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i keep screaming
Wenn er ganz ehrlich war, dann freute er sich innerlich wie ein kleines Kind auf diesen Tag. Seit Wochen fieberte auch Albus dem Finale der Quidditch-WM entgegen und seitdem bekannt war, dass auch sein Heimatland in eben diesem Finale spielen würde, da hatte es für ihn keinen Grund mehr gegeben nicht mehr zu dem Finale in dem riesigen Stadion aufzutauchen. Und obwohl er seine Mutter oder seinen Vater nicht nach seinem eigentlichen Ticket fragen konnte, er hatte doch einen Weg gefunden. Allerdings hatte der Slytherin sicherlich nicht erwartet, dass er solch wenige Anstrengungen dort hineinstecken musste. Theodore Nott, bei welchem sich Albus vor einigen Tagen einquartiert hatte, war überraschend nachgiebig gewesen, als er ihn vor ein paar Tagen angesprochen hatte, ihm sein dringliches Anliegen, dass er zum Spiel gehen wollte, erklärt hatte. Gut, mochte gut sein, dass Begeisterung anders aussehen mochte, doch der Nott hatte eingewilligt, hatte ihm ein Ticket organisiert - wieauchimmer er das geschafft hatte - und Albus hatte sich tatsächlich auf einem fantastischen Platz wiedergefunden von welchem aus er das Finalspiel beobachtet hatte, mitgefiebert hatte. Ja, für einige Augenblicke war Euphorie und Begeisterung in ihm aufgestiegen, geradezu übergeschwappt und der Freudentaumel war befreiend. Für einige Augenblicke vergaß der Slytherin seine Sorgen und seinen Kummer, er vergaß die Albträume und die schlechten Bilder, welche ihn verfolgten, seitdem man ihn geradezu geprügelt hatte wie einen Hund. Lediglich beim Betreten und auf dem Weg zu seinem Platz in einem der obersten Ränge mit fantastischem Blick über das Spielfeld hatte er Unwohlsein in seiner Magengegend verspürt und nervös war sein Blick umhergehuscht, auf der Suche nach bekannten Gesichtern seiner Familie, seiner Freunde oder irgendwelchen anderen Verwandten von welchen er lieber nicht gesehen werden wollte. Doch erst auf seinem Platz machte er hier und dort einige bekannte Gesichter in der Ferne aus und glücklicherweise konnte er weder Harry, Ginny und Lily, noch James oder Victoria unter den unzähligen Quidditchfans ausmachen. Seine Stimmung wäre sonst vermutlich der Eiszeit recht nahe gekommen!
Während den Pausen, welche er einsam und scheinbar allein gelassen auf seinem Platz verbracht hatte, ein Butterbier in den Händen drehend, da waren seine Gedanken immer wieder abgeschweift. Längst wusste er, dass er im kommenden Schuljahr das Quidditchteam seines Hauses unter seine Fittiche nehmen würde. Er würde nun Trainer eines Teams sein, das Kommando angeben und die anderen zum Sieg führen. Albus war sich vor drei Wochen noch sicher gewesen, dass er dieser Position gewachsen war, doch zwischenzeitlich hatte er gehadert. Er wollte nicht im Mittelpunkt stehen. Andererseits... wenn er die Profi-Spieler auf ihren Besen beobachtete wie sie in unheimlichen Tempo, in verschiedensten Kombinationen durch die Lüfte sausten... Doch, da war noch immer dieser Kindheitstraum, welchen wohl die meisten kleinen Buben träumten, wenn sie in der magischen Welt lebten. Quidditchprofi werden. Es lag ihm in den Genen. Sein Dad war ein grandioser Spieler und seine Mutter selbst in einer der besten Mannschaften gewesen. Quidditch floß durch seine Adern und wenn er könnte, ja er würde für eine Karriere auf dem Besen fast alles hinschmeißen und seinen Traum leben. Albus hielt sich selbst schließlich nicht einmal für einen sonderlich schlechten Spieler, nein. Er war ehrgeizig und fokussiert. Und kämpfen musste er schon immer, ob auf dem Boden oder in der Luft. Aber gut, vermutlich würde dieser Traum nichts weiter als das bleiben und Albus würde sich noch unzählige Spiele von Tribünen aus ansehen, seinem favorisiertem Team zujubeln und Trikots samt merkwürdigen Hüten in den Mannschaftsfarben tragen. So wie er auch heute ein britisches Trikot unter seiner Sweatshirtjacke trug. Natürlich!
