sie hatte nichts mit sich anfangen können, hatte sich an Neville festgehalten, wie er sich an ihr. So wie sie das auch damals kurz nach dem Krieg getan hatte, woraus überhaupt diese dysfunktional funktionierende Beziehung entstanden war, die sie immer noch zusammenhielt nach all den Jahren. Zwei Jahrzehnte und nichts und niemand hatte sie endgültig auseinander bringen können. Die ständigen Krisen und Diskussionen gehörten zu ihnen dazu, das waren sie, würden sie immer sein. Aber gerade war Hannah wieder in der Vergangenheit gefangen, begleitet von den Schreien ihrer Mitschüler und der Gefahr, dass sie jeden Moment den Bezug zur Realität verlieren würde.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich so sehr hineinsteigerte in die damaligen Geschehnisse, dass sie sich in der Zeit zurück versetzt fühlte und völlig vergaß, dass das bereits zwei Jahrzehnte her war, dass sie in einer besseren Zeit lebten, wie sie zumindest bis vor kurzem noch geglaubt hatten. Sie vergaß, dass sie nicht alleine war, denn alles was sie gerade fühlte und vor ihrem inneren Auge sah waren die Geschehnisse von damals und diese endlose Leere in ihr, während sie unter dem Imperio stand und irgendwann einfach aufgegeben hatte, dagegen anzukämpfen, weil sie zu schwach war. Es war als würde sie von einem schwarzen Loch ins Nichts gezogen werden, in eine Leere die alles und jeden verschluckte und nicht mehr losließ. Die Kälte kroch in jeden Winkel ihres Körpers, machte sie für den Moment völlig bewegunsunfähig, sodass sie an Ort und Stelle auf den Knien sitzen blieb, die Haare gerauft, die Augen zusammen gekniffen, aus Angst die grauenvolle Gestalt mit eigenen Augen zu sehen. Deren Anwesenheit reichte völlig aus, sie immobil zu machen und ihre schlimmsten Alpträume erneut durchleben zu lassen, die sie langsam mit eiskalter, dürrer Hand von der Realität weg zogen, hinein in das schwarze Loch.
Von den Geschehnissen um sich herum bekam Hannah nichts mehr mit. Die Schreie der anderen waren irgendwann übergegangen in das Schreien ihrer Mitschüler, das Chaos war auch damals präsent gewesen, es fühlte sich einfach viel zu echt an. Sie war sich fast schon sicher, dass sie nie mehr glücklich sein würde, dass man ihr das Recht darauf nun endgültig genommen hatte, dass sie einfach aufgeben und es zulassen sollte. Die aufkommende Depression erdrückte sie schier, hielt sie auf der Stelle fest und der Dementor rückte immer näher, während er sämtliche positive Emotionen aus ihr heraus saugte, ihr alles nahm, wofür es sich zu kämpfen gelohnt hätte.
Und gerade, als es sich anfühlte, als wäre das Ende nun wirklich zum Greifen nah, verschwand die Eiseskälte, die depressiven Gedanken waren nicht mehr so übermächtig und Wärme durchströmte ihren Körper von ihrer Schulter ab, dort wo Neville sich festhielt. Seine Stimme drang an ihre Ohren, zog sie mit jeder Wiederholung wieder mehr in die Realität zurück. Ihr Körper zitterte dennoch ununterbrochen und weitere Sekunden, vielleicht sogar Minuten, verstrichen, ehe sie mit einem Schlag die Augen öffnete und hörbar ausatmete, als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten. Leben kehrte in ihren Körper zurück und sie drehte sich langsam zu Neville um, ergriff seine Hand mit der ihren. "Wie hast du ...was ..." Die Worte kamen nur langsam über ihre trockenen Lippen.
