MISCHIEFmanaged (https://archiv.mischief-managed.de/index.php)
- boardid4 (https://archiv.mischief-managed.de/board.php?boardid=163)
--- Plot Pensieve (https://archiv.mischief-managed.de/board.php?boardid=252)
---- Get the Snitch or die trying. (https://archiv.mischief-managed.de/board.php?boardid=723)
----- [Dementoren-Angriff] you take off running and come right after me (https://archiv.mischief-managed.de/threadid.php?threadid=9368)
Von einer Sekunde auf die andere kam Sofian einfach nicht mehr auf sein Leben klar. Absolut nicht. Er bekam den Anblick nicht aus seinem Kopf raus und ... gerade wenn er die Augen zukniff, leuchtete Jasper in seiner ganzen Pracht noch deutlicher vor ihm und... Wärg... er hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Aber sein Körper klammerte sich an das Bisschen Schokolade, das er nach dem Dementorenangriff gegessen hatte und entsagte ihm die Erleichterung. Nur am Rande bekam er mit, wie Mairwen nach seinem Arm griff um ihn weg zu ziehen. "Nein!" sträubte er sich trotzig jähzornig und riss sich los. Er wollte direkt wieder herumwirbeln um Jasper aus seinem Bett zu werfen, aber ... keine gute Idee. Schließlich ließ er sich von Mairwen regelrecht abführen, nachdem er einsah, dass er dieses Thema definitiv wannanders klären sollte. Irgendwann, wenn er alle seine Sinne wieder beisammen hatte.
Diesmal war es Mairwen, die ihn aus dem Zimmer herausführte. Mittlerweile hatte sie sich von ihrem Lachflash scheinbar erholt. Oder kicherte sie ernsthaft immer noch. Sofian war sich nicht so sicher. Irgendwie breitete sich in seinem Kopf das blanke Chaos aus und er bekam nur noch fetzenweise mit, was um ihn herum passierte. Fahrig schwankend nahm er Mairwen den Wein aus der Hand. Was auch immer er damit vorgehabt hatte (was könnte er nur... hmm... wer weiß das schon) - der Plan war definitiv gegessen für den Abend, oder die Nacht, oder eher den anbrechenden Morgen. Wie auch immer. Vielleicht könnte er Jaspers... IIIIIIIIHGIT! Allein wenn er entfernt daran dachte und... Slytherins Schlange... und.. sein Kopf spann eine Assoziation nach der anderen. Sofian blieb einen Augenblick schwankend im Flur stehen und löste die Hand aus Mairwens Griff, um die Elfenweinflasche zu öffnen. Er setzte den Flaschenhals an und ließ die sprudelnd, kribbelnde Flüssigkeit gierig in seine Kehle fließen. Nicht, dass das soviel besser tat.
Wenige später stolperte er Mairwen wieder hinterher. Zurück ins Wohnzimmer. "hier..." nuschelte Sofian halblaut. Gleiches Recht für alle. Sein Zimmer war völlig kontaminiert. Amina schlief eh in der Badewanne ... Kurzerhand stieß er die Tür zu Aminas Zimmer auf und hielt sich die freie Hand vor die Augen. "Luft rein?" fragte er und nutze die Gelegenheit um ein paar Schluck von dem Elfenwein zu trinken. Scheinbar war sie das. Er stolperte in Aminas Zimmer und lief zielstrebig zu einem ihrer Schränke hinüber. Räumte die unterste Schublade unwirsch leer und klopfte gegen die Hinterwand wo sich ein verstecktes Fach vollgefüllt mit Süßigkeiten verbarg. Sofian und Amina hatten seit sie denken konnten einen Kleinkrieg um die Süßigkeiten im Haus geführt. Sofian hatte dutzender Verstecke in seinem Zimmer in dem... "Wrg..." wieder machte er aufgesetzte Würgeräusche und griff nach dem Elfenwein, während er zum Glück in einem der unlängst erspähten Geheimverstecke seiner Schwester noch ein wenig Schokolade fand. Er sammelte die Schokfrösche zusammen, pflückte seine Flasche vom Boden und ließ sich neben Mairwen auf das Mädchenbett fallen. "Hier!" er warf Mairwen ein paar der verpackten Schokofrösche in den Schoß. Er war nur heilfroh, dass keiner von Aminas Freunden sich an ihrem Zimmer vergriffen hatte. Kein zweiter Jasper... und sofort verzog er wieder angewidert die Mundwinkel und versuchte seine Elfenweinflasche zu erreichen. Jaja, Sofian, der tragische Held. Er hockte sich in einen Schneidersitz, ein paar Schokfrösche im Schoß, riss an einer der Verpackungen herum und versuchte um Mairwen herum nach der Elfenweinflasche zu greifen. Er war so dermaßen zerstört gerade. Jasper hatte ihm definitiv den Rest gegeben. Den absoluten Rest.
