Herzlich Willkommen im Mischief Managed. Wir sind ein RPG, das 23 Jahre nach der Schlacht um Hogwarts spielt, also zur Schulzeit von Harrys Kindern. Wir sind FSK16 gerated und haben einen über 18 Bereich. Unsere Userschaft wächst, und wir haben ein liebes Team, das sich gern um alle Wehwehchen kümmert ♥
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Mitten in der Nacht konnte man wirklich nicht zu Kikis Hochleistungszeiten rechnen, aber wenn die Pflicht rief, dann war sie zur Stelle, vor allem wenn die Pflicht in der Handschrift von Aeneas McGonagall trug und davon berichtete, dass es einen Zwischenfall mit einem kleinen Drachen gab. Eigentlich hätte sie sich schon hinlegen wollen nach dem letzten Rundgang bei den ganz kleinen und den Eiern, aber es kam doch immer anders als man dachte. Offenbar war da wieder an Geschäften mit den wunderschönen Drachen gescheitert. Eine schreckliche Sache, unter der in erster Linie immer die edlen Tiere litten. Zur Sicherheit hatte sich Kiara das okay ihres Onkels geholt, der schlaftrunken wohl seine Ruhe wollte und sie anwies es einfach zu versuchen und sich zu melden, wenn sie Hilfe brauchte. Nicht die große Überraschung, immerhin stand sie am Ende ihrer Ausbildung und konnte gut mit den ganz kleinen Drachen. Wahrscheinlich, weil sie durch geringere Körpergröße nicht besonders bedrohlich wirkte, ihre Stimme konnte sie auf eine beruhigende Tonlage hinunterschrauben.
Im Laufschritt sammelte Kiki also ihre Sachen zusammen, stopfte etwas Futter in eine Tasche, eine feuerfeste Decke, den dicken, behandelten Lederhandschuh durch den so kleine Krallen noch nicht durchgingen. Im letzten Moment rannte sie noch in ihr Zimmer und tauschte die Jogginghosen gegen Jeans.. besser für die Öffentlichkeit, besser gegen kleine Klauen, noch Arbeitsstiefel ihre Drachenlederjacke über den hellgrünen Kapuzenpullover, dann machte es im Eingangsbereich leise „Plop“ und sie verschwand. Das gleiche Plopp in London, in einer Seitengasse. In Muggellondon war die Hexe nicht gerade heimisch, auch wenn die McGonagalls sie hier schon herumgeführt hatten. Zum Glück hatte Aeneas eine grobe Beschreibung abgegeben und in einer der Straßen konnte Kiki schon den Aufruhr sehen, die komischen Lichter, der Muggel-Version der magischen Strafverfolgung, die rot und blau an die Wände warfen, es roch schon am Rande der Menschen-Traube angekokelt, alle redeten durcheinander. Es waren.. Muggel. Ja, alles Muggel bis auf ein bekanntes Gesicht. Den Namen des müde wirkenden Zauberers kannte sie nicht, aber wahrscheinlich ein Kollege von Aeneas, den sie in dem Gewühl erst einmal suchte, sich dabei durch die hysterischen und gleichzeitig neugierigen Beobachter schob.
Nachtschicht... nicht schön, gehörte aber halt dazu. Eigentlich war es Aeneas sogar lieber, wenn er die späte Schicht hatte, bei der er halt erst gegen die frühen Morgenstunden ins Bett kam, als wenn er so früh aufstehen musste, dass es eigentlich noch mitten in der Nacht war. Ausserdem war es in der Nacht meist einfacher nicht ZU viele Leute auf einem Haufen zu haben und zudem war es leichter, ihnen irgendwelchen Mist zu verzapfen. Andererseits hatte er in der Nacht das Problem, dass die Leute, die herumstanden, selten Termine hatten, zu denen sie mussten. Also hatten sie mehr Zeit, um zu gaffen. Vorteil dabei: Sie liefen den Vergissmichs nicht weg. Nachteil dabei: Nun ja, die Vergissmichs eben. Was genau er gegen die magische Version der Men in Black und deren Blitzdings hatte, konnte er nicht mal sagen. Vielleicht war es einfach das, was Agent J so schön sagte: ‚Und was ist, wenn Sie ihr das Studium wegblitzen?‘ Jemandes Verstand zu manipulieren, war... gruselig.
Diese Gedanken begleiteten ihn, als er sich in der Zuschauermenge umdrehte und eine aufgeregte, ältere Dame ansah. „Ja, Ma’am. Die Technik ist schon nicht ganz risikofrei, aber mit dem Original-Akku wäre das nicht passiert. Und dann noch mit den synthetischen Polstern hier im Pub... da sieht das schon mal dramatisch aus.“ Die Tür hinter ihm war zum Glück bereits geschlossen, doch er konnte eine kleine Explosion hören. Möglicherweise hatte der Drachenknirps etwas zertrümmert oder in Brand gesetzt, das nicht so leise zerstörbar war.
Eine Bewegung in der Menge zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war Kiki. Was immer sie hierhergetrieben hatte, es musste eine Fügung des Schicksals sein. Aeneas hob die Hand und winkte ihr zu. „Miss Shacklebolt. Gut, dass Sie so schnell kommen konnten. Ich brauche hier Ihre Expertise.“ Er zog zwei Atemmasken aus der Tasche und reichte eine an Kiki. „Bitte treten Sie zurück. Die Gase dort drin sind nicht sonderlich gesund. Wie gesagt... synthetische Möbelpolster.“
Es war nicht so einfach, sich durch die Leute zu schieben, nicht mit Kikis mangelnder Kraft und schon gar nicht mit dem Gepäck, der vollen Tasche über ihrem Körper. Ein paar der Muggel sahen ihren Handschuh etwas eigentümlich an, zwischen den Leuten stellte sie sich das eine oder andere Mal auf die Zehenspitzen und sah schnell Aeneas, der eindringlich auf eine Muggelfrau einredete. Ihre Mundwinkel zuckten kurz hoch, wie immer wenn sie den alten Freund sah, dazu stellte sich das wohlige Gefühl von Zuneigung in ihrem Magen breit, jenes eher unpassende. Mit einer gemurmelten Entschuldigung zwängte sie sich zwischen zwei Männern durch. „Mr. McGonagall. Ich helfe wo ich kann.“ Die aufgeregte Muggelfrau sah Kiki ein wenig.. eigentümlich an. Kein Wunder. Aeneas redete schlau daher (eine Angewohnheit, die sie an beiden McGoagalls immer bewundert hatte) und bat sie um ihre Expertenmeinung. Und da standen sie, beide noch sichtbar ziemlich jung. Außerdem trauten die Muggel der Expertise von jemandem, der in Kapuzenpulli und Lederjacke kam offenbar nicht.
