I solemnly swear
Herzlich Willkommen im Mischief Managed. Wir sind ein RPG, das 23 Jahre nach der Schlacht um Hogwarts spielt, also zur Schulzeit von Harrys Kindern. Wir sind FSK16 gerated und haben einen über 18 Bereich. Unsere Userschaft wächst, und wir haben ein liebes Team, das sich gern um alle Wehwehchen kümmert ♥
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23.12.2022 bis 17.02.2023
Der Regen zieht sich bis Ende DEZEMBER noch weiter fort, doch am Morgen des 25. Dezembers lassen sich tatsächlich einige weiße Schneeflocken erhaschen, bis hin zu einem Schneesturm. Der Schnee hält bis Mitte JANUAR noch weiterhin an. Die Temperaturen sind bis dahin zwischen -5° und 1°C. Ab Ende JANUAR wird es wieder milder und die Temperaturen steigen zwischen 0° und 5°C. ...zum Kalender!
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Name The lost girl is called Hope, Hope Neaira Hampton
Alter While her eyes look much older, she is only twelve
Beziehung Only in love with her family
Position/Beruf Nothing but a little girl with a burden
Spieler Ata knows everything about her future and her past
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I am the voice of Never-Never-Land
The innocence, the dreams of every man
I am the empty crib of Peter Pan
A silent kite against the blue, blue sky
Every chimney, every moonlit sight
I am the story that will read you real
Every memory that you hold dear
(Nightwish)
Luna Scamander & Hope Hampton | Montag, der 27. Dezember | nachmittags | Hopes Zimmer
Hope laß in ihrem Verwandlungs-Lehrbuch, auch wenn sie sich nicht wirklich auf die Zeilen konzentrieren konnte. Ihr Mittagessen stand längst vergessen auf ihrem Schreibtisch, während sie es sich im Schneidersitz in dem Sessel gemütlich gemacht hatte, der das Mädchen immer verloren erscheinen ließ, der ihr aber genau deswegen so gut gefiel. Ein Hauch der Kindlichkeit, die mehr und mehr in den Hintergrund trat: Sie genoss das Gefühl sich in ihm versteckt zu sein, von der hohen Rückenlehne mit den Ohren beschützt zu werden. Dennoch konnte sie sich gerade nicht auf die Zeilen vor ihren Augen konzentrieren. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass die Aura kaum noch wich, seit sie ihre Heiltränke einfach abgesetzt hatte. Seit einem Monat redeten ihre Eltern wieder und wieder auf sie ein und auch andere Ordensmitglieder, aber sie weigerte sich. Anthony hatte Recht gehabt. Sie hatte eine Gabe. Sie war ein Orakel. Sie konnte es nicht einfach leugnen. Und wenn sie auch nur ein einziges Leben durch ihre Weissagungen retten könnte, wäre es das wert gewesen, wäre es jeden Preis wert gewesen. Immer wieder hatte sie im vergangenen Monat kleinere Anfälle gehabt, oft auch nur partielle, und auch die ein oder andere Vision hatte sie von sich gegeben, aber nichts von belang. Zumindest hatte man keinen Verdacht gehabt, worauf sie sich beziehen könnte. Ihre Worte waren immer noch so mystisch wie eh und je. Und auch wenn Hope spürte, dass sie die Bedeutung kannte, wenn man sie ihr wieder vorlaß, blieb es dabei, dass die Worte gerade auf ihrer Zunge lagen, aber nicht aussprechbar waren.
Schließlich klappte Hope das Buch zu und ließ es einfach vor sich auf den Boden fallen. Ihre Aura war heute stärker. Ihre Finger waren taub, während sie das Gefühl hatte, als würde jemand tausende winzige Nadeln in ihre Arme bohren. Ein graues Rauschen erfüllte ihre Ohren, während immer wieder bunte Schlieren durch ihr Sichtfeld zogen. Fast schon mechanisch stand Hope von dem Sessel auf und schaffte es gerade noch bis auf den sich auf dem Teppich hinzusetzen, dann durchlief der erste Stoß des Anfalls ihren Körper. Die blonde Frau, die eintrat, die Hope nicht mehr wirklich erkennen konnte, beachtete sie nicht. Gerade so konnte sie sich noch auf ihren Rücken rollen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Im nächsten Moment durchliefen Krämpfe den Mädchenkörper. Sie erzitterte, alle ihre Muskeln spannten sich bis zum zerreissen. Ihre Fingernägel bohrten sich ihre Handflächen, während sie unter immer neuen Krampfschüben zuckte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, aber man konnte nur noch das weiße Erkennen, die Pupillen waren nach oben gerollt, ein feiner Blutfaden rann aus ihrem Mundwinkel, sie hatte sich ein weiteres Mal auf ihre Zunge gebissen und bei der Heftigkeit des Anfalls bestand sogar das Risiko, dass sie sie vollends abbeißen würde. Wobei auch das nicht das erste Mal gewesen wäre. Der kleine Mädchenkörper spannte sich bis ans Äußerste, ihre Beine zuckten wild hin und her, während sie sich dem Höhepunkt ihres Anfalls entgegen steigerte. Plötzlich blinzelte sie für einen winzigen Augenblick und im nächsten Moment lag sie still dar, vollkommen steif, während sie ihre Augen wieder aufriss. Ihre Pupillen hatten sich geweitet, erfüllten das gesamte Auge, sodass man nur in ein tiefes schwarz blickte, das nichts fokussierte, nichts sah, einfach ins Nichts ging. Als Hope den Mund öffnete, drangen tausend Stimmen zugleich daraus hervor, die Stimme des Mädchens selbst erschien dazwischen verloren. Es waren lachende und weinende Stimmen, schreiende und flüsternde, manche waren tonlos, manche überschwänglich vor Freude, andere von tiefster Trauer erfüllt. Es waren die Stimmen von Alten und Jungen, Männern und Frauen. Zwei Stimmen waren etwas deutlicher, Hopes eigene und die eines jungen Mannes, den wohl niemand in diesem Haus kannte, den Hope dafür umso besser kannte. "Und der Wolf wird unter den Lämmern wandeln. Und sein Heulen wird die Nacht erfüllen und sie werden kommen. Und die Löwen werden sich ihnen stellen. Sie werden die Lämmer zur Schlachtbank führen und Blut wird den Nachthimmel erfüllen und ihn in das Rot von Unschuldigen tauchen. Und der Vielfraß wirdsich vor den Wolf stellen. Und er wird ihn selbst verschlingen. Und wenn der morgen graut, wird das Grauen bleiben. Blut wird sein wo Blut war, der Tod wird Einzug halten, wo er bereits einmal regiert hat." Dann schlossen sich die Augen und langsam wurden auch die Zuckungen des Mädchenkörpers schwächer, bis Hope schließlich still da lag.
Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart. All das verschwamm vor Hopes Augen, während sie mit Sternschnuppen an den Zehen durch das Universum eilte, nicht gehalten von irgendwelchen Grenzen. Sie sah Dinge, die keinem Menschenauge jemals aufgetan worden waren, sah Menschen, die niemals geboren werden würden, die niemals geboren worden waren. Sie sah Möglichkeiten und Gewissheiten, sah Grauen, die kein Auge jemals erblicken sollte, sah Glück in seiner reinsten Form. Doch am Ende zog es sie wieder zurück. Zog es sie zurück zu ihrem Fixpunkt, zu ihrem zweiten Gesicht, zu Domenic, der wieder ihr Anker war. Den sie mit in ihre Vision gerissen hatte, die so unglaublich stark und intensiv gewesen war. Und auch wenn es alles an ihr widerstrebte, kehrte sie in ihren Körper zurück. Sie hatte keine Angst empfunden, denn Domenic war bei ihr gewesen. Er würde es immer sein. Dass Band, das sie verband, war stärker als die Kraft, die sie in die Unendlichkeit der Möglichkeiten zog. Und langsam, Stück für Stück kehrte sie in ihren Körper zurück. Langsam kehrte das Gefühl in ihren Körper zurück. Jeder Muskel schmerzte von der Anspannung, ihre Zunge war taub, nachdem sie jemand wieder geheilt hatte. Nur langsam realisierte Hope, dass sie nicht mehr auf dem Teppich lag, sondern in ihrem Bett. Sie wusste nicht, wie lange sie weg gewesen war. Sie wusste nicht, welcher Tag heute war. Sie wusste nicht wie alt sie in diesem Leben war. Sie hatte ihren Tod gesehen und ihre Geburt. Sie wusste gerade noch, wer sie selbst war. Vorsichtig versuchte sie sich aufzurichten, aber ihr Körper war kraftlos und sie musste erst einmal wieder verstehen, wie sie ihre Extremitäten überhaupt steuern konnte. Sie konnte nur ihre Augen öffnen, das Licht war wohlweißlich bereits gedämpft worden. Es war nicht Hopes erster Anfall und alle, die mit ihr Umgang hatten, wussten, wie man mit ihr umgehen musste. Sie brauchte einige Sekunden, um die Frau an ihrem Bett zu erkennen. Luna Lovegood. Scamander. Sie hatte sie weinen und lachen sehen. Sie hatte sie sterben sehen. Wie konnte sie? .. Aber das würde erst noch kommen. Hope erinnert sich nicht an ihre Visionen, aber da war dieses undefinierbare Wissen. Aber noch war es nicht soweit. Hope konnte nichtmal sagen, wann es soweit wäre.
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05.09.2016 09:26 |
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BUDDY
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Man hatte es ihr gesagt, es ihr geschildert und ihr eindringlich erklärt was in einem solchen Fall zu tun sei. Doch dabei zu sein und es mitzuerleben war etwas ganz anderes. Wirklich etwas ganz und gar anderes.
Luna pendelte nun schon seit Wochen immer öfters zwischen Haus Plimpy und dem neuen Hauptquartier des Ordens hin und her. Hin und her. Zuhause versorgte sie ihre Tiere, kuschelte sich, mit einer Tasse Tee in der Hand, in ihren Lieblingssessel vor den Kamin und machte lange Spaziergänge am Strand. Doch dann zog es sie wieder hierher. Weil eine Sitzung anstand, oder weil sie Kingsley treffen wollte, der ihr in den letzten Wochen zu einem treuen Freund geworden war. Und vorallendingen weil, bis vor ein paar Tagen, bis zum Beginn der Ferien, Haus Plimpy leer gewesen war. Nein natürlich nicht leer. Wie immer war das Haus vollgestopft mit Tieren, Gegenständen, ominösen Gerätschaften, Büchern und...Erinnerungen. Letztere, so kam es der Besitzerin vor, quollen dort aus allen Fugen. Wohin sie auch ihren Blick lenkte, in jedem Winkel, jeder Ecke sah sie Rolf und die Zwillinge. Da lag ein Stein im Regal und sobald sie ihn erblickte oder berührte explodierte eine Geschichte in ihrem Kopf. Eigentlich war das wunderwunderschön. Eigentlich. Die Naturforscherin konnte sich an ihren Erinnerungen regelrecht betrinken, solange bis sie Raum und Zeit völlig vergaß. Es war berauschend. Doch jedem Rausch folgte bekanntlich ein unschönes Erwachen. Und auf die Erinnerungen folgte Schmerz. Ein brennender Schmerz, weil die Leere des Hauses, einen all Jene vermissen ließ, die eigentlich auch hier sein sollten. Sollten, aber nicht waren. Dann war es manchmal gut, die Tür hinter sich ins Schloß zu ziehen und zu gehen. Woanders hin. Dorthin wo man nicht allein war. Oder wo man gebraucht wurde. Wo jemand wartete?