#
Sofian schüttete den Elfenwein runter als wäre es Wasser, nachdem er ihn ihr aus der Hand genommen hatte. Zwar hatte sich Mairwen einen Moment gefragt, warum sie die Flasche immer noch mit sich rum trug, aber vermutlich einfach nur weil sie nicht mal darüber nachgedacht hatte, dass sie sie auch einfach abstellen könnte. Aber sie ließ ihn einfach trinken. Genauso wie er wollte sie einfach nur ihre Ruhe und versuchte in der restlichen Zeit das Bild des Slytherins aus ihrem Kopf zu bekommen. Die Ravenclaw hatte es nicht vorschlagen wollen, aber vermutlich war das Zimmer seiner Schwester, sofern es frei war, doch noch besser als das Wohnzimmer, in dem es ja auch nur von irgendwelchen Alkoholleichen gewimmelt hatte. Sie folgte ihm bis zum Zimmer von Amina und schaute kurz hinein, als Sofian sie fragte, ob die Luft rein war. „Ja, keiner da“, murmelte sie nur, ohne wirklich die Kraft zu haben, sich bei ihm zu beschweren, dass sie jetzt extra schauen musste. Wie schön, dass er einen weiteren ekelhaften Anblick nicht mehr ertrug und ihr es aufbürdete nachzuschauen, ob sich keiner in dem Zimmer seiner Schwester einquartiert hatte. Das schien aber wirklich noch sauber und fast in Originalzustand zu sein. Nicht, dass sie wirklich sagen konnte, was da Originalzustand war, aber zumindest ging sie davon aus, da zumindest nichts wirklich dreckig war...nun bis auf die Wackelpuddingspur, die der Gryffindor immer noch in Teilen hinter sich her zog.
Nachdem sie das Zimmer betreten hatten, ließ sich Mairwen instant auf das Bett fallen und streckte ihre Füße aus. Was machte er denn jetzt noch? Halb interessiert beobachtete sie Sofian dabei wie er irgendwo im Schrank seiner Schwester umher kramte. Man könnte meinen, dass es awkward genug für sie war, hier mit Sofian auf einem Bett zu liegen, das noch nicht mal seins war, aber sie hatten mehrere Tage in ihrem Zimmer auf engstem Raum verbracht...da war das noch harmlos. Die Ravenclaw begann sich über die Schokofrösche her zu machen, die er in ihren Schoß gelegt hatte. Sie riss die Packung des ersten Froschs auf und erwischte ihn noch, bevor er versuchte sich aus dem Staub zu machen. Die Hälfte der Schokolade landete in ihrem Mund, während ein Teil des Körpers sowie zwei Beine noch heraus schauten. Als Sofian sich über sie beugte, fast auf ihr lag, um an den Elfenwein zu kommen, hob sie ihm die Flasche entgegen. Als er erneut ein paar Schlucke davon genommen hatte, nahm sie ihm die Flasche aus der Hand und legte ihren Kopf in den Nacken um ebenfalls was von dem Wein zu trinken. Schmeckte irgendwie deutlich anders als Butterbier, aber im Gesamten konnte man es lassen. Im Moment war es ihr eigentlich auch mehr oder weniger egal. Sie verputzte den Schokofrosch vollends und rutschte dann müde zur Seite wobei sie ihren Kopf in seinen Schoß legte und sofort die Augen zu machte. „Schmeißt ihr eigentlich immer solche wildem Parties?“, fragte sie ihn mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
#
Das war schon kein Zustand mehr. Das war regelrecht ein Unfall. Die ganzen Ferien. Eine einzige Katastrophe. Aber immerhin war Sofian damit nicht allein. Ob er die Zeit gerne zurück gedreht hätte? Wenn er ehrlich war, so gemein und unfair es auch sein mochte, vermutlich nicht. Sicherlich war er nicht derjenige, der sich hier zu beklagen hatte; Mairwen hatte unendlich viel mehr durchmachen müssen. Aber vermutlich hätte sie das auch dann, wenn er keine Rolle dabei gespielt hätte. Und irgendwo war er froh, dass er wenigstens hatte da sein können. Was, wenn er sie damals nicht im Korridor gefunden hätte, wenn er sie nicht dazu angestiftet hätte die Klausuren zu klauen? Wenn er nicht da gewesen wäre?
Sofian hockte sich neben Mairwen auf das Bett, angelte sich seinen Elfenwein und war sich nicht einmal mehr selbst darüber bewusst, dass er hier mit Mairwen auf dem Bett herumflatzte. Weil es irgendwie fast normal war. Es fühlte sich einfach richtig an. Richtiger als jede andere Alternative. Mairwen begann brav die Schokofrösche zu kauen. Beste Medizin nach einem Dementorenangriff. Und Sofian spülte die Schokolade mit Elfenwein runter. Er ließ sich ganz automatisch die Flasche wieder aus der Hand nehmen und Mairwen bewegte sich und kuschelte sich eingerollt auf das Bett. Einen Moment später lag ihr Kopf auf seinen Beinen und Sofian brauchte einen Augenblick um überhaupt zu realisieren, was sie da tat. "Gemütlich?" murmelte er halb im Scherz und wippte mit dem Knie um Mairwens Kopf zum Wackeln zu bringen. Der blonde Gryffindor sah zu der Longbottom hinunter und ein sanftes Lächeln stieg ihm auf die Mundwinkel. Er realisierte garnicht, dass er Mairwen sehr viel länger und genauer beobachtete, als er es sich die letzten Tage getraut hatte. Die Elfenweinflasche war binnen der wenigen Minuten nachdem er sie erfolgreich erobert hatte auf einen Bodensatz Wein zusammen geschrumpft. Sofian ließ Mairwen nochmal einen Schluck trinken ehe er die Flasche leerte und sie mit umständlichen Verrenkungen - weil er wollte Mairwen dann doch nicht so sehr stören wie sie hier chillte und seine Beine als Kopfkissen missbrauchte (er war ja so rücksichtsvoll!) - auf den Boden neben das Bett stellte. Sie fiel natürlich um. Aber das störte ja nicht. Sie war ja leer.