„Danke, Mr. McGonagall. Ma'am, Sie haben meinen Kollegen gehört, bitte achten Sie auf ausreichend Abstand.“ Mit einem charmanten Lächeln nahm Kiki die Maske und hielt sie sich ans Gesicht. Woher die Leute vom Unfallkommando so Zeugs immer holten, faszinierend. Zum Glück hatte sie mit ihren beiden muggelstämmigen Freunden genug Muggel-Serien und -Filme geschaut um vieles davon einzuordnen, dabei hatte sie sicher am Anfang genervt. „Na dann wollen wir Mal.“ Sie überwand die letzten Schritte bis zur Tür und sah über ihre Schulter hinweg zu ihrem Jugendfreund. „Was wissen wir denn?“ In der Nachricht hatte etwas von einem jungen Drachen gestanden, aber das war eine Definitionsfrage. Drachen gab es unterschiedliche und jung ein sehr dehnbarerer Begriff.
Aeneas wunderte sich, dass man nicht das Knirschen und Rumpeln des Steines hören konnte, der ihm vom Herzen fiel, als Kira sich zu ihm durchschob. Die Muggel-Dame, die felsenfest davon überzeugt war, sie habe eine feuerspuckende Ratte gesehen, warf der jungen Frau einen prüfenden Blick zu, wagte aber offensichtlich nicht, irgendwelche Einwände zu machen. Gut für sie. Als Kiki ihm ihre Hilfe zusicherte, drückte Aeneas ihre Hand. „Entschuldigen Sie, dass ich sie aus der Freizeit rufe, aber...“ Er hob die Schultern und deutete auf die Tür hinter sich. Auch Kiki warnte die Frau davor, der Tür zu nahe zu kommen. „Dihydrogenmonooxid kann sehr unangenehme Nebenwirkungen haben, wenn es in die Atemwege gerät.“, fügte Aeneas hinzu und schob Kiki durch die Tür, nachdem er seinem Kollengen einen kurzen Blick zugeworfen und dieser genickt hatte. Gut. Er würde hier draussen zurechtkommen, bis Verstärkung eintraf. Lange würde das nicht dauern, das war klar. Und bis dahin mussten sie die Situation hier möglichst im Griff haben. Je weniger Schaden, desto weniger Reparaturen. In jeder Hinsicht.
„Ein verdammter Drache.“, erklärte er leise. „Irgendein Vollidiot hat einen Drachen - oder möglicherweise ein Drachenei - in ein Muggelpub geschleppt.“ Im Raum hingen Rauchschwaden und einige der Polster qualmten und kokelten tatsächlich vor sich hin. „Die Feuerwehr wird bald hier sein und bis dahin müssen wir den kleinen Feuerspucker hier raus haben.“ Aeneas hustete, denn trotz der Atemmaske kratzte der Rauch in seinem Hals. Die Dinger waren auch eher gegen Baustaub oder ähnliches gedacht, als gegen Rauchschwaden. „Ich habe ihn nicht gut genug gesehen. Schwarz mit einem langen Schwanz.“ Aeneas sah sich im Raum um, als hinter einer der Trennwände ein Piepsen und dann ein Fauchen zu hören war, dicht gefolgt von einem Lichtschimmer und erneuten Rauchschwaden.
„Dihydrogenmonooxid kann sehr unangenehme Nebenwirkungen haben, wenn es in die Atemwege gerät.“, äffte den Freund nach, als sie unter sich waren und lachte durch die Maske gedämpft. „Echt, im klug daherreden warst du schon immer großartig.“ Unmittelbar neben der Tür legte Kiki ihre Tasche kurz ab, zog sich die Jacke aus und fischte die feuerfeste Decke heraus, die sie Aeneas hinhielt. „Hier, halt das. Jetzt wollen wir hier erst einmal für bessere Sicht sorgen.“ Wahrscheinlich fiel dem Freund auf, dass sich ihre sonst eher lebendige Stimme ein wenig abgesenkt hatte, der kleine Unruhestifter hinter der Trennwand sollte sich daran gewöhnen. Dann zog sie den Zauberstab aus der Bauchtasche und saugte einen Großteil des Rauchs ein. So konnte hier doch keiner arbeiten. „Immer langsam, wenn du sprichst versuch tief zu sprechen und langsam. Du bist ein Männchen und wir wollen unseren kleinen Gast nicht verwirren. Keine schnellen Bewegungen... und verkneif dir das Husten, Drachen können das Geräusch nicht einordnen.“ Langsam ging Kiki durch den Raum, ihren Zauberstab wieder in der Bauchtasche ihres Pullis, den dicken Lederhandschuh über ihre Linke gezogen wagte sie sich um die Trennwand und blieb dann stehen.
„Ach herrje.“ Auf einer der Sitzbänke im Eck der Ausbuchtung saß ein winziger kleiner Drache. „Was machst du denn schon hier, mein Kleiner?“, erkundigte sie sich mit freundlicher Stimmfarbe, die Antwort war ein leises Pfauchen. „Hat dich der böse Mensch mit Gewalt rausgehaut? Oder wieso bist du schon draußen?“ Die Schale des kleinen Drachen lag auf dem Boden verteilt, das Tierchen fiepte wieder. „Du bist ja noch sicher eine Woche zu klein für die böse kalte Welt... und was du Angst haben musst, dass du schon Funken machst, alles okay. Ich hab hier was für dich, schau her mein Kleiner.“ Der kleine Drache zitterte bei näherer Betrachtung am ganzen Körper, kein Wunder bei dieser Umgebung. Leicht lächelnd ging Kiki neben der Sitzbank in die Knie, fischte ein Stückchen Schaffleisch aus ihrer wieder aufgenommenen Tasche, legte es auf den dicken Handschuh und näherte sich dem putzigen kleinen Drachen. „Ein Mischling. Sieht aus wie ein Walisischer Grünling.. nur schwarz. Vielleicht ein Testobjekt für den Schwarzmarkt.“, erklärte sie beiläufig. „Und sicher hungrig, nicht wahr, mein Kleiner? Drachen können in dem Alter eigentlich noch nicht wirklich Feuer speien.. aber Funken schaffen manche in großer Panik.“ Mit seinen kleinen Nasenlöchern schnupperte der Störenfried nach dem Stückchen Schaf, reckte seinen Hals.