Nach dem gewonnen Spiel freute sich Albus natürlich über den Sieg, auch wenn sein Gesicht bloß wenige Fetzen dieser Begeisterung und Freunde zeigte. Nein, zu sehr war er darum bemüht sich auch hier zusammen zu reißen, nicht zu viele Emotionen zu zeigen. Es hatte einen kurzen Moment gegeben, da glaubte er, dass seine zwanghaft zurückgehaltenen Gefühle ihn ernsthaft zum erschaudern brachten und Kälte schien ihn zu umschließen. Doch spätestens als die ersten Schreie an seine Ohren drangen und plötzliches, panisches Gerenne um ihn ausbrach, da wandte er sich um, spürte wie die Kälte ihn immer mehr, immer fester packte. Wie so viele andere Zauberer und Hexen um ihn herum war auch er darum bemüht seine Beine in die Hand zu nehmen, fortzurennen, während sein Blick wie festgefroren am tiefdunklen Himmel haftete. Doch Albus rührte sich nicht. Es war, als wäre er an den Boden gefesselt, seine Beine zentnerschwer, zu schwer um sie auch nur wenige Millimeter in die Höhe zu bewegen, geschweige denn einen einzigen Schritt zu machen. Die Augen vor Schreck geweitet starrte er auf die schwarzen, hinabschwebenden Gestalten, die sich gierig auf die eben noch so euphorische Menge zu stürzen schien. Es musste ein weiterer Versuch des angeblich so guten Ordens sein ihn und die ihm verbündeten wie Nott oder Montague zu töten, etwas anderes konnte sich der Slytherin nicht ausmalen, konnte sich nicht vorstellen was zur Hölle Dementoren nach dem Ende des Finalspiels hier zu suchen hatten. Die Schreie um ihn herum wurden lauter, immer wieder wurde Albus angerempelt, begann zu taumeln, während er mit seinen Fingern seinen Zauberstab aus der Hosentasche angelte. Zumindest hatte er ihn diesesmal dabei, ganz im Gegensatz zum letzten Mal wo man ihn verschleppt und psychisch gebrochen hatte. Doch dieses mal fühlte er sich dadurch nicht unbedingt fähiger etwas zu tun. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sein Hirn realisiert hatte was da auf ihn und hunderte andere Menschen hinab stieg. Und es war längst zu spät, als Albus seine Beine in die Hand nahm, er begann zu rennen, schwer und die Angst, die Panik vernebelten ihm das Gehirn, während sein Kopf hin und herriss, nach einem Ausgang, einem Fluchtweg suchte, seine Augen hin und her huschten und das Blut laut durch seine Ohren rauschte. Und vermutlich war es der größte Fehler, welchen er begehen konnte, wahrscheinlich wäre er sonst noch irgendwie davon gekommen, doch Albus warf einen Blick zurück. Er schaute sich um, nach bekannten Gesichtern, nach den Dementoren - und zweiteres fand sich letztlich nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Albus stolperte, ein Schrei entwich ihm und er fand sich am Boden liegend wieder.
Eisige Kälte hatte ihn endgültig umhüllt, verzweifelt hatte sich Albus umgewandt, starrte in die Dunkelheit der Kapuze hinein, während er versuchte noch wenigstens einige Meter rückwärts zu robben, zu flüchten. Wahrscheinlich waren es nicht einmal mehr wenige Zentimeter. Der rasselnde Atem des Dementors schien all die Schreie, die Rufe um ihn herum zu übertonen und Albus stockte endgültig der Atem. Am liebsten wollte er schreien, einfach nur schreien, seine Hände auf seine Augen und seine Ohren pressen, so als würde er damit die Bilder, die nur für einen winzigen Augenblick auftauchten, in seinem Kopf verschwinden lassen. Winzige Auseinandersetzungen mit seinem Bruder sausten vor seinem inneren Auge vorbei, bis er sich wieder in dem alten Underground-Netz wiederfand, wieder von seinem Bruder geschlagen, getreten, verflucht. Wieder hörte er sich selbst vor Schmerzen schreien und darum flehen, dass er aufhörte. Wieder sah er das grüne Licht vor seinen Augen. Und immer wieder sah er das Bild, als er sich an James gerächt hatte, sah seinen blutenden, verletzten Bruder, spürte die riesige Kluft zwischen dem älteren und sich selbst.