Aktuell natürlich war zumindest Lorcan zu Hause. Und sicherlich wäre Luna so kurz nach den Weihnachtstagen auch nicht schon wieder hier aufgeschlagen, hatte sie doch erst die Nacht vom 24. auf den 25. 12 hier verbracht. Oder zumindest einen Teil der Nacht, um Kingsley ein kleines Weihnachtgeschenk, ein Mobile gebastelt aus allerlei Strandgut und einem alten leicht verbogenen Spagettilöffel, vorbeizubringen. Einen andern Teil der Nacht hatte die Naturforscherin damit verbracht in ihrer Heimat Irland zusammen mit Lorcan -sie hatte ihren Sohn nur minimal dazu nötigen müssen- Wildtieren und Gnomen Futter zu bringen. Es war eben Weihnachten. Aber genau deswegen war sie heute schon wieder hier. Nein nicht wegen Weihnachten, das war ja nun vorbei, sondern wegen Kingsley. Sie hatte feststellen müssen, als sie ihn vor zwei Tagen gesehen hatte, dass er verletzt gewesen war. Jemand hatte ihn angegriffen, ein Todesser. Natürlich. Und Luna kam es schlichtweg richtig vor deswegen sobald schon noch einmal bei ihm vorbei zuschauen. Sie wollte wissen wie es ihm ging. Dennoch lenkte sie ihre Schritte, kaum dass sie ins Hauptquartier appariert war, nicht zuerst zu dem Zimmer ihres lieben Freundes, sondern zu dem des kleinen Mädchens, das mehr und mehr, so kam es der aschblonden Frau zumindest vor, aufhörte ein kleines Mädchen zu sein. Vor allen Dingen in den letzten Wochen hatte Luna das Gefühl, dass Hope sich irgendwie...auflöste. Nein so war es nicht. Es war eher so, dass sie ...'mehr' wurde und dabei immer...weniger, immer weniger Hope. Ein Umstand den Luna Scamander...besorgniserregend fand und der sie auf eigenartige und unangenehme Weise an Lorcans einstigen Zustand erinnerte. Damals, als ihr Sohn diesen Trank eingenommen, der all seine Gefühle unterdrückt hatte. Da war Lorcan auch nicht mehr Lorcan gewesen, sondern nur noch...irgendwer. Eine Hülle, ein Gefäß. Und genauso wirkte Hope auf sie, als sei sie nur noch ein Gefäß für ihre Gabe.
Luna klopfte sachte an die Zimmertür des Mädchens und hielt dabei das weiße kleine Widderkaninchen, welches sie extra mit hier her geschleppt hatte, fest in ihrem Arm. Das Tierchen zappelte und wollte runter. "Gleich Mondkalb. Ich mag dir Hope vorstellen." Oder vielmehr wollte sie dem Mädchen das Kaninchen vorstellen, in der Hoffnung, dass die Kleine dann für ein paar Momente lang ein...Kind sein würde. Ein Kind das sich freute, das ein flauschigweiches Kaninchen streichelte.
Kein Kind das zuckend, alle Muskeln verkrampfend, auf dem Boden seines Zimmers lag. Kein Kind, dessen Augen sich in den Höhlen verdrehten. Kein Kind, das sich die Zunge halb abbiß und mit tausend Stimmen sprach.
Luna hatte einfach still und leise das Zimmer betreten, als auf ihr Klopfen keine Reaktion gefolgt war und dann..dann hatte sie Mondkalb einfach fallen lassen und war zu dem Kind am Boden gestürzt, hatte sich neben die Kleine gekniet und das getan, was man ihr gesagt hatte, was zu tun wäre in einem solchen ...Fall. Nur war das hier kein Fall, sondern ein ganz realer schrecklich anzusehender Anfall. Und einen kurzen Augenblick lang hatte Luna Angst gehabt das Mädchen könne ihr nun hier auf den Boden einfach wegsterben...hinübergleiten, wohin auch immer. Sich auflösen ganz und gar in diesem Zittern und Umsichschlagen.
Ja dabei zu sein war andern.
Und sie hörte die Worte und sie waren ihr egal. Manch einer hätte vielleicht nach Stift und Zettel gegriffen um jedes dieser kostbaren, dieser teuer erkauften prophetischen Worte zu notieren. Damit ja keines verloren ging. Nicht so Luna. Ihr waren die Worte egal. Für die aschblonde Frau zählte nur das Kind. Und doch merkte sie sich was die Stimmen aus Hopes Mund sagten, prägte es sich ein und vergass es nicht. Vielleicht weil es dabei vordergründig um Tiere ging. Zoologie war schon von jeher Lunas Metier gewesen. Alles was mit der Fauna zu tun hatte, merke sie sich ganz leicht, saugte sie auf wie ein Schwamm, und da spielte es auch keine Rolle, dass Wolf und Löwe und Vielfraß in diesem Fall nur Metaphern waren. Auch Metaphern waren ihr Metier.