Sie hatte kaum ins Hier und Jetzt zurück gefunden, da weiteten sich ihre Augen auch schon, als sie die dunkle Gestalt hinter Neville erkannte. Ihren Zauberstab in der Hand suchte sie hektisch in ihren Gedanken nach der Erinnerung, mit der sie schon öfters einen Patronus hervorgerufen hatte, was gar nicht so einfach war, waren ihre Gedanken gerade eher zähflüssig und noch lange nicht geordnet sondern völlig durcheinander. "Expecto ..." Ihre Stimme versagte, ihre Hand in der sie den Zauberstab hielt, zitterte immer noch. Nein, sie durfte jetzt nicht versagen! Ein weiteres Mal wurde der Zauberstab geschwungen und noch weitere Male und schließlich floss eine silbrige Masse aus diesem und legte sich wie ein Schutzschild über Neville und sie. Gestaltlich war der Patronus nicht, aber vielleicht würde er ihnen kostbare Sekunden verschaffen, um wieder auf die Beine zu kommen und hier irgendwie weg zu kommen. Ihre Beine schienen aus Wackelpudding zu sein, sie knickte mit dem rechten Fuß um, hielt sich Haltsuchend an der nächstbesten Person in der Nähe und zwang ihren Körper dazu, zu stehen, versagte aber. Die Nachwirkungen des Dementor waren noch zu stark. "Die Kinder ... sind sie?" in Sicherheit. Sie mussten es von hier weg geschafft haben, so wie sie das jetzt noch tun mussten. Der Patronus verblasste bereits wieder und man könnte meinen, dass sie den fauligen, eisigen Atem des Dementor, falls er sowas denn wirklich hatte, bereits im Nacken spürte. So hatte sie sich ihren Geburtstag nun wirklich nicht vorgestellt. Wenn sie nicht irgendwie hier wegkommen würden, dann würde das aber auch nicht mehr lange ihr Geburtstag sein.
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Sicherlich liebte Neville seine Kinder. Jedes gleichermaßen und nie im Leben wäre er fähig sich zwischen zweien zu entscheiden, wenn es wirklich drum ginge. Wenn man ihn vor ein Ultimatum stellen würde. Er hatte es nicht fähig gebracht auch nur in Erwägung zu ziehen, das Ultimatum der Todesser vor einigen Tagen nicht einzugehen; nicht alles dafür zu tun seine Kinder zurückzubekommen; koste es was es wolle. Auch nicht für das höhere Wohl. Ein rationaler Teil von Neville mochte eingesehen haben, dass der Krieg Opfer forderte und gerade sie, wenn sie an vorderster Front standen, im direkten Visier ihrer Feinde waren. Sicherlich war ihm das klar. Dass er damit seine Familie in Gefahr brachte. Aber das war nur ein Risiko. Ein höheres Risiko. Aber zu wissen, dass das Leben seiner Kinder auf dem Spiel stand und er entscheiden sollte, ob er seine Kinder wählte oder... oder den Frieden für die gesamte magische Bevölkerung. Drei Leben für das Tausender. Neville hätte es nicht geschafft. Hätte seine Kinder nicht opfern können um tausende andere Leben zu schützen. Noch immer erschien ihm das Glück im Unglück völlig unwirklich, dass .. was auch immer genau im East End passiert war, passiert war und sie ihre Kinder zurück bekommen hatten. In welchem Zustand: das war die andere Frage. Aber sie waren zurück. Sie lebten. Ein winziger Strohhalm, an den er sich in den letzten Tagen geklammert hatte. Vor allem im Angesicht seiner Kinder, die ihn zuweilen ansahen, als hätten sie Angst er könnte sie jeden Moment töten. Was schlimmer noch war, als nicht zu wissen, wo sie waren.. weil es da war, direkt vor ihm. Weil er es buchstäblich greifen konnte. Es sehen konnte. Das Unheil. Das Trauma.