Albus glaubte nicht, dass irgendjemand ihn entdeckt hatte um ihm zu helfen. Nicht in diesem Chaos um ihn herum. Zumindest war es das eben noch. Er hatte all die Patroni nicht gesehen, die gegen die Dunkelheit ankämpften, die am Boden liegenden Personen versuchten zu retten. Er bekam nicht einmal mit, dass jemand darum bemüht war ihm zu helfen, geschweige denn, dass es James war, der seinen Patronus zu dem Dementor über Albus schickte. Vermutlich war er glimpflicher davon gekommen als er vermutet hatte und doch steckte ihm die Kälte noch tief in seinen Knochen. Er spürte wie er an den Schultern geschüttelt wurde, nachdem er sich versucht hatte schützend zusammenzurollen, doch gegen die Kraft von außen kam er nicht an, lag schließlich verstört auf dem Boden. Die aufgerissenen, grünen Augen starrten James geradezu an, seine Lippen formten lautlose Worte, bis James ihn anfuhr. Die geknurrten Worte drückten ihm scheinbar die Kehle zu und Albus Lippen schlossen sich schließlich und kraftlos sank er auf dem Boden. "Du... wolltest mich... wieder töten.", kam es mehr geröchelt als gesprochen aus seinen Lippen, doch sein Blick haftete fest auf dem verfinsterten Gesicht seines Bruders und er streckte seine zitternde Hand aus um nach seinem Zauberstab zu greifen. So, als wäre er natürlich noch in der Lage sich gegen James zu wehren.
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Tja. Da hatte er mal wieder den absoluten Jackpot gezogen. Glück verfolgte James Potter eben auf Schritt und Tritt; jedenfalls wenn es um seinen völlig missratenen Bruder ging. Manchmal fragte er sich ja schon, was bei Albus nur so enorm falsch gelaufen sein konnte - angeneommen sie stammten nun wirklich von den selben Eltern ab? Dann hatte sich Merlins Natur aber ein ganz gewaltig bitteren Witz erlaubt. Während James so unsagbar und über alle Maßen Awesome geworden war - war Albus... einfach nurnoch ein Opfer. Das war schon richtig gemein. Hmhm. Und bestärkte James einmal mehr in der Annahme, dass Albus adoptiert sein musste. Jep. Wie könnte auch jemand wie Albus von dem GLORREICHEN HELDEN und Jungen, der überlebt hatte, abstammen? Oma Lily's Augen hin oder her; James verstand eh nicht, was an jenen so besonder sein sollte. Einen hässlichen Fratz mit Grünen Augen: sicherlich hatte das ein oder andere Waisenheim so einen am Start. Sowieso: wer wollte schon grüne Augen haben? Please. Immer diese Leute, die irgendeine Extrawurst brauchten. James hatte in all seiner Awesomeness ja darauf verzichtet: das wäre einfach nicht gut ausgegangen. Awesome+Awesome: das hätte das Universum zur Explosion gebracht. Das war auch der Grund, warum James so faulpelzig in der Gegend herumhing. Man stelle sich vor James unglaublich beeindruckende Persönlichkeit gepaart mit einem Adoniskörper und faszinierenden Augen? Das hätte man der Welt nicht antun können. Also hatte James großzügig darauf verzichtet; allein seine Persönlichkeit ließ ihn ja ohnehin schon über all seinen Mitmenschen schweben. Aber er ließ das ja nicht raushängen; garnicht. Er war ja bescheiden (absolut!).
Aber von seiner ach-so umwerfenden Awesomeness war im Moment herzlich wenig übrig. Wenn man sonst das letzte Echo eines Witzes noch an leicht hochgezogenen Mundwinkeln erkennen konnte und James praktisch immer fröhlich und sorglos für ein Fünfjähriger, dem man gerade einen Lolli geschenkt hatte, wirkte, so könnte er im Augenblick seiner selbst nicht unähnlicher sein. Blass und schockiert und entsetzt, nervlich sichtlich am Rande zum Nervenzusammenbruch stehend. Die lähmende Panik noch immer tief in den Knochen sitzend.