Dennoch kümmerte sich die Frau erstmal nur um das krampfende Kind. Natürlich! Sie versuchte nicht Hope festzuhalten, denn das wäre vergebens gewesen, damit hätte sie das Mädchen am Ende nur noch mehr verletzt. Und so wartete Luna bis der Anfall abebbte, bis Hope still und reglos und aus dem Mund blutend da lag. Dann behob sie den Schaden, welche der epileptische Anfall angerichtet hatte, so gut sie es konnte. Sie heilte die Zuge und trug die Kleine hinüber zu ihrem Bett, legte sie vorsichtig darauf ab und dämpfte das Licht im Raum. Als das getan war konnte Luna nur noch warten...wartete darauf, dass das Kind wieder zu sich kommen würde. Unbewusst zählte sie sogar dessen Atemzüge. 5,6,7 Endlich schlug die Kleine ihre Augen wieder auf und Luna erkannte mit Erleichterung, dass die Pupillen jetzt normal aussahen. Nicht wie vorhin, wo sie erst nur das Weiße der Augen und dann nur schwarz gesehen hatte. Schwarze Unendlichkeit.
Als das Mädchen direkt versuchte sich aufzurichten drückte Luna ihren Oberkörper sanft zurück in das Kissen. "Hope? Langsam...bleib erst mal liegen. Kannst du mich sehen?" Eine Frage die angesichts der Tatsache, dass die junge Seherin eben gerade schier ALLES gesehen hatte, alles war war, was sein würde und sein könnte- einschließlich Lunas ganzes Leben, ihr Sterben, ihr Sein- seltsam anmuten konnte. Und doch die Frau wollte erst mal sicherstellen, dass Hope sie jetzt mit ihren eigenen Augen sah, so wie sie hier und jetzt war. Neben ihrem Bett kniend und sie mit sorgenvollem Gesicht betrachtend. Das wäre nämlich gut, wäre beruhigend.
Und vielleicht sah sie ja sogar das weiße Kaninchen, welches als einziges Wesen hier, unbekümmert im Zimmer herumhoppelte. Weil es nichts von epileptischen Anfällen und nichts von düsteren Visionen verstand. Was Mondkalb jedoch verstand war, dass Lunas Anspannung ein wenig nachlief, und das bedeute möglicherweise gegebenenfalls, dass sie wieder Zeit für ihn hätte. Und so hoppelte das Tierchen zu der Frau und sprang dann mit einem großen Satz auf das Bett des Mädchens. Sein Näschen bewegte sich unentwegt auf und ab, als das Kaninchen schließlich an Hopes Hand schnupperte und sich dann langsam den Arm hinauf in Richtung ihres Gesichts vorarbeitete. So als wolle es sagen: `Hallo! Hier bin ich und wer ist das da?'
"Oh...richtig. Hier ist jemand der dich gern kennen lernen möchte. Hope das ist Mondkalb. Mondkalb das ist Hope." Genau, so einfach war das. Hope und Mondkalb und Luna.
Genug der Unendlichkeit.
Nur das Mädchen, das Kaninchen und die Frau.
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07.09.2016 20:48 |
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Ein leises Stöhnen drang über Hopes Lippen, als sie sich versuchte aufzurichten und Luna sie dann zurück ins Kissen drückte. Jede Faser ihres Körpers fühlte sich an, als hätte man sie in flüssiges Feuer getaucht, jeder Muskel war ein einziger, schmerzender Klumpen. Kein Work-Out und kein Training konnte der Belastung eines Grand Mals auch nur ähneln, wenn der komplette Körper, jeder einzelne Muskel bis zum äußersten angespannt wurde. Hope atmete sogar einige Sekunden nicht, wenn sie sich am Höhepunkt des Anfalls befand, weil die verkrampften Muskeln selbst das verwehrten. Langsam schloss sie wieder ihre Augen, während sie ihre Zunge in ihrem Mund bewegte, den Blutgeschmack versuchte herunterzuschlucken, während sie überprüfte, wie geschwollen und lädiert ihre Zunge noch war .. aber anscheinend hatte Luna gute Arbeit geleistet. Leicht nickte sie, als die blonde Frau nachhakte, ohne jedoch die Augen zu öffnen und ihre Frage noch einmal zu überprüfen. Ein schwaches, kaum zu erkennendes Lächeln umtanzte kurz Hopes Lippen. Ja, sie konnte Luna sehen. Und sie sah mehr als vermutlich jeder andere Mensch. Sie spürte es, sie spürte, dass sie soviel über sie wusste .. nur konnte sie es einfach nicht erhaschen, es lag gerade so unter der Oberfläche. Aber seit sie Domenic kannte, seit sie Domenic nicht nur hier, sondern auch auf der anderen Seite begegnet war. Bei Domenic war diese Oberfläche nicht mehr da. Dort konnte sie tiefer greifen, dort verstand sie alles was er tat, alles was er dachte, alles was er sagte. Sie kannte ihn besser als sich selbst. Denn bei ihr war diese Oberfläche sogar noch undurchdringlicher. Notwendigerweise. Sie hatte ihren Tod gesehen. Tausendfach. All die möglichen Zukünfte, all die nicht wahrgewordenen Vergangenheiten, all die Orte, an denen sie starb. Das war ein Wissen, dass ihre Psyche und ihr Bewusstsein niemals würden verarbeiten können. Ihr Körper schützte sie vor sich selbst, schützte sie davor, dass sie wahnsinnig wurde. Wobei der ein oder andere behaupten würde, dafür wäre es schon zu spät. Denn Hope verlor immer mehr den Kontakt zu dem kleinen Mädchen, dass sie hätte sein sollen. Spätestens seit sie ihre Heiltränke abgesetzt hatte, war dieser Prozess im Gange. Ein Prozess, den niemand so recht verstand oder bremsen konnte. Ihre Mutter hatte es erst bei wer Weihnachtsfeier wieder versucht, sie dazu zu bringen ihre Tränke wieder zu nehmen. Aber Hope verweigerte sich mit gelassener Selbstverständlichkeit.