Aeneas lachte leise. „Aber klar doch. Schon mal Wasser eingeatmet? Äusserst unangenehm.“ Draussen war er noch angespannt gewesen, doch kaum war Kiki hier gewesen, hatte es nachgelassen. Es war wie damals schon in der Schule. Er fühlte sich in ihrer Nähe einfach wohl. Ein bisschen... nervös, aber daran hatte er sich schon längst gewöhnt. Kiki war eine Freundin und als solche wollte er sie nicht verlieren. Auf keinen Fall. Er drängte schon fast reflexartig die Empfindungen in den Hintergrund und sah zu der angehenden Drachenzüchterin hinüber. Sie hatte bereits angefangen den Rauch zu vertreiben und Vorkehrungen gegen das Feuer zu treffen. Er hörte ihr aufmerksam zu, als sie erklärte, worauf er achten sollte. Natürlich begann bei ihrem Hinweis wegen dem Husten sofort sein Hals noch mehr zu kratzen an und Aeneas gab sich die grösste Mühe, nicht zu husten. Vergeblich. Immerhin versuchte er Schadensbegrenzung zu betreiben, indem er in seine Armbeuge hustete und so das Geräusch möglichst erstickte.
Während Aeneas noch versuchte, seinen Atem und seinen Hals unter Kontrolle zu bekommen, hatte Kiki bereits angefangen, sich nach dem Drachen umzusehen und sie war schnell fündig geworden. Die Art, wie sie sprach, war tatsächlich anders. Tiefer, beruhigender... Aeneas trat leise und vorsichtig an ihre Seite und betrachtete den Drachenwinzling, der da auf einer verkokelten Bank sass. Ein Lächeln schlich sich auf Aeneas‘ Gesicht. „Hey, Knirps.“, begrüsste er in mit tieferer und ruhigerer Stimme, als er sie sonst an den Tag legte. „Meinst du wirklich, dass jemand ihn absichtlich hier aus dem Ei geholt hat?“, wollte er leise wissen, während der kleine Drache den Hals nach einem Stück Fleisch streckte, das Kiki ihm hinhielt. „Der Kleine ist irgendwie niedlich. Zumindest wenn man vergisst, wie gross der mal wird.“ Aeneas schmunzelte. „Na los, Kleiner. Sie tut dir nichts, und das Fleisch ist lecker. Omnonomnom...“
Die beiden bildeten immer noch ein erstklassiges Team. Zu Schulzeiten waren die Gebrüder McGonagall gemeinsam mit Kiki unschlagbar gewesen, sie hatten sich alle drei blind verstanden und wunderbar ergänzt und auch wenn Corin die kleine Unternehmung hier nicht teilen konnte, die Überbleibsel des unter Lehrern gefürchteten Trios funktionierten immer noch gut zusammen – auch wenn es jetzt nicht mehr um Streiche ging sondern um berufliche Kompetenz. Das änderte nichts. Kiki war sich sicher, dass Aeneas ihr zur Seite springen würde, wenn der Drache auf sie losging und wenn es nur mit einem beherzten Aquamenti war, sie fühlte sich sicher in seiner Nähe, wie seit Jahren, deshalb schalt sie ihn auch nicht für das Husten. In ihrem Beruf lernte man so etwas bald zu unterdrücken.
„Zumindest hat ihn irgendetwas dazu bewogen etwas früher zu schlüpfen als optimal.“ Er war ein bisschen winziger als kleine Drachen eigentlich im Normalfall waren. „Achte darauf, wenn wir reden, dann reagiert er, aber ich glaube er sieht noch nicht besonders gut.. es ist als würde er durch uns durchschauen, sicher hast du nicht genug Licht, nicht wahr? Aeneas, machst du uns ein bisschen mehr Licht, bitte?“ Der Kleine reckte seinen Hals noch ein bisschen mehr, schien aber hochgradig interessiert an dem köstlich duftenden Schäfchen. Kiki kam ihm noch etwas entgegen, der Mischling drückte seine Nase gegen das Stück. „Und jetzt Haps. Komm, trau dich. Ist sicher lecker, der Onkel kennt sich aus.“ Natürlich verstand das kleine Dingelchen kein Wort, aber die Tonlagen wirkten offenbar vertrauenserweckend, den das kleine Maul öffnete sich die winzigen Zähnchen gruben sich in ein paar Fasern. Aufmerksam betrachtete die angehende Drachenzüchterin ihr Projekt. Grünlinge liebten Schaf, sie ernährten sich ausschließlich davon wenn es nach ihnen ging, aber sie wusste natürlich nicht, was da noch dabei war an Rassen. Das Fleisch verschwand in dem kleinen Kerl, er schien kurz nachzudenken und stieß dann ein bisschen warme Luft aus den Nasenlöchern. Dann grub er seine kleinen Klauen in die Reste der Sitzfläche und robbte so ein wenig näher zu dem guten Futter, es war bequemer wenn man da näher saß und von Fliegen war noch weit nicht die Rede. Mit ein paar gierigen Happen verschwand das Stück in dem Winzling, mit etwas mehr Licht sah er sich nach mehr um, schnupperte in die Luft. Vorsichtig zog Kiki den Handschuh aus, griff wieder in die Tasche, fischte nach einem wirklich kleinen Stück, das sie ihm dann mit der bloßen Hand hinhielt, mit dem Zeigefinger der anderen berührte sie vorsichtig den kleinen Kopf. „Siehst du, ohne Hunger ist alles besser.“ Der Kleiner überlegte offenbar kurz, ob ihm Berührung gefiel, aber Essen machte offenbar viel anderes wett. „Habt ihr den Arsch, der das aufgeführt hat?“
Auf Aeneas‘ Gesicht zeichnete sich eine Sorgenfalte ab, während er das kleine Kerlchen vor sich betrachtete. Doch obschon der Kleine wirklich süss wirkte, liess Aeneas die feuerfeste Decke nicht los. Er wusste nur allzu gut, wie gefährlich offensichtlich harmlose Dinge sein konnten. Hätte das Risiko nur ihn selbst betroffen, wäre das noch etwas anderes gewesen, aber hier ging es um Kiki. Er hätte sich eher mit einem ausgewachsenen Exemplar von Drache angelegt, als dass er zugelassen hätte, das ihr etwas zustiess.