Als er Albus erkannte, ließ James ihn abrupt los und wieder auf den Boden sinken, während er wie angewidert von dem Slytherin fort rutschte. Albus murmelte und brabbelte irgendetwas kaum verständliches. James Patronus flackerte leicht, als er kurz inne hielt und aufhörte seinen beständigen Kreis um James und Albus zu ziehen. Das Einhorn senkte den Kopf und guggte aus großen blau strahlenden Augen zu Albus hinüber.
Und dann drangen Albus' Worte wie in Zeitlupe, wie abgehackt und zäh und langsam wie Honig fließend an James Ohren und erreichten noch viel langsamer sein Gehirn. Tick Tock. Tick. Tock.
Moment?
James umfasste den Zauberstab wieder fester und rappelte sich ungelenkig hoch. Er stürzte beinahe über Albus, als er sich wieder zu ihm hinunterbeugte. Zorn zeichnete sich auf dem blassen Gesicht des älteren Potters ab. "Bitte?" knurrte er gepresste und Zog das jämmerliche Würstchen am Kragen nach oben. Heiße Wut strömte durch seinen Körper und in die entsetzt gelähmten Muskeln, belebten seine Zellen wieder und ließen seine Nerven in Flammen aufgehen. "BITTE WAS?" wiederholte er wesentlich weniger heißer. Lauter. Wütender. "HAST DU SIE NOCH ALLE?" Zauberstab hin, Zauberstab her. James löste seine Zaubestabhand von Albus Kragen. Statt dem Slytherin einfach den Zauberstab bedrohend ins Gesicht zu halten, ballte er die Faust um das fragile Stück Holz und hämmerte sie Albus geradewegs ungebremst ins Gesicht. Prompt ließ er den Slytherin los und sah zu wie Albus zurück stolperte. Nicht, dass James es dabei belassen würde. "DICH UMBRINGEN? ICH? MERLIN! DU HÄTTEST ES DEFINITIV VERDIENT! WANN BITTE HAB ICH DICH VERSUCHT UMZUBRINGEN? DU HAST MICH AUFGESCHLITZT UND WILLST MIR ERZÄHLEN, ICH WÖLLTE DICH TÖTEN? DU JÄMMERLICHES, ERBÄRMLICHES STÜCK SCHEISSE!" James trat nach dem Slytherin und packte ihn erneut am Kragen um ihn wieder hoch zu ziehen. Er hatte den Zauberstab ungelenkig hastig in die Hosentasche gesteckt. Zu schade sich auf magischem Niveau mit Albus auseinander zu setzen. Kleine mieße Ratte!
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Konnte er bitte den Dementor zurück haben?zumindest war eben der eine wesentlich angenehmere Alternative zu James, schließlich wollte der bloß glückliche Erinnerungen haben - von denen ja eh nicht mehr allzu viele übrig sein konnten. Satt würde Albus die dunkle Gestalt jedenfalls nicht machen. Also... wenn man ihn zumindest fragen würde. Albus war nämlich mittlerweile voll und ganz davon überzeugt, dass all seine Erinnerung verdammt duster und alles andere als von Glück erfüllt waren. EIne karge Mahlzeit für so einen hungrigen Dementor - armer Kerl. James hingegen konnte tatsächlich zu einem gemeingefährlichen Killer werden, wenn Albus nicht aufpasste, seine Aufmerksamkeit abwandte und sich mit irgendetwas anderem beschäftigen würde oder ein Kaffeekränzchen mit der schwarz eingehüllten Gestalt halten würde. Nein, jetzt, wo sein neuer bester Freund sich ein neues Opfer suchte musste Albus sich doch noch ernsthaft mit James auseinander setzen, der mindestens so angetan aussah wie er selbst. Blöd nur, dass es wieder einmal James war, der den Zauberstab in der Hand hielt und dafür sorgte, dass sich kalter Angstschweiß zu der inneren, durch den Dementor ausgelösten Kälte dazugesellte. Das fühlte sich so richtig berauschend an und das Adrenalin, durch das gewonnene Final-Spiel der WM war längst verpufft und die altbekannte Panik, die in in den letzten Tagen immer wieder eingeholt hatte keimte erneut in ihm auf, während er sich bemühte zumindest ansatzweise von James zu entfernen.