Aber so bitter es klingen mochte... in dem Moment, galt seine ganze Aufmerksamkeit Hannah. Als es hart auf hart kam... zu wissen, das Frank sich verteidigen könnte, immerhin war er fast Auror, zu wissen, dass auch Elliot nicht unfähig war... dass... nun... sie waren seine Kinder. Und er liebte sie. Aber Hannah war die Liebe seines Lebens. Er würde überleben. Wenn man ihm eines, zwei, drei, alle vier Kinder nahm. So bitter es war. So hart es klang. Er könnte es überleben. Auch wenn Neville sich darüber vermutlich nicht einmal selbst im Klaren war. Garnicht erst in jene Richtung denken wollte. Es war schwer die eigenen Kinder zu Grabe zu tragen; aber der Krieg forderte Opfer und schlussendlich würde er es überleben. Hannah dagegen zu verlieren? Niemals! Neville hatte noch in Friedenszeiten allein die Vorstellung nicht ertragen, Hannah könnte irgendwann einmal, im unfassbar hohen Alter, vor ihm diese Welt verlassen. Nicht einmal, wenn sie friedlich und ruhig einschlafen dürfte... nicht einmal das. Neville war nicht fähig sich vorzustellen, wie ein Danach für ihn aussehen könnte. Er brauchte sie. Sie war sein Leben. Egal was passierte; solang sie bei ihm war...
Nicht, dass der Longbottom sich darüber so wirklich im Klaren war, nicht, dass er wirklich wusste, dass er reflektierte, was jene Gefühle bedeuteten. Dass er Hannah mehr liebte, als seine eigenen Kinder. Dass er so gänzlich von ihr abhängig war. Mit allem was er hatte. Nichts desto trotz, war es so.
Und in dem Moment, als er Hannah am Boden liegen sah, mehrere Meter entfernt, da gab es nichts in der Welt, was ihm ein zu großes Hindernis gewesen wäre um zu ihr zu gelangen. Nichts. Nicht die Dementoren, die chaotische Menge, die Sorge und Angst um die Kinder, nicht einmal er selbst oder vielmehr sein eigener Körper, der ihn in den letzten Wochen immer und immer wieder aufs Neue verraten hatte und ihm den Dienst versagte. Nichts. Später wusste Neville nicht einmal wie er zu ihr gelangt war. Erinnerte sich nur an das erstickende Gefühl in seiner Brust, in dem Moment, als er fürchtete, sie verloren zu haben und jene überwältigende Erleichterung, als er feststellte, dass dem nicht so war. Neville schloss die Arme fest um die blonde Hexe, als Hannah sich regte. Für einen winzigen Moment zog die Erleichterung ihn so völlig in den Bann, dass er glatt vergaß wo er war - wo sie waren und viel wichtiger: was um sie herum passierte. Erst als Hannah sich regte und versuchte einen halbwegs anständigen Patronus heraufzubeschwören, kehrte Nevilles Denken abrupt in die Gegenwart zurück und er fuhr erschrocken zusammen. Der Longbottom hob den Kopf, sah Hannahs schwaches Patronus-Schild. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er Hannahs Patronus das letzte Mal in einer gestaltlichen Form gesehen hatte. Jahre war es her. Womöglich Jahrzehnte. Hastig griff Neville nach seinem Zauberstab und routiniert floss die Beschwörung über seine Lippen und der Löwe schoss erneut aus der Zauberstabspitze hervor, raste dem nächsten Dementor entgegen.