Bei Kikis Erklärungen, dass der Winzling zwar auf ihre Stimmen reagierte, aber nicht viel sehen konnte, begann Aeneas ihn zu beobachten und es stimmte. Auf Kikis Wunsch hin, zog er den Zauberstab und sorgte dafür, dass es im Raum heller wurde. Auch wenn sie mit ihm sprach, behielt Kiki die warme, beruhigende Tonlage bei, was nicht nur auf den kleinen Drachen, sondern auch auf Aeneas seine Auswirkungen hatte. Er fühlte sich ruhiger, wie er überrascht feststellte.
Das Drachenbaby schien wirklich mehr von seiner Umgebung wahrnehmen zu können, doch es dauerte noch etwas, bis er tatsächlich zubiss. „Er wirkt richtig niedlich.“, meinte Aeneas mit einem Lächeln. „Kaum zu glauben, dass er in ein paar Jahren ein ganzes Schaf mit einem Happs wegputzen wird.“ Als Kiki den Handschuh auszog, wollte Aeneas im ersten Moment schon fragen, ob das wirklich eine gute Idee war, aber er verkniff es sich. Kiki war die Drachenzüchterin. Sie wusste wesentlich besser von ihnen beiden, was sie bei einem Drachenbaby tun konnte und was nicht.
Ihre Frage nach dem Verursacher des Ganzen sorgte bei Aeneas für ein etwas verlegenes Kopfschütteln. „Nein. Er war schon weg, als wir hier eingetroffen sind. Aber wir haben seine Beschreibung und es sind schon Leute von der Strafverfolgung auf der Suche nach ihm. Ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn haben.“ Er beugte sich leicht zu dem Drachen. „Und dann lassen wir dich ihm die Eier abbeissen. Jawoll.“ Er ginste boshaft.
Mit etwas Licht war es auch für Kiara besser, sie konnte den kleinen Unruhestifter so genau betrachten, wie es eben ging in einer Situation wie dieser. Das Kerlchen wirkte noch etwas unsicher bei allen Bewegungen, dass es sich bei ihrem Eintreffen gegen die Sitzbank gedrückt hatte sie eine verängstigte kleine Fledermaus sagte ihr einiges. Wahrscheinlich schadete es auch gar nicht, dass ihre Stimme auch Aeneas beruhigte, Drachen reagierten auf Angst oder Nervosität genau so wie die meisten anderen magischen oder nicht-magischen Tiere; sie wurden selbst nervös und während ihnen der Kleine hier vielleicht die Haare oder Kleider mit ein paar herumsprühenden Funken versengte oder ihr den Finger blutig biss konnte das bei einem älteren oder ausgewachsenen Drachen böse enden. „Sie wachsen echt wie Unkraut, aber täusch dich nicht, wenn er zubeißt, dann tut das auch jetzt schon weh.“
Zum Glück machte der kleine Drache im Augenblick nicht den Eindruck, als wollte er irgendjemanden anknabbern oder abfackeln. Wahrscheinlich hatte ihn selbst ganz schrecklich erschreckt was seine Panik-Funken hier so verursachten, es qualmte ja auch ordentlich und wenn irgendetwas leicht Brennbares Funken abbekam ging es eben auch in Flammen auf. Das kleine Stück Schafsfleisch verschwand auf einmal in dem Baby-Drachen, er schnupperte wieder, gab aber ein leises wohlig klingendes Gurren von sich, als Kiki vorsichtig mit der Fingerspitze über den kleinen Kopf streichelte, blies auf Aeneas' Vorschlag hin noch einmal warme Luft durch die Schnauze. Was auch immer der andere komische Zweibeiner da verzapfte, seine Stimme klang nett. Kiki hingegen lachte leise. Sie kannte nach all den Jahren die zum Teil Recht fielen Gedanken des Zauberers. „Aye. Dann zeigen wir ihm, dass man solche kleinen Drachen nicht alleine an so einem Ort sitzen lässt, du bist viel zu jung für ein Pub. Außerdem ist es hier doof, lass uns abhauen, ja?“ Langsam nahm sie Aeneas die Decke aus der Hand. „Das ist nicht so bequem wie dein Ei, aber es reicht sicher. Schau ich, zeig dir wie wir das machen.“ Beiläufig kraulte sie mit den Fingern über den schuppigen Hals hinunter, klappte die unterschiedlich ausgeklappten Flügelchen ein, legte leicht die Decke darüber. Ihr kleines Projekt versuchte die Decke mit einem grün-roten-Karo-Muster auch anzuknabbern, aber sie schmeckte nicht.
„Du hast für deinen Magen echt genug gefuttert, Zwerg, aber wenn du lieb bist kriegst du nachher noch was.“ Zustimmendes Schauben zum Tonfall, dann richtete sich Kiki ein bisschen auf, hob den Mischling etwas hoch und wickelte ihn in die Decke sodass nur noch Hals und Kopf herausschauten. Diese Bewegung schien der Kleine ein wenig irritierend zu finden, aber nach einer Schrecksekunde schaute er sich schon wieder fröhlich um. „Gut, nachher verstecken wir dich noch unter einem Zipfel und dann sieht keiner mehr, dass du das hier warst. Wir machen im Ministerium noch ein paar schicke Fotos von dir und fragen ob ich dich mit nach Hause nehmen darf und schon haben wir das erledigt. Onkel Aeneas sammelt noch deine Schalen auf und schon sind wir weg.“ Alleine der Berichte wegen wäre sie selbst wohl im Ministerium nicht besonders glücklich.
Aeneas betrachtete das Drachenbaby mit zunehmender Faszination. Es war winzig, wenn man es mit seinen ausgewachsenen Artgenossen verglich, aber es war schon alles dran. Krallen, spitze Zähnchen, die Flügechen... und Schuppen von der Nase bis zur Schwanzspitze. Als Kiki ihn warnte, grinste Aeneas schief. „Ich habe gesehen, wie er nach dem Fleisch geschnappt hat. Wenn das ein Finger ist, dann kann ich mir das mit dem Schmerz lebhaft vorstellen.“, antwortete er und zog eine Braue hoch. „Hast du keine Angst, dass er dich beisst?“, wollte er wissen.
Der kleine Drache schien die Berührungen aber eher zu geniessen als zu fürchten. Während Kiki ruhig auf den Knirps einredete, nahm sie die Decke und begann den Drachenwinzling einzuwickeln. Der Kleine liess es geschehen. Vielleicht war ihm wirklich etwas kalt. Dass sie hier langsam abhauen sollten, das war definitiv eine Tatsache. Es war schon erstaunlich, dass sie so lange Zeit für sich gehabt hatten. Er beobachtete, wie liebevoll Kiki sich um das Drachenjunge kümmerte und... spürte eine Mischung aus Zuneigung und einem Stechen, das er nicht so recht einsortieren konnte. „Hält sich der Knirps unter der Decke still genug, dass wir vorne raus können? Sonst gebe ich den anderen Bescheid und wir apparieren.“ Er hob die Schultern. „Oder wir suchen uns einen Hinterausgang.“ Noch während er sprach, sammelte er die Scherben des Eis zusammen und schob sie in die Tasche.