Das er irgendwo tief im inneren doch froh darüber war, dass James war, der hier neben ihm hockte und vermutlich fast den selben Ausdruck von Schock im Gesicht trug. Er würde es seinem älteren Bruder niemals eingestehen, doch er war irgendwo unfassbar dankbar dafür, dass der ältere ihn nicht einfach verrecken hat lassen. Allerdings war Albus unfassbar gut darin ausgerechnet diese Tatsache, diesen Gedanken tief in sich zu vergraben, zu verbergen und in negative, wütende Gefühle umzuwandeln. In Abneigung und Hass, ganz so als hätte James es beabsichtigt ihn dem Dementor zum Frass vorzuwerfen und wer wusste es schon - wahrscheinlich wollte er ihm nur vormachen, dass er ihn retten wollte, nur um ihm danach wieder mit einem Avada Kedavra den Hals umdrehen zu wollen. Ach, und überhaupt, wahrscheinlich war der Patronus noch nicht einmal der von James. So viel Dummheit auf einem Haufen war sicherlich nicht in der Lage so einen Zauber auszuführen. Please!
Als Albus sprach, da waren es die wirren Gedanken der letzten zwei Wochen die einfach aus ihm herausblubberten. Vollkommen unbedacht, als einzige Möglichkeit sich irgendwie gegen den Älteren zu wehren, wenn er schon nicht in der Lage war seinen Zauberstab mit den zitternden Händen aus der Hosentasche herauszuziehen. Ganz so, als würde er mit fiesen Worten seinen Bruder von sich fern halten können Und er hatte sich gerade so auf seine Unterarme hochgerappelt, wollte sich erheben, als James schon auf ihn zustürzte und die beiden Nasen der Brüder nur noch Milimeter voneinander entfernt waren. Albus Blick verdunkelte sich und finster starrte er in die Augen von James, spürte den unliebsamen Griff am Kragen seines Trikots der britischen Nationalmannschaft, welcher ihn kurz nach Luft schnappen ließ. Allerdings nur solange, bis er Blut schmeckte und der pochende Schmerz von seiner Nase ausgehend sich in seinem Kopf ausbreitete. Feucht ran eine Blutspur über seine Lippen, sein Kinn und unwirsch wischte Albus einmal mit dem Handrücken darüber, verteilte es alles eher noch in seinem Gesicht.allerdings ohne den Blick auch nur ein einziges Mal von dem Gesicht seines Bruders abzuwenden. Das plötzliche loslassen, ließ ihn dann jedoch kurz zurück fallen, ehe er sich endlich ganz aufrappeln konnte und sich vor James aufzubauen. ¨Wann?¨, wiederholte er spöttisch nachfragen und ein kaltes Lachen entwich ihm. ¨Wen zur Hölle willst du denn verarschen du Pisser?¨, knurrte er kalt. ¨Du hast dafür gesorgt, dass mir unzählige Knochen gebrochen wurden, du hast mich stundenlang in den Tunneln der Underground gequält!¨, zischte er und sein ganzer Körper spannte sich an, während Albus darum bemüht war seinem Bruder nicht den Hals mit bloßen Händen umzudrehen. ¨Du hast versucht mich umzubringen, weil ihr alle mich loswerden wollt!¨ Es mochte wie wirres Zeug klingen was er von sich gab, ganz so, als wäre er nicht mehr ganz bei Sinnen, doch in Albus Realität war es die reine Wahrheit und nichts anderes. Erneut spürte er James festen Griff an seinem Kragen und spannte den Kiefer an. ¨Na los, versuchs doch nochmal du WIchser. Bring mich doch um, hier, wo alle dich dafür bewundern und bejubeln können!¨, knurrte er und stieß James schließlich von sich weg.
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Es sah schon eine Nummer gruseliger aus als sonst, wenn James und Albus sich prügelten. Selten kam es nun nicht vor. James hatte Albus schon immer gern vermöbelt. Oft genug auch einfach aus purer Langeweile heraus. Weil man das eben so tat. Unter Brüdern. Das war voll normal. Jedenfalls fand James, dass es so war. Er hatte Albus ja nun auch nie wirklich ernsthaft etwas getan. Abseits von einer blutigen Nase oder ein paar blauen Flecken. Und abgesehen von dem einen Mal, als Albus ihn erst vor wenigen Wochen regelrecht massakriert hatte, hatte James von seinem jüngeren Bruder auch nur das "Übliche" abbekommen. Blutige Nase. Blaue Flecke. Vielleicht ein paar belanglose Prellungen. Aber das war's dann auch schon wieder. Ja. Jedenfalls bis vor Kurzem.