Hopes Augen öffneten sich langsam, als sie die Berührung an ihrem Arm spürte und sie blinzelte zweimal, als sie das weiße Kaninchen entdeckte. Ein weißes Kaninchen, welche Ironie. Das Klischee eines psychisch Kranken Menschen: Er sah weiße Kaninchen. Und vermutlich konnte man ihre Gabe auch leicht als Wahnvorstellung abtun. Hope glaubte keinen Moment daran, dass das Kaninchen nicht real wäre. Zum einen, weil Luna es auch sah und beachtete - wobei das vielleicht nicht der sicherste aller Belege war, betrachtete man Lunas Vergangenheit - und weil solche Klischeehaften Halluzinationen nie eine Rolle bei ihr gespielt hatten. Vorsichtig hob sie die Hand und streichelte über das weiche Fell, auch wenn das Zittern vermutlich kaum zu übersehen war, dass deutlich zeigte, dass dieser Anfall zu den heftigsten der letzten Monate gehört haben musste. Bevor sie Domenic kennen gelernt hatte, hätte es vermutlich sogar ihr Gehirn in Mitleidenschaft gezogen, aber anscheinend hatte die Bindung auch ihre Gesundheit und Widerstandsfähigkeit verbessert. Zumindest brauchte Hope nur einen Moment sich zu orientieren, wusste aber noch sicher wer sie war, wer zu ihrer Familie gehörte und wer die Frau an ihrem Bettrand war. Dann runzelte sich leicht ihre Stirn und ihre Hand blieb regunglos auf dem Kaninchen liegen, was in Anbetracht der schmalen Hand, des wenigen Gewichts, dass die junge Hampton auf die Waage brachte, die in Anbetracht ihres Alters nicht nur schmächtig, sondern auch klein war, vermutlich nicht die größte Sorge des Langohrigen Tieres war. "Was habe ich gesagt?" fragte sie dann nach, wobei ihre Artikulation noch nicht wieder ihr übliches Niveau erreicht hatte und ihre Stimme etwas kratzig klang. Einen Augenblick kniff sie die Augen zusammen, als noch einmal ein spitzer Kopfschmerz durch ihren Körper peitschte, dann versuchte sie sich auf Luna zu fokussieren, was allerdings nur langsam gelang. Sie wollte Teilhaben. Sie wollte wissen, was ihre Weissagung dieses Mal gewesen war. Weil sie hoffte, dass sie die Kryptik vielleicht besser verstehen würde, schließlich war sie aus ihrem Mund gekommen. Und weil sie wissen wollte, wofür sie ihre Gesundheit Tag für Tag opferte. Ob es wert war, was sie hier tat. Auch wenn sie davon überzeugt war, dass es das richtige war. Anthony hatte etwas in ihr zum Schwingen gebracht, was schon lange schweigend dort gelegen hatte. Weil es ihrem Schicksal plötzlich einen Sinn gab, gleichgültig davon, dass nichts einen endgültigen Sinn hatte. Wer wüsste das besser als sie? Am Ende würde die ganze Existenz wieder zu nichts werden, so wie sie begonnen hatte. In einer unglaublich weiten Ferne. Am Anbeginn der Zeit. An ihrem Ende. Dinge, die Hope selbst während ihrer Visionen nicht fassen konnte. Hope wollte an ihrem eigenen Leben teilhaben. Ein Leben, aus dem sie viel zu lange ausgeschlossen gewesen war, in dem ihr bei jedem Schritt drei paar besorgte Augen gefolgt waren, man ihr gesagt hatte, was sie tun und lassen sollte, was sie durfte und was nicht. Sie hatte in diesem Moment das erste Mal das Gefühl sie selbst zu sein .. und gleichzeitig verlor sie dabei immer mehr das Selbst, dass nichts von der anderen Seite wusste. Dass nicht gesehen hatte. Dass Kind, dass sie hätte sein können, aber niemals werden würde.
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14.09.2016 11:01 |
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BUDDY
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Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart. Was davon war real? Was nur eine Möglichkeit? Ein Traum? Oder eine Erinnerung? Die aschblonde Frau lebte zwischen Wirklichkeiten, ihre nebelgrauen Augen schienen Welten zu durchdringen, und doch stand sie so fest mit beiden Beinen im hier und jetzt, wie kaum ein anderer Mensch. Luna war sich der Vergangenheit stets bewusst, denn sie war ein Teil von ihr. Das Vergangene hatte das Gegenwärtige beeinflusst, Handlungsstränge verflossener Zeiten waren in die Gegenwart eingewebt, untrennbar mit ihr vereint, wurden weitergeführt, immer immer weiter bis in die ferne Zukunft. Denn unsere Taten im hier und jetzt warfen ihrerseits Schatten in den kommenden Zeiten. Alles war miteinander verknüpft...Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft....durchdrungen von bis in die Unendlichkeit weiterreichenden Handlungssträngen, deren Ursprung in den fernen Anfängen lag, im Anbeginn der Zeit. Luna wusste das, fühlte es, glaubte es. Und doch, aller Schatten zum Trotz, die Zukunft war noch nicht geschrieben. Vielmehr glich die Gegenwart einem Raum voller Türen, die man gehen konnte. Es gab nicht nur eine Möglichkeit, es gab abertausende Möglichkeiten, abertausend mögliche Zukünfte, von denen nur wenige Wirklichkeit werden konnten. Denn dazu bedurfte es einer Tat in der Gegenwart, einer Entscheidung im hier und jetzt...oder einer Vision.
