IRLAND | 18+ | SZENENTRENNUNG

Du schon wieder. Habe ich Dich nicht vorhin erst weggeschickt? Nein? He, denkst Du etwa, Du könntest mich hinter's Licht führen? Einfältiger Mensch - sieh' an, was aus Dir geworden ist: Armselig und vom Reiz der Technik versklavt. Dass Du mich überhaupt noch sehen kannst, liegt nicht etwa an Deinem nicht vorhandenen Fundus an Fantasie, sondern nur in der Macht dieses Landes. Jährlich strömen sie her, die Söhne der Städte und die Töchter der Industrieviertel, auf der Suche nach ihrer verlorenen Kindlichkeit. Auf der Suche nach der Schönheit - Sie sind nicht mehr ganz so dumm und graben die Erde am Ende eines Regenbogens um, aber sie küssen noch immer die Steine und trinken das Wasser der Brunnen. Ich verrate Dir was - komm' nur näher: Ihr habt euch die Welt selbst arm gemacht, weil ihr sie nicht mehr seht.

Sieh' Dich nur um, was erkennst Du, eh? Weideland, natürlich und Kühe. Ja, ganz recht - Schafe und Pferde. Aye. Noch mehr? Nein? Soll ich Dir sagen, was ich dort zwischen den Ruinen sehe? Die weichen Strahlen, die Feenflügel absondern und ich höre das weit entfernte Blöken eines Pooka, der sich gleich wieder ein Kind holen wird. Und was hörst Du? Achja richtig, die Rufe Deiner Begleitung. Pass' auf, gleich wird sie fragen, mit wem Du redest. Hehehe..

"Betty? Mit wem redest Du denn da?" , schnaufte John, als er endlich den leichten Hügel erklommen hatte und stemmte die Hände in die Hüften. Ein tiefer Atemzug sollte seine Lungen füllen, die sich zu einem Husten hinreissen ließen. "Gesprochen..?", echote die Angesprochene und starrte auf den verwaisten Stein vor sich. Sie könnte schwören - aber das war doch unmöglich? Die beleibte Frau strich sich ungläubig durch das Gesicht und wandt sich dann zu ihrem Gatten um, der gerade dabei war, sich eine Zigarette anzustecken. "Du weißt doch genau, die Iren mögen das nicht.", fuhr sie tadelnd fort und erntete einen spöttischen Blick. "Ich bin aber kein Ire, meine Liebe - und so sehe ich hoffentlich auch nicht aus. Am Ende renne ich hier noch im Rock herum?!", erwiderte John abwertend und schritt paffend an ihr vorüber. "Das waren aber die Schotten.", kam es von Betty, die den Stein umrundete und sich dann kopfschüttelnd abwandt, um ihrem Mann zu folgen. "Alles das Selbe, Betty - alles das Selbe."

IRLAND ist ein Land, in dem Gegensätze auf der Grundlage einer einzigartigen Mentalität Zuhause sein können und einzig und allein die atemberaubende Natur in ihrer ausufernden Weise einen Einklang bildet. Dort, wo die Unberührtheit zu finden ist, fühlt sich die Seele wohl und kann zwischen weidenden Kühen und Schafen, inmitten historischer Ruinen, eingezäunt von großen Grasflächen Kraft tanken und sich ihrer Wurzeln besinnen.

CORK liegt an der Südspitze der grünen Insel und zählt heute zu einer der bedeutensten Städte ganz Irlands. Es wird sogar als die eigentliche Hauptstadt bezeichnet. Cork vereint irisches Flair mit dem Hauch der Gegenwart und lässt so eine einzigartige Atmosphäre entstehen, welche für Einheimische, wie auch Touristen und Besucher sehr reizvoll und sehenswert ist. Der Lee teilt die Viertel in vielerlei Inseln, während die Menschen sie mit Brücken verbanden und so das Abbild der Stadt formten.

Folgt man dem Flusslauf, erreicht man zu Fuß recht rasch das verschlafene Hafenstädtchen COBH, das vorallendingen noch mit seinem urigen Charme zu glänzen weiß, während die einlaufenden Kreuzfahrtschiffe und die Neubauten im hinteren Teil des Städtchens diese Vorstellung fast zerstören. Aber nirgends kann man so irisch und mit der Geschichte des Landes verwoben sein, wie an dem Ort, wo abertausende Menschen ihre Heimat zurückließen, um in das gelobte Land Amerika aufzubrechen.

"Oh, John - hast Du schonmal von den Kobolden gehört? Die mit dem Topf am Ende des Regenbogens?", meinte Betty, während sie sich die Schüssel noch einmal mit dem schwarzen Pudding füllen ließ. Gerade waren sie in einen der hiesigen Pubs eingekehrt und zumindest die Frau konnte es sich nicht verwehren, die einheimischen Gerichte nacheinander durchzuprobieren. "Betty, das sind doch nur Kindergeschichten.", erwiderte der Mann, und musste zusehen, wie seine Frau den Kopf schüttelte. "Nein, nein - ich bin mir sicher, ich habe heute einen gesehen - er hat mit mir geredet, wirklich!", schob sie vor und verschloss ihren Mund mit einem weiterem Happen, während sie mit großen Augen auf eine Reaktion ihres Mannes wartete, die auch folgte, als dieser die buschigen Brauen anhob und über den Zeitungsrand zu ihr hinüber blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis ein amüsiertes Glucksen zu hören war und er den Kopf wieder senkte. "Du hast wohl zuviel in den Kinderbüchern von der Alten aus dem Bed and Breakfast geschmöckert, was?", ewiderte er ermüdet und schüttelte unter dem leisen Rascheln der Papierseiten den Kopf. "Wird Zeit, dass wir wieder zurück in die Staaten kommen, sonst lässt du noch den Rest deines Hirns hier in den Wolken.."

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