Aber seither war James sich absolut sicher, dass bei Albus alles verloren war. Wer auch immer dieser Wicht hier war: er wollte ihn gewiss nicht mehr als Bruder haben. Gut möglich, dass er ihm irgendwann großmütig verziehen hätte, dass er in das Haus der Schlangen gekommen war. Oft genug machte sich James auch rein aus traditionellen Beweggründen darüber lustig. Er KONNTE schon mit den Schlangen auskommen; So war es nicht. Er zog es nur vor, es nicht zu tun. Was oft genug nach Außen so wirkte, als wäre James völlig intolerant und vorurteilsbeladen. Was er auch war. Wenn man mal ganz ehrlich war. Aber Albus war ja trotz allem sein Bruder gewesen. Eigentlich. Das schwarze Schaf der Familie: zweifelsohne. Aber dennoch sein Bruder.
Aber seit der Attacke mit dem Sectumsempra... seit dem... hatte James einfach keinen Bruder mehr. James war sicherlich nicht unnötig nachtragend - was schlichtweg daran lag, dass er Dinge einfach schnell wieder vergaß (hups!) - aber das? Das würde er bestimmt nicht so schnell vergessen. MERLIN! Er hätte STERBEN können! Und Albus hatte ... es praktisch nicht interessiert. So absolut ganz und garnicht... vermutlich war es eher die Tatsache, dass Albus nicht mal die Spur von Reue zeigte, die James so gänzlich entsetzte. Nicht, dass James über derartige Selbstreflektion verfügte, als dass er das WIRKLICH begreifen könnte.
"Was laberst du für einen gequirrlten Werwolfmist, ej?" fuhr James den jüngeren Potter verständnislos an und schüttelte den Kopf. "Wer hat dir eigentlich ins Hirn geschissen, hm?" Er verstand nicht. Er versuchte auch garnicht zu verstehen. "ICH HAB DIR NIE WAS GETAN!" brüllte er Albus entgegen. Nicht mal im ANSATZ drauf kommend, dass sich jemand als er hätte ausgeben können und Albus in den Tunneln im East End gequält hatte. Gut, sicherlich hatte er nicht viel davon mitbekommen. Nicht, dass ihm irgendjemand irgendwelche Informationen gab. Er war ja nur ein 18-Jähriger Hogwartsabsolvent. Völlig unfähig. Das sowieso. Scheiß Erwachsene! Aber soviel hatte er dann doch mitbekommen, dass die entführten Geiseln in irgendeinerweise von den Abbildern ihrer Liebsten gefoltert worden waren... aber, dass Albus ein Fake-James gegenüber gestanden haben könnte: DARAN dachte er natürlich nicht. James war eben nie gut in Arithmantik gewesen; go figure - er konnte ja nicht einmal Eins und Eins zusammen zählen.
AUSSERDEM wollte er sich auch garnicht weiter damit befassen; das war nämlich eigentlich sein geheimes Talent: einfach unangenehme Dinge ignorieren und hoffen, dass sie von allein verschwanden. Was Krieg? Nein, nein! Wir gehen einfach nicht hin! Vielleicht geht er dann wieder! Ja - guter Plan! Eines Potters würdig! Definitiv.
"Sicher will ich dich loswerden. Hast du dich mal angeschaut? Hörst du dich reden? Du bist schlimmer als Montague, du kleiner Wichser! Verdammter Verräter... findet das wohl geil, ne? Schwarze Magie und so! Wie erbärmlich du einfach bist, Albus. Kein Wunder, dass du es zu nichts weiter als einem verkackten Slytherin geschafft hast..." Jap. James. Pädagogisch mal wieder absolut wertvoll! Gratulation! Hier ist dein Keks!
James stolperte ein, zwei, drei Schritte zurück, als Albus sich aus seinem Griff befreite. Verständnislos schüttelte der ältere Potter den Kopf und sah wieder zu seinem kleinen Bruder hin. WAS? Wie sollte er denn darauf kommen sich deswegen bejubeln zu lassen, weil er Albus tötete? Was? Das war doch bescheuert! MAN!
Völlig begriffsstutzig (also mit einem nicht unselten auf seinem Gesicht spazieren getragenen Ausdruck) starrte er Albus an und schüttelte wieder den Kopf. Fast sah es so aus, als flöge ein leicht weinerlicher Ausdruck kurz über sein Gesicht, während er Albus einen Moment lang beobachtete. Ihn wirklich ansah und nicht nur mit einem überheblichen Blick bedachte.