Ja Visionen ließen die Zukunft Wirklichkeit werden. Daran glaubte die Naturforscherin wahrhaftig. An sich selbst erfüllende Prophezeiungen, sozusagen. Nur war es natürlich müßig nun darüber zu philosophieren, was zu erst da gewesen war. Die Gewissheit oder die Vision. Das Huhn oder das Ei. Doch genau genommen war dies ja auch egal. Das einzige was zählte war, dass nun da die Worte den Mund des Mädchens verlassen hatten, diese auch eintreffen würden. Hätte Hope jedoch geschwiegen...so hätte - in Lunas Augen- noch der Hauch einer Chance bestanden, dass das wovon die Vision handelte, nie eingetreten wäre. Doch so....zu spät. Eine Tür war weit aufgerissen worden, während andere sich geschlossen hatten. Die Schatten würden Gestalt annehmen, und Luna zweifelte keine Sekunde daran, dass ihr diese Gestalt nicht gefallen würden. Gar nicht gefallen.
Und ja...sie mochte keine Visionen.
Aber sie mochte das Mädchen, welches von ihnen geplagt wurde. Und so seufzte Luna abermals erleichtert auf, als die Kleine nickte, als sie so stumm bestätigte, sie könne die Frau, die da an ihrem Bettrand saß, sehen. Und dabei umspielte ein zartes Lächelns ides Kindes schmale Lippen, ein Lächeln welches Luna Sacamander fast genauso beängstigend fand, wie zuvor all das Zucken und Krampfen des kleinen Körpers. Weil es irgendwie einfach nicht zur Situation des Mädchens passen wollte. Weil es Luna einfach nicht...gesund vorkommen wollte. Weil Hope damit so...losgelöst, so ätherisch wirkte.
Und so war die Naturforscherin froh, als Mondkalb, ihr weißes Zwergwidderkaninchen, mit einem Hopps auf das Bett des Mädchens gesprungen war und Hopes zerbrechlich wirkenden Arm beschnuppert hatte. Als das Mädchen nun für einen Moment etwas...nachvollziehbares tat und gedankenversunken das Tierchen mit ihrer zittrigen Hand streichelte, so als wäre sie eine normale Elfjährige, die krank in ihrem Bett lag. Vielleicht weil sie lange Fieber gehabt hatte. Aber eben keine junge hochbegabte Seherin, die den Eindruck erweckte, als könne sie sich jeden Augenblick ...auflösen. Als reiche dafür womöglich sogar schon die sanfte Berührung eines Hasennäschens. Doch so war es zum Glück nicht. Hope löste sich nicht auf, dafür aber der kurze Augenblick von...Normalität. Er zerrann wie Sand in der Hand. Eben noch hatte das Kind das Kaninchen gestreichelt, nun aber ruhte seine Hand reglos -Luna verbot sich den Gedanken `wie tot'- auf dem Rücken des Tierchens, dem dies schon bald zu dumm wurde. Mondkalb hoppelte einfach weiter, so dass die Hand der Seherin auf das Bettlacken sank. Mit zwei Hopsern war das Widderkaninchen bei Hopes Gesichtchen angekommen und stupste die Nase des Mädchens mit seiner an. `Hallo? Vielleicht weißt du das ja nicht. Aber du hast da was falsch gemacht! Du hast aufgehört das Kaninchen zu streicheln!' Luna schob ihr Häschen ein Stückchen von Hopes Gesicht weg, damit die Kleine genug Luft bekäme. Und damit ihr kleiner Quälgeist zufrieden wäre streichelte sie nun über den Rücken ihrer Haustieres. "Mondkalb mag weiter gestreichelt werden.", erklärte sie Hope kurz, ehe deren Frage sie verstummen ließ.
Natürlich das war das wichtigste. Zu erfahren was sie gesagt hatte. War es das? Wichtig? Luna ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, bis ihre sibergrauen Augen an dem unangerührten Essen hängen blieben. Wichtig. Essen war wichtig. Ohne Nahrung starb man. Ohne Worte auch? Ohne Wissen?
Abermals seufzte die aschblonde Frau. "Ich erzähle es dir während du ein wenig isst, oder für den Anfang erst mal einen Schluck trinkst. Okay?" Ohne Hopes Einverständnis abzuwarten zückte Luna ihren Zauberstab und ließ still und leise das Mittagessen und ein Glas mit Wasser heranschweben. Den Teller stellte sie dann auf den Bettrand, während sie das Glas Hope hinhielt. Wenn das Mädchen es selbst noch nicht halten könnte, würde sie ihr beim trinken helfen, ebenso wie beim sich aufsetzten. Aber das Kind brauchte ein wenig Flüssigkeit. Seine Stimme hatte eben ganz kratzig geklungen, als sei seine Kehle rau und trocken, als habe es stundenlang geschrieen.