Sofian lehnte sich ein Stück zurück, sodass er sich an der Wand hinter dem Bett anlehnen konnte. Der normalerweise so redselige Gryffindor atmete ein, öffnete den Mund und... "..." kein typisch taktloses Kommentar folgte. Stattdessen zögerte er einen Moment und legte Mairwen schließlich vorsichtig die Hand auf den Kopf. Er wartete einen Augenblick, war schon fast besorgt, sie könnte seine Hand wegschieben. Tat sie aber nicht. Warum auch? Wenn sie seine Nähe nicht gewollt hätte, hätte sie wohl kaum entschieden sich auf seinen Beinen breit zu machen. Er strich Mairwen vorsichtig über den Kopf, als wollte er ihre zerzausten Haare kämmen. Einen Augenblick später grub er seine Fingerspitzen in ihren Kopf und kraulte sie - einfach so, ohne wirklich darüber nachzudenken - als wäre sie eine Katze.
Es fühlte sich gut an. Besser als er sich zugestehen wollte, dass es sich anfühlte. Aber in dem Moment war es ihm fast egal, dass das hier absolut entgegen dem sprach, was er auf dem Dach des Krankenhauses entschieden hatte: dass sie nur Freunde waren. Wayne. Der heutige Tag... war so bizarr und sonderbar - eine Ausnahme musste manchmal eben sein. Sofians Kopf wurde zunehmend schwerer. Der Alkohol beruhigte seine sonst so hyperaktiv herumrennenden Gedanken und Mairwens Atmung wurde tiefer, langsam und ruhiger. Als Sofians Kopf zur Seite kippte, schreckte der Gryffindor nochmal flüchtig hoch. Er beugte sich ein Stück vor um Mairwen ansehen zu können. Sie war eingeschlafen. Vorsichtig korrigierte er seine Beine ein wenig - erstauntlich rücksichtsvoll, damit sie nicht aufwachte; aber in der Haltung schliefen sie kribbelnd ein. Schließlich lehnte sich Sofian zur Seite. Gleiches Recht für alle. Nachdem Mairwen seine Beine als Kopfkissen nutzte, legte er den wuscheligen Lockenkopf in das kleine Tal ihrer Taille. Er konnte ihre Atmung durch ihren Körper hindurch hören. Sonderlich gemütlich war es nicht. Aber irgendwie störte es ihn auch nicht wirklich. Mairwen war warm und sie war da und das reichte an Gemütlichkeit aus.
Nicht wirklich... wenn man es genau nahm. Die Müdigkeit übermannte Sofian schlussendlich einfach. Vermutlich wäre er in dem Zustand auch stehend eingeschlafen. Aber nur wenige Stunden später - mittels Magie verdunkelten sich Aminas Fenster automatisch mit der aufgehenden Sommersonne, sodass Sofian, als er die Augen etwas später wieder aufschlug, das Gefühl hatte, als müsste es noch immer mitten in der Nacht sein. Auch wenn er rational wusste, dass es nicht so war. Er hatte im wenig erholsamen Halbschlaf der letzten Minuten - vielleicht Stunden, aber wer zählte schon genau? - den Arm locker über Mairwen gelegt. Vermutlich mehr, damit er nicht abrutschte. Aber seis drum. Mairwen lag noch immer zusammengerollt auf der Seite. Sie hatte scheinbar entschieden, dass seine Beine nicht unbedingt das gemütlichste Kopfkissen waren. Sofian hob den Arm, den er über sie gelegt hatte ein Stück weit und blinzelte zu ihrem Kopf hin. Aus der Position konnte er praktisch eh nur ihr Kinn sehen. Aber sie schien noch immer zu schlafen. Friedlich und ruhig und gleichmäßig hob und senkte sich sein Kopfkissen bei jedem ihrer Atemzüge. Ein betrübt nachdenklicher Ausdruck trat auf seine Züge. Noch immer lagen die Papierchen der Schokofrösche neben ihnen auf dem Bett und Mairwen hatte Schokladenspuren rund um ihren Mund herum. Was ihr etwas kindlich unschuldiges verlieh. Sofians Gedanken nahmen währenddessen Fahrt auf. Rasend schnell. Wie Formel1-Besen beschleunigten sie von 0 auf 150 Besen und rammten dabei Besenscootermäßig Rücksichtnahme einfach aus dem Stadion heraus Schwups! Hello Egoismus: lange nicht mehr gesehen.