"Du bist krank! Ganz ehrlich!" James streckte den Rücken und rollte die Schultern nach hinten, entstieg damit regelrecht der Angriffshaltung, die noch wenige Sekunden davor suggeriert hatte, er wollte Albus erneut anfallen. Wollte er nicht. Als wäre Albus ein totaler Unfall starrte James seinen Bruder an. Enttäuscht. Hoffnungslos. Albus war echt nicht mehr zu helfen.
James schüttelte wieder den Kopf. Fast schon ausdruckslos... wie wenn man einen bissigen Hund schlussendlich zum Tierarzt brachte um den tollwütigen Köter einschläfern zu lassen. Half ja nun doch alles nichts mehr.
James umfasste den Zauberstab wieder fester und wandte sich von Albus ab.
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Er konnte nicht sagen warum, aber dieses mal, diese Auseinandersetzung zwischen ihnen, die ging tiefer. Es hatte Albus schon immer wehgetan, wenn er und James sich grundlos gekloppt hatten, sich aufs Blut beleidigt und beschimpft hatten. Doch irgendwie hatten sie es immer wieder geschafft wortlos Frieden zu schaffen - auch wenn der oftmals nur wenige Stunden angehalten hat, wenn überhaupt. Mit jedem Jahr, dass die beiden unterschiedlichen Brüder älter wurden waren auch die Streitereien zwischen ihnen fieser geworden und kaum, dass sie beide sich in Hogwarts eingelebt hatten, da hatten Fäuste zwar noch immer regelmäßig die Nase (oder wahlweise auch die Oberlippe, Wange das Kinn oder die Magengegend) des jeweils anderen ramponiert, doch sie waren auch beide äußerst geschickt darin fiese Flüche aufeinander abzufeuern. Erst im letzten Schuljahr hatte Albus dank James stundenlang abartig-eklige Schnecken gekotzt, nachdem er dem älteren Bruder eine Portion fieser Furunkeln in sein Gesicht geflucht hatte. War ihm schon recht geschehen. Aber es hätte wohl niemand zu irgendeinem Zeitpunkt vermutet wie sehr, wie deutlich das Blatt sich wenden würde noch ehe ein neues Jahr begann.
Albus hatte oftmals darüber nachgedacht, er hatte keine ruhige Nacht mehr finden können seit der Entführung durch den Orden - das vermutlich Todesser das Aussehen anderer angenommen hatten war dank Theodore komplett an dem Potter vorbeigegangen, was für ein Zufall aber auch. Und noch schlimmer waren die Nächte geworden, seitdem er selbst dafür gesorgt hatte, dass James hätte verbluten können. Es mochte gelogen klingen, doch egal in welchem Zorn und welcher Wut der Slytherin an jedem schicksalhaften Tag gefangen war, er hatte nie wirklich gewollt, dass es James so wirklich schlecht ging, hatte niemals gehofft, dass James daran verrecken würde. Egal was Albus von sich gab, egal wie tief er in seiner Wut gefangen war die durch falsche Wahrheiten und Bilder gestärkt wurde: Albus konnte in der tiefe seines Herzens niemanden aus seiner Familie umbringen. Es war sein schlimmster Albtraum und es war der Grund warum er damals wortlos verschwunden war. Nicht etwa, weil James ihm egal war, nein, vielmehr, weil der Slytherin es nicht ertragen hätte seinem Bruder beim sterben zuzusehen, wenn er selbst dafür verantwortlich war. Bei dem bloßen Gedanken daran schnürrte sich schon seine Kehle zu und Übelkeit breitete sich in ihm aus. Er wusste, er hätte keinen Tag mehr ruhig leben können und so war er am Ende sogar froh, dass er James jetzt und hier gegenüber stand. Da war es fast schon ein beruhigendes, vertrautes Gefühl wie der Kragen seines Quidditchtrikots unsanft in seinen Hals einschnitt und wie das Blut aus seiner Nase über seine Lippen und sein Kinn lief um schließlich im Stoff seines Shirts zu versickern. James war da und wahrscheinlich sah Albus eher aus wie ein wahnsinniger Psycho, als wie ein erleichternder Teenager, als der Hauch eines Lächelns auf seinen Lippen ruhte.
