Just think about it
Atreju Crosgrove && Charles Macnair
26. Dezember 2022 && Nacht
Irgendwo in London
Charles war froh diesen Zauber gewirkt zu haben. Nicht unbedingt stolz darauf. Aber er war so froh. Wie umständlich wäre es, würde er je wieder versuchen den Crosgrove zu suchen. Vorgehabt hatte er es nicht, aber wer konnte schon wissen, was passierte. Und wenn es nur war den anderen mit dem Kopf aus der Schlinge zu ziehen, damit er ihn selbst nicht mit in den Abgrund reißen würde. Nicht dass er darauf pochte, dass das passieren würde, so viel Grips traute er Atreju auf jeden Fall zu. Aber sicher war sicher, oder? Und Charlie war bei dieser ganzen Thematik ein unglaublicher Freund von Sicherheit. Als könnte er selbst jemals vergessen, was er noch immer zu verlieren hatte, auch wenn schon vieles verloren war. Diese Dinge, an die er sich noch zu klammern hatte, damit sein Leben nicht völlig in Scherben vor ihm lag und ob es ihm nun passte oder nicht, war der Flüchtling jetzt ein Teil davon. Nicht schlimm. Nicht dramatisch.
Und in diesem Moment sogar ungemein hilfreich, wenn man es so bedachte. Denn viel zu lange für Charles Geschmack hatte er jetzt nichts von den Werwölfen mitbekommen. Eine Schande. Er saß im Register, er war der Kopf davon, er war selbst ein Werwolf, bei Merlin, und dennoch wusste er nicht, was da von statten ging. Schockierend eigentlich. Wie konnte er behaupten sich auf die Fahne geschrieben zu haben zu behaupten etwas für die Werwölfe tun zu wollen, wenn er gar nicht wusste, wo er ansetzen musste und konnte, um irgendetwas zu bewirken. Um einen wirklichen Wandel herbeizuführen? Eine Lüge eigentlich schon in sich.
Vor sich einem Rudel anzuschließen, das hatte er nicht, das würde er auch nicht. Das war zu gefährlich. Mit einem Schlag zu viele Mitwisser, das war ihm zu heiß und riskant, zum aktuellen Zeitpunkt lohnte sich das nicht, doch er hatte ja Atreju mehr oder weniger bei der Hand. Wenn er Mithilfe brauchte, wieso also nicht den Crosgrove fragen? Wieso nicht. Klang in seinem Kopf nach einem guten Plan. Er brauchte nun einmal ein Paar Ohren, die sich für ihn umhören konnte, ohne dass er allzu auffällig bei Katie wieder nachfragen würde.
Charlies Schritte waren zielsicher, als er durch die Nacht marschierte, den Kragen seines Mantels hochgeschlagen, während ihm der kühle Wind um die gerötete Nase zog. Winter. Und trotzdem war er draußen unterwegs, um Atreju zu suchen, der sich hier irgendwo herumtrieb und im schlimmsten Fall in den nächsten Tagen einfach irgendwo festfrieren würde, wenn man dem Wettertrend Glauben schenken durfte. „Hallo, Atreju“, seine Stimme war gedämpft, lauter als ein Flüstern, aber doch leise genug, um Mithörern es schwer zu machen. Eine Angewohnheit der letzten Monate, in denen so viel – zu viel – passiert war. Er stand hinter dem anderen, musterte ihn einen Moment lang, die Hände unverändert in den wärmenden Taschen. Ohja, der Zauber war hilfreich gewesen, ersparte ihm so viel Arbeit, wenn man einen streunenden Wolf suchte. Ob es nun falsch war oder nicht, egal.
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