"Wir müssen hier weg!" entschied Neville knapp. Nicht auf Hannahs Frage eingehend. Mühsam versuchte Neville sich aufzurichten. Hannah halb mit sich ziehend, sich gleichsam halb auf sie stützend. "Komm!" drängte er sie und griff nach ihrem Arm um sie in die Apparation zu ziehen. Ohne auf ihre Frage einzugehen. Ohne ihr zu sagen, was mit den Kindern war. Mit voller Absicht. Er ließ er nicht einmal die Wahl sich anders zu entscheiden. Im Schlimmsten Fall: könnte er immer noch hierher zurück kehren, die Kinder suchen. Aber was für eine Hilfe wäre er schon, wenn er sich jede Sekunde um Hannah sorgen müsste. Und... Wumps... mit einem lauten Knall landeten sie just im Wohnraum der Longbottomwohnung über dem Tropfenden Kessel. Neville stolperte zur Seite, als seine Beine final unter ihm nachgaben. Unsanft und vielmehr höchst schmerzhaft fiel er auf den harten Boden, unabsichtlich Hannah direkt mit sich ziehend und... Neville rollte den Kopf in den Nacken und starrte Kopfüber zu der Wanduhr der Longbottoms hin. Die Zeiger von Mairwen und Elliot ruhten bereits auf der 6: in Sicherheit. Alices Zeiger sprang gerade von der 12 - in tödlicher Gefahr - fort und sprang über ein paar Zahlen hinweg ebenfalls hin zur 6 und gesellte sich zu den anderen Geschwistern. Franks Zeiger rückte zumindest von der 12 fort. Die 12 war nun leer. Nachdem Hannahs und Nevilles Zeiger gerade auf "zuhause" gerückt waren. Neville atmete erleichtert auf. Auch wenn er nicht genau wusste wo Alice war, wenn er nur eine vage Vermutung hatte, dass Mairwen und Elliot womöglich doch mit Sofian mit gegangen waren oder zumindest Mairwen; ... zumindest war keiner mehr in tödlicher Gefahr. In dem Moment, als die Furcht und Anspannung von ihm Abfiel, brach ein heißeres Lachen aus Nevilles Kehle und er löste die Arme von Hannah, presste die Hände gegen das Gesicht und versuchte die völlig absurden paradoxen Lachgeräusche zu unterdrücken, was nicht so recht funktionierte. Was für ein Scheißtag. Also wirklich.
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Wieder einmal war es Neville gewesen, der sie vor ihren Dämonen gerettet hatte, ehe es zu spät gewesen wäre. Der Dementor war nicht mehr weit von ihr entfernt gewesen, Hannah hätte bereits ihr Leben an sich vorbeiziehen gesehen, wäre sie nicht in ihrem eigenen, persönlichen Alptraum gefangen gewesen, der mit einem Mal verschwunden war. Mit einem Mal war sie wieder im Hier und Jetzt, wo Nevilles Körperwärme auf sie einstrahlte und die Kälte der Dementoren um sie herum wenigstens für einen Moment abschirmte. Leben kam wieder zurück in die ehemalige Hufflepuff und ihr wurde klar, in welcher Gefahr sie gerade beide schwebten. Dass sie keinen gestaltlichen Patronus heraufbeschwören konnte, war nichts Neues, aber gerade regte es sie doch ein wenig auf. Sie war enttäuscht von sich selbst. Was wäre denn, wenn sie diejenige gewesen wäre, die Neville hätte retten müssen und nicht andersherum? Wäre sie dazu überhaupt in der Lage gewesen? Hätte sie das wirklich schaffen können? Sie wusste es nicht, wollte sich aber auch nicht den Kopf darüber zerbrechen, nicht jetzt. Sie mussten hier weg. Das stand fest. Nur wie, war die Frage. Hannah kam eben nicht auf die naheliegendste Lösung. Nein, Hannah dachte gerade im Zickzack, aber nicht geradeaus, sonst hätte sie genau das getan, was Neville nun tat. Apparieren. Es mochte im ersten Moment egoistisch sein, aber es war die einzig richtige Entscheidung. Hannah hatte einfach nur noch reagiert, hatte Neville gestützt und sich gleichermaßen wieder aufgerichtet und dann an seinem Arm festgehalten, als er sie auch schon in die Apparation zog, ehe sie irgendwelche weiteren Fragen nach den Kindern hätte stellen können. Die Welt um sie herum verschwamm, die Schreie der panisch umherstolpernden Menschen verstummten mit einem Mal.