Es war kein großes Kunststück einen glasigen, ausdruckslosen Gesichtausdruck auf seine Züge zu zaubern, als er sich betont verspannt (gut, das kam wohl auch von der Haltung über die letzten Stunden) begann zu bewegen und schließlich wieder aufsetzte. Er stubbste Mairwen ein paar Mal dabei ganz versehentlich (mit voller Absicht!) an, damit sie aufwachte, während er sich den Anschein gab weiter zu schlafen. Schlafen, so wie er es immer tat, im Kopf, wenn er auf nächtliche Spritztouren ging. Sofian hatte im Grunde keinen blassen Schimmer wie genau er drauf war, wenn er schlafwandelte. Elliot hatte ihn oft genug verarscht, dass man es filmen müsste, wenn er anfing im Schlaf irgendwelche sonderbaren Aktionen zu machen. Dass Elliot ihm nie gesagt hatte, dass man mit ihm lustige Gespräche führen könnte, wenn er schlafwandelte nahm Sofian nicht als Indiz dafür, dass er schlichtweg nicht redete, wenn er schlaftrunken herumwanderte. Aber so weit dachte der Gryffindor im Moment nicht. Sofian seufzte langgezogen. Seine Stimmbänder fühlten sich an wie eingerostete Sägeblätter. Er widerstand dem Drang zu husten. Das passte nicht so recht in sein Bild vom "Schlafwandeln" - weil er war ja eh so der Spezialist. "... ich brauch meine guten Erinnerungen wieder..." murmelte er monoton, schläfrig. "... für den Patronus. Ich brauch sie wirklich wieder... " murmelte er unzusammenhängend. Er hatte sich wieder aufgesetzt und richtete den Blick unfokusiert in die Dunkelheit im Zimmer.
#
Eigentlich hatte sie nicht unbedingt vorgehabt einzuschlafen. Na ja vielleicht doch. Wer wusste das schon so genau? Jedenfalls war es verdammt gemütlich auf seinen Beinen zu liegen. Zumindest die ersten paar Minuten, dann irgendwann wurde es ein wenig verkrampft, aber auf der anderen Seite, war sie viel zu müde um sich noch groß um zu liegen und eigentlich wollte sie es auch nicht. Sie suchte die Nähe des Gryffindors, auch wenn sie ganz genau wusste, was er ihr gesagt hatte, dass er sie eigentlich mit der einen Aussage augenblicklich in die Friendzone abgeschoben hatte. Trotzdem suchte sie seine Nähe und nahm sich auch das Rech heraus das zu dürfen. Freunde durften das ja auch…also war das ja nicht verboten. Sie versuchte ihn ja nicht mehr in zu küssen oder sich anderweitig auf dieser Schiene ihm anzunähern. Das hatte sie, wenn auch voller Wehmut, aufgegeben. Nun versuchte sie es eben anderweitig zu kompensieren. Das war schon irgendwie okay. Sie konnte damit leben. Besser, wie wenn er ihr sagen würde, sie müsse sich komplett von ihm fernhalten. Der Elfenwein tat vermutlich noch sein letztes dazu, dass sie vollends müde genug war und ihr langsam die Augen zufielen. Sofort schlief sie allerdings nicht. Ein warmes Lächeln bildete sich kurz auf ihren Lippen, als sie seine Berührung vernahm. Jaaa so ganz uneigennützig hatte sie sich natürlich nicht auf seine Beine gelegt und wenn er etwas dagegen gehabt hätte, hätte er sich sicherlich längst bemerkbar gemacht. Ein leichtes Kribbeln fuhr ihr am Rücken hinab, als sie sein Kraulen vernahm. Selten hatte sich etwas einfach so gut angefühlt. So dauerte es schließlich nicht mehr lange, bis sie tatsächlich nichts mehr um sich herum wahrnahm und sie dann doch völlig erschöpft einschlief.
Wie lange sie tatsächlich geschlafen hatte, vermochte sie kaum zu sagen, als sie eher unsanft ein paar Berührungen abbekam. Dunkel war es im Zimmer noch immer, wie sie bemerkte, als sie müde blinzelnd die Augen aufschlug. Aber ihr war sowieso jegliche Zeiteinschätzung verloren gegangen. Kümmerte sie im Moment aber auch nicht sonderlich. Ihr Dad würde sie schon irgendwann abholen, das hatte er ihr versprochen und darauf vertraute sie auch. Musste sie ja. An was sollte sie sonst noch glauben? Also war es vermutlich noch gar nicht so spät. Aber eigentlich war ihr das auch egal. Sofian war da und das war für sie im Moment das Wichtigste. Wie es schien hatte auch keine der Alkoholisierten Jugendlichen sie hier gefunden. Umso besser, sie hatte auch keine Lust auf eine unschöne Begegnung, sondern wollte einfach bei dem Gryffindor bleiben, so lange es ging. Bald würden sie wieder nach Hogwarts zurückkehren und dann war es sicher nicht so einfach mehr mit ihm in Kontakt zu treten, zumindest nicht so…
Erst als Sofian zu seufzen begann, drehte sich Mairwen müde herum um ihn in ihr Blickfeld zu nehmen. Eigentlich war sie der Meinung gewesen, dass er wach wäre und versucht hatte sie zu wecken, doch je genauer sie ihn betrachtete, desto mehr machte er eher noch den Eindruck, als wäre er nicht ganz wach. Er sah halb im Wahn aus, halb schlafend und trotzdem sah es irgendwie seltsam aus. Verwirrt blickte sie ihn an. Während der Tage, die er bei ihr verbracht hatte, war es immer wieder vorgekommen, dass sie mit ihm in einer Art Halbschlaf viel geredet hatte, über so mancherlei Themen, die er sonst einfach nicht ansprach. Sobald sie das mitbekommen hatte, hatte sie sich daraus immer einen Spaß gemacht. Aber jetzt schien ihr das wie eine Ewigkeit vorzukommen. Nun nachdem Sofian aufgeflogen war, hatte er ja auch wieder bei Elliot schlafen müssen und sie hatte sich diese peinliche Rede ihres Vaters anhören müssen.