Mit einem Lächeln trat er noch einmal zu Kiki heran und blickte auf den kleinen Drachen hinunter. „Meinst du, ich kann ihn auch mal streicheln? Oder ist er dazu zu aufgeregt?“ Möglich war auch, dass er Kikis Berührung nur zuliess, weil sie ihn gefüttert hatte. Liebe ging doch angeblich durch den Magen.
Selbst für ein Drachenbaby war die Decke ziemlich leicht in Kikis Armen, je länger und genaue sie das Tierchen betrachtete, desto sicherer wurde sie, dass es eigentlich noch im Ei sein sollte, aber ein bisschen Sonderbehandlung sollten dem Abhilfe schaffen. „Angst sollte man nie haben, das spüren sie und werden auch ängstlich. Aber unser kleiner Freund hier spürt sicher, dass ich auf ihn aufpasse und dass wir überhaupt keinen Grund für panische Funken haben, nicht wahr?“ Es hatte immerhin genug Rauch gegeben, das reichte wirklich und im Gegensatz zu anderer Arbeitskleidung war ihr Kapuzenpulli nicht feuerfest.
„Wenn wir ihm die Decke über den Kopf legen und schnell durchgehen dürfte das kein Problem sein, apparieren möchte ich ihm eigentlich nicht antun, das könnte ihn erst Recht erschrecken.“ Und dann hätten sie wohl wieder das Funken-Problem. Kiki richtete sich ganz auf und schenkte Aeneas ein triumphierendes Lächeln, immerhin war da ein Drachen-Knirps warm eingewickelt in ihren Armen und das ganz ohne Hilfe! Ha! „Versuch es doch einfach. Er zeigt dir schon wenn er dich blöd findet, aber bisher wirkt er entspannt. Vielleicht sogar eine gute Idee, je mehr Leute ihm vertraut sind desto besser.“ Die Drachenzüchterin richtete den winzigen schwarzen Kerl in seiner warmen Decke. „Was denkst du? Vielleicht findet der nette Onkel auch einen schicken Namen für dich. Davon hat der nämlich ganz viel auf Lager..“ Die Tiere die Kiki taufen durfte hatten ohnehin schon die lustigsten Namen, Spuren von Serien- und Film-Abenden in Tomatin oder jetzt der Wohnung der Zwillinge. Der Jugendfreund traute sich etwas, immer wieder fiel Kiara auf, dass sie ihn vielleicht genau deshalb so gernhatte. Aeneas besaß einen gesunden Respekt vor den meisten Dingen, einen angemessenen, aber er war alles andere als feige, denn am Ende trug sie immer noch einen kleinen Drachen am Arm.
Die Erklärung zur Angst liess Aeneas nicken. „Verstehe.“ Klar, wenn so ein kleiner Kerl spürte, dass die Grossen Angst hatten, dann war es auch wirklich zum Fürchten. „In deinen Armen würde ich auch keine Panikfunken mehr spucken.“, meinte Aeneas mit einem Grinsen. Dass in seinem Inneren etwas mit diesen Worten aufflackerte, ignorierte er schon fast gewohnheitsmässig. Der Drachenwinzling schien sich bei Kiki wirklich wohl zu fühlen.
Dass sie mit ihm besser nicht apparierten, da er sonst wieder in Panik geriet, war nachvollziehbar. „Ich dachte nur, dass der Weg durch die Stadt vielleicht noch beängstigender für ihn ist.“, erklärte Aeneas. „Aber das musst du abschätzen. Ich kenn mich mit Drachenbabys nicht aus.“ Sie hingegen schon. Immerhin richtete sie sich gerade mit einem triumphierenden Lächeln auf und der Knirps schien noch immer zufrieden zu sein. „Scheint, als wärst du Adoptivdrachenmutter.“, meinte er grinsend.
Auf seine Frage, ob er einen Streichelversuch wagen dürfe, gab ihm Kiki das Okay. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass der Drache schon zeigen würde, ob er es mochte. Als sie dann aber meinte, dass er vielleicht sogar einen Namen für den Knirps habe, sah Aeneas sie mit fröhlich leuchtenden Augen an. „Wirklich?“, freute er sich und beugte sich leicht zu dem Drachenbaby hinunter. „Na? Wie nennen wir dich denn?“, meinte er und hielt dem Knirps vorsichtig seine Hand hin, damit er an ihm schnuppern konnte. „Du wirst bestimmt mal gross und kräftig, hm? Und du bist eine spezielle Züchtung. Wie wäre es mit Glaurung? Dem grössten von Morgoths Drachen?“ Vorsichtig strich er mit dem Finger über das schwarze Köpfchen. Er lächelte.
„Also los, ab durch die Mitte.“, meinte er nach einem Moment, als die Stimmen vor der Tür lauter wurden. „Ich glaube, die Verstärkung ist da und die wollen sicher bald hier rein.“ Er strich mit einem Lächeln noch einmal über den kleinen Kopf, was der Drache mit einem Schnauben quittierte. Dann wandte er sich ab und ging auf die Tür zu. Er öffnete sie einen Spalt breit und sah hinaus. Sein Kollege nickte ihm kurz zu und Aeneas winkte Kiki.
Kiki schluckte kurz und einen Augenblick lang wusste sie nicht, was sie sagen sollte, ein eher seltenes Ereignis, das sie rasch zu überspielen versuchte. Grinsend biss sich die junge Hexe auf die Unterlippe, zog kurz die Nase kraus und versuchte eine aufkommende Röte im Gesicht zu unterdrücken. „Charmant wie eh und je, McGonagall.“ Letztendlich fand sie doch noch Worte, zum Glück sonst wäre das noch peinlich geworden und noch besser, dass sie sich wieder in ein Fachthema flüchten konnte. „Wir können es ja Mal versuchen. Wenn er sich draußen zu sehr fürchtet, dann können wir immer noch apparieren... ehrlich gesagt habe ich weder das noch einen Stadtspaziergang versucht mit einem Drachenbaby, aber wenn ich so klein und ängstlich wäre, dann fände ich wohl das Apparier-Gefühl nicht so cool.“ Gerade wenn man es nicht verstand – und das traf auf den Knirps sicher zu, der in seiner Deckenkugel ein bisschen hin und her wippte, offenbar machte er es sich bequem. „Halt halt halt, mein lieber Freund. Du hast mich hier reingezogen, mach mich bloß nicht zur Alleinerzieherin.“, alberte Kiki.