Hannah fand sich gleich darauf im heimischen Wohnzimmer wieder, konnte gar nicht richtig reagieren, als Neville sie auch schon mit sich zu Boden zog. Sie hatte gerade noch die Zeit, sich mit den Händen abzufangen. Und dann lag sie einfach da. Bewegte sich im ersten Moment nicht, hielt die Augen geschlossen und atmete einfach nur leise ein und aus, versuchte ihr rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen, sich zu beruhigen. Wenn das Mal so einfach wäre wo … die Kinder! Hannah stützte ihre Hand auf dem Holzboden ab, traute sich im Gegensatz zu Neville gar nicht, auf die Familienuhr zu schauen. Aus Angst, was dort vielleicht stehen würde. Sie waren einfach verschwunden. Abgehauen, wie feige Hasen. Ohne sicher zu gehen, dass es ihren Kindern gut ging! Schuldgefühle lasteten bereits jetzt schon auf ihren Schultern und Hannah behielt die Augen immer noch geschlossen, vergrub ihre Nase an Nevilles Schulter.
Lange lag sie nicht so da, öffnete sie dann doch die Augen, als Nevilles Lachen an ihre Ohren drang. Was bei Merlin war jetzt bitte so lustig? Hier war gar nichts lustig! Verwundert und nicht sicher, ob sie weinen oder ausflippen sollte, hob Hannah schließlich doch langsam den Kopf und starrte Neville an, der bereits das Gesicht in den Händen vergrub und versuchte, das Lachen zu unterdrücken. „Warum lachst du?“ Ihre Stimme war nicht ganz so fest wie normal, aber wenigstens hatte sie den Frosch runterschlucken können. „Was ist denn so lustig, Neville?“ Sie verstand es nicht, wirklich nicht. Ihre Kinder schwebten womöglich in Lebensgefahr und Neville hatte echt den Nerv und lachte hier. Und nein, Hannah kam immer noch nicht auf die Idee, einfach Mal auf die Familienuhr zu schauen, um sicher zu gehen, dass es ihren Kindern gut ging, vielmehr traute sie sich einfach immer noch nicht. Deshalb schob sie nun Nevilles Hände von seinem Gesicht und sah ihn fragend an. Ein wenig funkelte da dann aber doch die aufkommende Wut in ihrem Blick. Immerhin … er lachte. Einfach so. Vor wenigen Augenblicken war gar nichts zum Lachen gewesen, weshalb Hannah nicht verstand, was so lustig sein konnte. „Hör auf zu lachen!“, meinte sie schließlich deutlich energischer und schlug mit der Faust auf den Holzboden. „Wir sind gerade knapp dem Tod entkommen und … du lachst.“ Ja, übrigens danke fürs Leben retten, ne? Aber das wusste Neville sicher, dass sie ihm dafür mehr als dankbar war. Nur gerade war sie eher sauer, weil sie keine Ahnung hatte, warum er lachte und sie keinen Grund dafür wüsste. Dabei war er so offensichtlich. „Wir haben unsere Kinder verloren und keine Ahnung, ob sie da sicher weg gekommen sind! Hast du eine Ahnung, was Alice und Mairwen und Elliot wohl durchgestanden haben, vielleicht immer noch durchstehen? Wir … wir sollten zurück!“ Entschied sie schließlich und richtete sich auf. Erst jetzt fiel ihr Blick wirklich auf die Familienuhr, einfach weil sie direkt in ihrem Sichtfeld war. Und da sah sie es. „Oh.“ Die 12 war leer. Keiner von ihnen war mehr in Lebensgefahr. Sie waren in Sicherheit, alle Longbottoms. Die Badezimmertüre wurde geöffnet und Frank Senior steckte den Kopf heraus, besah sich das Ehepaar, Neville der immer noch lachte und Hannah die nun in sein Lachen mit einfiel, schmunzelte ein wenig und lief schließlich an den beiden vorbei, als wäre die Situation überhaupt nicht komisch für ihn.
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