Prüfend musterte sie ihn einige Momente, bis er von seinen Erinnerungen anfing zu sprechen. Da wurde Mairwen tatsächlich aufmerksam und setzte sich ebenfalls auf. „Du brauchst sie wieder…? Hast du sie verloren? Was ist passiert?“, fragte sie ihn immer noch müde aber deutlich aufmerksamer und wacher als zuvor.
#
Eigene Initiative war natürlich immer in Ordnung. Wenn Sofian Mairwens Nähe suchte oder ihre tendenziellen Anwandlungen großzügig zuließ, DANN war das natürlich in Ordnung. Wenn er gerade in einer Laune war in der er sich verhielt, als ob... dann war das natürlich völlig okay. Aber nicht, dass Mairwen auch nur auf die Idee käme nochmal mehr Aktionen in Richtung "Beziehung" zu unternehmen. DAS ging natürlich garnicht. DA mussten dann direkt die Schranken vorgewiesen werden. Zum Glück hatte Sofian das alles absolut durchschaut. Hauptsache ihm passte das alles in den Kram. Wie es Mairwen damit ging; das interessierte ihn dann ja auch nur graduell. Und er konnte sich immer noch darauf berufen, dass sie Andeutungen missinterpreiterte oder überinterpretierte, wo er doch so klipp und klar klar gemacht hatte, dass sie NUR Freunde waren. Jaja...
Dass dumme am Schlafwandeln war, dass Sofian selbst nur eine sehr vage Vorstellung davon hatte, was dann tatsächlich passierte. Im Grunde schlief er ja. Er bekam also nichts davon mit. Er konnte nur danach gehen, was andere ihm erzählten. Was Amina oder seine Eltern ihm erzählten, was Elliot oder die Jungen aus dem Gryffindorschlafsaal ihm erzählten, aber so genau wusste er es dann doch nicht. Und er war mit gerade soviel gesundem Humor gesegnet, dass er das ganze selbstironisch überspielen konnte. Er schlief ja. Im Grunde konnte er nichts dafür. Und selbst Elliot hatte dahingehend genug Taktgefühl Sofian nicht absichtlich vorzuführen. Auch wenn er sich natürlich den ein oder anderen Kommentar nicht verkneifen konnte. Aber eben alles irgendwo im gesunden Maß (oder eher das, was Sofian und Elliot als gesundes Maß verstanden).
Er nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Mairwen sich aufsetzte und leicht verdutzt in die Dunkelheit starrte, aber er konzentrierte sich darauf weiter geradeaus ins Leere zu starren. Das war garnicht so einfach. Mairwen stieg ein. Thaha. Was er ja auch gewollt hatte. Ihr einfach vor dem Hintergrund des Schlafwandelns - das wäre seine ultimative Entschuldigung; er war so gewitzt: damit konnte er sich gut aus dem Schneider bringen; er konnte ja am Ende garnichts dafür! Mei, wie intelligent er doch war! - erzählen, was er sowieso vermutlich schon lange mal jemand hätte erzählen sollen. Aber wie uuuunucoool wäre es über sowas mit Elliot zu sprechen. Kjell wäre so ein Mensch gewesen, als sie noch befreundet gewesen waren ... ihm hätte er sowas erzählt. Vermutlich. Oder vielleicht auch nicht. Immerhin musste Sofian sein Gesicht wahren.
"Jah... verloren." wiederholte er langgezogen und sein Blick driftete zur Seite in Mairwens Richtung, als sie begann mit ihm zu sprechen. "Unsere Eltern haben sie manipuliert, hhmhm... ja... Weil Amina nur adoptiert ist... sie's auch siebzehn.. nicht fünfzehn... das haben sie alles geändert...einfach so.." er schnippte mit den Fingern und sein Blick ging diffus an Mairwens Kopf vorbei ins Nichts. Er versuchte seiner Stimme einen sorglos aufgesetzten Tonfall zu geben, aber es so bewusst auszusprechen; gegenüber jemandem, der es noch nicht kannte, der noch nichts davon wusste, war selbst wenn er so tat, als bekäme er nichts davon mit, schwer genug. Sofians Stimme drohte zu brechen und er klammte den Mund in leisem Summton zu und schluckte mehrfach, während er sich wieder zusammen riss. "Weil Aminas Dad n' schwarzer Magier ist und... da haben sie gedacht, tun sie uns einen Gefallen weil Ami dann sicher ist..." summte er weiter betont aufgesetzt sorglos und als kümmerte ihn das nicht. Tat es aber bei jedem Wort mehr. "Und nun haben sie gesagt, was sie getan haben und jetzt ... sind sie alle hinfällig... die Erinnerungen... wer weiß schon, welche jetzt wahr sind und welche nicht..." Gut, rein logisch betrachtet betraf die Manipulation nur die Erinnerung ihrer ersten Lebensjahre. Aber Sofian war nun nicht unkompliziert, was Erinnerungen anging. Während Amina sich ohnehin nur verschwommen erinnern konnte; wie alle anderen Menschen ja auch, wenn sie an ihre Kindheit zurück dachten; war für Sofian alles glasklar. Die manipulierten ebenso glasklar wie all die anderen... was eine Unterscheidung nicht einfacher machte. "Und jetzt wollen sie, dass wir einen Trank nehmen, der den Zauber aufhebt und dann.. was wenn alles gelogen war..." mittlerweile bekam er nicht mal mehr im Ansatz hin seiner Stimme einen gleichmütig sorglos leichten Tonfall zu geben. Er spürte wie seine Augenwinkel brannten und er blinzelte ein paar Mal zu oft, als er es normalerweise im schlaftrunkenen Schlafwandeln tat, wenn seine Pupillen und die Augen ohnehin immer eher den Ausdruck von Bekifftheit vermittelten. Was sie im Moment absolut nicht taten.