Als sich der lustige große Mann näher zu ihm beugte gurrte der winzige Drache neugierig, streckte sich dem einzelnen Finger ein bisschen entgegen. Was auch immer diese merkwürdigen großen Wesen waren, die waren nett. „Vielleicht hast du doch den Beruf verfehlt?“ Dann hieß der neue schuppige Erdenbürger also Glaurung, auch wenn er nicht nach etwas aussah, das der größte von irgendetwas sein würde. Außer vielleicht die größte Sensation die es in diesem Pub je geben würde.
Auch Kiki hörte die anschwellenden Stimmen fing noch ein Stück Schaf aus der Tasche, sah den kleinen Drachen an. „Okay, Glaurung. Du kriegst einen Snack, den verstecken wir in deiner Decke und sobald wir draußen sind darfst du dir London ansehen.“ Gesagt getan schob sie das Fleisch zwischen die Falten der Decke sodass der kleine Kopf sich auf die Suche danach machte, ein Deckenzipfel bedeckte den Rest sodass Kiki nur einen Knäuel Stoff in Schottenkaro in den Armen hielt. Das sah wahrscheinlich merkwürdig aus, aber besser als ein Drache. „Könntest du noch meine Jacke mitnehmen?“, ersuchte sie und schob sich dann an dem Zauberer vorbei, die Muskeln ihrer Arme angespannt damit ihre kostbare Fracht keine Stöße oder Druck abbekam. Funken innerhalb der Decke waren für die Muggel kein Problem, aber es könnte klein Glaurung wieder verunsichern und das obwohl er so gut gelaunt war. „Alles in Ordnung, wir haben das Problem behoben, Ma'am.“, beruhigte Kiki die ältere Dame, die ihr vorhin misstraut hatte und ging weiter durch die schnatternden Leute, bis sie es auf die freie Gasse hinausgeschafft hatten.
Als Kiki ihn als Charmant bezeichnete, schmunzelte Aeneas und stuppste sie mit der Schulter an. „Wie könnte ich anders bei dir?“, meinte er, sah dann aber wieder auf den Drachen hinunter. Als Kiki ihren Vorschlag machte, es erst zu Fuss zu versuchen und notfalls zu apparieren, nickte Aeneas. „Das klingt vernünftig. Entweder er packt den Spaziergang oder wir machen es kurz und gruslig.“ Im schlimmsten Fall würde er dann sein Büro ankokeln, aber damit konnte Aeneas leben. Für solche Dinge waren sie gerüstet. Wäre ja auch übel gewesen, wenn ausgerechnet das Herz des Unfallkommandos für unvorhergesehene Zwischenfälle nicht gerüstet gewesen wäre.
Mit dem Protest, dass sie hier keine Alleinerziehende sein wollte und er durch seine Nachricht sozusagen mit in der Elternplicht stand, brachte sie ihn zum Lachen, doch die fröhlich leuchtenden Augen zeigten deutlich, dass er sich darüber freute. „Also bin ich Drachenadoptivpapa, hm? Da hast du dir ja einen tollen Clan angelacht. Hmmm... heisst er in dem Fall Glaurung Shacklebolt oder Glaurung McGonagall?“ Als Kiki meinte, er habe den Beruf verfehlt, schüttelte Aeneas mit einem Lächeln den Kopf. „Nein, ich mache meinen sehr gern. Aber... sagen wir, Drachenzüchter wäre wohl eine Alternative gewesen.“
Jetzt allerdings war es erst mal wichtig durch die Leute und zum Ministerium zu kommen. Mit einem Nicken griff sich Aeneas Kikis Jacke und ging dann an ihrer Seite zur Tür und durch die Menschentraube, die noch immer vor dem Pub stand. Die Dame sah sie zwar noch immer etwas kritisch an, doch sie sagte nichts mehr. „Wir bringen das Beweismaterial ins Büro.“, informierte Aeneas seinen Arbeitskollegen und verliess dann mit Kiki den Ort des Geschehens. „Am besten nehmen wir eher die ruhigeren Strassen, was?“, schlug er vor. Je weniger Leuten sie begegneten, desto besser. „Hey, Knirps? Alles in Ordnung da drin?“, wollte er von dem Drachen wissen.
Charmant konnten sie beide sein, die McGonagall-Zwillinge mit denen Kiki schon in der Schule einen Gutteil ihrer Zeit verbracht hatte, sie redeten sich elegant aus den meisten Untaten heraus und wickelten Leute leicht um den Finger. Vielleicht interpretierte sie genau deshalb bewusst nie zu viel in solche dezenten Schäkereien hinein, weil es das noch schwieriger machte. „Er packt das schon.“, meinte Kiki zuversichtlich. Sie musste immerhin an den Knirps glauben, manchmal funktionierte es, wenn man das nur fest genug tat.
„Herzlichen Glückwünsch.“, bestätigte sie das neue Familienmitglied. In ein, zwei Wochen konnte sie ihn sicher zu den anderen kleinen Drachen lassen, wenn er groß genug war, um sich ein bisschen durchzusetzen, aber da konnte sie ja vorher in aller Ruhe ihren Onkel zu Rate ziehen. Erst einmal mussten sie den Kleinen von den Muggeln fernhalten und in Sicherheit bringen. „Ich bin jetzt keine Expertin im Namensrecht bei Drachen, aber wie wäre es mit einem Doppelnamen? Glaurung Shacklebolt-McGonagall?“ Wahrscheinlich war Aeneas auch beim Unfall-Umkehrkommando besser aufgehoben, aber irgendwie kribbelte der Gedanke, dass sie gemeinsam hätten arbeiten können, so wie früher bei den Streichen mit Corin. Unwirsch schob Kiki das Gefühl beiseite, was war denn nur los mit ihr...