"Also..." , setzte die Naturforscherin dann an. "...du hast gesagt....Und der Wolf wird unter den Lämmern wandeln. Und sein Heulen wird die Nacht erfüllen und sie werden kommen...." Und als Luna die Worte für Hope wiederholte, da konnte sie ihre Gedanken nicht länger daran hindern sich zu entfalten. Vorhin hatte das krampfende Kind ihre Kapazitäten gebunden, doch jetzt...als sie selbst es aussprach...hinderte die aschblonde Frau nichts mehr am denken. Am fühlen. Leider. Wölfe Lämmer...das konnte viel sein. "...Und die Löwen werden sich ihnen stellen." Doch bei dieser Zeile, da sah Luna sich plötzlich wieder auf der Tribüne des Quidditschstadions in Hogwarts sitzen, mit einem riesigen Löwenkopf als Hut...die Gryffindors anfeuernd...
"... Sie werden die Lämmer zur Schlachtbank führen und Blut wird den Nachthimmel erfüllen und ihn in das Rot von Unschuldigen tauchen. " Nicht gut. Lämmer waren kleine Schafe...und Blut...war Blut..."Magst du jetzt was essen, Hope?" Ja essen. Irgendwas, weil alles besser war wie weiterreden. Oder weiterdenken! Luna schob Hope den Teller hin, reichte ihr die Gabel...und sprach dann doch zu enden...weil es eh zu spät war...zu spät...
"Und der Vielfraß wird sich vor den Wolf stellen. Und er wird ihn selbst verschlingen. Und wenn der morgen graut, wird das Grauen bleiben. Blut wird sein wo Blut war, der Tod wird Einzug halten, wo er bereits einmal regiert hat."
Stille senkte sich über den Raum, wie ein Leichentuch. Reglos sah Luna das Mädchen an, dessen Worte sie eben gesprochen hatte. Ja die Worte gehörten ihr. Und nun waren sie zurückgegeben worden. Schwebten still im Raum, kreisten tosend laut in Lunas Hirn.
Stille und Lärm.
Und ein Kaninchen, welches den Moment der Starre für sich nutzte und sich von Hopes Teller ein Salatblatt stibitzte. Ein knusperndes raspelndes Geräusch zerriss daraufhin die Stille und zurück blieben...Fetzten.
Ja Luna mochte keine Visionen.
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20.10.2016 10:19 |
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seit dem 07.08.2014
Name The lost girl is called Hope, Hope Neaira Hampton
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Natürlich veränderte sich die Zukunft auch, wenn Hope von ihr sprach. Manch ein Pfad prägte sich aus, wurde wahrscheinlicher, ein anderer ging verloren, verschwamm und wurde fast unsichtbar, kaum mehr als eine feine Spur im Sand. Natürlich war auch Hope nicht aus dem Spiel von Vergangenheit und Zukunft, von Sein und Möglichkeit ausgenommen. Sie änderte die Welt ebenso, wie jeder andere Mensch. Und wie der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Wirbelsturm auslösen konnte, so konnte eine winzige Handlung das komplette Gefüge durchrütteln. Es gab nicht die eine Wahrheit, nicht die eine Zukunft. Aber es gab manche Punkte, die irgendwann zu einer Gewissheit wurden. Hope hatte sie gesehen, hatte die Möglichkeiten gesehen, in denen Voldemort niemals geboren worden war, in denen Harry Potter gestorben war, ohne den Dunklen Lord mit ins Nichts zu reißen. Aber irgendwann waren Punkte Gewissheit geworden. Irgendwann hatte alles auf den einen Punkt zugesteuert, von dem aus sich wieder tausende Fäden in die Zukunft gesponnen hatten. Die Schlacht musste kommen, auch wenn Hope nicht ahnte, was genau sie vorausgesagt hatte. Sie war ein riesiger Knotenpunkt, wo sich tausend Vergangenheiten einfanden. Vielleicht wurde es erst zu einer Gewissheit, als Hope sie ausgesprochen hatte. Vielleicht war sie es auch schon immer gewesen. Wer konnte schon wirklich behaupten, er würde die Pfade des Schicksals wirklich verstehen. Nicht einmal Hope konnte das, selbst wenn sie während der Visionen einen klareren Blick auf sie hatte als sonst ein Mensch. Denn das Hopes Gabe ausgeprägter war als die der meisten anderen Propheten, stand inzwischen außer Frage. Manch einer hatte sogar behauptet, sie sei die stärkste Seherin seit dem Orakel von Delphi. Es war auch gleichgültig. Hope sah. Sie sah Dinge, die nicht für Menschenaugen bestimmt waren. Und auch wenn ihr Geist sie nicht genug verarbeiten konnte, damit sie sie auch noch wusste, wenn sich ihr drittes Auge wieder schloss, so wusste sie doch mehr von der Welt, als die meisten anderen Menschen. Unbewusst. Hope hatte ihre Angst verloren. Schon längst. Denn sie wusste, wie sie sterben würde. Unbewusst. Tief in ihrem Inneren. Sie kannte jeden Weg, den ihre eigene Zukunft nehmen konnte. Sie musste keine Angst mehr haben. Die Dinge würden kommen. Und vielleicht war genau das die Gefahr. Dass man die Angst verlor. Vielleicht war die irrationale Hoffnung des Menschen immer noch einen weiteren Tag zu leben, das, was sie so stark machte. Während Hope genau wusste, dass sie sterben würde und dem Tod mit einem Lächeln entgegen blicken konnte. Weil sie wusste, dass sie nichts dran ändern konnte. Aber am Ende war all das gleichgültig. Hope hatte ihre Gabe nicht gewählt, sie war durch sie gezeichnet worden.