#
Selbst wenn Mairwen in gewisser Weise misstrauisch war, ob das tatsächlich eine seiner Anfälle war in denen er eigentlich nur schlief, eigentlich war es ihr egal. Sie war nur froh, dass er sich öffnete und wenn es eben auf seine Weise war, dann war es so. Wenigstens tat er es überhaupt irgendwann. Im Moment hatte sie nicht mal das Bedürfnis ihn damit in eine unangenehme Situation zu bringen. Dann würde er mit Sicherheit sofort wieder zumachen und das wollte sie erst recht nicht. Selbst wenn sie sich noch so oft ankeiften, irgendwie waren sie die letzten füreinander da gewesen, vor allem Sofian für sie. Das verband, so sehr man sich auch von Zeit zu Zeit dagegen wehren wollte. Außerdem war sie noch immer viel zu müde um jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen – zumindest im Moment.
Sofian ging auf ihre Frage ein, als hätte er nur darauf gewartete, dass sie diese stellen würde. Nun er hatte ja auch die perfekte Vorlage dafür geliefert. Das alleine war schon Hinweis genug, den sie allerdings ignorierte. Sie wollte das Spiel gerne mitgehen, ihm zuliebe. Doch was er dann erzählte ließ sie aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen. Das war einfach nur...das klang wie eine schlechte Fotostory aus der Schülerzeitung, wie jemand der unbedingt viel Aufmerksamkeit brauchte. Klar, seine Schwester war gleichalt und nur adoptiert, natürlich von einem schwarzen Magier, ganz klar. Das hörte sich so völlig absurd an, dass es einfach nicht wahr sein konnte. Mairwen war sich durchaus darüber bewusst, dass er hin und wieder irgendwelche Geschichten erzählten, die nur mehr oder weniger richtig waren, frei nacherzählt sozusagen und das klang nach einer verdammt frei nacherzählten Geschichte. Bei den Bakers schien alles so perfekt. Die Eltern Rockstars und die verwöhnten Kinder schmissen in den Ferien irgendwelche Partys, aber das passte da absolut nicht rein. Seine Stimme wurde nach und nach betroffener, ängstlicher. Gehörte das auch zu der Show? Wobei, das würde er vermutlich nicht freiwillig machen oder? Prüfend beobachtete sie jeden Abschnitt seines Gesichts, den sie in dem fahlen Licht und der fast kompletten Dunkelheit vernehmen konnte. Er blinzelte und... klang so unglaublich bestürzt. Wahrscheinlich würde er sie gleich auslachen, dass er ihr das abgenommen hatte...oder...? Die Ravenclaw wartete noch einen weiteren Moment doch nichts geschah. „Du verarscht mich oder?“, fragte sie nochmal vorsichtshalber mit dem letzten Rest an Misstrauen.
„Echt?“, fragte sie ihn nochmal und blickte ihn betroffen an. „Das wow...“ Das war eine Menge zu verarbeiten. Wie lange er das wohl wusste? Mit einem Mal wurde ihr klar, dass er tatsächlich nicht in der Lage gewesen war den Patronus zu zaubern. Sprachlos atmete Mairwen hörbar aus. „Hast du Angst, dass du gar keine Erinnerungen mehr an sie hast? Aber...mit Sicherheit sind auch echte Erinnerungen dran. Deine Eltern wissen doch bestimmt welche Erinnerungen auf jeden Fall falsch sind?“ Traurig blickte sie Sofian an. „Warum kommen sie denn jetzt damit rum? Wäre es nicht leichter gewesen es einfach so zu lassen?“ Vielleicht. Es wären zwar falsche Erinnerungen gewesen, aber welche mit denen er offenbar glücklich gewesen wäre.
#
Ungelogen. Sofian hatte Mairwen so einigen Scheiß verkauft. Und er tat es immer noch. Wenn auch bei ihr nicht mehr ganz so oft. Vor allem nicht, seit der Entführung. Selbst dafür hatte er genug Taktgefühl. Aber wenn man mal ganz ehrlich war: er hatte sie erst auf dem Dach des Krankenhauses wieder für dumm verkauft. Aber da hatte er sich selbst ins Bein geschossen, indem er sich selbst jene Lügengeschichte als die Wahrheit verkauft hatte. Oder jedenfalls die bessere Version eben jener.