Als sie sich durch die Menge zwängten bewegte sich die kleine Kugel Drache ein bisschen hin und her, kein Wunder bei neuen Gerüchen und vor allem so vielen Stimmen, aber nichts von bedenklicher oder nach außen wahrnehmbarer Dimension. „Ja ist besser wärs.“ Zwar lag London eher ruhig vor ihnen, aber je weniger Muggel sie trafen desto mehr Ruhe hatten sie. Leises Fiepen klang gedämpft durch den Stoff und Kiki schlug die Decke ein wenig beiseite, sodass ihre kostbare Fracht den Kopf herausstecken konnte. „Das hast du fein gemacht. Tapferer kleiner Kerl.“ Mit einem Lächeln kraulte sie Glaurung kurz am Köpfchen. „Jetzt nimmt dich Papa kurz, damit ich mir die Jacke anziehen kann.“ Und ohne weitere Vorwarnung wanderte einmal eingewickelter Drache in Aeneas' Arme, Kiki nahm dafür ihre Drachenlederjacke an sich, ohne war es doch recht frisch im winterlichen England. Es gab elegante Jacken aus diesem Material, mit Stickereien, aber ihre eigene war eher einfach, rau und an den Ellbogen schon etwas abgenutzt, eher locker und reichte bis über ihre Hüften hinab; Arbeitskleidung eben. Den Reißverschluss zog die Drachenzüchterin zu. „Steht dir.“
Aeneas nickte, als Kiki meinte, der Drachenknirps würde es schon packen. Und als sie ihm einen Doppelnamen verlieh, musste er lachen. „Hey, mit DEM Namen MUSS er gross und stark werden. Glaurung Shacklebolt-McGonagall. Das klingt schon fast nach altem Clan-Adel.“ Für den Kleinen war der Name wahrscheinlich eher zweitrangig. „Hören Drachen überhaupt auf ihre Namen?“, wollte er wissen. „Oder geht denen das an ihrem schuppigen Allerwertesten vorbei?“
Zu seiner Erleichterung war der Weg durch die Leute wirklich weniger problematisch als erwartet. Aeneas war nicht einmal sicher, ob sich der Drache überhaupt bewegte. Zumindest war von aussen nichts wahrnehmbar und es drangen auch keine Rauchwolken aus dem Inneren der Deckenkugel. Erst als sie durch die Leute durch waren, schlug Kiki den Deckenzipfel zurück und liess klein Glaurung wieder nach draussen sehen. Sie lobte ihn für seine Ruhe und verfrachtete ihn dann kurzerhand in Aeneas‘ Arme.
Der Schotte sah das Bündel im ersten Moment überrascht an, doch dann kehrte das Lächeln auf sein Gesicht zurück. „Hey, Knirps? Du wirst doch wohl hoffentlich nicht deinen alten Paps ankokeln, oder?“ Mit einem leisen Lachen sah er zu Kiki, als diese meinte, es stehe ihm. „Immerhin habe ich schon mal eine praktische Frisur für sowas.“, gab er zurück und wiegte den kleinen Drachen sachte hin und her. „Ein Drachenmischling... das absolut hippste Accessoir für den modebewussten Zauberer von heute.“, meinte er, hob das Kinn und begann seinen Weg mit einem gezierten Hüftschwung fortzusetzen.
„Nun es zumindest Grünling dabei, also wird er schon sicher ein ordentliches Gerät. Aber auch gut, sonst wäre er vielleicht nicht so gechillt.“ Der gemeine walisische Grünling gehörte zu den friedfertigeren Drachenrassen, er ging im Normalfall nicht auf Menschen los. Aber sie wurden groß, brauchten dann deutlich mehr als die paar Schafhäppchen, dann war das ganze Schaf weg. Und das ging schnell. „Also die kleinen hören durchaus, aber ich glaube eher weil sie ihren Namen für das Essens-Kommando halten.“ Gut, das könnte daran liegen, dass man ihnen den eigenen Namen auch gern beim Fressen erklärte. Zumindest Kiki machte das, unter den Züchtern hatten sie Namen den Vorteil, dass man die Drächlein auseinanderhalten konnte.
Glaurung plante offenbar nicht, seinen Papi anzuzünden, überhaupt sah er nicht aus als hätte er das mit irgendjemandem vor. Der kleine Kopf ging ein bisschen hin und her, er schaute sich um, lauschte nach diesem oder jenen Geräusch. „Stimmt, die richtige Haarpracht hast du, Uriah trägt seine auch so, aber ich fürchte mir steht das nicht.“ Es sähe ziemlich doof aus wahrscheinlich, aber nicht nur das, wenn Kiki ihre Haare so kurz trug konnte jeder die Narbe sehen und ein bisschen Eitelkeit trug sie dann doch in sich. Stattdessen waren die langen braunen Strähnen meistens zusammengebunden oder praktisch geflochten. „Erstklassig, wenn es noch mehr davon gibt, dann quartiere ich mich aber bei euch auf der Couch ein.“, kündigte die junge Hexe lachend an. „Dann kann ich dir wahrscheinlich in jede Nachtschicht nachdackeln.“ Eine.. viel zu schöne Vorstellung, wieder mehr Zeit mit dem Schotten zu verbringen. Aeneas.. ihre Freunde, korrigierte sie sich selbst, fehlten ihr doch ab und an nach sieben Jahren Schule. Mit dem Ellbogen knuffte sie den neuen Trendsetter liebevoll in die Seite und nahm den Glaurung-Decken-Knödel wieder an sich.
„Ein schwarzer, chilliger, grüner Riese wirst du also, hm?“, murmelte Aeneas ruhig und lächelte auf den Drachenwinzling hinunter. „Jetzt bist du aber noch verflixt klein, Würmchen. Aber ordentlich Suppe essen, dann wird das.“ Dass die kleinen Drachen ihren Namen für das Fresskommando hielten, brachte Aeneas zum Grinsen. „Hey, vielleicht lernen sie ja auch unterschiedliche Interpretationen. Du weisst schon... Neas, Aenein, Aeneas Robert McGonagall... die haben alle ganz unterschiedliche Bedeutungen und Warnstufen.“ Der kleine Drache schien sich bei ihrer Plauderei und dem Spaziergang eigentlich ganz wohl zu fühlen und sah sich in der Gegend um. „Das geht bestimmt nicht lange, bis der auf eigenen Beinchen die Umgebung erkunden will.“, meinte Aeneas und strich mit dem Finger sachte über die Kehle des Drachen, der leise gurrte.