Es gab sie. Diese raren Momente, in denen Hope das Mädchen war, was sie immer hätte sein sollen, wäre ihr nicht diese Gabe und Bürde aufgelastet worden. Aber sie wurden seltener. Mit jedem Tag verlor sich ein Hauch des kleinen Mädchens mehr, mit jeder Vision wurde Hope Hampton weniger und die Seherin, das Orakel, das Dritte Auge nahm mehr Platz in dem schmächtigen Mädchenkörper ein. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Hope diese Entwicklung gefürchtet hatte. In der sie nichts mehr gewollt hatte, als diese Gabe zu unterdrücken, sie loszuwerden. Aber Anthonys Worte hatten einen Teil in ihr angesprochen, der ebenso immer schon da gewesen war. So oft war ihr gesagt worden, dass sie eine Gabe außerhalb jeden Vergleichs besaß. Und vielleicht konnte sie dadurch etwas ändern. Vielleicht konnte sie auf diese Weise eine jener Zukünfte herbei führen, in der die Menschen, die ihr etwas bedeuteten, überlebten. Glücklich wurden. Auch wenn sie sich dadurch immer mehr von ihr entfremdeten. Selbst Lavender, die so stolz auf die Gabe ihrer Tochter gewesen war, hatte immer öfter Schwierigkeiten sie anzublicken, wenn der wissende Blick in Hopes Augen lag, der nicht zu einem Zwölfjährigen Mädchen passte. Der Blick eines Wesens, das mehr gesehen hatte, als es einem Menschen möglich sein sollte.
Hope nickte nur leicht auf Lunas Worte, aber das Kaninchen war längst in die Bedeutungslosigkeit gedriftet, spielte keine Rolle mehr in ihrem Denken. Es war .. nichtig. Wie so vieles. Es gab Tage, in denen Hope stundenlang in ihrem Sessel saß und ins nichts starrte. Weil alles, was sie tun konnte, nichts an den unzähligen Zukünften ändern würde. Weil sie das unbewusst wusste. Und vielleicht war das das Erschreckenste, wenn man sie anblickte. Dass Hope wusste, wie sinnlos vieles von den alltäglichen Wichtigkeiten war, an die Menschen sich klammerten. Einen Augenblick huschte ihr Blick zu dem Kaninchen, zu der schlanken Hand, die es streichelte, dann glitt er wieder zu Lunas Augen. Leicht nickte sie. Hope funktionierte. Sie aß, sie trank, lediglich ihre Tränke verweigerte sie seit Wochen und trieb damit vermutlich nicht nur ihre Familie in den Wahnsinn. Aber nichts schien mehr zu ihr durchzudringen, seit Anthony ihr diesen Gedanken in den Kopf gesetzt hatte. Anthony, den sie seitdem nicht mehr gesehen hatte.
Mühsam schob sich Hope ein Stück im Bett empor, sodass sie zumindest aufrecht genug saß, um Essen und Trinken zu können. Einen Augenblick zuckte Schmerz über das kindliche Gesicht, als ihre zerschundenen Muskeln sich über die plötzliche Belastung beschwerten, aber mit Lunas Hilfe gelang es ihr, eine halbwegs bequeme und halbwegs aufrechte Position einzunehmen. Einen Augenblick schloss sie die Augen und atmete tief durch, dann nahm sie das Glas entgegen. Ihr Griff war nicht fest und das Glas zitterte ein wenig auf dem Weg zu ihren Lippen, aber es gelang ihr es festzuhalten und ein paar kleine Schlucke zu nehmen, um Lippen und Kehle wieder zu befeuchten. Gedankenverloren stellte sie das Glas danach auf ihren Nachttisch und lauschte Luna, hörte die Worte, die ihr fremd und gleichzeitig unfassbar vertraut vorkamen. Bilder flammenten in ihrem Kopf auf und ihr Blick glitt ins Nichts, als sie versuchte, sie zu fassen zu bekommen, auch wenn das nicht möglich war. Es waren wage Erinnerungen, Schemen von dem, was sie gesehen hatte, nicht klarer als ihre Worte. Blut. Feuer. Tod. Triumph. Zerstörung. Geistesabwesend nickte sie, als Luna ihre Wiederholung unterbrach, nahm vorsichtig eine Gabel und steckte sie sich in den Mund, kaute, ohne den Geschmack wahrzunehmen oder darauf zu achten, was sie zu sich nahm. Leicht runzelte sich ihre Stirn, als Luna geendet hatte, während sie schluckte. Sie wusste selbst nicht, was ihre Worte bedeuteten. Irgendwie hatte sie gehofft zumindest Anhaltspunkte zum Verständnis geben zu können, aber vermutlich war das eine illusorische Erwartung. Die Zukunft war nicht klar, keine feste Wahrheit. Es war ein schemenhaftes Bild, dass sich noch formen musste. Aber egal wie düster das Bild war, dass sie gezeichnet hatte. Hope hatte keine Angst. Die Zukunft würde kommen. Man konnte ihr nicht entfliehen. Und sie war nicht allein. Domenic war bei ihr. Dass wusste sie in diesem Augenblick wieder mit unglaublicher Gewissheit, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, ihn dort wiedergesehen zu haben.
Langsam klarte ihr Blick wieder auf, wanderte zu Luna. "Ich hoffe, sie wird euch helfen." stellte sie leise fest, die Gabel in ihrer Hand längst ebenso wieder vergessen, wie das Essen auf dem Teller, wie das weiße Kaninchen, das sich knurpsend über ihren Salat hergemacht hatte. All das war .. gering. Winzig. Belanglos neben der Zukunft, die sich in Hopes Geist auftürmte. Den tausend Pfaden, jedem einzelnen war sie gefolgt.
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30.10.2016 15:31 |
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