"Oh nein, nie...", kam es kalt lachend aus den Lippen des Jüngeren, der das Dröhnen in seinem Kopf immer mehr verspürte, merkte, wie es sich immer weiter in seinem Kopf ausbreitete. "War ja nich' deine Zauberstabspitze die sich in meine Kehle gebohrt hatte... und warst nicht du, der mir mal wieder gesagt hat wie wenig wert ich dieser verfickten Heiligen-Familie bin!" Ein ächtliches Schnauben entwich Albus und Blut spritzte aus seiner Nase umher. War ihm aber reichlich egal. "Das warst nicht du, nein... vermutlich hast du einen Zwilling der noch behinderter in seinem Schrumpfhirn ist als du es bist." Sein Tonfall wurde von Wort zu Wort kühler, seine Augen verengten sich von Silbe zu Silbe mehr und auch seine ganze Körperhaltung spannte sich an, während der Hass in seiner Stimme ganz deutlich hervorkam. Der Hass, mit dem er seit Jahren die Enttäuschung, die er gegenüber James empfand zu überspielen versuchte. Es machte das alles so viel einfacher, einfacher die Wahrheit, die Enttäuschung zu verdrängen. Sich selbst etwas vorzulügen tat weniger weh. Das war ganz einfach.
Und schließlich stocherte der ältere Potter-Sohn wieder in der offenen Wunde herum und Albus verzerrte sein Gesicht. Nicht vor Schmerz, nein, vielmehr vor Enttäuschung. Seine blutverschmierten Lippen pressten sich aufeinander und für einen Augenblick flackerte der aufgestaute Frust in seinem Blick auf. "Halt doch deine verdammte Schnauze und tu's einfach du verfickter Penner!", fuhr Albus ihn wütend an und schluckte schwer. Seine umherwirbelnden Gedanken waren so vollkommen überfordert mit dieser Situation und mit den Erinnerungen der letzten Jahre. Das brüderliche Raufen und Fetzen, die Hassbekundungen und Beleidigungen aus den tiefsten Tiefen ihrer Herzen, die unverzeihlichen Flüche irgendwo unter der Londoner Erde und jetzt bemühte sich James noch nicht einmal fucking ansatzweise darum Albus kalt zu machen. Für einige Atemzüge war der jüngere Bruder wirklich vollends verwirrt und musterte den älteren bloß kopfschüttelnd. Kein Wunder, dass er James auch in den letzten siebzehn Jahren nicht ansatzweise verstanden hatte. Und dann... gut, Albus war vollkommen aus seinem Konzept gerissen. James war zurückgewichen während Albus schwer durch den Mund atmete und nach Luft schnappte, die Schultern zum zerbersten angespannt und die Hände zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervor stachen. Irritiert zuckte seine Augenbraue kurz in die Höhe, ehe auch ein Schimmer von Verzweiflung auf Albus Zügen ruhte. Es war anstrengend und aufreibend und so nah sie sich gerade doch gegenüber standen, die Entfernung, die Distanz zwischen ihnen schien nie größer gewesen zu sein.
"Du hast dafür gesorgt, dass ich so krank werde." Durch seinen abgewandten Blick bemerkte Albus die Enttäuschung in dem Blick seines Bruders nicht, überhörte sie in seiner Stimme. Doch James, er schien ihm eh nicht einmal mehr zuzuhören, wandte sich schließlich sogar von ihm ab. Wie immer. James hatte ihm nie zugehört, wenn er etwas gesagt hatte. Nicht an einem Tag in den vergangenen Jahren und erst recht nicht, seitdem Albus in das falsche Haus einsortiert worden war. Fest pressten sich seine Lippen aufeinander und er sprach, schneller als er wirklich dachte. "Du hast mich alleine gelassen." Es lagen keine Emotionen in den Worten und doch kamen sie direkt aus Albus Inneren. Er hatte James nie gesagt wie es ihm ging und eigentlich hatte er es auch jetzt nicht unbedingt vorgehabt. "Du warst nicht da." Und fast schon erschrocken über sein Eingeständnis gegenüber dem Rücken seines Bruders weitete sich für einen Augenblick sein Blick, ehe Albus sich sammelte. Jegliche Spannung war aus seinem Körper entwichen, er raufte sich schwerfällig zusammen. Es war Zeit zu verschwinden - wohin auch immer.
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