Als Kiki zustimmte, dass seine Haarpracht passend sei und ihr Bruder eine ähnliche habe, lächelte er. „Och, es ist praktisch. Einmal mit dem Waschlappen drüber und gut ist. Dir würde sie sicher auch stehen, aber mag deine Haare.“ Dass sie bei einer solchen Mode-Neuheit dabei sein müsste, liess Aeneas lachen. „Feuerspeiender Schulterschmuck.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Erinnerst du dich an die Sumpfdrachen bei den Pratchett-Büchern? Lady Sibyl meint da ja auch, dass Schulterhocker zwar eine nette Idee, aber unpraktisch seien. Irgendwann müssen die ja auch mal kacken.“ Er gab den kleinen Drachen-Decken-Ball nur widerstrebend wieder aus seinen Armen, als Kiki ihn zurücknahm. „Wenn du dafür öfter bei mir wärst, wäre das die Sache allerdings schon wieder wert.“ Er blinzelte ihr fröhlich zu und deutete dann eine Seitenstrasse hinunter. "Dort drüben hat es einen Seiteneingang. Ich glaube, es wäre nicht das Dümmste, dort lang zu gehen. Weniger Zeugen, weniger Fragen..."
„Zumindest wahrscheinlich... was da noch so rauskommt. Mein Onkel kann sicher sagen, was da noch dabei ist.“ *Es gab immer wieder so kleine Mischlinge, an sich keine Seltenheit, aber bei dem hier konnte Kiki nicht so recht einschätzen, welche Sorge den Knirps schwarz färbte. Aber sie konnte im Halbdunkel nicht genug erkennen, um sich sicher zu sein. War ja auch absolut sekundär, dem kleinen ging es gut, das war wichtiger. „Das heißt, wenn er Blödsinn macht, dann rufe ich ihn Glaurung Robert Shacklebolt-McGonagall?“, erkundigte sie sich fragend nach den Hilfsmitteln von Mutter McGonagall. Vor ihr hatte Kiki einen Heidenrespekt und in Tomatin auch nur wenig Unsinn gemacht. Geplant, ja, durchgeführt nie.. okay selten. Aber oft waren sie ja auch nur im Obergeschoss herumgelegen und hatten DVDs angeschaut (mit leckeren Kleinigkeiten von Nadja).
„Feuerspeiender Schulterschmuck, dann können wir alle Überstunden machen.“ Zwar hatte Kiki als Drachenzüchterin jene wirklich regelmäßigen Arbeitszeiten, wohl auch weil sie bei ihrer Familie lernte, aber sie arbeitete auch gern und so viel mehr Stunden würde sie schon nicht arbeiten. Dafür gab es ja auch Nachmittage wo sie kaum zu tun hatte. „Dunkel, ja. Aber ich glaube, dass ein Drachen-Häufchen das geringste Problem ist, eher, dass die Deko ihrem Besitzer das Ohr abknuspern.“ Mit einem Nicken bog die junge Hexe in die vorgeschlagene Gasse ab, während sie Glaurung ein ihren Armen ein wenig richtete, der sich mit seinem Köpfchen unter ihr Kinn schmiegte. „Wir hätten ja eine WG gründen können, aber neiiiiin... ihr wolltet alleine wohnen.“, alberte sie, um die Verlegenheit zu überspielen. Wollte Aeneas wirklich mehr Zeit mit ihr verbringen, oder sprach er von ihm und Corin oder redete er einfach nur irgendwas? Kurz schwieg sie verunsichert, dann beschloss sie, es einfach drauf anzulegen. Keine große Sache neutral gesehen, aber Kiki musste dazu trotzdem über ihren Schatten springen. „Du kannst mich ja einladen, du hast ja mein Wizzy. Oder uns besuchen kommen. Solltest du wirklich sooolche Sehnsucht haben.“
Aeneas nickte, als Kiki erklärte, ihr Onkel könne sicher mehr zu den Eltern des kleinen Drachen sagen. „Hältst du mich auf dem Laufenden? Irgendwie... fühle ich mich schon bisschen verantwortlich für unseren Winzling hier.“ Als Kiki dann aber den vollen Namen des Drachen aussprach, musste Aeneas lachen. „Robert? Ernsthaft? Das arme Wesen. Hey, diese Namenskombination hat sogar bei Corin und mir gewirkt. Bei einem Drachen stehen die Chancen also auch gut.“ Er konnte sich schon vorstellen, wie Kiki den Namen des Drachen über das Gelände brüllte und ein Riesenvieh von Drache den Kopf einzog.
Dass ein Schulterdrache nicht die beste aller Ideen war, das unterschrieb ja auch Aeneas. Dennoch hielt er dagegen, schon um Lady Sybil zu verteidigen. „Na, deswegen werden Schulterhocker ja auch speziell trainiert und erzogen. Die knabbern eben nicht am Ohr.“, erklärte er. „Aber für kleine Drachen müssen sie trotzdem auch mal und ein Drache mit Windel... das geht gar nicht.“ Er schüttelte den Kopf.
Bei der Erwähnung der WG, lächelte Aeneas etwas verlegen. „Hey... du warst es doch, die gesagt hat, dass eine Bude näher an den Drachen sinnvoller sei.“, gab er zurück. Er schmunzelte, als er sah, wie der kleine Drache Kikis Nähe suchte. Der Knirps hatte ja so recht. Als Kiki dann aber meinte, er könne sie ja einladen oder sie besuchen kommen, leuchteten seine Augen auf. „Klar, das wäre toll. Wir sehen uns wirklich viel zu selten.“, stimmte er zu. „Ausserdem muss ich doch unseren Sohnemann hier im Auge behalten.“ Ein Impuls aus seinem Unterbewusstsein stiess etwas in seinem Verstand an, das wiederum einen Schutzreflex auslöste und das Gefühl zurück auf seinen Platz verbannte. „Corin würde sich sicher auch freuen, dich mal wieder zu sehen.“, fügte er hinzu, doch dieses Mal, war in seinem Lächeln eine Spur Verlegenheit zu finden. Zum Glück erreichten sie in diesem Moment den Eingang zum Ministerium. Er öffnete die Tür mit einem Zauber und hielt sie für Kiki auf. Es war nur ein kurzes Stück bis zu den Fahrstühlen, aber um diese Zeit war die Chance, keinem über den Weg zu laufen, der reden oder fragen wollte, recht hoch.Tatsächlich kamen sie ungestört zur Bürotür des Katastrophenteams an.
Auf der Tür prangte ein Gesicht aus Messing, das an eine Kreuzung aus Delphin und Löwe erinnerte. Aenesas berührte es mit dem Zauberstab, woraufhin dieser in Bewegung geriet. "Wer bist du?“, wollte es wissen. „Ich bin der Geist, der stets verneint.“, antwortete Aeneas. „Und das mit Recht.“, fügte das Gesicht hinzu und grinste. „Dir ist wohl langweilig, was?“, meinte Aeneas mit einem Lachen und schob Kiki samt Drache in das Büro.