Sofians Nasenflügel blähten sich schier entrüstete, als Mairwen ihn fragte, ob er das ernst meinte. Dass er derartige Reaktionen während des Schlafwandelns NIE zeigte, weil er schlicht nicht in der Lage war so konkret mit seiner Umwelt zu interagieren, wusste er ja nun nicht. Eine Antwort sparte er sich allerdings. Er sah nur weg. Was nicht unbedingt seinem Schauspiel zuträglich war. Mairwens Stimme drang wieder an seine Ohren und er rutschte auf dem Bett ein Stück zurück, bis er sich wieder an die Wand dahinter lehnen konnte. Er rutschte ab. Sichtlich. Sein Schauspiel war nach den letzten Tagen, vor allem DEM letzten Tag, definitiv nicht mehr überzeugend. Sofians Mundwinkel zuckten. Diesmal starrte er wirklich auf einen nicht vorhandenen Punkt geradeaus, straight an Mairwen vorbei, in das Zimmer hinein. Ohne wirklich zu sehen, was er da anstarrte. All seine Selbstbeherrschung kostete es - und viel war davon gerade in dem Moment nicht übrig - sich zusammenzureißen. Seine Kieferknochen traten unter seinen Wangen hervor und Sehnen zeichneten sich gespannt unter der Haut ab, als er mehrmals hart schluckte und schließlich die Knie anzog und die Arme darauf ablegte. "Hast du Angst, dass du garkeine Erinnerungen..." Mairwen war gemein genug das direkt zu fragen. Aber vielleicht glaubte sie wirklich noch, dass er schlafwandelte. Sofian schüttelte mechanisch den Kopf. Nein, das war es nicht. Er war ja nicht dumm. Er hatte zumindest aus der Zeit authentische Erinnerungen, als sie schon älter gewesen waren. Aber bei ihren nächsten Worten sah er sie direkt an, versehentlich. Einen winzigen Moment. Ehe er sich besann und den Blick lieber wieder angestrengt bekifft ins Nichts schweifen ließ. Nicht, dass es wirklich viel half. Sofian hob die Hand und rieb sich grob über die Augen. "Weil sie 17 ist... weil sie denken, dass es wichtig ist, dass sie weiß, wer sie ist..." murmelte er langsam mit belegter Stimme und senkte den Kopf.
#
Der Gryffindor bewegte sich immer viel und gerade im Moment schien er sich auch überdurchschnittlich viel zu bewegen. Mehr wie sonst, wenn er mitten in der Nacht völlig abwesend aufgewacht war und ihr, wie im Wahn, irgendetwas erzählt hatte. Zwar konnte man ihn da auch Dinge fragen, aber meistens nur sehr begrenzt, meistens erzählte er von sich aus. Aber vielleicht war sie einfach inzwischen so misstrauisch, dass sie ihm gar nichts mehr und alles glaubte. Es interessierte sie kaum noch – zumindest bis auf wenige Ausnahmen – nicht mehr wie ernst er das wirklich meinte. Dafür war sie schon viel zu oft drauf reingefallen und es brachte ja auch nichts sich über alles aufregen und jedem und allem mit Misstrauen zu begegnen. Sicherlich gab es, vor allem an ihrer Stelle, genug Grund um allem und jedem zu Misstrauen, aber das machte sie auch nicht glücklicher, außerdem vertraute sie Sofian, mehr noch als vielleicht so manch anderem, der ihr nahe stand. Die Ereignisse während der Ferien hatten sie gelehrt, dass er für sie da war, wenn es darauf an kam und sich um sie kümmerte. Selbst wenn er sie oft vielleicht verarschte, wenn es darauf an kam, konnte sie sich auf ihn verlassen, bisher zumindest. Aber hier ging es ja nicht um sie, sondern um ihn oder besser gesagt um seine Familie.
Mairwen rutschte näher an ihn hin und legte ihre Hand vorsichtig auf seine Schulter. „Das fällt ihnen aber früh ein...“, bemerkte die Ravenclaw dann mit deutlicher Ironie im Unterton. War schon irgendwie ziemlich assi seinen Kindern dann zu erzählen, dass eins davon gar nicht wirklich ihres war, sie aber auch noch die Erinnerungen verändert hatten. Eigentlich ziemlich unverschämt, dann von den Kindern zu verlangen sie sollten die Erinnerungen wieder ablegen, nachdem sie jetzt so lange damit gelebt hatten. „Hast du Angst sie zu verlieren? Also Amina...? Ich meine...hat sie überhaupt Kontakt zu ihrer anderen Familie? Ich meine wenn ihr Vater...dann...“, stockte sie etwas unsicher. Sie persönlich hätte auch keine Lust solch eine Familienlüge zu erfahren, erst recht nicht, dass ihr Vater eigentlich ein schwarzer Magier war. Es war schlimm genug, dass solch eine Familie bald Teil ihrer Familie war dank Elliot.
„Ihr seid doch zusammen aufgewachsen und unabhängig von den Erinnerungen und dem ganzen Scheiß...seid ihr doch trotzdem wie Geschwister ganz egal ob eben richtig verwandt oder nicht...ich meine bei dir und Elliot könnte man auch nicht meinen, dass ihr von verschiedenen Familien seid.“ ...was aber doch besser war, denn die Vorstellung, dass Sofian ihr Brüder sein könnte war irgendwie awkward und das wollte sie auch gar nicht. „Wenn du magst dann...kann ich dabei sein wenn du den Trank nimmst und...auf dich aufpassen.“ Die Ravenclaw lächelte aufmunternd. Längst sprach sie mit ihm als wäre er ganz normal da, aber selbst sie blendete sein Schauspiel aus, wo sie noch nicht mal wusste wie echt es war. Und wenn er sich an nichts mehr erinnerte, war ihr das auch recht.
#
Er wusste nicht einmal, ob sie ihm wirklich glaubte. Ob sie ihn überhaupt für voll nahm. Sofian schaffte es längst nicht mehr wenigstens so zu tun, als redete er nur im schlaftrunkenen Halbwachen des Schlafwandelns vor sich hin. Er hatte genug Mühe seine Gedanken soweit im Zaum zu halten, dass sie nicht sofort wie Magnesium auf Wasser davon schossen und in seinem Kopf hell leuchtend blenden verglühten, sodass er jeglichen Halt am Hier und Jetzt verlor und sich nicht in irgendwelche hoch hypothetisch theoretischen Irrwege verlor.
In dem Moment bereute er fast (aber nur fast!), dass er Mairwen schon so unendlich viele Lügenmärchen aufgetischt hatte, dass man ihr nicht einmal verübeln konnte, wenn sie ihm auch die Story hier nicht abkaufte. Es war ja nun nichts Alltägliches - wenn Sofian nicht selbst drin steckte, Merlin: er würde es auch nicht glauben. Aber zumindest tat die Ravenclaw so, als nähme sie ihn ernst. Oder vielleicht war sie nur immer genau so, wenn er Schlafwandelte. Er bekam es ja nur einfach sonst nie mit. Vielleicht war sie immer so nett und lieb zu ihm. Nur eben nicht, wenn er wirklich wach war. Sofians Blick blieb wach, wenn auch etwas verschleiert von dem unangenehmen Brennen in seine Augenwinkeln (was das wohl sein könnte - das hatte er ja sonst nie!), hängen und er musterte die Ravenclaw im Halbdunkeln des Zimmers.
Der Gryffindor presste die Kiefer hart aufeinander, als Mairwen aussprach, was er wirklich befürchtete. Dass er Amina als Schwester verlieren könnte. Dass er davor Angst hatte. Davor am Ende festzustellen, dass ALLES gelogen war. Dass er sie verloren hatte. Dass er nicht mehr Teil eines Geschwister-Duos sein könnte, sondern ... allein blieb. So sehr ihn Amina auch nervte und so sehr er meckerte, dass es so unfassbar grausam war eine kleine Schwester wie Amina zu haben, so oft er sie deswegen ärgerte und terrorisierte: er mochte sie nicht missen. Keine Sekunde.
Sofian ließ den Kopf hängen. Mairwens Berührung an seiner Schulter wärmte, brannte fast, aber er zog sie nicht weg, schüttelte die Hand nicht ab. Und sie redete weiter. Redete und ihre Worte krochen in Sofians Ohren und schlangen sich wärmend um ihn herum. "... kann ich dabei sein... und... auf dich aufpassen..." Sofian schnaubte. Halb unterdrückt schluchzend, halb leicht rotzend, halb sarkastisch amüsiert und doch irgendwie fast erleichtert. Er sah wieder zu Mairwen auf und zog verspannt die Mundwinkel zu einem gequälten Grinsen empor. Wieder blieb sein blick an ihrem Gesicht hängen. Wie sie da saß, leicht gerunzelte Stirn, irgendwie besorgt und gleichzeitig solidarisch erbost - weil das konnte Mairwen eh am besten: wütend sein! - und irgendwie lag in dem Moment genug kindliche Unschuld in ihrer Mine, dass man glauben könnte, sie tröstete nur einen Freund, der gerade vom Kinderbesen gefallen und sich das Knie aufgeschürft hatte. Sie sah hübsch aus. Definitiv. Bei dem schlechten Licht. Gut, vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Aber so wirklich nahm er nicht einmal mehr jeden Makel wahr. Keine Unebenheit in ihrer Haut, nicht die völlig verwuschelten Haare, oder der vom Schlafen und der Nacht zuvor völlig zerknautschte Ausdruck im Gesicht, nicht die völlige Abwesenheit von Make-Up oder irgendetwas das überdeckte, was nicht gesehen werden sollte. Er wünscht er hätte einen Zeitumkehrer. Er wünschte er wäre nur einfach nicht so unfassbar dumm gewesen und hätte Mairwen auf dem Dach vom St. Mungo gesagt, dass sie "nur" Freunde waren.
Sofian blinzelte kurz und seine Mundwinkel zogen sich ein Stück weiter in die Höhe. Er nickte knapp und riss den Blick von Mairwen los. Wortlos - erstaunlich dafür, dass er sonst soviel redete! - lehnte er sich ein Stück nach vorne, was für den winzigsten Moment tatsächlich so aussehen könnte, als wollte er... aber er wollte nicht. Vielmehr schlang er den Arm locker um Mairwens Taille herum und zog sie wie ein lebendiges Kuscheltier mit zurück auf die Matratze. "Hmhm..." brummte der Gryffindor leicht gegen Mairwens wuscheliges Haar. "Danke, Mairwen." Ich hab dich wirklich lieb, Mairwen. Vielleicht sogar ein wenig mehr als nur das.... - aber die Worte, so sehr sie ihm auf der Zunge brannten, bekam er doch nicht mehr dazu über die Lippen rollen zu lassen. Und dabei behauptete man doch immer Gryffindors wären mutig.
#
Powered by: Burning Board Lite 1.0.2 © 2001-2004 WoltLab GmbH